Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Um die Theile besser bemerken zu können, müssen ihre Grenzen nicht mit Punkten, sondern mit Strichen bezeichnet werden. Man zieht in dieser Absicht nicht blos eine einzige, sondern zwo Linien, oder noch mehrere, mit einander parallel, theilt alle auf gleiche Art, und bemerkt die Grenzen der Abtheilungen mit rechtwinklichten Queerlinien. So wird das Ganze einer Leiter ähnlich; daher denn auch die Benennungen der Scalen sowohl, als der Grade oder Stufen entstanden sind. Schall, Sonus, Son. Diesen Namen geben wir gewissen Wirkungen, mit welchen bebende oder schwingende Bewegungen der Luft und anderer elastischen Körper begleitet sind, und die wir durch den Sinn des Gehörs empfinden. Unsere Gehörorgane sind überhaupt für nichts anders, als für Bewegungen empfindlich, welche durch die Luft oder andere elastische Körper bis zu ihnen fortgepflanzt werden. Wenn man also eine bloße Worterklärung ohne Erwähnung einer physischen Ursache geben will, so kan man auch sagen, das Wort Schall bezeichne alles Hörbare. Man kan den Schall auf dreyerley Art betrachten, in sofern er 1) durch die Bewegung eines Körpers erregt, 2) durch die Luft oder andere Körper fortgepflanzt, und 3) durchs Gehör empfunden wird. Iede Art der Betrachtung veranlasset eine andere Definition, daher die Erklärungen des Wortes Schall in den Schriften der Phyker sehr mannigfaltig sind. Ich will gegenwärtigen Artikel nach dieser dreyfachen Betrachtungsart ordnen. Zur Entstehung des Schalles ist allezeit ein fester oder flüßiger Körper nöthig, dessen Theile in eine schwingende Bewegung versetzt werden. Man nennt ihn den schallenden Körper (corpus sonorum). Sehr oft ist dieser Körper die Luft selbst, aber nie für sich allein, sondern in Verbindung mit andern Körpern, die sie in Bewegung setzen. So entsteht der Knall einer Peitsche, das Pfeifen
Um die Theile beſſer bemerken zu koͤnnen, muͤſſen ihre Grenzen nicht mit Punkten, ſondern mit Strichen bezeichnet werden. Man zieht in dieſer Abſicht nicht blos eine einzige, ſondern zwo Linien, oder noch mehrere, mit einander parallel, theilt alle auf gleiche Art, und bemerkt die Grenzen der Abtheilungen mit rechtwinklichten Queerlinien. So wird das Ganze einer Leiter aͤhnlich; daher denn auch die Benennungen der Scalen ſowohl, als der Grade oder Stufen entſtanden ſind. Schall, Sonus, Son. Dieſen Namen geben wir gewiſſen Wirkungen, mit welchen bebende oder ſchwingende Bewegungen der Luft und anderer elaſtiſchen Koͤrper begleitet ſind, und die wir durch den Sinn des Gehoͤrs empfinden. Unſere Gehoͤrorgane ſind uͤberhaupt fuͤr nichts anders, als fuͤr Bewegungen empfindlich, welche durch die Luft oder andere elaſtiſche Koͤrper bis zu ihnen fortgepflanzt werden. Wenn man alſo eine bloße Worterklaͤrung ohne Erwaͤhnung einer phyſiſchen Urſache geben will, ſo kan man auch ſagen, das Wort Schall bezeichne alles Hoͤrbare. Man kan den Schall auf dreyerley Art betrachten, in ſofern er 1) durch die Bewegung eines Koͤrpers erregt, 2) durch die Luft oder andere Koͤrper fortgepflanzt, und 3) durchs Gehoͤr empfunden wird. Iede Art der Betrachtung veranlaſſet eine andere Definition, daher die Erklaͤrungen des Wortes Schall in den Schriften der Phyker ſehr mannigfaltig ſind. Ich will gegenwaͤrtigen Artikel nach dieſer dreyfachen Betrachtungsart ordnen. Zur Entſtehung des Schalles iſt allezeit ein feſter oder fluͤßiger Koͤrper noͤthig, deſſen Theile in eine ſchwingende Bewegung verſetzt werden. Man nennt ihn den ſchallenden Koͤrper (corpus ſonorum). Sehr oft iſt dieſer Koͤrper die Luft ſelbſt, aber nie fuͤr ſich allein, ſondern in Verbindung mit andern Koͤrpern, die ſie in Bewegung ſetzen. So entſteht der Knall einer Peitſche, das Pfeifen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0805" xml:id="P.3.799" n="799"/><lb/> Beſtimmungen ab. Beyſpiele hievon findet man bey den Worten <hi rendition="#b">Araͤometer, Barometer, Hygrometer, Thermometer.</hi></p> <p>Um die Theile beſſer bemerken zu koͤnnen, muͤſſen ihre Grenzen nicht mit Punkten, ſondern mit Strichen bezeichnet werden. Man zieht in dieſer Abſicht nicht blos eine einzige, ſondern zwo Linien, oder noch mehrere, mit einander parallel, theilt alle auf gleiche Art, und bemerkt die Grenzen der Abtheilungen mit rechtwinklichten Queerlinien. So wird das Ganze einer Leiter aͤhnlich; daher denn auch die Benennungen der Scalen ſowohl, als der Grade oder Stufen entſtanden ſind.</p> </div> <div n="3"> <head>Schall, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Sonus</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Son</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Dieſen Namen geben wir gewiſſen Wirkungen, mit welchen bebende oder ſchwingende Bewegungen der Luft und anderer elaſtiſchen Koͤrper begleitet ſind, und die wir durch den Sinn des Gehoͤrs empfinden. Unſere Gehoͤrorgane ſind uͤberhaupt fuͤr nichts anders, als fuͤr Bewegungen empfindlich, welche durch die Luft oder andere elaſtiſche Koͤrper bis zu ihnen fortgepflanzt werden. Wenn man alſo eine bloße Worterklaͤrung ohne Erwaͤhnung einer phyſiſchen Urſache geben will, ſo kan man auch ſagen, das Wort <hi rendition="#b">Schall</hi> bezeichne alles Hoͤrbare.</p> <p>Man kan den Schall auf dreyerley Art betrachten, in ſofern er 1) durch die Bewegung eines Koͤrpers erregt, 2) durch die Luft oder andere Koͤrper fortgepflanzt, und 3) durchs Gehoͤr empfunden wird. Iede Art der Betrachtung veranlaſſet eine andere Definition, daher die Erklaͤrungen des Wortes Schall in den Schriften der Phyker ſehr mannigfaltig ſind. Ich will gegenwaͤrtigen Artikel nach dieſer dreyfachen Betrachtungsart ordnen.</p> <p>Zur <hi rendition="#b">Entſtehung</hi> des Schalles iſt allezeit ein feſter oder fluͤßiger Koͤrper noͤthig, deſſen Theile in eine ſchwingende Bewegung verſetzt werden. Man nennt ihn <hi rendition="#b">den ſchallenden Koͤrper</hi> <hi rendition="#aq">(corpus ſonorum).</hi> Sehr oft iſt dieſer Koͤrper die Luft ſelbſt, aber nie fuͤr ſich allein, ſondern in Verbindung mit andern Koͤrpern, die ſie in Bewegung ſetzen. So entſteht der Knall einer <hi rendition="#b">Peitſche,</hi> das <hi rendition="#b">Pfeifen</hi><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [799/0805]
Beſtimmungen ab. Beyſpiele hievon findet man bey den Worten Araͤometer, Barometer, Hygrometer, Thermometer.
Um die Theile beſſer bemerken zu koͤnnen, muͤſſen ihre Grenzen nicht mit Punkten, ſondern mit Strichen bezeichnet werden. Man zieht in dieſer Abſicht nicht blos eine einzige, ſondern zwo Linien, oder noch mehrere, mit einander parallel, theilt alle auf gleiche Art, und bemerkt die Grenzen der Abtheilungen mit rechtwinklichten Queerlinien. So wird das Ganze einer Leiter aͤhnlich; daher denn auch die Benennungen der Scalen ſowohl, als der Grade oder Stufen entſtanden ſind.
Schall, Sonus, Son.
Dieſen Namen geben wir gewiſſen Wirkungen, mit welchen bebende oder ſchwingende Bewegungen der Luft und anderer elaſtiſchen Koͤrper begleitet ſind, und die wir durch den Sinn des Gehoͤrs empfinden. Unſere Gehoͤrorgane ſind uͤberhaupt fuͤr nichts anders, als fuͤr Bewegungen empfindlich, welche durch die Luft oder andere elaſtiſche Koͤrper bis zu ihnen fortgepflanzt werden. Wenn man alſo eine bloße Worterklaͤrung ohne Erwaͤhnung einer phyſiſchen Urſache geben will, ſo kan man auch ſagen, das Wort Schall bezeichne alles Hoͤrbare.
Man kan den Schall auf dreyerley Art betrachten, in ſofern er 1) durch die Bewegung eines Koͤrpers erregt, 2) durch die Luft oder andere Koͤrper fortgepflanzt, und 3) durchs Gehoͤr empfunden wird. Iede Art der Betrachtung veranlaſſet eine andere Definition, daher die Erklaͤrungen des Wortes Schall in den Schriften der Phyker ſehr mannigfaltig ſind. Ich will gegenwaͤrtigen Artikel nach dieſer dreyfachen Betrachtungsart ordnen.
Zur Entſtehung des Schalles iſt allezeit ein feſter oder fluͤßiger Koͤrper noͤthig, deſſen Theile in eine ſchwingende Bewegung verſetzt werden. Man nennt ihn den ſchallenden Koͤrper (corpus ſonorum). Sehr oft iſt dieſer Koͤrper die Luft ſelbſt, aber nie fuͤr ſich allein, ſondern in Verbindung mit andern Koͤrpern, die ſie in Bewegung ſetzen. So entſteht der Knall einer Peitſche, das Pfeifen
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