Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


ofne L in den Stiefel und wird verdünnt. Treibt man nun die Kolbenstange nieder, so öfnet sich der Kolben; zugleich wird das Ende P der Stange qq in L eingetrieben, und schneidet die Gemeinschaft mit der Glocke ab. Die Luft im Stiefel geht also durch den Kolben hindurch, und wird beym folgenden Zuge, wobey sich derselbe wieder schließt, durch den Canal cc hinausgetrieben.

Es ist wahr, daß bey dieser sinnreichen Anordnung weder ein schädlicher Raum übrig bleibt, noch die Luft sich selbst die Wege öfnen darf. Vielmehr kan alles vollkommen an einander schließen, und die Oefnung der Wege wird im Boden und Kolben durch die Bewegung des Kolbens selbst bewirkt. Allein die Ausführung erfordert eine Genauigkeit, die man nur von Meisterhänden erwarten kan; auch ist die Maschine aus so vielen kleinen, und doch wesentlichen Theilen zusammengesetzt, daß beym Gebrauch bald Mängel entstehen müssen, deren Quelle nicht immer leicht zu entdecken seyn dürfte. Quecksilberpumpen.

Alle bisher beschriebne Luftpumpen saugen durch Kolben, welche die Luft unmittelbar berühren. Man kan sich aber auch anderer Mittel zu Hervorbringung leerer Räume bedienen. Schon die florentiner Akademisten hatten dazu das Quecksilber in der torricellischen Röhre gebraucht; neuerlich haben die Herren Baader und Hindenburg eben diese Materie vorgeschlagen, welche nach jenem die Stelle des Kolbens selbst vertritt, nach diesem aber zwischen den Kolben und die Luft gestellt wird.

Maria Clemens Baader, ein Arzt in München, beschreibt seine Quecksilberpumpe selbst (in Lorenz Hübners physikalischem Taschenbuche für Freunde der Natur, <*>sten Jahrg. 4tes Viertel. Salzburg, 1784. S. 650.), und nach ihm die Herren Hindenburg (Progr. De antlia Baaderiana hydrostatico pnevmatica. Lips. 1787. 4.) und Lichtenberg (Magazin für das Neuste a. d. Phys. V. B. 2tes St. S. 91. u. f.). Taf. XV. Fig. 24. stellt ihren verticalen Durchschnitt


ofne L in den Stiefel und wird verduͤnnt. Treibt man nun die Kolbenſtange nieder, ſo oͤfnet ſich der Kolben; zugleich wird das Ende P der Stange qq in L eingetrieben, und ſchneidet die Gemeinſchaft mit der Glocke ab. Die Luft im Stiefel geht alſo durch den Kolben hindurch, und wird beym folgenden Zuge, wobey ſich derſelbe wieder ſchließt, durch den Canal cc hinausgetrieben.

Es iſt wahr, daß bey dieſer ſinnreichen Anordnung weder ein ſchaͤdlicher Raum uͤbrig bleibt, noch die Luft ſich ſelbſt die Wege oͤfnen darf. Vielmehr kan alles vollkommen an einander ſchließen, und die Oefnung der Wege wird im Boden und Kolben durch die Bewegung des Kolbens ſelbſt bewirkt. Allein die Ausfuͤhrung erfordert eine Genauigkeit, die man nur von Meiſterhaͤnden erwarten kan; auch iſt die Maſchine aus ſo vielen kleinen, und doch weſentlichen Theilen zuſammengeſetzt, daß beym Gebrauch bald Maͤngel entſtehen muͤſſen, deren Quelle nicht immer leicht zu entdecken ſeyn duͤrfte. Queckſilberpumpen.

Alle bisher beſchriebne Luftpumpen ſaugen durch Kolben, welche die Luft unmittelbar beruͤhren. Man kan ſich aber auch anderer Mittel zu Hervorbringung leerer Raͤume bedienen. Schon die florentiner Akademiſten hatten dazu das Queckſilber in der torricelliſchen Roͤhre gebraucht; neuerlich haben die Herren Baader und Hindenburg eben dieſe Materie vorgeſchlagen, welche nach jenem die Stelle des Kolbens ſelbſt vertritt, nach dieſem aber zwiſchen den Kolben und die Luft geſtellt wird.

Maria Clemens Baader, ein Arzt in Muͤnchen, beſchreibt ſeine Queckſilberpumpe ſelbſt (in Lorenz Huͤbners phyſikaliſchem Taſchenbuche fuͤr Freunde der Natur, <*>ſten Jahrg. 4tes Viertel. Salzburg, 1784. S. 650.), und nach ihm die Herren Hindenburg (Progr. De antlia Baaderiana hydroſtatico pnevmatica. Lipſ. 1787. 4.) und Lichtenberg (Magazin fuͤr das Neuſte a. d. Phyſ. V. B. 2tes St. S. 91. u. f.). Taf. XV. Fig. 24. ſtellt ihren verticalen Durchſchnitt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0085" xml:id="P.3.79" n="79"/><lb/>
ofne <hi rendition="#aq">L</hi> in den Stiefel und wird verdu&#x0364;nnt. Treibt man nun die Kolben&#x017F;tange nieder, &#x017F;o o&#x0364;fnet &#x017F;ich der Kolben; zugleich wird das Ende <hi rendition="#aq">P</hi> der Stange <hi rendition="#aq">qq</hi> in <hi rendition="#aq">L</hi> eingetrieben, und &#x017F;chneidet die Gemein&#x017F;chaft mit der Glocke ab. Die Luft im Stiefel geht al&#x017F;o durch den Kolben hindurch, und wird beym folgenden Zuge, wobey &#x017F;ich der&#x017F;elbe wieder &#x017F;chließt, durch den Canal <hi rendition="#aq">cc</hi> hinausgetrieben.</p>
            <p>Es i&#x017F;t wahr, daß bey die&#x017F;er &#x017F;innreichen Anordnung weder ein &#x017F;cha&#x0364;dlicher Raum u&#x0364;brig bleibt, noch die Luft &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t die Wege o&#x0364;fnen darf. Vielmehr kan alles vollkommen an einander &#x017F;chließen, und die Oefnung der Wege wird im Boden und Kolben durch die Bewegung des Kolbens &#x017F;elb&#x017F;t bewirkt. Allein die Ausfu&#x0364;hrung erfordert eine Genauigkeit, die man nur von Mei&#x017F;terha&#x0364;nden erwarten kan; auch i&#x017F;t die Ma&#x017F;chine aus &#x017F;o vielen kleinen, und doch we&#x017F;entlichen Theilen zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt, daß beym Gebrauch bald Ma&#x0364;ngel ent&#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, deren Quelle nicht immer leicht zu entdecken &#x017F;eyn du&#x0364;rfte. <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Queck&#x017F;ilberpumpen.</hi></hi></p>
            <p>Alle bisher be&#x017F;chriebne Luftpumpen &#x017F;augen durch Kolben, welche die Luft unmittelbar beru&#x0364;hren. Man kan &#x017F;ich aber auch anderer Mittel zu Hervorbringung leerer Ra&#x0364;ume bedienen. Schon die florentiner Akademi&#x017F;ten hatten dazu das <hi rendition="#b">Queck&#x017F;ilber</hi> in der torricelli&#x017F;chen Ro&#x0364;hre gebraucht; neuerlich haben die Herren <hi rendition="#b">Baader</hi> und <hi rendition="#b">Hindenburg</hi> eben die&#x017F;e Materie vorge&#x017F;chlagen, welche nach jenem die Stelle des Kolbens &#x017F;elb&#x017F;t vertritt, nach die&#x017F;em aber zwi&#x017F;chen den Kolben und die Luft ge&#x017F;tellt wird.</p>
            <p><hi rendition="#b">Maria Clemens Baader,</hi> ein Arzt in Mu&#x0364;nchen, be&#x017F;chreibt &#x017F;eine Queck&#x017F;ilberpumpe &#x017F;elb&#x017F;t (in <hi rendition="#b">Lorenz Hu&#x0364;bners</hi> phy&#x017F;ikali&#x017F;chem Ta&#x017F;chenbuche fu&#x0364;r Freunde der Natur, &lt;*&gt;&#x017F;ten Jahrg. 4tes <hi rendition="#b">Viertel. Salzburg,</hi> 1784. S. 650.), und nach ihm die Herren <hi rendition="#b">Hindenburg</hi> <hi rendition="#aq">(Progr. De antlia Baaderiana hydro&#x017F;tatico pnevmatica. Lip&#x017F;. 1787. 4.)</hi> und <hi rendition="#b">Lichtenberg</hi> (Magazin fu&#x0364;r das Neu&#x017F;te a. d. Phy&#x017F;. <hi rendition="#aq">V.</hi> B. 2tes St. S. 91. u. f.). Taf. <hi rendition="#aq">XV.</hi> Fig. 24. &#x017F;tellt ihren verticalen Durch&#x017F;chnitt<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0085] ofne L in den Stiefel und wird verduͤnnt. Treibt man nun die Kolbenſtange nieder, ſo oͤfnet ſich der Kolben; zugleich wird das Ende P der Stange qq in L eingetrieben, und ſchneidet die Gemeinſchaft mit der Glocke ab. Die Luft im Stiefel geht alſo durch den Kolben hindurch, und wird beym folgenden Zuge, wobey ſich derſelbe wieder ſchließt, durch den Canal cc hinausgetrieben. Es iſt wahr, daß bey dieſer ſinnreichen Anordnung weder ein ſchaͤdlicher Raum uͤbrig bleibt, noch die Luft ſich ſelbſt die Wege oͤfnen darf. Vielmehr kan alles vollkommen an einander ſchließen, und die Oefnung der Wege wird im Boden und Kolben durch die Bewegung des Kolbens ſelbſt bewirkt. Allein die Ausfuͤhrung erfordert eine Genauigkeit, die man nur von Meiſterhaͤnden erwarten kan; auch iſt die Maſchine aus ſo vielen kleinen, und doch weſentlichen Theilen zuſammengeſetzt, daß beym Gebrauch bald Maͤngel entſtehen muͤſſen, deren Quelle nicht immer leicht zu entdecken ſeyn duͤrfte. Queckſilberpumpen. Alle bisher beſchriebne Luftpumpen ſaugen durch Kolben, welche die Luft unmittelbar beruͤhren. Man kan ſich aber auch anderer Mittel zu Hervorbringung leerer Raͤume bedienen. Schon die florentiner Akademiſten hatten dazu das Queckſilber in der torricelliſchen Roͤhre gebraucht; neuerlich haben die Herren Baader und Hindenburg eben dieſe Materie vorgeſchlagen, welche nach jenem die Stelle des Kolbens ſelbſt vertritt, nach dieſem aber zwiſchen den Kolben und die Luft geſtellt wird. Maria Clemens Baader, ein Arzt in Muͤnchen, beſchreibt ſeine Queckſilberpumpe ſelbſt (in Lorenz Huͤbners phyſikaliſchem Taſchenbuche fuͤr Freunde der Natur, <*>ſten Jahrg. 4tes Viertel. Salzburg, 1784. S. 650.), und nach ihm die Herren Hindenburg (Progr. De antlia Baaderiana hydroſtatico pnevmatica. Lipſ. 1787. 4.) und Lichtenberg (Magazin fuͤr das Neuſte a. d. Phyſ. V. B. 2tes St. S. 91. u. f.). Taf. XV. Fig. 24. ſtellt ihren verticalen Durchſchnitt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/85
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/85>, abgerufen am 23.11.2024.