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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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und ihr Durchmesser oder ihre Weite im Lichten=d, gegeben seyn. Alsdann ist nach den Sätzen der Geometrie woraus man die Cubikwurzel ziehen muß, um x, den Durchmesser der Kugel, zu haben.

Herr de Lüc (Unters. über die Atm. B. I. der Uebers. S. 611.) theilt eine Formel von Durand mit, welche weit unbequemer ausgedrückt, und dennoch nur für die Fälle richtig ist, wo n = a + m, oder wo keine Grade über dem Siedpunkte verlangt werden. In diesem Beyspiele sollen 20 Grade unter dem Eispunkte seyn, daher R : K = 100 : 80. 64 -- 20 = 1 : 51. Die Länge der Röhre sey 107 Lin., die Weite im Lichten 1/4 Lin., so wird 3/2ld= 3/2 (107/16) = (10 1/32). Also x = 51. (10 1/32), d. i. fast 512, woraus die Cubikwurzel 8 den Durchmesser der Kugel = 8 Lin. giebt.

Die Praktiker machen jedoch wenig Gebrauch von solchen Regeln, weil es schwer ist, den Durchmesser der engen Röhre recht genau abzumessen. De Lüc sagt, einige Uebung gebe schon Fertigkeit, die schickliche Größe der Kugel, auch ohne Rechnung, zu treffen. Luz räth an, eine Menge Kugeln in Bereitschaft zu halten, und an jeder zu bemerken, wie viel Quecksilber dem Gewichte nach hinein gehe. Wenn man alsdann das Verhältniß R : K aus irgend einer Regel oder Formel gefunden hat, so kan man die Röhre erstlich leer, und dann voll Quecksilber abwiegen. Man findet dadurch, wie viel Quecksilber in die Röhre geht, berechnet nun aus R : K, wie viel in die Kugeln gehen muß, sucht sich aus den fertigen Kugeln diejenige aus, die so viel fasset, und schmelzt entweder diese selbst an die Röhre an, oder bläset die neue nach ihrer Größe, vermittelst einer in ein Kartenblatt geschnittenen Lehre.

Das Füllen der Quecksilberthermometer ist eine sehr mühsame Arbeit. Man muß zusörderst die Röhre wohl


und ihr Durchmeſſer oder ihre Weite im Lichten=d, gegeben ſeyn. Alsdann iſt nach den Saͤtzen der Geometrie woraus man die Cubikwurzel ziehen muß, um x, den Durchmeſſer der Kugel, zu haben.

Herr de Luͤc (Unterſ. uͤber die Atm. B. I. der Ueberſ. S. 611.) theilt eine Formel von Durand mit, welche weit unbequemer ausgedruͤckt, und dennoch nur fuͤr die Faͤlle richtig iſt, wo n = a + m, oder wo keine Grade uͤber dem Siedpunkte verlangt werden. In dieſem Beyſpiele ſollen 20 Grade unter dem Eispunkte ſeyn, daher R : K = 100 : 80. 64 — 20 = 1 : 51. Die Laͤnge der Roͤhre ſey 107 Lin., die Weite im Lichten 1/4 Lin., ſo wird 3/2ld= 3/2 (107/16) = (10 1/32). Alſo x = 51. (10 1/32), d. i. faſt 512, woraus die Cubikwurzel 8 den Durchmeſſer der Kugel = 8 Lin. giebt.

Die Praktiker machen jedoch wenig Gebrauch von ſolchen Regeln, weil es ſchwer iſt, den Durchmeſſer der engen Roͤhre recht genau abzumeſſen. De Luͤc ſagt, einige Uebung gebe ſchon Fertigkeit, die ſchickliche Groͤße der Kugel, auch ohne Rechnung, zu treffen. Luz raͤth an, eine Menge Kugeln in Bereitſchaft zu halten, und an jeder zu bemerken, wie viel Queckſilber dem Gewichte nach hinein gehe. Wenn man alsdann das Verhaͤltniß R : K aus irgend einer Regel oder Formel gefunden hat, ſo kan man die Roͤhre erſtlich leer, und dann voll Queckſilber abwiegen. Man findet dadurch, wie viel Queckſilber in die Roͤhre geht, berechnet nun aus R : K, wie viel in die Kugeln gehen muß, ſucht ſich aus den fertigen Kugeln diejenige aus, die ſo viel faſſet, und ſchmelzt entweder dieſe ſelbſt an die Roͤhre an, oder blaͤſet die neue nach ihrer Groͤße, vermittelſt einer in ein Kartenblatt geſchnittenen Lehre.

Das Fuͤllen der Queckſilberthermometer iſt eine ſehr muͤhſame Arbeit. Man muß zuſoͤrderſt die Roͤhre wohl

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[348/0358] und ihr Durchmeſſer oder ihre Weite im Lichten=d, gegeben ſeyn. Alsdann iſt nach den Saͤtzen der Geometrie woraus man die Cubikwurzel ziehen muß, um x, den Durchmeſſer der Kugel, zu haben. Herr de Luͤc (Unterſ. uͤber die Atm. B. I. der Ueberſ. S. 611.) theilt eine Formel von Durand mit, welche weit unbequemer ausgedruͤckt, und dennoch nur fuͤr die Faͤlle richtig iſt, wo n = a + m, oder wo keine Grade uͤber dem Siedpunkte verlangt werden. In dieſem Beyſpiele ſollen 20 Grade unter dem Eispunkte ſeyn, daher R : K = 100 : 80. 64 — 20 = 1 : 51. Die Laͤnge der Roͤhre ſey 107 Lin., die Weite im Lichten 1/4 Lin., ſo wird 3/2ld= 3/2 (107/16) = (10 1/32). Alſo x = 51. (10 1/32), d. i. faſt 512, woraus die Cubikwurzel 8 den Durchmeſſer der Kugel = 8 Lin. giebt. Die Praktiker machen jedoch wenig Gebrauch von ſolchen Regeln, weil es ſchwer iſt, den Durchmeſſer der engen Roͤhre recht genau abzumeſſen. De Luͤc ſagt, einige Uebung gebe ſchon Fertigkeit, die ſchickliche Groͤße der Kugel, auch ohne Rechnung, zu treffen. Luz raͤth an, eine Menge Kugeln in Bereitſchaft zu halten, und an jeder zu bemerken, wie viel Queckſilber dem Gewichte nach hinein gehe. Wenn man alsdann das Verhaͤltniß R : K aus irgend einer Regel oder Formel gefunden hat, ſo kan man die Roͤhre erſtlich leer, und dann voll Queckſilber abwiegen. Man findet dadurch, wie viel Queckſilber in die Roͤhre geht, berechnet nun aus R : K, wie viel in die Kugeln gehen muß, ſucht ſich aus den fertigen Kugeln diejenige aus, die ſo viel faſſet, und ſchmelzt entweder dieſe ſelbſt an die Roͤhre an, oder blaͤſet die neue nach ihrer Groͤße, vermittelſt einer in ein Kartenblatt geſchnittenen Lehre. Das Fuͤllen der Queckſilberthermometer iſt eine ſehr muͤhſame Arbeit. Man muß zuſoͤrderſt die Roͤhre wohl

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/358>, abgerufen am 13.05.2024.