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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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1--2 Zoll breiter, als die Oefnung, und das Glas so dick seyn, daß es sich bey der Bearbeitung nicht biege. Die Fläche fg sey nicht zu foliiren, weil sich das Prisma auch ohne Belegung so stellen lasse, daß alle Stralen reflectirt würden.

Als Newtons Erfindung bekannt ward, eignete sich Cassegrain in Frankreich (Journal des Scavans 1672.) eine Entdeckung zu, welche mit Gregory's Vorschlage übereinstimmt, nur daß statt des parabolischen und elliptischen Hohlspiegels, ein durchbohrter sphärischer Hohispiegel und ein kleiner Convexspiegel gebraucht wird. Dieses cassegrainsche Teleskop wird um die doppelte Brennweite des kleinen Spiegels kürzer, als das gregorianische, zeigt aber die Gegenstände umgekehrt. Newton (Philos. Trans. No. 83. p. 4057. May 1672.) macht einige Einwendungen gegen diese Einrichtung, welche zum Theil auch die gregorianische treffen, die sich doch in der Folge vortreflich bewiesen hat. Die Engländer beschuldigten Cassegrain, er habe Gregory's Erfindung nachgeahmt, und den Convexspiegel nur gewählt, um sie abzuändern, und für die seinige auszugeben. Montucla schreibt dem cassegrainschen Teleskop Vorzüge vor dem newtonischen und gregorianischen zu, weil es kürzer sey, und der Convexspiegel durch die verminderte Convergenz der Stralen das Bild vergrößere. Nach Michell's Bemerkung aber, welche Priestley anführt, wird die Abweichung wegen der Gestalt des großen Hohlspiegels durch einen sphärischen Convexspiegel (der eigentlich hyperbolisch seyn sollte) noch mehr vergrößert, durch einen sphärischen Hohlspiegel aber (der eigentlich elliptisch seyn müßte) eher vermindert; es ist also das gregorianische Teleskop allerdings dem cassegrainschen vorzuziehen.

D. Hook verfertigte das erste reflectirende Teleskop, dessen großer Spiegel nach Gregory's Art durchbohrt war, und zeigte dasselbe der königlichen Societät zu London im Jahre 1674. Bey allen den schönen Aussichten, die diese Erfindungen und Proben versprachen, blieb doch die Sache noch ein halbes Jahrhundert lang liegen, und ward


1—2 Zoll breiter, als die Oefnung, und das Glas ſo dick ſeyn, daß es ſich bey der Bearbeitung nicht biege. Die Flaͤche fg ſey nicht zu foliiren, weil ſich das Prisma auch ohne Belegung ſo ſtellen laſſe, daß alle Stralen reflectirt wuͤrden.

Als Newtons Erfindung bekannt ward, eignete ſich Caſſegrain in Frankreich (Journal des Scavans 1672.) eine Entdeckung zu, welche mit Gregory's Vorſchlage uͤbereinſtimmt, nur daß ſtatt des paraboliſchen und elliptiſchen Hohlſpiegels, ein durchbohrter ſphaͤriſcher Hohiſpiegel und ein kleiner Convexſpiegel gebraucht wird. Dieſes caſſegrainſche Teleſkop wird um die doppelte Brennweite des kleinen Spiegels kuͤrzer, als das gregorianiſche, zeigt aber die Gegenſtaͤnde umgekehrt. Newton (Philoſ. Trans. No. 83. p. 4057. May 1672.) macht einige Einwendungen gegen dieſe Einrichtung, welche zum Theil auch die gregorianiſche treffen, die ſich doch in der Folge vortreflich bewieſen hat. Die Englaͤnder beſchuldigten Caſſegrain, er habe Gregory's Erfindung nachgeahmt, und den Convexſpiegel nur gewaͤhlt, um ſie abzuaͤndern, und fuͤr die ſeinige auszugeben. Montucla ſchreibt dem caſſegrainſchen Teleſkop Vorzuͤge vor dem newtoniſchen und gregorianiſchen zu, weil es kuͤrzer ſey, und der Convexſpiegel durch die verminderte Convergenz der Stralen das Bild vergroͤßere. Nach Michell's Bemerkung aber, welche Prieſtley anfuͤhrt, wird die Abweichung wegen der Geſtalt des großen Hohlſpiegels durch einen ſphaͤriſchen Convexſpiegel (der eigentlich hyperboliſch ſeyn ſollte) noch mehr vergroͤßert, durch einen ſphaͤriſchen Hohlſpiegel aber (der eigentlich elliptiſch ſeyn muͤßte) eher vermindert; es iſt alſo das gregorianiſche Teleſkop allerdings dem caſſegrainſchen vorzuziehen.

D. Hook verfertigte das erſte reflectirende Teleſkop, deſſen großer Spiegel nach Gregory's Art durchbohrt war, und zeigte daſſelbe der koͤniglichen Societaͤt zu London im Jahre 1674. Bey allen den ſchoͤnen Ausſichten, die dieſe Erfindungen und Proben verſprachen, blieb doch die Sache noch ein halbes Jahrhundert lang liegen, und ward

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[138/0148] 1—2 Zoll breiter, als die Oefnung, und das Glas ſo dick ſeyn, daß es ſich bey der Bearbeitung nicht biege. Die Flaͤche fg ſey nicht zu foliiren, weil ſich das Prisma auch ohne Belegung ſo ſtellen laſſe, daß alle Stralen reflectirt wuͤrden. Als Newtons Erfindung bekannt ward, eignete ſich Caſſegrain in Frankreich (Journal des Scavans 1672.) eine Entdeckung zu, welche mit Gregory's Vorſchlage uͤbereinſtimmt, nur daß ſtatt des paraboliſchen und elliptiſchen Hohlſpiegels, ein durchbohrter ſphaͤriſcher Hohiſpiegel und ein kleiner Convexſpiegel gebraucht wird. Dieſes caſſegrainſche Teleſkop wird um die doppelte Brennweite des kleinen Spiegels kuͤrzer, als das gregorianiſche, zeigt aber die Gegenſtaͤnde umgekehrt. Newton (Philoſ. Trans. No. 83. p. 4057. May 1672.) macht einige Einwendungen gegen dieſe Einrichtung, welche zum Theil auch die gregorianiſche treffen, die ſich doch in der Folge vortreflich bewieſen hat. Die Englaͤnder beſchuldigten Caſſegrain, er habe Gregory's Erfindung nachgeahmt, und den Convexſpiegel nur gewaͤhlt, um ſie abzuaͤndern, und fuͤr die ſeinige auszugeben. Montucla ſchreibt dem caſſegrainſchen Teleſkop Vorzuͤge vor dem newtoniſchen und gregorianiſchen zu, weil es kuͤrzer ſey, und der Convexſpiegel durch die verminderte Convergenz der Stralen das Bild vergroͤßere. Nach Michell's Bemerkung aber, welche Prieſtley anfuͤhrt, wird die Abweichung wegen der Geſtalt des großen Hohlſpiegels durch einen ſphaͤriſchen Convexſpiegel (der eigentlich hyperboliſch ſeyn ſollte) noch mehr vergroͤßert, durch einen ſphaͤriſchen Hohlſpiegel aber (der eigentlich elliptiſch ſeyn muͤßte) eher vermindert; es iſt alſo das gregorianiſche Teleſkop allerdings dem caſſegrainſchen vorzuziehen. D. Hook verfertigte das erſte reflectirende Teleſkop, deſſen großer Spiegel nach Gregory's Art durchbohrt war, und zeigte daſſelbe der koͤniglichen Societaͤt zu London im Jahre 1674. Bey allen den ſchoͤnen Ausſichten, die dieſe Erfindungen und Proben verſprachen, blieb doch die Sache noch ein halbes Jahrhundert lang liegen, und ward

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/148>, abgerufen am 02.05.2024.