Körpers. Ein zweyter Versuch, wobey man andere Stellen des Körpers auflegt, giebt eine zweyte Schwerebene, die sich mit der vorigen in einer Schwetlinie oder einem Durchmesser der Schwere(diameter gravitatis) des Körpers schneidet. Ein dritter Versuch bestimmt eine dritte Schwerebene, die sich mit dem gedachten Durchmesser im Schwerpunkte schneidet. Oder: man hängt den Körper an einem Faden auf, so geht die Richtung des Fadens verlängert durch den Schwerpunkt, und bestimmt also einen Durchmesser der Schwere. Ein zweytes Aufhängen an einer andern Stelle des Körpers bestimmt einen zweyten Durchmesser, und der Schwerpunkt ist da, wo sich beyde schneiden.
Bisweilen sällt der Schwerpunkt nicht in die Masse selbst, sondern in eine Stelle, die von der zum Körper gehörigen Materie leer ist. So haben Ringe, hohle Kugeln u. dgl. den Schwerpunkt im leeten Mittelpunkte. Eben so krummgebogne Dräthe, die man als Bogen von Kreisen oder andern krummen Linien betrachten kan, hohle Gefäße, Trichter, die als Oberflächen von Kegeln anzusehen sind u. s. w. Eigenschaften des Schwerpunkts.
Wird ein Körper in seinem Schwerpunkte selbst aufgehangen oder unterstützt, so daß er sich frey um diesen Punkt drehen kan, so bleibt er in jeder Lage, die man ihm giebt, unbewegt stehen. Es ist nemlich so viel, als ob sein ganzes Gewicht im Unterstützungs- oder Umdrehungs- Punkte (centro motus) beysammen wäre, oder er gar keine Schwere hätte, daher ihm auch die Schwere allein keine Bewegung geben kan. In einem solchen Geichgewichte müssen sich die beweglichen Quadranten, die Fernröhre in der Mittagsfläche (instrumens de passage), die künstlichen Erd- und Himmelskugeln u. dgl. befinden, damit sie in jeder Stellung ruhig bleiben.
Wird aber der Körper an einem andern Punkte befestiget, so ruht er nicht, wofern nicht der Befestigungspunkt
Koͤrpers. Ein zweyter Verſuch, wobey man andere Stellen des Koͤrpers auflegt, giebt eine zweyte Schwerebene, die ſich mit der vorigen in einer Schwetlinie oder einem Durchmeſſer der Schwere(diameter gravitatis) des Koͤrpers ſchneidet. Ein dritter Verſuch beſtimmt eine dritte Schwerebene, die ſich mit dem gedachten Durchmeſſer im Schwerpunkte ſchneidet. Oder: man haͤngt den Koͤrper an einem Faden auf, ſo geht die Richtung des Fadens verlaͤngert durch den Schwerpunkt, und beſtimmt alſo einen Durchmeſſer der Schwere. Ein zweytes Aufhaͤngen an einer andern Stelle des Koͤrpers beſtimmt einen zweyten Durchmeſſer, und der Schwerpunkt iſt da, wo ſich beyde ſchneiden.
Bisweilen ſaͤllt der Schwerpunkt nicht in die Maſſe ſelbſt, ſondern in eine Stelle, die von der zum Koͤrper gehoͤrigen Materie leer iſt. So haben Ringe, hohle Kugeln u. dgl. den Schwerpunkt im leeten Mittelpunkte. Eben ſo krummgebogne Draͤthe, die man als Bogen von Kreiſen oder andern krummen Linien betrachten kan, hohle Gefaͤße, Trichter, die als Oberflaͤchen von Kegeln anzuſehen ſind u. ſ. w. Eigenſchaften des Schwerpunkts.
Wird ein Koͤrper in ſeinem Schwerpunkte ſelbſt aufgehangen oder unterſtuͤtzt, ſo daß er ſich frey um dieſen Punkt drehen kan, ſo bleibt er in jeder Lage, die man ihm giebt, unbewegt ſtehen. Es iſt nemlich ſo viel, als ob ſein ganzes Gewicht im Unterſtuͤtzungs- oder Umdrehungs- Punkte (centro motus) beyſammen waͤre, oder er gar keine Schwere haͤtte, daher ihm auch die Schwere allein keine Bewegung geben kan. In einem ſolchen Geichgewichte muͤſſen ſich die beweglichen Quadranten, die Fernroͤhre in der Mittagsflaͤche (inſtrumens de paſſage), die kuͤnſtlichen Erd- und Himmelskugeln u. dgl. befinden, damit ſie in jeder Stellung ruhig bleiben.
Wird aber der Koͤrper an einem andern Punkte befeſtiget, ſo ruht er nicht, wofern nicht der Befeſtigungspunkt
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Koͤrpers. Ein zweyter Verſuch, wobey man andere Stellen des Koͤrpers auflegt, giebt eine zweyte Schwerebene, die ſich mit der vorigen in einer <hirendition="#b">Schwetlinie</hi> oder einem <hirendition="#b">Durchmeſſer der Schwere</hi><hirendition="#aq">(diameter gravitatis)</hi> des Koͤrpers ſchneidet. Ein dritter Verſuch beſtimmt eine dritte Schwerebene, die ſich mit dem gedachten Durchmeſſer im <hirendition="#b">Schwerpunkte</hi>ſchneidet. Oder: man haͤngt den Koͤrper an einem Faden auf, ſo geht die Richtung des Fadens verlaͤngert durch den Schwerpunkt, und beſtimmt alſo einen Durchmeſſer der Schwere. Ein zweytes Aufhaͤngen an einer andern Stelle des Koͤrpers beſtimmt einen zweyten Durchmeſſer, und der Schwerpunkt iſt da, wo ſich beyde ſchneiden.</p><p>Bisweilen ſaͤllt der Schwerpunkt nicht in die Maſſe ſelbſt, ſondern in eine Stelle, die von der zum Koͤrper gehoͤrigen Materie leer iſt. So haben Ringe, hohle Kugeln u. dgl. den Schwerpunkt im leeten Mittelpunkte. Eben ſo krummgebogne Draͤthe, die man als Bogen von Kreiſen oder andern krummen Linien betrachten kan, hohle Gefaͤße, Trichter, die als Oberflaͤchen von Kegeln anzuſehen ſind u. ſ. w. <hirendition="#c"><hirendition="#b">Eigenſchaften des Schwerpunkts.</hi></hi></p><p>Wird ein Koͤrper in ſeinem Schwerpunkte ſelbſt aufgehangen oder unterſtuͤtzt, ſo daß er ſich frey um dieſen Punkt drehen kan, ſo bleibt er in jeder Lage, die man ihm giebt, unbewegt ſtehen. Es iſt nemlich ſo viel, als ob ſein ganzes Gewicht im Unterſtuͤtzungs- oder Umdrehungs- Punkte <hirendition="#aq">(centro motus)</hi> beyſammen waͤre, oder er gar keine Schwere haͤtte, daher ihm auch die Schwere allein keine Bewegung geben kan. In einem ſolchen Geichgewichte muͤſſen ſich die beweglichen Quadranten, die Fernroͤhre in der Mittagsflaͤche <hirendition="#aq">(inſtrumens de paſſage),</hi> die kuͤnſtlichen Erd- und Himmelskugeln u. dgl. befinden, damit ſie in jeder Stellung ruhig bleiben.</p><p>Wird aber der Koͤrper an einem andern Punkte befeſtiget, ſo ruht er nicht, wofern nicht der Befeſtigungspunkt<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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Koͤrpers. Ein zweyter Verſuch, wobey man andere Stellen des Koͤrpers auflegt, giebt eine zweyte Schwerebene, die ſich mit der vorigen in einer Schwetlinie oder einem Durchmeſſer der Schwere (diameter gravitatis) des Koͤrpers ſchneidet. Ein dritter Verſuch beſtimmt eine dritte Schwerebene, die ſich mit dem gedachten Durchmeſſer im Schwerpunkte ſchneidet. Oder: man haͤngt den Koͤrper an einem Faden auf, ſo geht die Richtung des Fadens verlaͤngert durch den Schwerpunkt, und beſtimmt alſo einen Durchmeſſer der Schwere. Ein zweytes Aufhaͤngen an einer andern Stelle des Koͤrpers beſtimmt einen zweyten Durchmeſſer, und der Schwerpunkt iſt da, wo ſich beyde ſchneiden.
Bisweilen ſaͤllt der Schwerpunkt nicht in die Maſſe ſelbſt, ſondern in eine Stelle, die von der zum Koͤrper gehoͤrigen Materie leer iſt. So haben Ringe, hohle Kugeln u. dgl. den Schwerpunkt im leeten Mittelpunkte. Eben ſo krummgebogne Draͤthe, die man als Bogen von Kreiſen oder andern krummen Linien betrachten kan, hohle Gefaͤße, Trichter, die als Oberflaͤchen von Kegeln anzuſehen ſind u. ſ. w. Eigenſchaften des Schwerpunkts.
Wird ein Koͤrper in ſeinem Schwerpunkte ſelbſt aufgehangen oder unterſtuͤtzt, ſo daß er ſich frey um dieſen Punkt drehen kan, ſo bleibt er in jeder Lage, die man ihm giebt, unbewegt ſtehen. Es iſt nemlich ſo viel, als ob ſein ganzes Gewicht im Unterſtuͤtzungs- oder Umdrehungs- Punkte (centro motus) beyſammen waͤre, oder er gar keine Schwere haͤtte, daher ihm auch die Schwere allein keine Bewegung geben kan. In einem ſolchen Geichgewichte muͤſſen ſich die beweglichen Quadranten, die Fernroͤhre in der Mittagsflaͤche (inſtrumens de paſſage), die kuͤnſtlichen Erd- und Himmelskugeln u. dgl. befinden, damit ſie in jeder Stellung ruhig bleiben.
Wird aber der Koͤrper an einem andern Punkte befeſtiget, ſo ruht er nicht, wofern nicht der Befeſtigungspunkt
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 928. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/934>, abgerufen am 23.11.2024.
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