Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Das drebbelische Thermometer, wie es Dalence beschreibt, gab die Wärme durch Ausdehnungen der Luft an. In dem Gefäße CD (Taf. XXIV. Fig. 45.) befindet sich gemeines Wasser, mit Scheidewasser vermischt, damit es nicht so bald gefriere. Etwas im Scheidewasser aufgelöstes Messing giebt diesem Liquor eine grüne Farbe. Die leere Kugel A mit der Röhre AB wird so viel erwärmt, daß ein Theil Luft heraustritt, und dann in das Gefäß mit dem Liquor gesteckt. Wenn die Kugel erkaltet, zieht sich die Luft in ihr wieder zusammen, und der Druck der Atmosphäre treibt den Liquor durch B in die Röhre. Richtet man alles so ein, daß derselbe bey einer gemäßigten Temperatur etwa bis H steigt, so wird er nachher bey größerer Wärme unter H herabsinken, bey größerer Kälte über H hinaussteigen. Die äußere Form dieses Instruments läßt sich auf mancherley Arten abändern, deren einige von Leupold (Theatr. Aerostat. Tab. X.) abgebildet werden. Man kan, wie bey Fig. 46., die Röhre bey B wieder aufwärts biegen, und statt des Gefäßes eine Kugel C anschmelzen, die bey D offen, und etwa halb mit dem Liquor angefüllt ist. So läßt sich das Ganze an eine Tafel befestigen, an der man längst der Röhre AB eine Gradleiter mit willkührlichen Abtheilungen anbringt. In dieser Gestalt beschreibt es Wolf (Nützl. Vers. Th. II. Cap. V. §. 56.). Es fällt in die Augen, daß auf dieses Werkzeug zugleich der Druck des Lustkreises wirkt, daher der Liquor höher steigt, wenn dieser Druck zunimmt, auch ohne daß sich die Wärme ändert. Der Stand des Liquors zeigt also nicht die Wärme allein an, er wird vielmehr durch eine zusammengesetzte,
Das drebbeliſche Thermometer, wie es Dalence beſchreibt, gab die Waͤrme durch Ausdehnungen der Luft an. In dem Gefaͤße CD (Taf. XXIV. Fig. 45.) befindet ſich gemeines Waſſer, mit Scheidewaſſer vermiſcht, damit es nicht ſo bald gefriere. Etwas im Scheidewaſſer aufgeloͤſtes Meſſing giebt dieſem Liquor eine gruͤne Farbe. Die leere Kugel A mit der Roͤhre AB wird ſo viel erwaͤrmt, daß ein Theil Luft heraustritt, und dann in das Gefaͤß mit dem Liquor geſteckt. Wenn die Kugel erkaltet, zieht ſich die Luft in ihr wieder zuſammen, und der Druck der Atmoſphaͤre treibt den Liquor durch B in die Roͤhre. Richtet man alles ſo ein, daß derſelbe bey einer gemaͤßigten Temperatur etwa bis H ſteigt, ſo wird er nachher bey groͤßerer Waͤrme unter H herabſinken, bey groͤßerer Kaͤlte uͤber H hinauſſteigen. Die aͤußere Form dieſes Inſtruments laͤßt ſich auf mancherley Arten abaͤndern, deren einige von Leupold (Theatr. Aeroſtat. Tab. X.) abgebildet werden. Man kan, wie bey Fig. 46., die Roͤhre bey B wieder aufwaͤrts biegen, und ſtatt des Gefaͤßes eine Kugel C anſchmelzen, die bey D offen, und etwa halb mit dem Liquor angefuͤllt iſt. So laͤßt ſich das Ganze an eine Tafel befeſtigen, an der man laͤngſt der Roͤhre AB eine Gradleiter mit willkuͤhrlichen Abtheilungen anbringt. In dieſer Geſtalt beſchreibt es Wolf (Nuͤtzl. Verſ. Th. II. Cap. V. §. 56.). Es faͤllt in die Augen, daß auf dieſes Werkzeug zugleich der Druck des Luſtkreiſes wirkt, daher der Liquor hoͤher ſteigt, wenn dieſer Druck zunimmt, auch ohne daß ſich die Waͤrme aͤndert. Der Stand des Liquors zeigt alſo nicht die Waͤrme allein an, er wird vielmehr durch eine zuſammengeſetzte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0320" xml:id="P.4.310" n="310"/><lb/> geworden, daher ſich die fruͤhe Verbreitung des Thermometers durch England und Holland aus dieſer Quelle nicht herſchreiben koͤnne. Vom <hi rendition="#b">Viviani</hi> wird eben dieſe Erfindung dem <hi rendition="#b">Galilei,</hi> vom P. <hi rendition="#b">Fulgenzio</hi> dem großen venetianiſchen Theologen <hi rendition="#b">Paul Sarpi</hi> (insgemein <hi rendition="#b">Fra- Paolo</hi> genannt) zugeſchrieben: beyde erſt nach ihrem Tode, und vermuthlich aus der beyden italiaͤniſchen Panegyrikern nicht ſeltnen Eitelkeit, ihren Helden alle moͤglichen merkwuͤrdigen Entdeckungen ihrer Zeit beyzulegen.</p> <p>Das <hi rendition="#b">drebbeliſche Thermometer,</hi> wie es <hi rendition="#b">Dalence</hi> beſchreibt, gab die Waͤrme durch Ausdehnungen der <hi rendition="#b">Luft</hi> an. In dem Gefaͤße <hi rendition="#aq">CD</hi> (Taf. <hi rendition="#aq">XXIV.</hi> Fig. 45.) befindet ſich gemeines Waſſer, mit Scheidewaſſer vermiſcht, damit es nicht ſo bald gefriere. Etwas im Scheidewaſſer aufgeloͤſtes Meſſing giebt dieſem Liquor eine gruͤne Farbe. Die leere Kugel <hi rendition="#aq">A</hi> mit der Roͤhre <hi rendition="#aq">AB</hi> wird ſo viel erwaͤrmt, daß ein Theil Luft heraustritt, und dann in das Gefaͤß mit dem Liquor geſteckt. Wenn die Kugel erkaltet, zieht ſich die Luft in ihr wieder zuſammen, und der Druck der Atmoſphaͤre treibt den Liquor durch <hi rendition="#aq">B</hi> in die Roͤhre. Richtet man alles ſo ein, daß derſelbe bey einer gemaͤßigten Temperatur etwa bis <hi rendition="#aq">H</hi> ſteigt, ſo wird er nachher bey groͤßerer Waͤrme unter <hi rendition="#aq">H</hi> herabſinken, bey groͤßerer Kaͤlte uͤber <hi rendition="#aq">H</hi> hinauſſteigen. Die aͤußere Form dieſes Inſtruments laͤßt ſich auf mancherley Arten abaͤndern, deren einige von <hi rendition="#b">Leupold</hi> (<hi rendition="#aq">Theatr. Aeroſtat. Tab. X.</hi>) abgebildet werden. Man kan, wie bey Fig. 46., die Roͤhre bey <hi rendition="#aq">B</hi> wieder aufwaͤrts biegen, und ſtatt des Gefaͤßes eine Kugel <hi rendition="#aq">C</hi> anſchmelzen, die bey <hi rendition="#aq">D</hi> offen, und etwa halb mit dem Liquor angefuͤllt iſt. So laͤßt ſich das Ganze an eine Tafel befeſtigen, an der man laͤngſt der Roͤhre <hi rendition="#aq">AB</hi> eine Gradleiter mit willkuͤhrlichen Abtheilungen anbringt. In dieſer Geſtalt beſchreibt es <hi rendition="#b">Wolf</hi> (Nuͤtzl. Verſ. Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> Cap. <hi rendition="#aq">V. §. 56.</hi>).</p> <p>Es faͤllt in die Augen, daß auf dieſes Werkzeug zugleich der Druck des Luſtkreiſes wirkt, daher der Liquor hoͤher ſteigt, wenn dieſer Druck zunimmt, auch ohne daß ſich die Waͤrme aͤndert. Der Stand des Liquors zeigt alſo nicht die Waͤrme allein an, er wird vielmehr durch eine zuſammengeſetzte,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [310/0320]
geworden, daher ſich die fruͤhe Verbreitung des Thermometers durch England und Holland aus dieſer Quelle nicht herſchreiben koͤnne. Vom Viviani wird eben dieſe Erfindung dem Galilei, vom P. Fulgenzio dem großen venetianiſchen Theologen Paul Sarpi (insgemein Fra- Paolo genannt) zugeſchrieben: beyde erſt nach ihrem Tode, und vermuthlich aus der beyden italiaͤniſchen Panegyrikern nicht ſeltnen Eitelkeit, ihren Helden alle moͤglichen merkwuͤrdigen Entdeckungen ihrer Zeit beyzulegen.
Das drebbeliſche Thermometer, wie es Dalence beſchreibt, gab die Waͤrme durch Ausdehnungen der Luft an. In dem Gefaͤße CD (Taf. XXIV. Fig. 45.) befindet ſich gemeines Waſſer, mit Scheidewaſſer vermiſcht, damit es nicht ſo bald gefriere. Etwas im Scheidewaſſer aufgeloͤſtes Meſſing giebt dieſem Liquor eine gruͤne Farbe. Die leere Kugel A mit der Roͤhre AB wird ſo viel erwaͤrmt, daß ein Theil Luft heraustritt, und dann in das Gefaͤß mit dem Liquor geſteckt. Wenn die Kugel erkaltet, zieht ſich die Luft in ihr wieder zuſammen, und der Druck der Atmoſphaͤre treibt den Liquor durch B in die Roͤhre. Richtet man alles ſo ein, daß derſelbe bey einer gemaͤßigten Temperatur etwa bis H ſteigt, ſo wird er nachher bey groͤßerer Waͤrme unter H herabſinken, bey groͤßerer Kaͤlte uͤber H hinauſſteigen. Die aͤußere Form dieſes Inſtruments laͤßt ſich auf mancherley Arten abaͤndern, deren einige von Leupold (Theatr. Aeroſtat. Tab. X.) abgebildet werden. Man kan, wie bey Fig. 46., die Roͤhre bey B wieder aufwaͤrts biegen, und ſtatt des Gefaͤßes eine Kugel C anſchmelzen, die bey D offen, und etwa halb mit dem Liquor angefuͤllt iſt. So laͤßt ſich das Ganze an eine Tafel befeſtigen, an der man laͤngſt der Roͤhre AB eine Gradleiter mit willkuͤhrlichen Abtheilungen anbringt. In dieſer Geſtalt beſchreibt es Wolf (Nuͤtzl. Verſ. Th. II. Cap. V. §. 56.).
Es faͤllt in die Augen, daß auf dieſes Werkzeug zugleich der Druck des Luſtkreiſes wirkt, daher der Liquor hoͤher ſteigt, wenn dieſer Druck zunimmt, auch ohne daß ſich die Waͤrme aͤndert. Der Stand des Liquors zeigt alſo nicht die Waͤrme allein an, er wird vielmehr durch eine zuſammengeſetzte,
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