cueil des pieces sur les therm. et barom. a Bale. 1757. 4Mich. du Crest kleine Schriften von den Therm. u. Bar. übers. v. M.J. C. Thenn. 3te Aufl. Augsp. 1770. 8.) entwarf im Jahre 1740 den Plan einer neuen Einrichtung des Weingeistthermometers. Er nahm zwo besondere Materien der Kälte und Wärme an, deren Wirkungen sich im Innern der Erde völlig aufhöben, daher die Temperatur der Erdkugel bey ihm Null wird. Er bemerkte diese Temperatur in den Kellern der pariser Sternwarte, glaubte, sie müsse an allen unterirdischen Orten ebendieselbe seyn, und gab ihr den Namen: Gemäßigt (le tempere). Sein zweyter fester Punkt war die Siedhitze des Wassers. Damit der Weingeist genöthigt würde, diese anzunehmen, ohne daß er herausliefe, ließ er Luft über demselben, und schmolz oben eine kleine Kugel an, damit diese Luft beym höchsten Stande des Weingeists nicht allzusehr zusammengedrückt würde. So half er wirklich einem der grösten Fehler der vorigen Weingeistthermometer ab, in welchen der Liquor weit unter der Siedhitze des Wassers geblieben war. Den Raum zwischen beyden Punkten theilte er in 100 Grade der Wärme, und trug unter die Null gleiche Grade der Kälte.
Alle diese waren Weingeistthermometer. Am Quecksilberthermometer theilte der Prof. Christin zu Lyon den Raum zwischen Eis- und Siedpunkte in 100 gleiche Theile ein, welches viel Bequemlichkeit giebt. Doch scheint Christin nicht sowohl auf die zwey festen Punkte selbst, als auf das Ausdehnungsverhältniß des Quecksilbers gesehen zu haben, welches er zwischen beyden Punkten wie 66: 67 annahm, so daß seine Grade eigentlich 6600theile des ganzen Volumens vorstellen sollen.
Der Professor Celsius in Upsala (Von zween beständigen Graden auf dem Thermom., in schwed. Abhandl. 1742. S. 197.) hält es mit Recht für besser, blos auf zween feste Punkte zu sehen, als auf Ausdehnungsverhältniße Rücksicht zu nehmen, deren genaue Bestimmung so schwer ist, und durch so mancherley Umstände verändert wird, daß man daraus keine allgemeine Norm für alle Thermometer herleiten kan. Er nimmt daher an, auf jedem Thermometer
cueil des pieces ſur les therm. et barom. à Bàle. 1757. 4Mich. du Creſt kleine Schriften von den Therm. u. Bar. uͤberſ. v. M.J. C. Thenn. 3te Aufl. Augſp. 1770. 8.) entwarf im Jahre 1740 den Plan einer neuen Einrichtung des Weingeiſtthermometers. Er nahm zwo beſondere Materien der Kaͤlte und Waͤrme an, deren Wirkungen ſich im Innern der Erde voͤllig aufhoͤben, daher die Temperatur der Erdkugel bey ihm Null wird. Er bemerkte dieſe Temperatur in den Kellern der pariſer Sternwarte, glaubte, ſie muͤſſe an allen unterirdiſchen Orten ebendieſelbe ſeyn, und gab ihr den Namen: Gemaͤßigt (le temperé). Sein zweyter feſter Punkt war die Siedhitze des Waſſers. Damit der Weingeiſt genoͤthigt wuͤrde, dieſe anzunehmen, ohne daß er herausliefe, ließ er Luft uͤber demſelben, und ſchmolz oben eine kleine Kugel an, damit dieſe Luft beym hoͤchſten Stande des Weingeiſts nicht allzuſehr zuſammengedruͤckt wuͤrde. So half er wirklich einem der groͤſten Fehler der vorigen Weingeiſtthermometer ab, in welchen der Liquor weit unter der Siedhitze des Waſſers geblieben war. Den Raum zwiſchen beyden Punkten theilte er in 100 Grade der Waͤrme, und trug unter die Null gleiche Grade der Kaͤlte.
Alle dieſe waren Weingeiſtthermometer. Am Queckſilberthermometer theilte der Prof. Chriſtin zu Lyon den Raum zwiſchen Eis- und Siedpunkte in 100 gleiche Theile ein, welches viel Bequemlichkeit giebt. Doch ſcheint Chriſtin nicht ſowohl auf die zwey feſten Punkte ſelbſt, als auf das Ausdehnungsverhaͤltniß des Queckſilbers geſehen zu haben, welches er zwiſchen beyden Punkten wie 66: 67 annahm, ſo daß ſeine Grade eigentlich 6600theile des ganzen Volumens vorſtellen ſollen.
Der Profeſſor Celſius in Upſala (Von zween beſtaͤndigen Graden auf dem Thermom., in ſchwed. Abhandl. 1742. S. 197.) haͤlt es mit Recht fuͤr beſſer, blos auf zween feſte Punkte zu ſehen, als auf Ausdehnungsverhaͤltniße Ruͤckſicht zu nehmen, deren genaue Beſtimmung ſo ſchwer iſt, und durch ſo mancherley Umſtaͤnde veraͤndert wird, daß man daraus keine allgemeine Norm fuͤr alle Thermometer herleiten kan. Er nimmt daher an, auf jedem Thermometer
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cueil des pieces ſur les therm. et barom. à Bàle. 1757. 4 Mich. du Creſt kleine Schriften von den Therm. u. Bar. uͤberſ. v. M. J. C. Thenn. 3te Aufl. Augſp. 1770. 8.) entwarf im Jahre 1740 den Plan einer neuen Einrichtung des Weingeiſtthermometers. Er nahm zwo beſondere Materien der Kaͤlte und Waͤrme an, deren Wirkungen ſich im Innern der Erde voͤllig aufhoͤben, daher die Temperatur der Erdkugel bey ihm Null wird. Er bemerkte dieſe Temperatur in den Kellern der pariſer Sternwarte, glaubte, ſie muͤſſe an allen unterirdiſchen Orten ebendieſelbe ſeyn, und gab ihr den Namen: Gemaͤßigt (le temperé). Sein zweyter feſter Punkt war die Siedhitze des Waſſers. Damit der Weingeiſt genoͤthigt wuͤrde, dieſe anzunehmen, ohne daß er herausliefe, ließ er Luft uͤber demſelben, und ſchmolz oben eine kleine Kugel an, damit dieſe Luft beym hoͤchſten Stande des Weingeiſts nicht allzuſehr zuſammengedruͤckt wuͤrde. So half er wirklich einem der groͤſten Fehler der vorigen Weingeiſtthermometer ab, in welchen der Liquor weit unter der Siedhitze des Waſſers geblieben war. Den Raum zwiſchen beyden Punkten theilte er in 100 Grade der Waͤrme, und trug unter die Null gleiche Grade der Kaͤlte.
Alle dieſe waren Weingeiſtthermometer. Am Queckſilberthermometer theilte der Prof. Chriſtin zu Lyon den Raum zwiſchen Eis- und Siedpunkte in 100 gleiche Theile ein, welches viel Bequemlichkeit giebt. Doch ſcheint Chriſtin nicht ſowohl auf die zwey feſten Punkte ſelbſt, als auf das Ausdehnungsverhaͤltniß des Queckſilbers geſehen zu haben, welches er zwiſchen beyden Punkten wie 66: 67 annahm, ſo daß ſeine Grade eigentlich 6600theile des ganzen Volumens vorſtellen ſollen.
Der Profeſſor Celſius in Upſala (Von zween beſtaͤndigen Graden auf dem Thermom., in ſchwed. Abhandl. 1742. S. 197.) haͤlt es mit Recht fuͤr beſſer, blos auf zween feſte Punkte zu ſehen, als auf Ausdehnungsverhaͤltniße Ruͤckſicht zu nehmen, deren genaue Beſtimmung ſo ſchwer iſt, und durch ſo mancherley Umſtaͤnde veraͤndert wird, daß man daraus keine allgemeine Norm fuͤr alle Thermometer herleiten kan. Er nimmt daher an, auf jedem Thermometer
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/334>, abgerufen am 25.11.2024.
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