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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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wie die Zimmerleute ganze Dächer, Stockwerke, Gebäude und dergl. in die Höhe schrauben, um darunter bauen zu können.

Zu Pressen wird die Schraube entweder so gebraucht, daß die Mutter im Gestelle fest ist, die bewegliche Spindel aber mit einem durchgesteckten Hebel (dem Ziehpengel) umgedreht und gegen den Widerstand niedergetrieben wird, wie bey den Druckerpressen und Keltern; oder so, daß die Spindel auf der Unterlage fest steht, die bewegliche Mutter aber vermittelst daran befindlicher Handgriffe, die die Stelle von Hebeln vertreten, umgedreht wird, und eine daran liegende Platte gegen den Widerstand treibt, wie bey den Buchbinderpressen.

Zu den Unbequemlichkeiten der Schrauben kann man rechnen, daß sie wegen des ungemeinen Reibens viel Kraft erfordern, daß sie im Großen kostbar ausfallen, daß sie in Vergleichung mit ihrer geringen Größe viel Gewalt ausstehen, und daher nicht nur stark, sondern auch sehr genau und gleichförmig gearbeitet seyn müssen. So bald an einem Theile der Schraube und der Mutter das Klemmen stärker, als an den übrigen, ist, so trägt dieser Theil die ganze Last allein, und springt aus, wenn er nicht fest und stark genug ist. Um die Gänge mehr zu schonen, werden bisweilen Schrauben mit doppelten Gängen gemacht, wo auf der halben Weite des ersten Gangs noch ein zweyter um die Spindel geführt ist. Dies thut man vorzüglich, wenn die Weite der Gänge groß ist, und dazu Platz verstattet, wie bey den Schrauben der Druckerpressen. Eine solche Schraube hat nicht mehr Vermögen, als eine einfache, aber ihre Gänge tragen nur halb so viel Druck. Mehrere Schrauben mit einander zu verbinden, ist nicht rathsam. Würde eine im geringsten mehr angezogen, als die übrigen, so bekäme sie die ganze Last allein zu tragen. Daher sind die Vorschläge, Obelisken und dergl. durch eine Menge Schrauben zu erheben, beym Leupold (Theatr. machinarum. Tab. XLVI. XLVII.) in der Ausführung unmöglich.


wie die Zimmerleute ganze Daͤcher, Stockwerke, Gebaͤude und dergl. in die Hoͤhe ſchrauben, um darunter bauen zu koͤnnen.

Zu Preſſen wird die Schraube entweder ſo gebraucht, daß die Mutter im Geſtelle feſt iſt, die bewegliche Spindel aber mit einem durchgeſteckten Hebel (dem Ziehpengel) umgedreht und gegen den Widerſtand niedergetrieben wird, wie bey den Druckerpreſſen und Keltern; oder ſo, daß die Spindel auf der Unterlage feſt ſteht, die bewegliche Mutter aber vermittelſt daran befindlicher Handgriffe, die die Stelle von Hebeln vertreten, umgedreht wird, und eine daran liegende Platte gegen den Widerſtand treibt, wie bey den Buchbinderpreſſen.

Zu den Unbequemlichkeiten der Schrauben kann man rechnen, daß ſie wegen des ungemeinen Reibens viel Kraft erfordern, daß ſie im Großen koſtbar ausfallen, daß ſie in Vergleichung mit ihrer geringen Groͤße viel Gewalt ausſtehen, und daher nicht nur ſtark, ſondern auch ſehr genau und gleichfoͤrmig gearbeitet ſeyn muͤſſen. So bald an einem Theile der Schraube und der Mutter das Klemmen ſtaͤrker, als an den uͤbrigen, iſt, ſo traͤgt dieſer Theil die ganze Laſt allein, und ſpringt aus, wenn er nicht feſt und ſtark genug iſt. Um die Gaͤnge mehr zu ſchonen, werden bisweilen Schrauben mit doppelten Gaͤngen gemacht, wo auf der halben Weite des erſten Gangs noch ein zweyter um die Spindel gefuͤhrt iſt. Dies thut man vorzuͤglich, wenn die Weite der Gaͤnge groß iſt, und dazu Platz verſtattet, wie bey den Schrauben der Druckerpreſſen. Eine ſolche Schraube hat nicht mehr Vermoͤgen, als eine einfache, aber ihre Gaͤnge tragen nur halb ſo viel Druck. Mehrere Schrauben mit einander zu verbinden, iſt nicht rathſam. Wuͤrde eine im geringſten mehr angezogen, als die uͤbrigen, ſo bekaͤme ſie die ganze Laſt allein zu tragen. Daher ſind die Vorſchlaͤge, Obeliſken und dergl. durch eine Menge Schrauben zu erheben, beym Leupold (Theatr. machinarum. Tab. XLVI. XLVII.) in der Ausfuͤhrung unmoͤglich.

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[873/0879] wie die Zimmerleute ganze Daͤcher, Stockwerke, Gebaͤude und dergl. in die Hoͤhe ſchrauben, um darunter bauen zu koͤnnen. Zu Preſſen wird die Schraube entweder ſo gebraucht, daß die Mutter im Geſtelle feſt iſt, die bewegliche Spindel aber mit einem durchgeſteckten Hebel (dem Ziehpengel) umgedreht und gegen den Widerſtand niedergetrieben wird, wie bey den Druckerpreſſen und Keltern; oder ſo, daß die Spindel auf der Unterlage feſt ſteht, die bewegliche Mutter aber vermittelſt daran befindlicher Handgriffe, die die Stelle von Hebeln vertreten, umgedreht wird, und eine daran liegende Platte gegen den Widerſtand treibt, wie bey den Buchbinderpreſſen. Zu den Unbequemlichkeiten der Schrauben kann man rechnen, daß ſie wegen des ungemeinen Reibens viel Kraft erfordern, daß ſie im Großen koſtbar ausfallen, daß ſie in Vergleichung mit ihrer geringen Groͤße viel Gewalt ausſtehen, und daher nicht nur ſtark, ſondern auch ſehr genau und gleichfoͤrmig gearbeitet ſeyn muͤſſen. So bald an einem Theile der Schraube und der Mutter das Klemmen ſtaͤrker, als an den uͤbrigen, iſt, ſo traͤgt dieſer Theil die ganze Laſt allein, und ſpringt aus, wenn er nicht feſt und ſtark genug iſt. Um die Gaͤnge mehr zu ſchonen, werden bisweilen Schrauben mit doppelten Gaͤngen gemacht, wo auf der halben Weite des erſten Gangs noch ein zweyter um die Spindel gefuͤhrt iſt. Dies thut man vorzuͤglich, wenn die Weite der Gaͤnge groß iſt, und dazu Platz verſtattet, wie bey den Schrauben der Druckerpreſſen. Eine ſolche Schraube hat nicht mehr Vermoͤgen, als eine einfache, aber ihre Gaͤnge tragen nur halb ſo viel Druck. Mehrere Schrauben mit einander zu verbinden, iſt nicht rathſam. Wuͤrde eine im geringſten mehr angezogen, als die uͤbrigen, ſo bekaͤme ſie die ganze Laſt allein zu tragen. Daher ſind die Vorſchlaͤge, Obeliſken und dergl. durch eine Menge Schrauben zu erheben, beym Leupold (Theatr. machinarum. Tab. XLVI. XLVII.) in der Ausfuͤhrung unmoͤglich.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 873. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/879>, abgerufen am 23.11.2024.