Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Menge von Quecksilber darinn bleiben werde. Man erwärmt in dieser Absicht das Thermometer mit umgekehrter Röhre ein wenig in der Hand, so daß ein Tropfen Quecksilber herausgeht, und beym Erkalten am obern Ende ein kleiner Raum leer bleibt. Hierauf wird dieses Ende an der Lampe in eine feine, jetzt noch ofne, Spitze ausgezogen. Man bringt nun alles nach und nach in siedendes Wasser, damit das überflüßige Quecksilber langsam herausgehe. Wenn nichts mehr ausläuft, wird es, so schnell als möglich, abgetrocknet, und die Kugel auf glühende Kohlen gebracht, bis noch einige Tropfen herausgehen, welche in der Röhre so viel Grade einnehmen würden, als noch über den Siedpunkt kommen sollen. Alsdann wird die Spitze durch die darangebrachte Flamme der Lampe augenblicklich zugeschmolzen.

Man untersucht noch, ob etwa nun zu wenig Quecksilber in der Röhre sey, indem man alles in zergehendes Eis setzt, und bemerkt, ob der Eispunkt hoch genug fällt, um noch so viel Graden, als man unter ihm haben will, Raum zu verstatten. Steht der Eispunkt zu tief, so muß die Spitze wieder abgebrochen, die Papierröhre wieder aufgesetzt, und nach der im Vorigen beschriebnen Methode etwas mehr Quecksilber hinzugebracht werden, welches gar viel Vorsicht und Fertigkeit erfordert.

Ist endlich die Menge des Quecksilbers hinreichend, so läßt man das Quecksilber über Kohlen bis ganz hinauf steigen, schmelzt die ganze Spitze ab, und verschließt die Röhre so, daß das obere Ende etwas stark an Glase wird. Auf diese Art wird das Thermometer luftleer, das Quecksilber schlägt beym Umkehren heftig an das verschloßne Ende, und theilt sich, wenn es gut gekocht ist, selbst beym stärksten Schütteln, nicht.

Erst, wenn die Röhre völlig zugeschmolzen ist, bestimmt man auf die im Vorigen gelehrte Art beyde feste Punkte, und bezeichnet sie mit feinen Fäden, die mit Gummiwasser befestiget werden. Der Siedpunkt wird zuerst bestimmt, damit sich der Faden am Eispunkte im Wasser nicht wieder verschiebe.


Menge von Queckſilber darinn bleiben werde. Man erwaͤrmt in dieſer Abſicht das Thermometer mit umgekehrter Roͤhre ein wenig in der Hand, ſo daß ein Tropfen Queckſilber herausgeht, und beym Erkalten am obern Ende ein kleiner Raum leer bleibt. Hierauf wird dieſes Ende an der Lampe in eine feine, jetzt noch ofne, Spitze ausgezogen. Man bringt nun alles nach und nach in ſiedendes Waſſer, damit das uͤberfluͤßige Queckſilber langſam herausgehe. Wenn nichts mehr auslaͤuft, wird es, ſo ſchnell als moͤglich, abgetrocknet, und die Kugel auf gluͤhende Kohlen gebracht, bis noch einige Tropfen herausgehen, welche in der Roͤhre ſo viel Grade einnehmen wuͤrden, als noch uͤber den Siedpunkt kommen ſollen. Alsdann wird die Spitze durch die darangebrachte Flamme der Lampe augenblicklich zugeſchmolzen.

Man unterſucht noch, ob etwa nun zu wenig Queckſilber in der Roͤhre ſey, indem man alles in zergehendes Eis ſetzt, und bemerkt, ob der Eispunkt hoch genug faͤllt, um noch ſo viel Graden, als man unter ihm haben will, Raum zu verſtatten. Steht der Eispunkt zu tief, ſo muß die Spitze wieder abgebrochen, die Papierroͤhre wieder aufgeſetzt, und nach der im Vorigen beſchriebnen Methode etwas mehr Queckſilber hinzugebracht werden, welches gar viel Vorſicht und Fertigkeit erfordert.

Iſt endlich die Menge des Queckſilbers hinreichend, ſo laͤßt man das Queckſilber uͤber Kohlen bis ganz hinauf ſteigen, ſchmelzt die ganze Spitze ab, und verſchließt die Roͤhre ſo, daß das obere Ende etwas ſtark an Glaſe wird. Auf dieſe Art wird das Thermometer luftleer, das Queckſilber ſchlaͤgt beym Umkehren heftig an das verſchloßne Ende, und theilt ſich, wenn es gut gekocht iſt, ſelbſt beym ſtaͤrkſten Schuͤtteln, nicht.

Erſt, wenn die Roͤhre voͤllig zugeſchmolzen iſt, beſtimmt man auf die im Vorigen gelehrte Art beyde feſte Punkte, und bezeichnet ſie mit feinen Faͤden, die mit Gummiwaſſer befeſtiget werden. Der Siedpunkt wird zuerſt beſtimmt, damit ſich der Faden am Eispunkte im Waſſer nicht wieder verſchiebe.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0361" xml:id="P.4.351" n="351"/><lb/>
Menge von Queck&#x017F;ilber darinn bleiben werde. Man erwa&#x0364;rmt in die&#x017F;er Ab&#x017F;icht das Thermometer mit umgekehrter Ro&#x0364;hre ein wenig in der Hand, &#x017F;o daß ein Tropfen Queck&#x017F;ilber herausgeht, und beym Erkalten am obern Ende ein kleiner Raum leer bleibt. Hierauf wird die&#x017F;es Ende an der Lampe in eine feine, jetzt noch ofne, Spitze ausgezogen. Man bringt nun alles nach und nach in &#x017F;iedendes Wa&#x017F;&#x017F;er, damit das u&#x0364;berflu&#x0364;ßige Queck&#x017F;ilber lang&#x017F;am herausgehe. Wenn nichts mehr ausla&#x0364;uft, wird es, &#x017F;o &#x017F;chnell als mo&#x0364;glich, abgetrocknet, und die Kugel auf glu&#x0364;hende Kohlen gebracht, bis noch einige Tropfen herausgehen, welche in der Ro&#x0364;hre &#x017F;o viel Grade einnehmen wu&#x0364;rden, als noch u&#x0364;ber den Siedpunkt kommen &#x017F;ollen. Alsdann wird die Spitze durch die darangebrachte Flamme der Lampe augenblicklich zuge&#x017F;chmolzen.</p>
            <p>Man unter&#x017F;ucht noch, ob etwa nun zu wenig Queck&#x017F;ilber in der Ro&#x0364;hre &#x017F;ey, indem man alles in zergehendes Eis &#x017F;etzt, und bemerkt, ob der Eispunkt hoch genug fa&#x0364;llt, um noch &#x017F;o viel Graden, als man unter ihm haben will, Raum zu ver&#x017F;tatten. Steht der Eispunkt zu tief, &#x017F;o muß die Spitze wieder abgebrochen, die Papierro&#x0364;hre wieder aufge&#x017F;etzt, und nach der im Vorigen be&#x017F;chriebnen Methode etwas mehr Queck&#x017F;ilber hinzugebracht werden, welches gar viel Vor&#x017F;icht und Fertigkeit erfordert.</p>
            <p>I&#x017F;t endlich die Menge des Queck&#x017F;ilbers hinreichend, &#x017F;o la&#x0364;ßt man das Queck&#x017F;ilber u&#x0364;ber Kohlen bis ganz hinauf &#x017F;teigen, &#x017F;chmelzt die ganze Spitze ab, und ver&#x017F;chließt die Ro&#x0364;hre &#x017F;o, daß das obere Ende etwas &#x017F;tark an Gla&#x017F;e wird. Auf die&#x017F;e Art wird das Thermometer <hi rendition="#b">luftleer,</hi> das Queck&#x017F;ilber &#x017F;chla&#x0364;gt beym Umkehren heftig an das ver&#x017F;chloßne Ende, und theilt &#x017F;ich, wenn es gut gekocht i&#x017F;t, &#x017F;elb&#x017F;t beym &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten Schu&#x0364;tteln, nicht.</p>
            <p>Er&#x017F;t, wenn die Ro&#x0364;hre vo&#x0364;llig zuge&#x017F;chmolzen i&#x017F;t, be&#x017F;timmt man auf die im Vorigen gelehrte Art beyde fe&#x017F;te Punkte, und bezeichnet &#x017F;ie mit feinen Fa&#x0364;den, die mit Gummiwa&#x017F;&#x017F;er befe&#x017F;tiget werden. Der Siedpunkt wird zuer&#x017F;t be&#x017F;timmt, damit &#x017F;ich der Faden am Eispunkte im Wa&#x017F;&#x017F;er nicht wieder ver&#x017F;chiebe.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[351/0361] Menge von Queckſilber darinn bleiben werde. Man erwaͤrmt in dieſer Abſicht das Thermometer mit umgekehrter Roͤhre ein wenig in der Hand, ſo daß ein Tropfen Queckſilber herausgeht, und beym Erkalten am obern Ende ein kleiner Raum leer bleibt. Hierauf wird dieſes Ende an der Lampe in eine feine, jetzt noch ofne, Spitze ausgezogen. Man bringt nun alles nach und nach in ſiedendes Waſſer, damit das uͤberfluͤßige Queckſilber langſam herausgehe. Wenn nichts mehr auslaͤuft, wird es, ſo ſchnell als moͤglich, abgetrocknet, und die Kugel auf gluͤhende Kohlen gebracht, bis noch einige Tropfen herausgehen, welche in der Roͤhre ſo viel Grade einnehmen wuͤrden, als noch uͤber den Siedpunkt kommen ſollen. Alsdann wird die Spitze durch die darangebrachte Flamme der Lampe augenblicklich zugeſchmolzen. Man unterſucht noch, ob etwa nun zu wenig Queckſilber in der Roͤhre ſey, indem man alles in zergehendes Eis ſetzt, und bemerkt, ob der Eispunkt hoch genug faͤllt, um noch ſo viel Graden, als man unter ihm haben will, Raum zu verſtatten. Steht der Eispunkt zu tief, ſo muß die Spitze wieder abgebrochen, die Papierroͤhre wieder aufgeſetzt, und nach der im Vorigen beſchriebnen Methode etwas mehr Queckſilber hinzugebracht werden, welches gar viel Vorſicht und Fertigkeit erfordert. Iſt endlich die Menge des Queckſilbers hinreichend, ſo laͤßt man das Queckſilber uͤber Kohlen bis ganz hinauf ſteigen, ſchmelzt die ganze Spitze ab, und verſchließt die Roͤhre ſo, daß das obere Ende etwas ſtark an Glaſe wird. Auf dieſe Art wird das Thermometer luftleer, das Queckſilber ſchlaͤgt beym Umkehren heftig an das verſchloßne Ende, und theilt ſich, wenn es gut gekocht iſt, ſelbſt beym ſtaͤrkſten Schuͤtteln, nicht. Erſt, wenn die Roͤhre voͤllig zugeſchmolzen iſt, beſtimmt man auf die im Vorigen gelehrte Art beyde feſte Punkte, und bezeichnet ſie mit feinen Faͤden, die mit Gummiwaſſer befeſtiget werden. Der Siedpunkt wird zuerſt beſtimmt, damit ſich der Faden am Eispunkte im Waſſer nicht wieder verſchiebe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/361
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/361>, abgerufen am 13.05.2024.