Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


zur Geschwindigkeit der täglichen Umdrehung der Erde, wie die Quadratwurzel aus 289, d. i. wie 17 zu 1 verhalten.

Es würde zu weit führen, alle Veränderungen zu erzählen, die Saurin, de Molieres, Malebranche, und andere Nachfolger des Descartes, in diesen Erklärungen der Schweere durch den Stoß einer Materie gemacht haben, um das System der Wirbel und die mechanischen Erklärungen zu retten. Nur einige muß ich erwähnen. Bülfinger (De causa gravitatis physica generali disquis. experimentalis im Recueil des pieces, qui ont remporte les prix. To. I. depuis 1720 - 1718. Paris 4 maj.) nimmt an, die feine Materie bewege sich nicht nur um zwo auf einander senkrecht stehende Axen zugleich, sondern mache noch überdies um jede dieser Axen zwo einander entgegengesetzte Umläufe. Hier hat man also vier besondere Wirbel, die sich durchkreuzen, und wider einander laufen, ohne sich zu stören. Jacob Bernoulli (De gravitate aetheris. Amst. 1683. 8. p. 75.) läßt die Säulen der feinen Materie vermöge ihrer Schwungkraft sich gegen die Materie im Himmelsraume stemmen, und dadurch Körper, die weniger Schwungkraft haben, zurücktreiben. Varignon (Conjectures sur la pesanteur. 1691. 8.) leitet die Schwere von dem ungleichen Drucke der flüßigen Materie auf die Körper her, und glaubt, wenn ein Körper so weit von der Erde abstünde, daß unter ihm und über ihm gleich hohe Säulen der flüßigen Materie befindlich wären, so müßte er still stehen; in noch größern Entfernungen, wo die untere Säule höher werde, müßte er von der Erde hinweg fallen. Villemot (Nouvelle explication du mouvement des planetes) erklärt die Schwere auf eine sonderbare Art aus dem Drucke eines Centralfeuers, oder einer siedenden Materie im Mittelpunkte. Johann Bernoulli endlich (Nouvelle physique celeste, Oeuvres To. III. no. 146.), sucht die Wirbel mit dem newtonischen Gesetze der Gravitation und den keplerischen Regeln zu vereinigen, und setzt deswegen in die Mitte der Erde und jedes Planeten eine Centralsonne, aus der die feinste Materie in geraden Stralen ausströmt, aber in kleinen Flocken (pelo-


zur Geſchwindigkeit der taͤglichen Umdrehung der Erde, wie die Quadratwurzel aus 289, d. i. wie 17 zu 1 verhalten.

Es wuͤrde zu weit fuͤhren, alle Veraͤnderungen zu erzaͤhlen, die Saurin, de Molieres, Malebranche, und andere Nachfolger des Descartes, in dieſen Erklaͤrungen der Schweere durch den Stoß einer Materie gemacht haben, um das Syſtem der Wirbel und die mechaniſchen Erklaͤrungen zu retten. Nur einige muß ich erwaͤhnen. Buͤlfinger (De cauſa gravitatis phyſica generali disquiſ. experimentalis im Recueil des pieces, qui ont remporté les prix. To. I. depuis 1720 - 1718. Paris 4 maj.) nimmt an, die feine Materie bewege ſich nicht nur um zwo auf einander ſenkrecht ſtehende Axen zugleich, ſondern mache noch uͤberdies um jede dieſer Axen zwo einander entgegengeſetzte Umlaͤufe. Hier hat man alſo vier beſondere Wirbel, die ſich durchkreuzen, und wider einander laufen, ohne ſich zu ſtoͤren. Jacob Bernoulli (De gravitate aetheris. Amſt. 1683. 8. p. 75.) laͤßt die Saͤulen der feinen Materie vermoͤge ihrer Schwungkraft ſich gegen die Materie im Himmelsraume ſtemmen, und dadurch Koͤrper, die weniger Schwungkraft haben, zuruͤcktreiben. Varignon (Conjectures ſur la peſanteur. 1691. 8.) leitet die Schwere von dem ungleichen Drucke der fluͤßigen Materie auf die Koͤrper her, und glaubt, wenn ein Koͤrper ſo weit von der Erde abſtuͤnde, daß unter ihm und uͤber ihm gleich hohe Saͤulen der fluͤßigen Materie befindlich waͤren, ſo muͤßte er ſtill ſtehen; in noch groͤßern Entfernungen, wo die untere Saͤule hoͤher werde, muͤßte er von der Erde hinweg fallen. Villemot (Nouvelle explication du mouvement des planétes) erklaͤrt die Schwere auf eine ſonderbare Art aus dem Drucke eines Centralfeuers, oder einer ſiedenden Materie im Mittelpunkte. Johann Bernoulli endlich (Nouvelle phyſique céleſte, Oeuvres To. III. no. 146.), ſucht die Wirbel mit dem newtoniſchen Geſetze der Gravitation und den kepleriſchen Regeln zu vereinigen, und ſetzt deswegen in die Mitte der Erde und jedes Planeten eine Centralſonne, aus der die feinſte Materie in geraden Stralen ausſtroͤmt, aber in kleinen Flocken (pelo-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0904" xml:id="P.3.898" n="898"/><lb/>
zur Ge&#x017F;chwindigkeit der ta&#x0364;glichen Umdrehung der Erde, wie die Quadratwurzel aus 289, d. i. wie 17 zu 1 verhalten.</p>
            <p>Es wu&#x0364;rde zu weit fu&#x0364;hren, alle Vera&#x0364;nderungen zu erza&#x0364;hlen, die <hi rendition="#b">Saurin, de Molieres, Malebranche,</hi> und andere Nachfolger des Descartes, in die&#x017F;en Erkla&#x0364;rungen der Schweere durch den Stoß einer Materie gemacht haben, um das Sy&#x017F;tem der Wirbel und die mechani&#x017F;chen Erkla&#x0364;rungen zu retten. Nur einige muß ich erwa&#x0364;hnen. <hi rendition="#b">Bu&#x0364;lfinger</hi> <hi rendition="#aq">(De cau&#x017F;a gravitatis phy&#x017F;ica generali disqui&#x017F;. experimentalis im Recueil des pieces, qui ont remporté les prix. To. I. depuis 1720 - 1718. Paris 4 maj.)</hi> nimmt an, die feine Materie bewege &#x017F;ich nicht nur um zwo auf einander &#x017F;enkrecht &#x017F;tehende Axen zugleich, &#x017F;ondern mache noch u&#x0364;berdies um jede die&#x017F;er Axen zwo einander entgegenge&#x017F;etzte Umla&#x0364;ufe. Hier hat man al&#x017F;o vier be&#x017F;ondere Wirbel, die &#x017F;ich durchkreuzen, und wider einander laufen, ohne &#x017F;ich zu &#x017F;to&#x0364;ren. <hi rendition="#b">Jacob Bernoulli</hi> <hi rendition="#aq">(De gravitate aetheris. Am&#x017F;t. 1683. 8. p. 75.)</hi> la&#x0364;ßt die Sa&#x0364;ulen der feinen Materie vermo&#x0364;ge ihrer Schwungkraft &#x017F;ich gegen die Materie im Himmelsraume &#x017F;temmen, und dadurch Ko&#x0364;rper, die weniger Schwungkraft haben, zuru&#x0364;cktreiben. <hi rendition="#b">Varignon</hi> <hi rendition="#aq">(Conjectures &#x017F;ur la pe&#x017F;anteur. 1691. 8.)</hi> leitet die Schwere von dem ungleichen Drucke der flu&#x0364;ßigen Materie auf die Ko&#x0364;rper her, und glaubt, wenn ein Ko&#x0364;rper &#x017F;o weit von der Erde ab&#x017F;tu&#x0364;nde, daß unter ihm und u&#x0364;ber ihm gleich hohe Sa&#x0364;ulen der flu&#x0364;ßigen Materie befindlich wa&#x0364;ren, &#x017F;o mu&#x0364;ßte er &#x017F;till &#x017F;tehen; in noch gro&#x0364;ßern Entfernungen, wo die untere Sa&#x0364;ule ho&#x0364;her werde, mu&#x0364;ßte er von der Erde hinweg fallen. <hi rendition="#b">Villemot</hi> <hi rendition="#aq">(Nouvelle explication du mouvement des planétes)</hi> erkla&#x0364;rt die Schwere auf eine &#x017F;onderbare Art aus dem Drucke eines Centralfeuers, oder einer &#x017F;iedenden Materie im Mittelpunkte. <hi rendition="#b">Johann Bernoulli</hi> endlich <hi rendition="#aq">(Nouvelle phy&#x017F;ique céle&#x017F;te, Oeuvres To. III. no. 146.),</hi> &#x017F;ucht die Wirbel mit dem newtoni&#x017F;chen Ge&#x017F;etze der Gravitation und den kepleri&#x017F;chen Regeln zu vereinigen, und &#x017F;etzt deswegen in die Mitte der Erde und jedes Planeten eine Central&#x017F;onne, aus der die fein&#x017F;te Materie in geraden Stralen aus&#x017F;tro&#x0364;mt, aber in kleinen Flocken <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">pelo-<lb/></hi></hi></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[898/0904] zur Geſchwindigkeit der taͤglichen Umdrehung der Erde, wie die Quadratwurzel aus 289, d. i. wie 17 zu 1 verhalten. Es wuͤrde zu weit fuͤhren, alle Veraͤnderungen zu erzaͤhlen, die Saurin, de Molieres, Malebranche, und andere Nachfolger des Descartes, in dieſen Erklaͤrungen der Schweere durch den Stoß einer Materie gemacht haben, um das Syſtem der Wirbel und die mechaniſchen Erklaͤrungen zu retten. Nur einige muß ich erwaͤhnen. Buͤlfinger (De cauſa gravitatis phyſica generali disquiſ. experimentalis im Recueil des pieces, qui ont remporté les prix. To. I. depuis 1720 - 1718. Paris 4 maj.) nimmt an, die feine Materie bewege ſich nicht nur um zwo auf einander ſenkrecht ſtehende Axen zugleich, ſondern mache noch uͤberdies um jede dieſer Axen zwo einander entgegengeſetzte Umlaͤufe. Hier hat man alſo vier beſondere Wirbel, die ſich durchkreuzen, und wider einander laufen, ohne ſich zu ſtoͤren. Jacob Bernoulli (De gravitate aetheris. Amſt. 1683. 8. p. 75.) laͤßt die Saͤulen der feinen Materie vermoͤge ihrer Schwungkraft ſich gegen die Materie im Himmelsraume ſtemmen, und dadurch Koͤrper, die weniger Schwungkraft haben, zuruͤcktreiben. Varignon (Conjectures ſur la peſanteur. 1691. 8.) leitet die Schwere von dem ungleichen Drucke der fluͤßigen Materie auf die Koͤrper her, und glaubt, wenn ein Koͤrper ſo weit von der Erde abſtuͤnde, daß unter ihm und uͤber ihm gleich hohe Saͤulen der fluͤßigen Materie befindlich waͤren, ſo muͤßte er ſtill ſtehen; in noch groͤßern Entfernungen, wo die untere Saͤule hoͤher werde, muͤßte er von der Erde hinweg fallen. Villemot (Nouvelle explication du mouvement des planétes) erklaͤrt die Schwere auf eine ſonderbare Art aus dem Drucke eines Centralfeuers, oder einer ſiedenden Materie im Mittelpunkte. Johann Bernoulli endlich (Nouvelle phyſique céleſte, Oeuvres To. III. no. 146.), ſucht die Wirbel mit dem newtoniſchen Geſetze der Gravitation und den kepleriſchen Regeln zu vereinigen, und ſetzt deswegen in die Mitte der Erde und jedes Planeten eine Centralſonne, aus der die feinſte Materie in geraden Stralen ausſtroͤmt, aber in kleinen Flocken (pelo-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/904
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 898. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/904>, abgerufen am 23.11.2024.