Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


da sich, wie man jetzt gewiß weiß, beyde Säuren sehr wesentlich unterscheiden. Nach Lavoisier's System ist die flüchtige Schwefelsäure eine ihrer reinen Luft großentheils beraubte und mit Wasser verbundene Vitriolsäure.

Man muß diese Säure in Flaschen von weißem Glase aufheben, welche mit eingeriebnen Stöpseln wohl verschlossen sind, und sie so wenig, als möglich, der freyen Luft aussetzen. Ihre Flüchtigkeit macht, daß sie sehr leicht verlohren geht, und erschwert daher auch die Untersuchung ihrer Verbindungen mit andern Körpern, z. B. den Erden und Metallen.

Macquer chymisches Wörterbuch, Art. Schwefelsäure, flüchtige.

Gren systemat. Handbuch der Chemie. Erster Theil, §. 718. u. f.

Schwer, Grave, Grave, Pesant.

Im allgemeinsten Sinne des Worts heißt ein Körper gegen einen andern schwer, wenn man in ihm ein Bestreben findet, sich nach diesem andern hin zu bewegen, ohne daß man eine äußere Ursache dieses Bestrebens gewahr wird. Man hat Gründe anzunehmen, daß alle Körper und alle Theile der Materie überhaupt gegen einander schwer sind, s. Attraction, Gravitation. Ist ein Körper gegen mehrere andere zugleich, oder gegen mehrere materielle Theile, die durch einen gewissen Umfang verbreitet sind, merklich schwer, so wird er nach mehrern Richtungen zugleich sollicitirt, und es entsteht daraus ein zusammengesetztes Bestreben nach einer mittlern Richtung, welches den Körper nach einem gewissen Punkte treibt, s. Mittelpunkt der Anziehung (oben S. 252.). Alsdann sagt man auch wohl, der Körper sey gegen diesen Punktschwer; obgleich der Grund nicht in dem Punkte, sondern in der um selbigen verbreiteten Masse liegt, die so wirkt, als ob sie in diesem Punkte beysammen wäre. So sind die Materien der Himmelskörper gegen ihre Mittelpunkte schwer.

In eingeschränkterer Bedeutung heißt ein Körper schwer, wenn man in ihm ein Bestreben findet, sich nach


da ſich, wie man jetzt gewiß weiß, beyde Saͤuren ſehr weſentlich unterſcheiden. Nach Lavoiſier's Syſtem iſt die fluͤchtige Schwefelſaͤure eine ihrer reinen Luft großentheils beraubte und mit Waſſer verbundene Vitriolſaͤure.

Man muß dieſe Saͤure in Flaſchen von weißem Glaſe aufheben, welche mit eingeriebnen Stoͤpſeln wohl verſchloſſen ſind, und ſie ſo wenig, als moͤglich, der freyen Luft ausſetzen. Ihre Fluͤchtigkeit macht, daß ſie ſehr leicht verlohren geht, und erſchwert daher auch die Unterſuchung ihrer Verbindungen mit andern Koͤrpern, z. B. den Erden und Metallen.

Macquer chymiſches Woͤrterbuch, Art. Schwefelſaͤure, fluͤchtige.

Gren ſyſtemat. Handbuch der Chemie. Erſter Theil, §. 718. u. f.

Schwer, Grave, Grave, Peſant.

Im allgemeinſten Sinne des Worts heißt ein Koͤrper gegen einen andern ſchwer, wenn man in ihm ein Beſtreben findet, ſich nach dieſem andern hin zu bewegen, ohne daß man eine aͤußere Urſache dieſes Beſtrebens gewahr wird. Man hat Gruͤnde anzunehmen, daß alle Koͤrper und alle Theile der Materie uͤberhaupt gegen einander ſchwer ſind, ſ. Attraction, Gravitation. Iſt ein Koͤrper gegen mehrere andere zugleich, oder gegen mehrere materielle Theile, die durch einen gewiſſen Umfang verbreitet ſind, merklich ſchwer, ſo wird er nach mehrern Richtungen zugleich ſollicitirt, und es entſteht daraus ein zuſammengeſetztes Beſtreben nach einer mittlern Richtung, welches den Koͤrper nach einem gewiſſen Punkte treibt, ſ. Mittelpunkt der Anziehung (oben S. 252.). Alsdann ſagt man auch wohl, der Koͤrper ſey gegen dieſen Punktſchwer; obgleich der Grund nicht in dem Punkte, ſondern in der um ſelbigen verbreiteten Maſſe liegt, die ſo wirkt, als ob ſie in dieſem Punkte beyſammen waͤre. So ſind die Materien der Himmelskoͤrper gegen ihre Mittelpunkte ſchwer.

In eingeſchraͤnkterer Bedeutung heißt ein Koͤrper ſchwer, wenn man in ihm ein Beſtreben findet, ſich nach

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0891" xml:id="P.3.885" n="885"/><lb/>
da &#x017F;ich, wie man jetzt gewiß weiß, beyde Sa&#x0364;uren &#x017F;ehr we&#x017F;entlich unter&#x017F;cheiden. Nach <hi rendition="#b">Lavoi&#x017F;ier's</hi> Sy&#x017F;tem i&#x017F;t die flu&#x0364;chtige Schwefel&#x017F;a&#x0364;ure eine ihrer reinen Luft großentheils beraubte und mit Wa&#x017F;&#x017F;er verbundene Vitriol&#x017F;a&#x0364;ure.</p>
            <p>Man muß die&#x017F;e Sa&#x0364;ure in Fla&#x017F;chen von weißem Gla&#x017F;e aufheben, welche mit eingeriebnen Sto&#x0364;p&#x017F;eln wohl ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind, und &#x017F;ie &#x017F;o wenig, als mo&#x0364;glich, der freyen Luft aus&#x017F;etzen. Ihre Flu&#x0364;chtigkeit macht, daß &#x017F;ie &#x017F;ehr leicht verlohren geht, und er&#x017F;chwert daher auch die Unter&#x017F;uchung ihrer Verbindungen mit andern Ko&#x0364;rpern, z. B. den Erden und Metallen.</p>
            <p>Macquer chymi&#x017F;ches Wo&#x0364;rterbuch, Art. Schwefel&#x017F;a&#x0364;ure, flu&#x0364;chtige.</p>
            <p>Gren &#x017F;y&#x017F;temat. Handbuch der Chemie. Er&#x017F;ter Theil, §. 718. u. f.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Schwer, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Grave</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Grave, Pe&#x017F;ant</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Im allgemein&#x017F;ten Sinne des Worts heißt ein Ko&#x0364;rper <hi rendition="#b">gegen einen andern &#x017F;chwer,</hi> wenn man in ihm ein Be&#x017F;treben findet, &#x017F;ich nach die&#x017F;em andern hin zu bewegen, ohne daß man eine a&#x0364;ußere Ur&#x017F;ache die&#x017F;es Be&#x017F;trebens gewahr wird. Man hat Gru&#x0364;nde anzunehmen, daß alle Ko&#x0364;rper und alle Theile der Materie u&#x0364;berhaupt gegen einander &#x017F;chwer &#x017F;ind, &#x017F;. <hi rendition="#b">Attraction, Gravitation.</hi> I&#x017F;t ein Ko&#x0364;rper gegen mehrere andere zugleich, oder gegen mehrere materielle Theile, die durch einen gewi&#x017F;&#x017F;en Umfang verbreitet &#x017F;ind, merklich &#x017F;chwer, &#x017F;o wird er nach mehrern Richtungen zugleich &#x017F;ollicitirt, und es ent&#x017F;teht daraus ein zu&#x017F;ammenge&#x017F;etztes Be&#x017F;treben nach einer mittlern Richtung, welches den Ko&#x0364;rper nach einem gewi&#x017F;&#x017F;en Punkte treibt, &#x017F;. <hi rendition="#b">Mittelpunkt der Anziehung</hi> (oben S. 252.). Alsdann &#x017F;agt man auch wohl, der Ko&#x0364;rper &#x017F;ey <hi rendition="#b">gegen die&#x017F;en Punkt&#x017F;chwer;</hi> obgleich der Grund nicht in dem Punkte, &#x017F;ondern in der um &#x017F;elbigen verbreiteten Ma&#x017F;&#x017F;e liegt, die &#x017F;o wirkt, als ob &#x017F;ie in die&#x017F;em Punkte bey&#x017F;ammen wa&#x0364;re. So &#x017F;ind die Materien der Himmelsko&#x0364;rper gegen ihre Mittelpunkte &#x017F;chwer.</p>
            <p>In einge&#x017F;chra&#x0364;nkterer Bedeutung heißt ein Ko&#x0364;rper &#x017F;chwer, wenn man in ihm ein Be&#x017F;treben findet, &#x017F;ich nach<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[885/0891] da ſich, wie man jetzt gewiß weiß, beyde Saͤuren ſehr weſentlich unterſcheiden. Nach Lavoiſier's Syſtem iſt die fluͤchtige Schwefelſaͤure eine ihrer reinen Luft großentheils beraubte und mit Waſſer verbundene Vitriolſaͤure. Man muß dieſe Saͤure in Flaſchen von weißem Glaſe aufheben, welche mit eingeriebnen Stoͤpſeln wohl verſchloſſen ſind, und ſie ſo wenig, als moͤglich, der freyen Luft ausſetzen. Ihre Fluͤchtigkeit macht, daß ſie ſehr leicht verlohren geht, und erſchwert daher auch die Unterſuchung ihrer Verbindungen mit andern Koͤrpern, z. B. den Erden und Metallen. Macquer chymiſches Woͤrterbuch, Art. Schwefelſaͤure, fluͤchtige. Gren ſyſtemat. Handbuch der Chemie. Erſter Theil, §. 718. u. f. Schwer, Grave, Grave, Peſant. Im allgemeinſten Sinne des Worts heißt ein Koͤrper gegen einen andern ſchwer, wenn man in ihm ein Beſtreben findet, ſich nach dieſem andern hin zu bewegen, ohne daß man eine aͤußere Urſache dieſes Beſtrebens gewahr wird. Man hat Gruͤnde anzunehmen, daß alle Koͤrper und alle Theile der Materie uͤberhaupt gegen einander ſchwer ſind, ſ. Attraction, Gravitation. Iſt ein Koͤrper gegen mehrere andere zugleich, oder gegen mehrere materielle Theile, die durch einen gewiſſen Umfang verbreitet ſind, merklich ſchwer, ſo wird er nach mehrern Richtungen zugleich ſollicitirt, und es entſteht daraus ein zuſammengeſetztes Beſtreben nach einer mittlern Richtung, welches den Koͤrper nach einem gewiſſen Punkte treibt, ſ. Mittelpunkt der Anziehung (oben S. 252.). Alsdann ſagt man auch wohl, der Koͤrper ſey gegen dieſen Punktſchwer; obgleich der Grund nicht in dem Punkte, ſondern in der um ſelbigen verbreiteten Maſſe liegt, die ſo wirkt, als ob ſie in dieſem Punkte beyſammen waͤre. So ſind die Materien der Himmelskoͤrper gegen ihre Mittelpunkte ſchwer. In eingeſchraͤnkterer Bedeutung heißt ein Koͤrper ſchwer, wenn man in ihm ein Beſtreben findet, ſich nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/891
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 885. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/891>, abgerufen am 23.11.2024.