der Mauer hergekommen seyn. Das Blaue in den Schatten werde merklich, sobald die Erleuchtung der angrenzenden Stellen schwach genug sey, wie bey einem niedrigen Stande der Sonne geschehe. Um halb sieben Uhr des Abends, als die Sonne noch 4° hoch stand, war der Schatten seines Fingers noch dunkelgrau, wenn er aber das Papier fast horizontal hielt, daß die Sonnenstralen sehr schief darauf fielen, so erschien das ganze Papier bläulich, und der Schatten darauf schön hellblau. Eine Viertelstunde darauf fieng der Schatten, an blau zu werden, wenn auch die Sonne senkrecht auf das Papier schien; wenn man aber dasselbe gegen die Erde kehrte, waren die Schatten, die auf die untere Seite fielen, nicht blau. Um 7 Uhr, als die Sonne noch 2° hoch stand, hatten die Schatten eine sehr schöne blaue Farbe. Im August bemerkte er, daß sie anfiengen, sich blau zu färben, wenn die Sonne noch 7° 8' hoch stand. Wenn das Sonnenlicht von einem gegenüberstehenden weißen Hause ins Zimmer geworfen wird, so kan man zu jeder Stunde des Tages blaue Schatten erhalten, wenn nur am Orte des Versuchs ein Theil des blauen Himmels sichtbar ist, und alles unnöthige Licht entfernt wird. Dabey kan man sich überzeugen, daß die blaue Farbe genau an denjenigen Stellen des Schattens verschwindet, von welchen man keinen Theil des blauen Himmels sehen kan.
Inzwischen behauptet doch ein neuerer Schriftsteller (Observations sur les ombres colorees, par H. F. T. Paris, 1782. 8.) nach vielen Versuchen, daß man Schatten von allerley Farben erhalten könne, so oft Gegenstände von mehr als einem Lichte erleuchtet werden, und die mehrern Lichter eine bestimmte Proportion ihrer Stärke gegen einander haben, daß also die blauen Schatten nicht von der Farbe des Himmels, sondern von dem Verhältnisse der Lichtstärke herkommen.
Opoix hingegen (Journal de phys. Dec. 1783.) leitet sie aus der Beugung des Lichts her, welche die blauen und grünen Stralen am stärksten ablenke, und in den Schatten bringe,
Priestley Geschichte der Optik, durch Klügel, S. 327 u. f.
Brisson Dict. rais. de Physique. Art. Ombre,
der Mauer hergekommen ſeyn. Das Blaue in den Schatten werde merklich, ſobald die Erleuchtung der angrenzenden Stellen ſchwach genug ſey, wie bey einem niedrigen Stande der Sonne geſchehe. Um halb ſieben Uhr des Abends, als die Sonne noch 4° hoch ſtand, war der Schatten ſeines Fingers noch dunkelgrau, wenn er aber das Papier faſt horizontal hielt, daß die Sonnenſtralen ſehr ſchief darauf fielen, ſo erſchien das ganze Papier blaͤulich, und der Schatten darauf ſchoͤn hellblau. Eine Viertelſtunde darauf fieng der Schatten, an blau zu werden, wenn auch die Sonne ſenkrecht auf das Papier ſchien; wenn man aber daſſelbe gegen die Erde kehrte, waren die Schatten, die auf die untere Seite fielen, nicht blau. Um 7 Uhr, als die Sonne noch 2° hoch ſtand, hatten die Schatten eine ſehr ſchoͤne blaue Farbe. Im Auguſt bemerkte er, daß ſie anfiengen, ſich blau zu faͤrben, wenn die Sonne noch 7° 8′ hoch ſtand. Wenn das Sonnenlicht von einem gegenuͤberſtehenden weißen Hauſe ins Zimmer geworfen wird, ſo kan man zu jeder Stunde des Tages blaue Schatten erhalten, wenn nur am Orte des Verſuchs ein Theil des blauen Himmels ſichtbar iſt, und alles unnoͤthige Licht entfernt wird. Dabey kan man ſich uͤberzeugen, daß die blaue Farbe genau an denjenigen Stellen des Schattens verſchwindet, von welchen man keinen Theil des blauen Himmels ſehen kan.
Inzwiſchen behauptet doch ein neuerer Schriftſteller (Obſervations ſur les ombres colorées, par H. F. T. Paris, 1782. 8.) nach vielen Verſuchen, daß man Schatten von allerley Farben erhalten koͤnne, ſo oft Gegenſtaͤnde von mehr als einem Lichte erleuchtet werden, und die mehrern Lichter eine beſtimmte Proportion ihrer Staͤrke gegen einander haben, daß alſo die blauen Schatten nicht von der Farbe des Himmels, ſondern von dem Verhaͤltniſſe der Lichtſtaͤrke herkommen.
Opoix hingegen (Journal de phyſ. Dec. 1783.) leitet ſie aus der Beugung des Lichts her, welche die blauen und gruͤnen Stralen am ſtaͤrkſten ablenke, und in den Schatten bringe,
Prieſtley Geſchichte der Optik, durch Kluͤgel, S. 327 u. f.
Briſſon Dict. raiſ. de Phyſique. Art. Ombre,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0832"xml:id="P.3.826"n="826"/><lb/>
der Mauer hergekommen ſeyn. Das Blaue in den Schatten werde merklich, ſobald die Erleuchtung der angrenzenden Stellen ſchwach genug ſey, wie bey einem niedrigen Stande der Sonne geſchehe. Um halb ſieben Uhr des Abends, als die Sonne noch 4° hoch ſtand, war der Schatten ſeines Fingers noch dunkelgrau, wenn er aber das Papier faſt horizontal hielt, daß die Sonnenſtralen ſehr ſchief darauf fielen, ſo erſchien das ganze Papier blaͤulich, und der Schatten darauf ſchoͤn hellblau. Eine Viertelſtunde darauf fieng der Schatten, an blau zu werden, wenn auch die Sonne ſenkrecht auf das Papier ſchien; wenn man aber daſſelbe gegen die Erde kehrte, waren die Schatten, die auf die untere Seite fielen, nicht blau. Um 7 Uhr, als die Sonne noch 2° hoch ſtand, hatten die Schatten eine ſehr ſchoͤne blaue Farbe. Im Auguſt bemerkte er, daß ſie anfiengen, ſich blau zu faͤrben, wenn die Sonne noch 7° 8′ hoch ſtand. Wenn das Sonnenlicht von einem gegenuͤberſtehenden weißen Hauſe ins Zimmer geworfen wird, ſo kan man zu jeder Stunde des Tages blaue Schatten erhalten, wenn nur am Orte des Verſuchs ein Theil des blauen Himmels ſichtbar iſt, und alles unnoͤthige Licht entfernt wird. Dabey kan man ſich uͤberzeugen, daß die blaue Farbe genau an denjenigen Stellen des Schattens verſchwindet, von welchen man keinen Theil des blauen Himmels ſehen kan.</p><p>Inzwiſchen behauptet doch ein neuerer Schriftſteller <hirendition="#aq">(Obſervations ſur les ombres colorées, par H. F. T. Paris, 1782. 8.)</hi> nach vielen Verſuchen, daß man Schatten von allerley Farben erhalten koͤnne, ſo oft Gegenſtaͤnde von mehr als einem Lichte erleuchtet werden, und die mehrern Lichter eine beſtimmte Proportion ihrer Staͤrke gegen einander haben, daß alſo die blauen Schatten nicht von der Farbe des Himmels, ſondern von dem Verhaͤltniſſe der Lichtſtaͤrke herkommen.</p><p><hirendition="#b">Opoix</hi> hingegen <hirendition="#aq">(Journal de phyſ. Dec. 1783.)</hi> leitet ſie aus der Beugung des Lichts her, welche die blauen und gruͤnen Stralen am ſtaͤrkſten ablenke, und in den Schatten bringe,</p><p>Prieſtley Geſchichte der Optik, durch Kluͤgel, S. 327 u. f.</p><p><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Briſſon</hi> Dict. raiſ. de Phyſique. Art. <hirendition="#i">Ombre,</hi></hi><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[826/0832]
der Mauer hergekommen ſeyn. Das Blaue in den Schatten werde merklich, ſobald die Erleuchtung der angrenzenden Stellen ſchwach genug ſey, wie bey einem niedrigen Stande der Sonne geſchehe. Um halb ſieben Uhr des Abends, als die Sonne noch 4° hoch ſtand, war der Schatten ſeines Fingers noch dunkelgrau, wenn er aber das Papier faſt horizontal hielt, daß die Sonnenſtralen ſehr ſchief darauf fielen, ſo erſchien das ganze Papier blaͤulich, und der Schatten darauf ſchoͤn hellblau. Eine Viertelſtunde darauf fieng der Schatten, an blau zu werden, wenn auch die Sonne ſenkrecht auf das Papier ſchien; wenn man aber daſſelbe gegen die Erde kehrte, waren die Schatten, die auf die untere Seite fielen, nicht blau. Um 7 Uhr, als die Sonne noch 2° hoch ſtand, hatten die Schatten eine ſehr ſchoͤne blaue Farbe. Im Auguſt bemerkte er, daß ſie anfiengen, ſich blau zu faͤrben, wenn die Sonne noch 7° 8′ hoch ſtand. Wenn das Sonnenlicht von einem gegenuͤberſtehenden weißen Hauſe ins Zimmer geworfen wird, ſo kan man zu jeder Stunde des Tages blaue Schatten erhalten, wenn nur am Orte des Verſuchs ein Theil des blauen Himmels ſichtbar iſt, und alles unnoͤthige Licht entfernt wird. Dabey kan man ſich uͤberzeugen, daß die blaue Farbe genau an denjenigen Stellen des Schattens verſchwindet, von welchen man keinen Theil des blauen Himmels ſehen kan.
Inzwiſchen behauptet doch ein neuerer Schriftſteller (Obſervations ſur les ombres colorées, par H. F. T. Paris, 1782. 8.) nach vielen Verſuchen, daß man Schatten von allerley Farben erhalten koͤnne, ſo oft Gegenſtaͤnde von mehr als einem Lichte erleuchtet werden, und die mehrern Lichter eine beſtimmte Proportion ihrer Staͤrke gegen einander haben, daß alſo die blauen Schatten nicht von der Farbe des Himmels, ſondern von dem Verhaͤltniſſe der Lichtſtaͤrke herkommen.
Opoix hingegen (Journal de phyſ. Dec. 1783.) leitet ſie aus der Beugung des Lichts her, welche die blauen und gruͤnen Stralen am ſtaͤrkſten ablenke, und in den Schatten bringe,
Prieſtley Geſchichte der Optik, durch Kluͤgel, S. 327 u. f.
Briſſon Dict. raiſ. de Phyſique. Art. Ombre,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 826. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/832>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.