Lakmuspapier und Blumen werden darinn in kurzer Zeit weiß, und die Laugensalze können ihre Farben nicht wiederherstellen. Brennende Kerzen verlöschen darinn, und Insecten werden augenblicklich getödtet. Die ausgepreßten Oele und Fettigkeiten verdickt sie fast augenblicklich zu Harzen, den Zinnober zersetzt sie, und überzieht seine Oberfläche mit einem ätzenden Sublimat; den Schwefel aber verändert sie gar nicht. Mit den Laugensalzen und Erden bildet sie eben die Neutral- und Mittelsalze, welche die gemeine Salzsäure mit ihnen erzeugt. Das Kalkwasser trübt sie nicht, sondern verwandelt es in eine Auflösung von Kalksalz.
Auf brennbare Körper wirkt sie mit vieler Kraft, und wird dadurch zu gemeiner Salzsäure mit Verlust der Dampfgestalt und gelben Farbe. Mit dem vitriolsauren Gas wird sie beträchtlich vermindert; noch stärker unter Erhitzung und feuerrothen Dämpfen mit der nitrösen Luft. Aus dem hepatischen Gas schlägt sie Schwefel nieder, und mit dem flüchtig-alkalischen oder urinösen Gas erzeugt sie eben so, wie die salzsaure Luft, eine weiße Wolke und eine Gerinnung, welche wahrer Salmiak ist, s. Gas, laugenartiges (Th. II. S. 392.). Phosphorus entzündet sich darinn von selbst, und verbrennt, obgleich sonst die Flammen in dieser Säure verlöschen. Vom Wasser wird sie nach und nach eingesogen, jedoch vom heißen weniger, als vom kalten. Das damit imprägnirte Wasser hat eben den Geruch und eben die Wirkungen, wie die Säure selbst.
Sie greift alle Metalle, und selbst diejenigen an, die sich ohne vorhergehende Auflösung oder Verkalkung mit der gemeinen Salzsäure nicht verbinden lassen. Daher dient weder Quecksilder noch Wasser zu ihrer Sperrung, und man muß sie in gläsernen Gefäßen mit Glasstöpseln aufbewahren, weil sie die Korkstöpsel anfrißt und dadurch phlogistisirt wird. Dies sind die vornehmsten Resultate von Scheelens Versuchen, welche nachher von Bergmann(Opusc. phys. chem. Vol. III. p. 353.),Gallisch (Progr. de acido salis ejusque dephlogisticatione. Lips. 1782. 4. übers. in den Sammlungen zur Physik und Naturgesch. III. B. 1. St. S.
Lakmuspapier und Blumen werden darinn in kurzer Zeit weiß, und die Laugenſalze koͤnnen ihre Farben nicht wiederherſtellen. Brennende Kerzen verloͤſchen darinn, und Inſecten werden augenblicklich getoͤdtet. Die ausgepreßten Oele und Fettigkeiten verdickt ſie faſt augenblicklich zu Harzen, den Zinnober zerſetzt ſie, und uͤberzieht ſeine Oberflaͤche mit einem aͤtzenden Sublimat; den Schwefel aber veraͤndert ſie gar nicht. Mit den Laugenſalzen und Erden bildet ſie eben die Neutral- und Mittelſalze, welche die gemeine Salzſaͤure mit ihnen erzeugt. Das Kalkwaſſer truͤbt ſie nicht, ſondern verwandelt es in eine Aufloͤſung von Kalkſalz.
Auf brennbare Koͤrper wirkt ſie mit vieler Kraft, und wird dadurch zu gemeiner Salzſaͤure mit Verluſt der Dampfgeſtalt und gelben Farbe. Mit dem vitriolſauren Gas wird ſie betraͤchtlich vermindert; noch ſtaͤrker unter Erhitzung und feuerrothen Daͤmpfen mit der nitroͤſen Luft. Aus dem hepatiſchen Gas ſchlaͤgt ſie Schwefel nieder, und mit dem fluͤchtig-alkaliſchen oder urinoͤſen Gas erzeugt ſie eben ſo, wie die ſalzſaure Luft, eine weiße Wolke und eine Gerinnung, welche wahrer Salmiak iſt, ſ. Gas, laugenartiges (Th. II. S. 392.). Phosphorus entzuͤndet ſich darinn von ſelbſt, und verbrennt, obgleich ſonſt die Flammen in dieſer Saͤure verloͤſchen. Vom Waſſer wird ſie nach und nach eingeſogen, jedoch vom heißen weniger, als vom kalten. Das damit impraͤgnirte Waſſer hat eben den Geruch und eben die Wirkungen, wie die Saͤure ſelbſt.
Sie greift alle Metalle, und ſelbſt diejenigen an, die ſich ohne vorhergehende Aufloͤſung oder Verkalkung mit der gemeinen Salzſaͤure nicht verbinden laſſen. Daher dient weder Queckſilder noch Waſſer zu ihrer Sperrung, und man muß ſie in glaͤſernen Gefaͤßen mit Glasſtoͤpſeln aufbewahren, weil ſie die Korkſtoͤpſel anfrißt und dadurch phlogiſtiſirt wird. Dies ſind die vornehmſten Reſultate von Scheelens Verſuchen, welche nachher von Bergmann(Opuſc. phyſ. chem. Vol. III. p. 353.),Galliſch (Progr. de acido ſalis ejusque dephlogiſticatione. Lipſ. 1782. 4. uͤberſ. in den Sammlungen zur Phyſik und Naturgeſch. III. B. 1. St. S.
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Lakmuspapier und Blumen werden darinn in kurzer Zeit weiß, und die Laugenſalze koͤnnen ihre Farben nicht wiederherſtellen. Brennende Kerzen verloͤſchen darinn, und Inſecten werden augenblicklich getoͤdtet. Die ausgepreßten Oele und Fettigkeiten verdickt ſie faſt augenblicklich zu Harzen, den Zinnober zerſetzt ſie, und uͤberzieht ſeine Oberflaͤche mit einem aͤtzenden Sublimat; den Schwefel aber veraͤndert ſie gar nicht. Mit den Laugenſalzen und Erden bildet ſie eben die Neutral- und Mittelſalze, welche die gemeine Salzſaͤure mit ihnen erzeugt. Das Kalkwaſſer truͤbt ſie nicht, ſondern verwandelt es in eine Aufloͤſung von Kalkſalz.</p><p>Auf brennbare Koͤrper wirkt ſie mit vieler Kraft, und wird dadurch zu gemeiner Salzſaͤure mit Verluſt der Dampfgeſtalt und gelben Farbe. Mit dem vitriolſauren Gas wird ſie betraͤchtlich vermindert; noch ſtaͤrker unter Erhitzung und feuerrothen Daͤmpfen mit der nitroͤſen Luft. Aus dem hepatiſchen Gas ſchlaͤgt ſie Schwefel nieder, und mit dem fluͤchtig-alkaliſchen oder urinoͤſen Gas erzeugt ſie eben ſo, wie die ſalzſaure Luft, eine weiße Wolke und eine Gerinnung, welche wahrer Salmiak iſt, ſ. <hirendition="#b">Gas, laugenartiges</hi> (Th. <hirendition="#aq">II.</hi> S. 392.). Phosphorus entzuͤndet ſich darinn von ſelbſt, und verbrennt, obgleich ſonſt die Flammen in dieſer Saͤure verloͤſchen. Vom Waſſer wird ſie nach und nach eingeſogen, jedoch vom heißen weniger, als vom kalten. Das damit impraͤgnirte Waſſer hat eben den Geruch und eben die Wirkungen, wie die Saͤure ſelbſt.</p><p>Sie greift alle Metalle, und ſelbſt diejenigen an, die ſich ohne vorhergehende Aufloͤſung oder Verkalkung mit der gemeinen Salzſaͤure nicht verbinden laſſen. Daher dient weder Queckſilder noch Waſſer zu ihrer Sperrung, und man muß ſie in glaͤſernen Gefaͤßen mit Glasſtoͤpſeln aufbewahren, weil ſie die Korkſtoͤpſel anfrißt und dadurch phlogiſtiſirt wird. Dies ſind die vornehmſten Reſultate von Scheelens Verſuchen, welche nachher von <hirendition="#b">Bergmann</hi><hirendition="#aq">(Opuſc. phyſ. chem. Vol. III. p. 353.),</hi><hirendition="#b">Galliſch</hi> (<hirendition="#aq">Progr. de acido ſalis ejusque dephlogiſticatione. Lipſ. 1782. 4.</hi> uͤberſ. in den Sammlungen zur Phyſik und Naturgeſch. <hirendition="#aq">III.</hi> B. 1. St. S.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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Lakmuspapier und Blumen werden darinn in kurzer Zeit weiß, und die Laugenſalze koͤnnen ihre Farben nicht wiederherſtellen. Brennende Kerzen verloͤſchen darinn, und Inſecten werden augenblicklich getoͤdtet. Die ausgepreßten Oele und Fettigkeiten verdickt ſie faſt augenblicklich zu Harzen, den Zinnober zerſetzt ſie, und uͤberzieht ſeine Oberflaͤche mit einem aͤtzenden Sublimat; den Schwefel aber veraͤndert ſie gar nicht. Mit den Laugenſalzen und Erden bildet ſie eben die Neutral- und Mittelſalze, welche die gemeine Salzſaͤure mit ihnen erzeugt. Das Kalkwaſſer truͤbt ſie nicht, ſondern verwandelt es in eine Aufloͤſung von Kalkſalz.
Auf brennbare Koͤrper wirkt ſie mit vieler Kraft, und wird dadurch zu gemeiner Salzſaͤure mit Verluſt der Dampfgeſtalt und gelben Farbe. Mit dem vitriolſauren Gas wird ſie betraͤchtlich vermindert; noch ſtaͤrker unter Erhitzung und feuerrothen Daͤmpfen mit der nitroͤſen Luft. Aus dem hepatiſchen Gas ſchlaͤgt ſie Schwefel nieder, und mit dem fluͤchtig-alkaliſchen oder urinoͤſen Gas erzeugt ſie eben ſo, wie die ſalzſaure Luft, eine weiße Wolke und eine Gerinnung, welche wahrer Salmiak iſt, ſ. Gas, laugenartiges (Th. II. S. 392.). Phosphorus entzuͤndet ſich darinn von ſelbſt, und verbrennt, obgleich ſonſt die Flammen in dieſer Saͤure verloͤſchen. Vom Waſſer wird ſie nach und nach eingeſogen, jedoch vom heißen weniger, als vom kalten. Das damit impraͤgnirte Waſſer hat eben den Geruch und eben die Wirkungen, wie die Saͤure ſelbſt.
Sie greift alle Metalle, und ſelbſt diejenigen an, die ſich ohne vorhergehende Aufloͤſung oder Verkalkung mit der gemeinen Salzſaͤure nicht verbinden laſſen. Daher dient weder Queckſilder noch Waſſer zu ihrer Sperrung, und man muß ſie in glaͤſernen Gefaͤßen mit Glasſtoͤpſeln aufbewahren, weil ſie die Korkſtoͤpſel anfrißt und dadurch phlogiſtiſirt wird. Dies ſind die vornehmſten Reſultate von Scheelens Verſuchen, welche nachher von Bergmann (Opuſc. phyſ. chem. Vol. III. p. 353.), Galliſch (Progr. de acido ſalis ejusque dephlogiſticatione. Lipſ. 1782. 4. uͤberſ. in den Sammlungen zur Phyſik und Naturgeſch. III. B. 1. St. S.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/784>, abgerufen am 22.11.2024.
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