Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Die erste Arbeit ist nun das Anblasen eines Gefäßes. Kugeln lassen sich leichter und schicklicher anpassen, als Cylinder; man hat aber die letztern angerühmt, weil sie mehr Fläche haben, und daher die Empfindlichkeit vergrößern. Doch werden Kugeln, die nur nicht allzugroß sind, immer empfindlich genug seyn. Luz bemerkt, er habe Weingeistthermometer mit Cylindern, wegen der allzu großen Empfindlichkeit, nie dahin bringen können, daß sie die Hitze des siedenden Wassers ausgehalten hätten. Magellan (Beschreibung neuer Barometer; a. d. Engl. Leipzig, 1782. 8.) schlägt die Gestalt ABDE, Taf. XXIV. Fig. 51. vor, die leicht zu erhalten ist, wenn man die Seite C der angeschmolzenen Kugel ABDC glühend macht, und die Luft mit dem Munde aus der Röhre zieht, wodurch ACD eingedrückt, und in die Lage AED gebracht wird. Aber das Saugen bringt Feuchtigkeit in die Röhre, und der Inhalt solcher Gefäße ist schwer zu bestimmen. Man bleibt also billig bey der Kugelgestalt. Das Vornehmste hiebey ist, die schickliche Größe des Gefäßes auszumachen. Luz giebt die Regel, wenn ein Quecksilberthermometer vom Siedpunkte bis--30 Grad nach Reaum. reichen solle, so müsse der Inhalt der Kugel K, 47 mal den Inhalt der Röhre R ausmachen, oder K = 47 R seyn. Solle es aber von der Hitze des kochenden Quecksilbers bis -- 30 Grad gehen, so sey K=18 R. Folgende Regel ist allgemein und genauer. Es dehne sich die Materie des Thermometers vom Eispunkte bis zum Siedpunkte um 1/c ihres Volumens aus, und dieser Fundamentalabstand halte a Grade. Soll nun die Röhre solcher Grade überhaupt n fassen, und sollen deren m unter den Eispunkt fallen, so verhält sich der Röhre ganzer Inhalt R, zu dem Inhalte des Theils, der zwischen der Kugel
Die erſte Arbeit iſt nun das Anblaſen eines Gefaͤßes. Kugeln laſſen ſich leichter und ſchicklicher anpaſſen, als Cylinder; man hat aber die letztern angeruͤhmt, weil ſie mehr Flaͤche haben, und daher die Empfindlichkeit vergroͤßern. Doch werden Kugeln, die nur nicht allzugroß ſind, immer empfindlich genug ſeyn. Luz bemerkt, er habe Weingeiſtthermometer mit Cylindern, wegen der allzu großen Empfindlichkeit, nie dahin bringen koͤnnen, daß ſie die Hitze des ſiedenden Waſſers ausgehalten haͤtten. Magellan (Beſchreibung neuer Barometer; a. d. Engl. Leipzig, 1782. 8.) ſchlaͤgt die Geſtalt ABDE, Taf. XXIV. Fig. 51. vor, die leicht zu erhalten iſt, wenn man die Seite C der angeſchmolzenen Kugel ABDC gluͤhend macht, und die Luft mit dem Munde aus der Roͤhre zieht, wodurch ACD eingedruͤckt, und in die Lage AED gebracht wird. Aber das Saugen bringt Feuchtigkeit in die Roͤhre, und der Inhalt ſolcher Gefaͤße iſt ſchwer zu beſtimmen. Man bleibt alſo billig bey der Kugelgeſtalt. Das Vornehmſte hiebey iſt, die ſchickliche Groͤße des Gefaͤßes auszumachen. Luz giebt die Regel, wenn ein Queckſilberthermometer vom Siedpunkte bis—30 Grad nach Reaum. reichen ſolle, ſo muͤſſe der Inhalt der Kugel K, 47 mal den Inhalt der Roͤhre R ausmachen, oder K = 47 R ſeyn. Solle es aber von der Hitze des kochenden Queckſilbers bis — 30 Grad gehen, ſo ſey K=18 R. Folgende Regel iſt allgemein und genauer. Es dehne ſich die Materie des Thermometers vom Eispunkte bis zum Siedpunkte um 1/c ihres Volumens aus, und dieſer Fundamentalabſtand halte a Grade. Soll nun die Roͤhre ſolcher Grade uͤberhaupt n faſſen, und ſollen deren m unter den Eispunkt fallen, ſo verhaͤlt ſich der Roͤhre ganzer Inhalt R, zu dem Inhalte des Theils, der zwiſchen der Kugel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0356" xml:id="P.4.346" n="346"/><lb/> Abſichten, welche mehr oder groͤßere Grade faſſen ſollen, muͤſſen freylich laͤngere Roͤhren haben.</p> <p>Die erſte Arbeit iſt nun das Anblaſen eines Gefaͤßes. <hi rendition="#b">Kugeln</hi> laſſen ſich leichter und ſchicklicher anpaſſen, als <hi rendition="#b">Cylinder;</hi> man hat aber die letztern angeruͤhmt, weil ſie mehr Flaͤche haben, und daher die Empfindlichkeit vergroͤßern. Doch werden Kugeln, die nur nicht allzugroß ſind, immer empfindlich genug ſeyn. <hi rendition="#b">Luz</hi> bemerkt, er habe Weingeiſtthermometer mit Cylindern, wegen der allzu großen Empfindlichkeit, nie dahin bringen koͤnnen, daß ſie die Hitze des ſiedenden Waſſers ausgehalten haͤtten. <hi rendition="#b">Magellan</hi> (Beſchreibung neuer Barometer; a. d. Engl. Leipzig, 1782. 8.) ſchlaͤgt die Geſtalt <hi rendition="#aq">ABDE,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XXIV.</hi> Fig. 51. vor, die leicht zu erhalten iſt, wenn man die Seite <hi rendition="#aq">C</hi> der angeſchmolzenen Kugel <hi rendition="#aq">ABDC</hi> gluͤhend macht, und die Luft mit dem Munde aus der Roͤhre zieht, wodurch <hi rendition="#aq">ACD</hi> eingedruͤckt, und in die Lage <hi rendition="#aq">AED</hi> gebracht wird. Aber das Saugen bringt Feuchtigkeit in die Roͤhre, und der Inhalt ſolcher Gefaͤße iſt ſchwer zu beſtimmen. Man bleibt alſo billig bey der Kugelgeſtalt.</p> <p>Das Vornehmſte hiebey iſt, die ſchickliche Groͤße des Gefaͤßes auszumachen. <hi rendition="#b">Luz</hi> giebt die Regel, wenn ein Queckſilberthermometer vom Siedpunkte bis—30 Grad nach Reaum. reichen ſolle, ſo muͤſſe der Inhalt der Kugel <hi rendition="#aq">K, 47</hi> mal den Inhalt der Roͤhre <hi rendition="#aq">R</hi> ausmachen, oder <hi rendition="#aq">K = 47 R</hi> ſeyn. Solle es aber von der Hitze des kochenden Queckſilbers bis — 30 Grad gehen, ſo ſey <hi rendition="#aq">K=18 R.</hi></p> <p>Folgende Regel iſt allgemein und genauer. Es dehne ſich die Materie des Thermometers vom Eispunkte bis zum Siedpunkte um <hi rendition="#aq">1/c</hi> ihres Volumens aus, und dieſer Fundamentalabſtand halte <hi rendition="#aq">a</hi> Grade. Soll nun die Roͤhre ſolcher Grade uͤberhaupt <hi rendition="#aq">n</hi> faſſen, und ſollen deren <hi rendition="#aq">m</hi> unter den Eispunkt fallen, ſo verhaͤlt ſich der Roͤhre ganzer Inhalt <hi rendition="#aq">R,</hi> zu dem Inhalte des Theils, der zwiſchen der Kugel<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [346/0356]
Abſichten, welche mehr oder groͤßere Grade faſſen ſollen, muͤſſen freylich laͤngere Roͤhren haben.
Die erſte Arbeit iſt nun das Anblaſen eines Gefaͤßes. Kugeln laſſen ſich leichter und ſchicklicher anpaſſen, als Cylinder; man hat aber die letztern angeruͤhmt, weil ſie mehr Flaͤche haben, und daher die Empfindlichkeit vergroͤßern. Doch werden Kugeln, die nur nicht allzugroß ſind, immer empfindlich genug ſeyn. Luz bemerkt, er habe Weingeiſtthermometer mit Cylindern, wegen der allzu großen Empfindlichkeit, nie dahin bringen koͤnnen, daß ſie die Hitze des ſiedenden Waſſers ausgehalten haͤtten. Magellan (Beſchreibung neuer Barometer; a. d. Engl. Leipzig, 1782. 8.) ſchlaͤgt die Geſtalt ABDE, Taf. XXIV. Fig. 51. vor, die leicht zu erhalten iſt, wenn man die Seite C der angeſchmolzenen Kugel ABDC gluͤhend macht, und die Luft mit dem Munde aus der Roͤhre zieht, wodurch ACD eingedruͤckt, und in die Lage AED gebracht wird. Aber das Saugen bringt Feuchtigkeit in die Roͤhre, und der Inhalt ſolcher Gefaͤße iſt ſchwer zu beſtimmen. Man bleibt alſo billig bey der Kugelgeſtalt.
Das Vornehmſte hiebey iſt, die ſchickliche Groͤße des Gefaͤßes auszumachen. Luz giebt die Regel, wenn ein Queckſilberthermometer vom Siedpunkte bis—30 Grad nach Reaum. reichen ſolle, ſo muͤſſe der Inhalt der Kugel K, 47 mal den Inhalt der Roͤhre R ausmachen, oder K = 47 R ſeyn. Solle es aber von der Hitze des kochenden Queckſilbers bis — 30 Grad gehen, ſo ſey K=18 R.
Folgende Regel iſt allgemein und genauer. Es dehne ſich die Materie des Thermometers vom Eispunkte bis zum Siedpunkte um 1/c ihres Volumens aus, und dieſer Fundamentalabſtand halte a Grade. Soll nun die Roͤhre ſolcher Grade uͤberhaupt n faſſen, und ſollen deren m unter den Eispunkt fallen, ſo verhaͤlt ſich der Roͤhre ganzer Inhalt R, zu dem Inhalte des Theils, der zwiſchen der Kugel
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