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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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ein hohler Canal oder Gang hindurchgeht, um flüßige Materien durchzulassen. Es kömmt zwar hiebey nicht auf die Gestalt an; meistentheils aber sind sowohl die Röhren selbst, als die innern hohlen Canäle, rund oder cylindisch gebildet, so daß die Durchschnitte des Rohs und des hohlen Ganges concentrische Kreise vorstellen, deren Mittelpunkte in der Axe des Cylinders liegen. Wird diese Axe in eine krumme Linie umgebogen, so entsteht ein gebognes Kohr; wird sie an einer oder mehrern Stellen unter gewissen Winkeln gebrochen, so bildet jeder Theil einen besondern Schenkel des Rohrs, und es entsteht ein Rohr von mehrern Schenkeln u. s. w.

Bey allen Röhren bekömmt der Durchschnitt der innern Höhlung den Namen der Weite im Lichten (lumen). Sind die Röhren cylindrisch, so wird unter Weite im Lichten sehr oft nicht der ganze Flächeninhalt, sondern blos der Durchmesser der innern Höhlung verstanden. Ist dieser Durchmesser unter (1/10) rheinl. Zoll, so heißt das Rohr eine Haarröhre, s. Haartöhren.

Zu den physikalischen Versuchen werden die Glasröhren, wegen der Durchsichtigkeit und Unzerstörbarkeit ihrer Materie vorzüglich häufig gebraucht. Ihnen kömmt in der französischen Sprache der Name Tubes eigentlich zu. Metallne oder hölzerne Röhren heißen gewöhnlicher Tuyaux, z. B. die Leitröhren bey Wasserleitungen und Künsten (tuyaux de conduite). Auch bey physikalischen Werkzeugen gebraucht man metallne Röhren, wo man das Zerbrechen oder Zerspringen des Glases zu fürchten hat, z. B. bey der Luftpumpe, beym pnevmatisch-chymischen Appara<*>, wenn die Entwickelung der Gasarten ein heftiges Feuer erfordert.

Die Untersuchung der Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser aus Röhren ausläuft, und der Wassermengen, welche dadurch in einer gegebnen Zeit ausgegossen werden, macht einen der wichtigsten und schwersten Theile der Hydrodynamik aus. Herr Kästner (Anfangsgr. der Hydrodynamik. Göttingen, 1769. 8.) und Karsten (Lehrbegrif der gesammten Mathematik, V. Theil, Hydraulik. Greissw. 1770. 8.) haben die hierüber vorhandenen Erfahrungen sorgfältig


ein hohler Canal oder Gang hindurchgeht, um fluͤßige Materien durchzulaſſen. Es koͤmmt zwar hiebey nicht auf die Geſtalt an; meiſtentheils aber ſind ſowohl die Roͤhren ſelbſt, als die innern hohlen Canaͤle, rund oder cylindiſch gebildet, ſo daß die Durchſchnitte des Rohs und des hohlen Ganges concentriſche Kreiſe vorſtellen, deren Mittelpunkte in der Axe des Cylinders liegen. Wird dieſe Axe in eine krumme Linie umgebogen, ſo entſteht ein gebognes Kohr; wird ſie an einer oder mehrern Stellen unter gewiſſen Winkeln gebrochen, ſo bildet jeder Theil einen beſondern Schenkel des Rohrs, und es entſteht ein Rohr von mehrern Schenkeln u. ſ. w.

Bey allen Roͤhren bekoͤmmt der Durchſchnitt der innern Hoͤhlung den Namen der Weite im Lichten (lumen). Sind die Roͤhren cylindriſch, ſo wird unter Weite im Lichten ſehr oft nicht der ganze Flaͤcheninhalt, ſondern blos der Durchmeſſer der innern Hoͤhlung verſtanden. Iſt dieſer Durchmeſſer unter (1/10) rheinl. Zoll, ſo heißt das Rohr eine Haarroͤhre, ſ. Haartoͤhren.

Zu den phyſikaliſchen Verſuchen werden die Glasroͤhren, wegen der Durchſichtigkeit und Unzerſtoͤrbarkeit ihrer Materie vorzuͤglich haͤufig gebraucht. Ihnen koͤmmt in der franzoͤſiſchen Sprache der Name Tubes eigentlich zu. Metallne oder hoͤlzerne Roͤhren heißen gewoͤhnlicher Tuyaux, z. B. die Leitroͤhren bey Waſſerleitungen und Kuͤnſten (tuyaux de conduite). Auch bey phyſikaliſchen Werkzeugen gebraucht man metallne Roͤhren, wo man das Zerbrechen oder Zerſpringen des Glaſes zu fuͤrchten hat, z. B. bey der Luftpumpe, beym pnevmatiſch-chymiſchen Appara<*>, wenn die Entwickelung der Gasarten ein heftiges Feuer erfordert.

Die Unterſuchung der Geſchwindigkeit, mit welcher das Waſſer aus Roͤhren auslaͤuft, und der Waſſermengen, welche dadurch in einer gegebnen Zeit ausgegoſſen werden, macht einen der wichtigſten und ſchwerſten Theile der Hydrodynamik aus. Herr Kaͤſtner (Anfangsgr. der Hydrodynamik. Goͤttingen, 1769. 8.) und Karſten (Lehrbegrif der geſammten Mathematik, V. Theil, Hydraulik. Greiſsw. 1770. 8.) haben die hieruͤber vorhandenen Erfahrungen ſorgfaͤltig

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[719/0725] ein hohler Canal oder Gang hindurchgeht, um fluͤßige Materien durchzulaſſen. Es koͤmmt zwar hiebey nicht auf die Geſtalt an; meiſtentheils aber ſind ſowohl die Roͤhren ſelbſt, als die innern hohlen Canaͤle, rund oder cylindiſch gebildet, ſo daß die Durchſchnitte des Rohs und des hohlen Ganges concentriſche Kreiſe vorſtellen, deren Mittelpunkte in der Axe des Cylinders liegen. Wird dieſe Axe in eine krumme Linie umgebogen, ſo entſteht ein gebognes Kohr; wird ſie an einer oder mehrern Stellen unter gewiſſen Winkeln gebrochen, ſo bildet jeder Theil einen beſondern Schenkel des Rohrs, und es entſteht ein Rohr von mehrern Schenkeln u. ſ. w. Bey allen Roͤhren bekoͤmmt der Durchſchnitt der innern Hoͤhlung den Namen der Weite im Lichten (lumen). Sind die Roͤhren cylindriſch, ſo wird unter Weite im Lichten ſehr oft nicht der ganze Flaͤcheninhalt, ſondern blos der Durchmeſſer der innern Hoͤhlung verſtanden. Iſt dieſer Durchmeſſer unter (1/10) rheinl. Zoll, ſo heißt das Rohr eine Haarroͤhre, ſ. Haartoͤhren. Zu den phyſikaliſchen Verſuchen werden die Glasroͤhren, wegen der Durchſichtigkeit und Unzerſtoͤrbarkeit ihrer Materie vorzuͤglich haͤufig gebraucht. Ihnen koͤmmt in der franzoͤſiſchen Sprache der Name Tubes eigentlich zu. Metallne oder hoͤlzerne Roͤhren heißen gewoͤhnlicher Tuyaux, z. B. die Leitroͤhren bey Waſſerleitungen und Kuͤnſten (tuyaux de conduite). Auch bey phyſikaliſchen Werkzeugen gebraucht man metallne Roͤhren, wo man das Zerbrechen oder Zerſpringen des Glaſes zu fuͤrchten hat, z. B. bey der Luftpumpe, beym pnevmatiſch-chymiſchen Appara<*>, wenn die Entwickelung der Gasarten ein heftiges Feuer erfordert. Die Unterſuchung der Geſchwindigkeit, mit welcher das Waſſer aus Roͤhren auslaͤuft, und der Waſſermengen, welche dadurch in einer gegebnen Zeit ausgegoſſen werden, macht einen der wichtigſten und ſchwerſten Theile der Hydrodynamik aus. Herr Kaͤſtner (Anfangsgr. der Hydrodynamik. Goͤttingen, 1769. 8.) und Karſten (Lehrbegrif der geſammten Mathematik, V. Theil, Hydraulik. Greiſsw. 1770. 8.) haben die hieruͤber vorhandenen Erfahrungen ſorgfaͤltig

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 719. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/725>, abgerufen am 22.11.2024.