Man hat auch Monochorde, die durch Gewichte gespannt werden können. Der Name Sonometer, den Einige dem Monochord geben, ist halb lateinisch und halb griechisch; schicklicher würde man Tonometer sagen. Die Alten nannten die einzige Saite dieses Tonmaaßes den Canon.
Das Tonsystem der Griechen war von anderer Beschaffenheit. Der Tradition zufolge soll Merkur zuerst aus vier zwischen zwo Stierhörner gespannten Saiten die Lyra gebildet haben, welche nur die vier Töne hatte, die wir etwa jetzt A, d, e, a nennen. Dieses System enthielt nur zwo Quarten A--d, c--a, und zwo Quinten A--e, d--a. Nach und nach vermehrte man die Saiten bis auf acht, womit es vermuthlich so zugieng. Man fiel zuerst darauf, auch dem Tone d seine Quarte g zu geben; und dem Tone e die Unterquarte B zuzuordnen. So entstanden vier in einander geschobene Quarten (Tetrachorde). Wollte man noch dem Tone g seine Quarte --c geben, so gieng diese zwar schon über die ursprüngliche Octave A--a hinaus; man konnte aber die Unteroctave derselben c dem Systeme beyfügen, und nun noch die Quarte von dieser f hinzusetzen. So entsprang aus den zwo ersten Quarten, blos durch das Verhältniß 3 : 4, folgendes System von acht Saiten,
A
B
c
d
e
f
g
a
1
8/9
(27/32)
3/4
2/3
(81/128)
(9/16)
1/2
worinn, bey der Fortsetzung durch die folgenden Octaven jeder Ton seine reine Ober- und Unterquarte hat, das einzige f ausgenommen, dem seine Oberquarte 3/4· (81/128)=(243/512) fehlt. Diese ward zwar hernach noch eingeführt, und in die erste Octave mit dem Verhältnisse (243/256) heruntergetragen: aber die Saite bekam keinen neuen Namen, sondern ward von den neuern als B angesehen, dagegen das ehemalige B nunmehr mit B
[Abbildung]
bezeichnet ward, wofür in der Folge H gesetzt worden ist.
Fängt man dieses alte Tonsystem nach jetziger Art von C an (welchem Tone oben (27/16) zugehört), so sind alle vorige
Man hat auch Monochorde, die durch Gewichte geſpannt werden koͤnnen. Der Name Sonometer, den Einige dem Monochord geben, iſt halb lateiniſch und halb griechiſch; ſchicklicher wuͤrde man Tonometer ſagen. Die Alten nannten die einzige Saite dieſes Tonmaaßes den Canon.
Das Tonſyſtem der Griechen war von anderer Beſchaffenheit. Der Tradition zufolge ſoll Merkur zuerſt aus vier zwiſchen zwo Stierhoͤrner geſpannten Saiten die Lyra gebildet haben, welche nur die vier Toͤne hatte, die wir etwa jetzt A, d, e, a nennen. Dieſes Syſtem enthielt nur zwo Quarten A—d, c—a, und zwo Quinten A—e, d—a. Nach und nach vermehrte man die Saiten bis auf acht, womit es vermuthlich ſo zugieng. Man fiel zuerſt darauf, auch dem Tone d ſeine Quarte g zu geben; und dem Tone e die Unterquarte B zuzuordnen. So entſtanden vier in einander geſchobene Quarten (Tetrachorde). Wollte man noch dem Tone g ſeine Quarte —c geben, ſo gieng dieſe zwar ſchon uͤber die urſpruͤngliche Octave A—a hinaus; man konnte aber die Unteroctave derſelben c dem Syſteme beyfuͤgen, und nun noch die Quarte von dieſer f hinzuſetzen. So entſprang aus den zwo erſten Quarten, blos durch das Verhaͤltniß 3 : 4, folgendes Syſtem von acht Saiten,
A
B
c
d
e
f
g
a
1
8/9
(27/32)
3/4
2/3
(81/128)
(9/16)
1/2
worinn, bey der Fortſetzung durch die folgenden Octaven jeder Ton ſeine reine Ober- und Unterquarte hat, das einzige f ausgenommen, dem ſeine Oberquarte 3/4· (81/128)=(243/512) fehlt. Dieſe ward zwar hernach noch eingefuͤhrt, und in die erſte Octave mit dem Verhaͤltniſſe (243/256) heruntergetragen: aber die Saite bekam keinen neuen Namen, ſondern ward von den neuern als B angeſehen, dagegen das ehemalige B nunmehr mit B
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bezeichnet ward, wofuͤr in der Folge H geſetzt worden iſt.
Faͤngt man dieſes alte Tonſyſtem nach jetziger Art von C an (welchem Tone oben (27/16) zugehoͤrt), ſo ſind alle vorige
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Man hat auch Monochorde, die durch Gewichte geſpannt werden koͤnnen. Der Name Sonometer, den Einige dem Monochord geben, iſt halb lateiniſch und halb griechiſch; ſchicklicher wuͤrde man Tonometer ſagen. Die Alten nannten die einzige Saite dieſes Tonmaaßes den Canon.
Das Tonſyſtem der Griechen war von anderer Beſchaffenheit. Der Tradition zufolge ſoll Merkur zuerſt aus vier zwiſchen zwo Stierhoͤrner geſpannten Saiten die Lyra gebildet haben, welche nur die vier Toͤne hatte, die wir etwa jetzt A, d, e, a nennen. Dieſes Syſtem enthielt nur zwo Quarten A—d, c—a, und zwo Quinten A—e, d—a. Nach und nach vermehrte man die Saiten bis auf acht, womit es vermuthlich ſo zugieng. Man fiel zuerſt darauf, auch dem Tone d ſeine Quarte g zu geben; und dem Tone e die Unterquarte B zuzuordnen. So entſtanden vier in einander geſchobene Quarten (Tetrachorde). Wollte man noch dem Tone g ſeine Quarte —c geben, ſo gieng dieſe zwar ſchon uͤber die urſpruͤngliche Octave A—a hinaus; man konnte aber die Unteroctave derſelben c dem Syſteme beyfuͤgen, und nun noch die Quarte von dieſer f hinzuſetzen. So entſprang aus den zwo erſten Quarten, blos durch das Verhaͤltniß 3 : 4, folgendes Syſtem von acht Saiten, A B c d e f g a
1 8/9 (27/32) 3/4 2/3 (81/128) (9/16) 1/2
worinn, bey der Fortſetzung durch die folgenden Octaven jeder Ton ſeine reine Ober- und Unterquarte hat, das einzige f ausgenommen, dem ſeine Oberquarte 3/4· (81/128)=(243/512) fehlt. Dieſe ward zwar hernach noch eingefuͤhrt, und in die erſte Octave mit dem Verhaͤltniſſe (243/256) heruntergetragen: aber die Saite bekam keinen neuen Namen, ſondern ward von den neuern als B angeſehen, dagegen das ehemalige B nunmehr mit B
[Abbildung]
bezeichnet ward, wofuͤr in der Folge H geſetzt worden iſt.
Faͤngt man dieſes alte Tonſyſtem nach jetziger Art von C an (welchem Tone oben (27/16) zugehoͤrt), ſo ſind alle vorige
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/392>, abgerufen am 22.11.2024.
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