1,583 von dem Gewichte des Wassers. Mit Eis und Schnee bringt er eine beträchtliche Kälte hervor, s. Kälte, künstliche; mit Wasser aber erhitzt er sich mit einem Zischen. Mit dem vierten Theile Wasser, dem Volumen nach, wird er grün, mit gleichen Theilen Wasser blau, und mit noch mehrerem ganz weiß. Er zieht die Feuchtigkeit der Luft stark an, und erhält daher an der Luft nach und nach eben diese Farben.
Die reine Salpetersäure ist weit flüchtiger, als die Vitriolsäure, und kan daher nicht in fester Gestalt dargestellt werden. Was Bernhard (Chemische Versuche und Erfahrungen. Leipz. 1765. 8. S. 129.) für krystallisirte oder eisartige Salpetersäure ansahe, scheint eine mit salpetersauren Dämpfen geschwängerte Vitriolsäure in Form eines Eisöls gewesen zu seyn, dergleichen auch Priestley(Experiments and Obs. relating to various branches etc. Sect. II. p. 26. Sect. XL. p. 450 sq.) erhielt. Von den rothen Dämpfen der Salpetersäure s. den Art. Gas, salpetersaures (Th. II. S. 420.).
Anstatt des Vitriolöls bedient man sich zu Ausscheidung der Säure aus dem Salpeter auch anderer Substanzen, welche Vitriolsäure enthalten, besonders des gebrannten Vitriols oder gebrannten Alauns. Auch die Thonerden treiben in der Hitze die Salpertersäure aus. Diese Operationen werden gewöhnlich im Großen unternommen, und es wird dabey in der Vorlage Wasser vorgeschlagen. Der saure Spiritus, den man dadurch erhält, ist weit schwächer als der rauchende Salpetergeist, und weiß, stößt auch keine sichtbaren Dämpfe aus, und wird schlechthin Salpetergeist(spiritus nitri) oder Scheidewasser(aqua fortis, Eau forte) genannt. Durch eine sorgfältigere Destillation mit dem bis zur rothen Farbe calcinirten Vitriol erhält man das doppelte Scheidewasser, das eine röthliche oder dunkelgelbe Farbe hat, und bey Berührung der Luft rauchet.
Durch eine Destillation bey gelindem Feuer kan man dem rauchenden Salpetergeiste die röthliche Farbe benehmen. Es geht dabey ein Theil der Säure in gelben Dämpfen über, und das Zurückbleibende ist ungefärbt, stößt auch jetzt nur
1,583 von dem Gewichte des Waſſers. Mit Eis und Schnee bringt er eine betraͤchtliche Kaͤlte hervor, ſ. Kaͤlte, kuͤnſtliche; mit Waſſer aber erhitzt er ſich mit einem Ziſchen. Mit dem vierten Theile Waſſer, dem Volumen nach, wird er gruͤn, mit gleichen Theilen Waſſer blau, und mit noch mehrerem ganz weiß. Er zieht die Feuchtigkeit der Luft ſtark an, und erhaͤlt daher an der Luft nach und nach eben dieſe Farben.
Die reine Salpeterſaͤure iſt weit fluͤchtiger, als die Vitriolſaͤure, und kan daher nicht in feſter Geſtalt dargeſtellt werden. Was Bernhard (Chemiſche Verſuche und Erfahrungen. Leipz. 1765. 8. S. 129.) fuͤr kryſtalliſirte oder eisartige Salpeterſaͤure anſahe, ſcheint eine mit ſalpeterſauren Daͤmpfen geſchwaͤngerte Vitriolſaͤure in Form eines Eisoͤls geweſen zu ſeyn, dergleichen auch Prieſtley(Experiments and Obſ. relating to various branches etc. Sect. II. p. 26. Sect. XL. p. 450 ſq.) erhielt. Von den rothen Daͤmpfen der Salpeterſaͤure ſ. den Art. Gas, ſalpeterſaures (Th. II. S. 420.).
Anſtatt des Vitrioloͤls bedient man ſich zu Ausſcheidung der Saͤure aus dem Salpeter auch anderer Subſtanzen, welche Vitriolſaͤure enthalten, beſonders des gebrannten Vitriols oder gebrannten Alauns. Auch die Thonerden treiben in der Hitze die Salperterſaͤure aus. Dieſe Operationen werden gewoͤhnlich im Großen unternommen, und es wird dabey in der Vorlage Waſſer vorgeſchlagen. Der ſaure Spiritus, den man dadurch erhaͤlt, iſt weit ſchwaͤcher als der rauchende Salpetergeiſt, und weiß, ſtoͤßt auch keine ſichtbaren Daͤmpfe aus, und wird ſchlechthin Salpetergeiſt(ſpiritus nitri) oder Scheidewaſſer(aqua fortis, Eau forte) genannt. Durch eine ſorgfaͤltigere Deſtillation mit dem bis zur rothen Farbe calcinirten Vitriol erhaͤlt man das doppelte Scheidewaſſer, das eine roͤthliche oder dunkelgelbe Farbe hat, und bey Beruͤhrung der Luft rauchet.
Durch eine Deſtillation bey gelindem Feuer kan man dem rauchenden Salpetergeiſte die roͤthliche Farbe benehmen. Es geht dabey ein Theil der Saͤure in gelben Daͤmpfen uͤber, und das Zuruͤckbleibende iſt ungefaͤrbt, ſtoͤßt auch jetzt nur
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1,583 von dem Gewichte des Waſſers. Mit Eis und Schnee bringt er eine betraͤchtliche Kaͤlte hervor, ſ. Kaͤlte, kuͤnſtliche; mit Waſſer aber erhitzt er ſich mit einem Ziſchen. Mit dem vierten Theile Waſſer, dem Volumen nach, wird er gruͤn, mit gleichen Theilen Waſſer blau, und mit noch mehrerem ganz weiß. Er zieht die Feuchtigkeit der Luft ſtark an, und erhaͤlt daher an der Luft nach und nach eben dieſe Farben.
Die reine Salpeterſaͤure iſt weit fluͤchtiger, als die Vitriolſaͤure, und kan daher nicht in feſter Geſtalt dargeſtellt werden. Was Bernhard (Chemiſche Verſuche und Erfahrungen. Leipz. 1765. 8. S. 129.) fuͤr kryſtalliſirte oder eisartige Salpeterſaͤure anſahe, ſcheint eine mit ſalpeterſauren Daͤmpfen geſchwaͤngerte Vitriolſaͤure in Form eines Eisoͤls geweſen zu ſeyn, dergleichen auch Prieſtley (Experiments and Obſ. relating to various branches etc. Sect. II. p. 26. Sect. XL. p. 450 ſq.) erhielt. Von den rothen Daͤmpfen der Salpeterſaͤure ſ. den Art. Gas, ſalpeterſaures (Th. II. S. 420.).
Anſtatt des Vitrioloͤls bedient man ſich zu Ausſcheidung der Saͤure aus dem Salpeter auch anderer Subſtanzen, welche Vitriolſaͤure enthalten, beſonders des gebrannten Vitriols oder gebrannten Alauns. Auch die Thonerden treiben in der Hitze die Salperterſaͤure aus. Dieſe Operationen werden gewoͤhnlich im Großen unternommen, und es wird dabey in der Vorlage Waſſer vorgeſchlagen. Der ſaure Spiritus, den man dadurch erhaͤlt, iſt weit ſchwaͤcher als der rauchende Salpetergeiſt, und weiß, ſtoͤßt auch keine ſichtbaren Daͤmpfe aus, und wird ſchlechthin Salpetergeiſt (ſpiritus nitri) oder Scheidewaſſer (aqua fortis, Eau forte) genannt. Durch eine ſorgfaͤltigere Deſtillation mit dem bis zur rothen Farbe calcinirten Vitriol erhaͤlt man das doppelte Scheidewaſſer, das eine roͤthliche oder dunkelgelbe Farbe hat, und bey Beruͤhrung der Luft rauchet.
Durch eine Deſtillation bey gelindem Feuer kan man dem rauchenden Salpetergeiſte die roͤthliche Farbe benehmen. Es geht dabey ein Theil der Saͤure in gelben Daͤmpfen uͤber, und das Zuruͤckbleibende iſt ungefaͤrbt, ſtoͤßt auch jetzt nur
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/766>, abgerufen am 16.07.2024.
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