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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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wie 1 : 127, nach andern, wie 1 : 6, nach Kirwan (Von der Menge des Phlogiston im Schwefel, in dessen Vers. und Beob. St. 1. S. 124.) wie 40, 61 zu 59, 39 verhalten. Nach Hrn. Gren wiegt die im Schwefel steckende Vitriolsäure gar mehr, als der ganze Schwefel selbst.

Die Vitriolsäure giebt mit dem Phlogiston nur dann einen Schwefel, wenn sie vollkommen trocken ist, oder in den trocknen Zustand versetzt werden kan. Die Oele und brennbaren Geister liesern daher nur phlogistisirte Vitriolsäure, aber die Kohlen dieser Oele und aller verbrennlichen Materien bilden Schwefel. Im Schwefel selbst finder sich nicht das geringste Oel, und er ist daher von den Erdharzen völlig unterschieden. Da die Vitriolsäure nicht die einzige ist, die sich mit dem Brennbaren verbinden kan, so nehmen einige Chymisten auch trockne Verbindungen anderer Säuren mit dem Phlogiston unter dem Namen Salpeterschwefel, Kochsalzschwefel rc. an, wie z. B. Macquer bey der Erklärung des Verpuffens einen Salpeterschwesel zu Hülfe nimmt.

Der Nutzen des Schwefels ist sehr ausgebreitet. In der Chymie braucht man ihn zu Schmelzung, Niederschlagung, Scheidung und Reinigung verschiedener Metalle und Mineralien, ingleichen zu Bereitung der Vitriolsäure, so, wie die Schwefellebern zu Auflösungen der Metalle. In der Arzneykunst dient er sowohl innerlich, insbesondere bey schlaffen säurevollen Personen, als ein eröfnendes, absührendes, wurmtreibendes, reizendes und balsamisches Mittel, als auch äußerlich gegen verschiedene Hautkrankheiten. Auch einige mineralische Wasser, die theils zum Trinken, theils zum Baden gebraucht werden, z. B. die zu Aachen, erhalten ihre Heilkraft zum Theil von dem mit ihnen verbundenen Schwefel. In den Künsten braucht man ihn zur Zusammensetzung einiger Kütte und Theere, zu Abdrücken von geschnittenen Steinen, zum Schwefeln oder Weißmachen der Wolle, Seide und vieler andern Materien, die man seinem Dampfe aussetzt, und deren sonst nie zu vernichtende Farben von der flüchtigen Säure des brennenden Schwefels zerstöret werden. Man verbessert auch mit ihm die


wie 1 : 127, nach andern, wie 1 : 6, nach Kirwan (Von der Menge des Phlogiſton im Schwefel, in deſſen Verſ. und Beob. St. 1. S. 124.) wie 40, 61 zu 59, 39 verhalten. Nach Hrn. Gren wiegt die im Schwefel ſteckende Vitriolſaͤure gar mehr, als der ganze Schwefel ſelbſt.

Die Vitriolſaͤure giebt mit dem Phlogiſton nur dann einen Schwefel, wenn ſie vollkommen trocken iſt, oder in den trocknen Zuſtand verſetzt werden kan. Die Oele und brennbaren Geiſter lieſern daher nur phlogiſtiſirte Vitriolſaͤure, aber die Kohlen dieſer Oele und aller verbrennlichen Materien bilden Schwefel. Im Schwefel ſelbſt finder ſich nicht das geringſte Oel, und er iſt daher von den Erdharzen voͤllig unterſchieden. Da die Vitriolſaͤure nicht die einzige iſt, die ſich mit dem Brennbaren verbinden kan, ſo nehmen einige Chymiſten auch trockne Verbindungen anderer Saͤuren mit dem Phlogiſton unter dem Namen Salpeterſchwefel, Kochſalzſchwefel rc. an, wie z. B. Macquer bey der Erklaͤrung des Verpuffens einen Salpeterſchweſel zu Huͤlfe nimmt.

Der Nutzen des Schwefels iſt ſehr ausgebreitet. In der Chymie braucht man ihn zu Schmelzung, Niederſchlagung, Scheidung und Reinigung verſchiedener Metalle und Mineralien, ingleichen zu Bereitung der Vitriolſaͤure, ſo, wie die Schwefellebern zu Aufloͤſungen der Metalle. In der Arzneykunſt dient er ſowohl innerlich, insbeſondere bey ſchlaffen ſaͤurevollen Perſonen, als ein eroͤfnendes, abſuͤhrendes, wurmtreibendes, reizendes und balſamiſches Mittel, als auch aͤußerlich gegen verſchiedene Hautkrankheiten. Auch einige mineraliſche Waſſer, die theils zum Trinken, theils zum Baden gebraucht werden, z. B. die zu Aachen, erhalten ihre Heilkraft zum Theil von dem mit ihnen verbundenen Schwefel. In den Kuͤnſten braucht man ihn zur Zuſammenſetzung einiger Kuͤtte und Theere, zu Abdruͤcken von geſchnittenen Steinen, zum Schwefeln oder Weißmachen der Wolle, Seide und vieler andern Materien, die man ſeinem Dampfe ausſetzt, und deren ſonſt nie zu vernichtende Farben von der fluͤchtigen Saͤure des brennenden Schwefels zerſtoͤret werden. Man verbeſſert auch mit ihm die

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[882/0888] wie 1 : 127, nach andern, wie 1 : 6, nach Kirwan (Von der Menge des Phlogiſton im Schwefel, in deſſen Verſ. und Beob. St. 1. S. 124.) wie 40, 61 zu 59, 39 verhalten. Nach Hrn. Gren wiegt die im Schwefel ſteckende Vitriolſaͤure gar mehr, als der ganze Schwefel ſelbſt. Die Vitriolſaͤure giebt mit dem Phlogiſton nur dann einen Schwefel, wenn ſie vollkommen trocken iſt, oder in den trocknen Zuſtand verſetzt werden kan. Die Oele und brennbaren Geiſter lieſern daher nur phlogiſtiſirte Vitriolſaͤure, aber die Kohlen dieſer Oele und aller verbrennlichen Materien bilden Schwefel. Im Schwefel ſelbſt finder ſich nicht das geringſte Oel, und er iſt daher von den Erdharzen voͤllig unterſchieden. Da die Vitriolſaͤure nicht die einzige iſt, die ſich mit dem Brennbaren verbinden kan, ſo nehmen einige Chymiſten auch trockne Verbindungen anderer Saͤuren mit dem Phlogiſton unter dem Namen Salpeterſchwefel, Kochſalzſchwefel rc. an, wie z. B. Macquer bey der Erklaͤrung des Verpuffens einen Salpeterſchweſel zu Huͤlfe nimmt. Der Nutzen des Schwefels iſt ſehr ausgebreitet. In der Chymie braucht man ihn zu Schmelzung, Niederſchlagung, Scheidung und Reinigung verſchiedener Metalle und Mineralien, ingleichen zu Bereitung der Vitriolſaͤure, ſo, wie die Schwefellebern zu Aufloͤſungen der Metalle. In der Arzneykunſt dient er ſowohl innerlich, insbeſondere bey ſchlaffen ſaͤurevollen Perſonen, als ein eroͤfnendes, abſuͤhrendes, wurmtreibendes, reizendes und balſamiſches Mittel, als auch aͤußerlich gegen verſchiedene Hautkrankheiten. Auch einige mineraliſche Waſſer, die theils zum Trinken, theils zum Baden gebraucht werden, z. B. die zu Aachen, erhalten ihre Heilkraft zum Theil von dem mit ihnen verbundenen Schwefel. In den Kuͤnſten braucht man ihn zur Zuſammenſetzung einiger Kuͤtte und Theere, zu Abdruͤcken von geſchnittenen Steinen, zum Schwefeln oder Weißmachen der Wolle, Seide und vieler andern Materien, die man ſeinem Dampfe ausſetzt, und deren ſonſt nie zu vernichtende Farben von der fluͤchtigen Saͤure des brennenden Schwefels zerſtoͤret werden. Man verbeſſert auch mit ihm die

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 882. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/888>, abgerufen am 23.11.2024.