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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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so stellen sie sich, vermöge ihrer Federkraft, wieder gerade, und reissen dadurch aus einander.

Errleben Anfangsgr. der Naturl. §. 35. 36.

Gren Grundriß der Naturl. §. 53. 56.

Sprödigkeit, s. Spröde.

Stahl, Chalybs, Acier.

Der Stahl ist eine Art von vollkommnerm und brauchbarerm Eisen, welches geschmeidig ist, aber durchs Härten (Trempe de l'acier), d. i. durch Rothglühen und schnelles Ablöschen in kaltem Wasser hart, spröde und unbiegsam wird, durch neues Glühen hingegen seine vorige Geschmeidigkeit wieder erlangt. Je stärker diese Veränderungen sind, und je geringer die Hitze ist, durch die sie bewirkt werden, desto besser ist der Stahl.

Der Stahl hat nach dem Poliren einen weißern lichtgrauern Glanz, als das Eisen. Sein Bruch ist feiner und gleichkörnichter. Sein eigenthümliches Gewicht ist größer, als das vom Roheisen und Stangeneisen, und beträgt beym englischen Gußstahle 7, 919, nach einem Mittel aus Rinmanns Versuchen 7,795 mal soviel, als das Gewicht des Wassers. Er ist fester, als Eisen, und kan durch Bearbeitung mehr Federkraft und Klang erhalten. Er nimmt den Magnetismus schwerer an, behält ihn aber weit länger; er rostet weniger, als geschmeidiges Eisen, aber früher, als Roheisen. Er schmelzt später als Roheisen, und früher, als Stangeneisen. In der Schmelzhitze verbrennt er schneller, als Eisen, und eine Stahlseder, an der Spitze glühend gemacht, brennt in dephlogistisirter Luft von selbst mit heftigem Funkensprühen.

In der Hitze läuft der Stahl mit sehr lebhaften Farben an, und wird bey dem Grade, in welchem Zinn fließt, erst strohgelb, hierauf purpurfarben; bey der Hitze, worinn Bley schmelzt, violet, roth, endlich dunkelblau und bey noch stärkerer Hitze hellblau, worauf er zum Glühen selbst kömmt. Der Stahl wird nach dem Härten durch das Anlassen oder Erhitzen bis zur gehörigen Farbe, wieder so weit erweicht, als es zu seiner Bestimmung nöthig ist.


ſo ſtellen ſie ſich, vermoͤge ihrer Federkraft, wieder gerade, und reiſſen dadurch aus einander.

Errleben Anfangsgr. der Naturl. §. 35. 36.

Gren Grundriß der Naturl. §. 53. 56.

Sproͤdigkeit, ſ. Sproͤde.

Stahl, Chalybs, Acier.

Der Stahl iſt eine Art von vollkommnerm und brauchbarerm Eiſen, welches geſchmeidig iſt, aber durchs Haͤrten (Trempe de l'acier), d. i. durch Rothgluͤhen und ſchnelles Abloͤſchen in kaltem Waſſer hart, ſproͤde und unbiegſam wird, durch neues Gluͤhen hingegen ſeine vorige Geſchmeidigkeit wieder erlangt. Je ſtaͤrker dieſe Veraͤnderungen ſind, und je geringer die Hitze iſt, durch die ſie bewirkt werden, deſto beſſer iſt der Stahl.

Der Stahl hat nach dem Poliren einen weißern lichtgrauern Glanz, als das Eiſen. Sein Bruch iſt feiner und gleichkoͤrnichter. Sein eigenthuͤmliches Gewicht iſt groͤßer, als das vom Roheiſen und Stangeneiſen, und betraͤgt beym engliſchen Gußſtahle 7, 919, nach einem Mittel aus Rinmanns Verſuchen 7,795 mal ſoviel, als das Gewicht des Waſſers. Er iſt feſter, als Eiſen, und kan durch Bearbeitung mehr Federkraft und Klang erhalten. Er nimmt den Magnetismus ſchwerer an, behaͤlt ihn aber weit laͤnger; er roſtet weniger, als geſchmeidiges Eiſen, aber fruͤher, als Roheiſen. Er ſchmelzt ſpaͤter als Roheiſen, und fruͤher, als Stangeneiſen. In der Schmelzhitze verbrennt er ſchneller, als Eiſen, und eine Stahlſeder, an der Spitze gluͤhend gemacht, brennt in dephlogiſtiſirter Luft von ſelbſt mit heftigem Funkenſpruͤhen.

In der Hitze laͤuft der Stahl mit ſehr lebhaften Farben an, und wird bey dem Grade, in welchem Zinn fließt, erſt ſtrohgelb, hierauf purpurfarben; bey der Hitze, worinn Bley ſchmelzt, violet, roth, endlich dunkelblau und bey noch ſtaͤrkerer Hitze hellblau, worauf er zum Gluͤhen ſelbſt koͤmmt. Der Stahl wird nach dem Haͤrten durch das Anlaſſen oder Erhitzen bis zur gehoͤrigen Farbe, wieder ſo weit erweicht, als es zu ſeiner Beſtimmung noͤthig iſt.

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[179/0189] ſo ſtellen ſie ſich, vermoͤge ihrer Federkraft, wieder gerade, und reiſſen dadurch aus einander. Errleben Anfangsgr. der Naturl. §. 35. 36. Gren Grundriß der Naturl. §. 53. 56. Sproͤdigkeit, ſ. Sproͤde. Stahl, Chalybs, Acier. Der Stahl iſt eine Art von vollkommnerm und brauchbarerm Eiſen, welches geſchmeidig iſt, aber durchs Haͤrten (Trempe de l'acier), d. i. durch Rothgluͤhen und ſchnelles Abloͤſchen in kaltem Waſſer hart, ſproͤde und unbiegſam wird, durch neues Gluͤhen hingegen ſeine vorige Geſchmeidigkeit wieder erlangt. Je ſtaͤrker dieſe Veraͤnderungen ſind, und je geringer die Hitze iſt, durch die ſie bewirkt werden, deſto beſſer iſt der Stahl. Der Stahl hat nach dem Poliren einen weißern lichtgrauern Glanz, als das Eiſen. Sein Bruch iſt feiner und gleichkoͤrnichter. Sein eigenthuͤmliches Gewicht iſt groͤßer, als das vom Roheiſen und Stangeneiſen, und betraͤgt beym engliſchen Gußſtahle 7, 919, nach einem Mittel aus Rinmanns Verſuchen 7,795 mal ſoviel, als das Gewicht des Waſſers. Er iſt feſter, als Eiſen, und kan durch Bearbeitung mehr Federkraft und Klang erhalten. Er nimmt den Magnetismus ſchwerer an, behaͤlt ihn aber weit laͤnger; er roſtet weniger, als geſchmeidiges Eiſen, aber fruͤher, als Roheiſen. Er ſchmelzt ſpaͤter als Roheiſen, und fruͤher, als Stangeneiſen. In der Schmelzhitze verbrennt er ſchneller, als Eiſen, und eine Stahlſeder, an der Spitze gluͤhend gemacht, brennt in dephlogiſtiſirter Luft von ſelbſt mit heftigem Funkenſpruͤhen. In der Hitze laͤuft der Stahl mit ſehr lebhaften Farben an, und wird bey dem Grade, in welchem Zinn fließt, erſt ſtrohgelb, hierauf purpurfarben; bey der Hitze, worinn Bley ſchmelzt, violet, roth, endlich dunkelblau und bey noch ſtaͤrkerer Hitze hellblau, worauf er zum Gluͤhen ſelbſt koͤmmt. Der Stahl wird nach dem Haͤrten durch das Anlaſſen oder Erhitzen bis zur gehoͤrigen Farbe, wieder ſo weit erweicht, als es zu ſeiner Beſtimmung noͤthig iſt.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/189>, abgerufen am 25.11.2024.