Spitzen haben, an den Rand eines Tisches, so oscillirt das Ganze, wie ein Pendel, und die Figur scheint am Tische zu sägen, bis sie endlich so ruht, daß der in die freye Luft fallende Schwerpunkt lothrecht unter der Stelle ist, wo die Füße mit den Spitzen aufstehen. Solche Spielwerke beschreiben Schwenter (Mathematische Erquickstunden. I. Band, Th. 9. Aufg. 5. 6. 7.) und Leupold(Theatr. Staticum univ. Tab. I. fig. 18.). Dahin gehören auch die kleinen Männchen von Kork, unten mit Bley, die von selbst aufstehen, weil ihr Schwerpunkt im Stehen tiefer steht, als im Liegen, und diese tiefere Stelle erreichen kan, ohne erst steigen zu dürfen.
Die hängenden Thürme zu Bologna und Pisa scheinen den Fall zu drohen, stehen aber sehr fest, weil alle Theile gut verbunden sind, und des Ganzen Directionslinie nicht außer den Grund fällt. Casatus(Mechan. I. c. 9.) berechnet den zu Pisa, und glaubt, er sey mit Fleiß so gebaut, welches auch Labat(Voyage d'Espagne et d'Italie. To. II. ch. 5.) und de la Lande(Voyage d'un Francois en Italie. 1769. 8. Vol. II. p. 18. und p. 482.) von beyden behaupten; dagegen Condamine(Mem. de Paris, 1757. p. 347.) annimmt, sie hätten sich gesenkt.
Wenn man machen kan, daß eine flüßige Materie, z. B. Quecksilber, in der Höhlung eines Körpers aus einem Theile nach und nach in den andern läuft, und der Körper Gelenke hat, die ihn beym Umfallen in gewisse Stellungen bringen, und bestimmte Theile von ihm auf neue Unterstützungspunkte setzen, so wird er allerley Posituren annehmen, und von einem Ort zum andern purzeln, je nachdem sich der Schwerpunkt des Ganzen in diesem oder jenem Theile befindet. Hierauf beruht die Einrichtung der Puppe, die eine Treppe hinab purzelt, und von Musschenbroek(To. I. §. 508) als eine chinesische Erfindung beschrieben wird.
Der Cylinder und der doppelte Kegel, welche durch den Fall ihres Schwerpunkts und das Reiben auf schiefen Flächen aufwärts zu laufen scheinen, sind schon beym Worte Schiefe Ebene erwähnt worden.
Spitzen haben, an den Rand eines Tiſches, ſo oſcillirt das Ganze, wie ein Pendel, und die Figur ſcheint am Tiſche zu ſaͤgen, bis ſie endlich ſo ruht, daß der in die freye Luft fallende Schwerpunkt lothrecht unter der Stelle iſt, wo die Fuͤße mit den Spitzen aufſtehen. Solche Spielwerke beſchreiben Schwenter (Mathematiſche Erquickſtunden. I. Band, Th. 9. Aufg. 5. 6. 7.) und Leupold(Theatr. Staticum univ. Tab. I. fig. 18.). Dahin gehoͤren auch die kleinen Maͤnnchen von Kork, unten mit Bley, die von ſelbſt aufſtehen, weil ihr Schwerpunkt im Stehen tiefer ſteht, als im Liegen, und dieſe tiefere Stelle erreichen kan, ohne erſt ſteigen zu duͤrfen.
Die haͤngenden Thuͤrme zu Bologna und Piſa ſcheinen den Fall zu drohen, ſtehen aber ſehr feſt, weil alle Theile gut verbunden ſind, und des Ganzen Directionslinie nicht außer den Grund faͤllt. Caſatus(Mechan. I. c. 9.) berechnet den zu Piſa, und glaubt, er ſey mit Fleiß ſo gebaut, welches auch Labat(Voyage d'Eſpagne et d'Italie. To. II. ch. 5.) und de la Lande(Voyage d'un François en Italie. 1769. 8. Vol. II. p. 18. und p. 482.) von beyden behaupten; dagegen Condamine(Mém. de Paris, 1757. p. 347.) annimmt, ſie haͤtten ſich geſenkt.
Wenn man machen kan, daß eine fluͤßige Materie, z. B. Queckſilber, in der Hoͤhlung eines Koͤrpers aus einem Theile nach und nach in den andern laͤuft, und der Koͤrper Gelenke hat, die ihn beym Umfallen in gewiſſe Stellungen bringen, und beſtimmte Theile von ihm auf neue Unterſtuͤtzungspunkte ſetzen, ſo wird er allerley Poſituren annehmen, und von einem Ort zum andern purzeln, je nachdem ſich der Schwerpunkt des Ganzen in dieſem oder jenem Theile befindet. Hierauf beruht die Einrichtung der Puppe, die eine Treppe hinab purzelt, und von Muſſchenbroek(To. I. §. 508) als eine chineſiſche Erfindung beſchrieben wird.
Der Cylinder und der doppelte Kegel, welche durch den Fall ihres Schwerpunkts und das Reiben auf ſchiefen Flaͤchen aufwaͤrts zu laufen ſcheinen, ſind ſchon beym Worte Schiefe Ebene erwaͤhnt worden.
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Spitzen haben, an den Rand eines Tiſches, ſo oſcillirt das Ganze, wie ein Pendel, und die Figur ſcheint am Tiſche zu ſaͤgen, bis ſie endlich ſo ruht, daß der in die freye Luft fallende Schwerpunkt lothrecht unter der Stelle iſt, wo die Fuͤße mit den Spitzen aufſtehen. Solche Spielwerke beſchreiben Schwenter (Mathematiſche Erquickſtunden. I. Band, Th. 9. Aufg. 5. 6. 7.) und Leupold (Theatr. Staticum univ. Tab. I. fig. 18.). Dahin gehoͤren auch die kleinen Maͤnnchen von Kork, unten mit Bley, die von ſelbſt aufſtehen, weil ihr Schwerpunkt im Stehen tiefer ſteht, als im Liegen, und dieſe tiefere Stelle erreichen kan, ohne erſt ſteigen zu duͤrfen.
Die haͤngenden Thuͤrme zu Bologna und Piſa ſcheinen den Fall zu drohen, ſtehen aber ſehr feſt, weil alle Theile gut verbunden ſind, und des Ganzen Directionslinie nicht außer den Grund faͤllt. Caſatus (Mechan. I. c. 9.) berechnet den zu Piſa, und glaubt, er ſey mit Fleiß ſo gebaut, welches auch Labat (Voyage d'Eſpagne et d'Italie. To. II. ch. 5.) und de la Lande (Voyage d'un François en Italie. 1769. 8. Vol. II. p. 18. und p. 482.) von beyden behaupten; dagegen Condamine (Mém. de Paris, 1757. p. 347.) annimmt, ſie haͤtten ſich geſenkt.
Wenn man machen kan, daß eine fluͤßige Materie, z. B. Queckſilber, in der Hoͤhlung eines Koͤrpers aus einem Theile nach und nach in den andern laͤuft, und der Koͤrper Gelenke hat, die ihn beym Umfallen in gewiſſe Stellungen bringen, und beſtimmte Theile von ihm auf neue Unterſtuͤtzungspunkte ſetzen, ſo wird er allerley Poſituren annehmen, und von einem Ort zum andern purzeln, je nachdem ſich der Schwerpunkt des Ganzen in dieſem oder jenem Theile befindet. Hierauf beruht die Einrichtung der Puppe, die eine Treppe hinab purzelt, und von Muſſchenbroek (To. I. §. 508) als eine chineſiſche Erfindung beſchrieben wird.
Der Cylinder und der doppelte Kegel, welche durch den Fall ihres Schwerpunkts und das Reiben auf ſchiefen Flaͤchen aufwaͤrts zu laufen ſcheinen, ſind ſchon beym Worte Schiefe Ebene erwaͤhnt worden.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 935. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/941>, abgerufen am 23.11.2024.
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