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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Aufsteigen nur saugt, beym Herabgehen aber das Wasser durch die Gurgel und Klappe a in das Steigrohr drückt. Diese letztern Maschinen heißen ganz eigentlich vereinbarte Saug- und Druckwerke (Antlia suctoria simul et compressoria, Pompe aspirante et foulante), Saug-und Appressionspumpen, oder auch nur Druckwerke. Die Pumpen der großen Maschine zu Marly sind von die ser Art, s. Druckwerk, und eben diese Einrichtung giebt man insgemein den doppelten Druckwerken der Feuersprit en.

Noch verdient hier folgende Erzählung aus Brisson erwähnt zu werden. Im Jahre 1766 meldeten die Zeitungen, man habe zu Sevilla in Spanien die Entdeckung gemacht, das Wasser lasse sich durch ein bloßes Saugwerk 60 Fuß hoch heben, es sey also falsch, was man seit Salilei Zeiten glaube, daß der Druck der Luft nur eine Wassersäule von 32 Fuß Höhe trage. Die Geschichte der Sache war diese. Ein unwissender Brunnenmeister in Sevilla brauchte eine Wasserhöhe von 60 Fuß, und hatte dazu einen gewöhnlichen niedrigen Satz gebaut, aber mit einem Saugwhre von 60 Fuß Höhe versehen. Als die Pumpe ziu spielen anfieng, wollte kein Wasser in den Stiefel kommen. Der Meister, aus Unwillen und Zorn, hieb mit dem Beile in das Saugrohr. Dadurch entstand 10 Schuh über der Wasserfläche ein kleines Loch, und, siehe da, das Wasser trat nun augenblicklich in den Stiefel. Die Erkläru ng hievon ist ganz leicht. Man setze, Taf. XXI. Fig. 125. sey das Saugrohr CIKD 60 Schuh hoch, so wird es sich durch das Spiel der Pumpe 30 -- 32 Schuh hoch mit Wasser füllen, über diesem Wasser wird luftleerer Raum, oder vielmehr sehr dünne Luft bleiben. Höher aber wird das Wasser nicht steigen, weil es in dieser Höhe schon den Druck des Luftkreises aufhebt. Nun öfne man ein Loch 10 Schuh hoch über AB, etwa bey h; so fällt das Wasser unter h wieder bis AB zurück, über h aber steht noch 20 -- 22 Schuh hoch Wasser, das luftleeren Raum über sich hat. Dieses kan der durch h eindringenden Luft nicht mehr das Gleichgewicht halten. Wenn also das Saugrohr eng genug ist, daß die Luft dieses Wasser nicht zertrennen und in Blasen durch die


Aufſteigen nur ſaugt, beym Herabgehen aber das Waſſer durch die Gurgel und Klappe a in das Steigrohr druͤckt. Dieſe letztern Maſchinen heißen ganz eigentlich vereinbarte Saug- und Druckwerke (Antlia ſuctoria ſimul et compreſſoria, Pompe aſpirante et foulante), Saug-und Appreſſionspumpen, oder auch nur Druckwerke. Die Pumpen der großen Maſchine zu Marly ſind von die ſer Art, ſ. Druckwerk, und eben dieſe Einrichtung giebt man insgemein den doppelten Druckwerken der Feuerſprit en.

Noch verdient hier folgende Erzaͤhlung aus Briſſon erwaͤhnt zu werden. Im Jahre 1766 meldeten die Zeitungen, man habe zu Sevilla in Spanien die Entdeckung gemacht, das Waſſer laſſe ſich durch ein bloßes Saugwerk 60 Fuß hoch heben, es ſey alſo falſch, was man ſeit Salilei Zeiten glaube, daß der Druck der Luft nur eine Waſſerſaͤule von 32 Fuß Hoͤhe trage. Die Geſchichte der Sache war dieſe. Ein unwiſſender Brunnenmeiſter in Sevilla brauchte eine Waſſerhoͤhe von 60 Fuß, und hatte dazu einen gewoͤhnlichen niedrigen Satz gebaut, aber mit einem Saugwhre von 60 Fuß Hoͤhe verſehen. Als die Pumpe ziu ſpielen anfieng, wollte kein Waſſer in den Stiefel kommen. Der Meiſter, aus Unwillen und Zorn, hieb mit dem Beile in das Saugrohr. Dadurch entſtand 10 Schuh uͤber der Waſſerflaͤche ein kleines Loch, und, ſiehe da, das Waſſer trat nun augenblicklich in den Stiefel. Die Erklaͤru ng hievon iſt ganz leicht. Man ſetze, Taf. XXI. Fig. 125. ſey das Saugrohr CIKD 60 Schuh hoch, ſo wird es ſich durch das Spiel der Pumpe 30 — 32 Schuh hoch mit Waſſer fuͤllen, uͤber dieſem Waſſer wird luftleerer Raum, oder vielmehr ſehr duͤnne Luft bleiben. Hoͤher aber wird das Waſſer nicht ſteigen, weil es in dieſer Hoͤhe ſchon den Druck des Luftkreiſes aufhebt. Nun oͤfne man ein Loch 10 Schuh hoch uͤber AB, etwa bey h; ſo faͤllt das Waſſer unter h wieder bis AB zuruͤck, uͤber h aber ſteht noch 20 — 22 Schuh hoch Waſſer, das luftleeren Raum uͤber ſich hat. Dieſes kan der durch h eindringenden Luft nicht mehr das Gleichgewicht halten. Wenn alſo das Saugrohr eng genug iſt, daß die Luft dieſes Waſſer nicht zertrennen und in Blaſen durch die

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[797/0803] Aufſteigen nur ſaugt, beym Herabgehen aber das Waſſer durch die Gurgel und Klappe a in das Steigrohr druͤckt. Dieſe letztern Maſchinen heißen ganz eigentlich vereinbarte Saug- und Druckwerke (Antlia ſuctoria ſimul et compreſſoria, Pompe aſpirante et foulante), Saug-und Appreſſionspumpen, oder auch nur Druckwerke. Die Pumpen der großen Maſchine zu Marly ſind von die ſer Art, ſ. Druckwerk, und eben dieſe Einrichtung giebt man insgemein den doppelten Druckwerken der Feuerſprit en. Noch verdient hier folgende Erzaͤhlung aus Briſſon erwaͤhnt zu werden. Im Jahre 1766 meldeten die Zeitungen, man habe zu Sevilla in Spanien die Entdeckung gemacht, das Waſſer laſſe ſich durch ein bloßes Saugwerk 60 Fuß hoch heben, es ſey alſo falſch, was man ſeit Salilei Zeiten glaube, daß der Druck der Luft nur eine Waſſerſaͤule von 32 Fuß Hoͤhe trage. Die Geſchichte der Sache war dieſe. Ein unwiſſender Brunnenmeiſter in Sevilla brauchte eine Waſſerhoͤhe von 60 Fuß, und hatte dazu einen gewoͤhnlichen niedrigen Satz gebaut, aber mit einem Saugwhre von 60 Fuß Hoͤhe verſehen. Als die Pumpe ziu ſpielen anfieng, wollte kein Waſſer in den Stiefel kommen. Der Meiſter, aus Unwillen und Zorn, hieb mit dem Beile in das Saugrohr. Dadurch entſtand 10 Schuh uͤber der Waſſerflaͤche ein kleines Loch, und, ſiehe da, das Waſſer trat nun augenblicklich in den Stiefel. Die Erklaͤru ng hievon iſt ganz leicht. Man ſetze, Taf. XXI. Fig. 125. ſey das Saugrohr CIKD 60 Schuh hoch, ſo wird es ſich durch das Spiel der Pumpe 30 — 32 Schuh hoch mit Waſſer fuͤllen, uͤber dieſem Waſſer wird luftleerer Raum, oder vielmehr ſehr duͤnne Luft bleiben. Hoͤher aber wird das Waſſer nicht ſteigen, weil es in dieſer Hoͤhe ſchon den Druck des Luftkreiſes aufhebt. Nun oͤfne man ein Loch 10 Schuh hoch uͤber AB, etwa bey h; ſo faͤllt das Waſſer unter h wieder bis AB zuruͤck, uͤber h aber ſteht noch 20 — 22 Schuh hoch Waſſer, das luftleeren Raum uͤber ſich hat. Dieſes kan der durch h eindringenden Luft nicht mehr das Gleichgewicht halten. Wenn alſo das Saugrohr eng genug iſt, daß die Luft dieſes Waſſer nicht zertrennen und in Blaſen durch die

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 797. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/803>, abgerufen am 22.11.2024.