Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre. Vierte Aufl. §. 294. 295. Retardation, Retardatio, Retardation, Ralentissement. Die Verminderung oder das Abnehmen der Geschwindigkeit, mit der sich ein Körper bewegt. Sie findet statt, wenn bewegte Körper, in gleichen auf einander folgenden Zeiträumen, immer kleinere Räume zurücklegen. So wird ein aufwärts geworfener Körper, wegen der Wirkung seiner Schwere, in jeder folgenden Secunde weniger steigen, als in der vorhergehenden, bis er endlich ganz zu steigen aufhört. Bey den Berechnungen der Bewegung wird die Retardation als eine negative Beschleunigung angesehen, s. Beschleunigung, wo man auch die Begriffe von gleichförmiger und ungleichförmiger Retardation, und von ihren Eatstehungsarten aus Kräften, erklärt findet. Eine solche der Bewegung ganz oder zum Theil entgegenwirkende Kraft, heißt eine retardirende, s. Kraft, retardirende (Th. II. S. 816.). In der Mechanik lassen sich außer den eigentlichen einer Bewegung entgegenwirkenden Kräften, auch die übrigen Hindernisse der Bewegung, z. B. das Reiben, der Widerstand der Mittel, die Steife der Seile u. s. w. als retardirende Kräfte betrachten. Diese Hindernisse verursachen gewöhnlich, daß jede Bewegung, die nicht immer neue Zusätze durch beschleunigende Kräfte erhält, nach und nach schwächer werden, und endlich ganz aufhören muß. So wird die Bewegung des Pendels durch Reibung und Widerstand der Luft allmählig aufgehoben, s. Pendel, und so würde selbst die Bewegung der Planeten um die Sonne merklich schwächer werden, wenn sie sich in einem beträchelich
Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre. Vierte Aufl. §. 294. 295. Retardation, Retardatio, Retardation, Ralentiſſement. Die Verminderung oder das Abnehmen der Geſchwindigkeit, mit der ſich ein Koͤrper bewegt. Sie findet ſtatt, wenn bewegte Koͤrper, in gleichen auf einander folgenden Zeitraͤumen, immer kleinere Raͤume zuruͤcklegen. So wird ein aufwaͤrts geworfener Koͤrper, wegen der Wirkung ſeiner Schwere, in jeder folgenden Secunde weniger ſteigen, als in der vorhergehenden, bis er endlich ganz zu ſteigen aufhoͤrt. Bey den Berechnungen der Bewegung wird die Retardation als eine negative Beſchleunigung angeſehen, ſ. Beſchleunigung, wo man auch die Begriffe von gleichfoͤrmiger und ungleichfoͤrmiger Retardation, und von ihren Eatſtehungsarten aus Kraͤften, erklaͤrt findet. Eine ſolche der Bewegung ganz oder zum Theil entgegenwirkende Kraft, heißt eine retardirende, ſ. Kraft, retardirende (Th. II. S. 816.). In der Mechanik laſſen ſich außer den eigentlichen einer Bewegung entgegenwirkenden Kraͤften, auch die uͤbrigen Hinderniſſe der Bewegung, z. B. das Reiben, der Widerſtand der Mittel, die Steife der Seile u. ſ. w. als retardirende Kraͤfte betrachten. Dieſe Hinderniſſe verurſachen gewoͤhnlich, daß jede Bewegung, die nicht immer neue Zuſaͤtze durch beſchleunigende Kraͤfte erhaͤlt, nach und nach ſchwaͤcher werden, und endlich ganz aufhoͤren muß. So wird die Bewegung des Pendels durch Reibung und Widerſtand der Luft allmaͤhlig aufgehoben, ſ. Pendel, und ſo wuͤrde ſelbſt die Bewegung der Planeten um die Sonne merklich ſchwaͤcher werden, wenn ſie ſich in einem betraͤchelich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0719" xml:id="P.3.713" n="713"/><lb/> gewiſſen Toͤnen ſtaͤrker und reiner, als aus andern. Ie leichter und trockner ein Holz iſt, deſto beweglicher ſind ſeine Faſern, und deſto weniger werden ihre Schwingungen durch die Schwingungen der nebenliegenden veraͤndert. Daher haben die alten ausgeſpielten Violinen einen ſo vorzuͤglichen Werth.</p> <p>Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre. Vierte Aufl. §. 294. 295.</p> </div> <div n="3"> <head>Retardation, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Retardatio</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Retardation, Ralentiſſement</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Die Verminderung oder das Abnehmen der Geſchwindigkeit, mit der ſich ein Koͤrper bewegt. Sie findet ſtatt, wenn bewegte Koͤrper, in gleichen auf einander folgenden Zeitraͤumen, immer kleinere Raͤume zuruͤcklegen. So wird ein aufwaͤrts geworfener Koͤrper, wegen der Wirkung ſeiner Schwere, in jeder folgenden Secunde weniger ſteigen, als in der vorhergehenden, bis er endlich ganz zu ſteigen aufhoͤrt.</p> <p>Bey den Berechnungen der Bewegung wird die Retardation als eine <hi rendition="#b">negative Beſchleunigung</hi> angeſehen, ſ. <hi rendition="#b">Beſchleunigung,</hi> wo man auch die Begriffe von gleichfoͤrmiger und ungleichfoͤrmiger Retardation, und von ihren Eatſtehungsarten aus Kraͤften, erklaͤrt findet. Eine ſolche der Bewegung ganz oder zum Theil entgegenwirkende Kraft, heißt eine retardirende, <hi rendition="#b">ſ. Kraft, retardirende</hi> (Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 816.).</p> <p>In der Mechanik laſſen ſich außer den eigentlichen einer Bewegung entgegenwirkenden Kraͤften, auch die uͤbrigen Hinderniſſe der Bewegung, z. B. das Reiben, der Widerſtand der Mittel, die Steife der Seile u. ſ. w. als retardirende Kraͤfte betrachten. Dieſe Hinderniſſe verurſachen gewoͤhnlich, daß jede Bewegung, die nicht immer neue Zuſaͤtze durch beſchleunigende Kraͤfte erhaͤlt, nach und nach ſchwaͤcher werden, und endlich ganz aufhoͤren muß. So wird die Bewegung des Pendels durch Reibung und Widerſtand der Luft allmaͤhlig aufgehoben, <hi rendition="#b">ſ. Pendel,</hi> und ſo wuͤrde ſelbſt die Bewegung der Planeten um die Sonne merklich ſchwaͤcher werden, wenn ſie ſich in einem betraͤchelich<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [713/0719]
gewiſſen Toͤnen ſtaͤrker und reiner, als aus andern. Ie leichter und trockner ein Holz iſt, deſto beweglicher ſind ſeine Faſern, und deſto weniger werden ihre Schwingungen durch die Schwingungen der nebenliegenden veraͤndert. Daher haben die alten ausgeſpielten Violinen einen ſo vorzuͤglichen Werth.
Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre. Vierte Aufl. §. 294. 295.
Retardation, Retardatio, Retardation, Ralentiſſement.
Die Verminderung oder das Abnehmen der Geſchwindigkeit, mit der ſich ein Koͤrper bewegt. Sie findet ſtatt, wenn bewegte Koͤrper, in gleichen auf einander folgenden Zeitraͤumen, immer kleinere Raͤume zuruͤcklegen. So wird ein aufwaͤrts geworfener Koͤrper, wegen der Wirkung ſeiner Schwere, in jeder folgenden Secunde weniger ſteigen, als in der vorhergehenden, bis er endlich ganz zu ſteigen aufhoͤrt.
Bey den Berechnungen der Bewegung wird die Retardation als eine negative Beſchleunigung angeſehen, ſ. Beſchleunigung, wo man auch die Begriffe von gleichfoͤrmiger und ungleichfoͤrmiger Retardation, und von ihren Eatſtehungsarten aus Kraͤften, erklaͤrt findet. Eine ſolche der Bewegung ganz oder zum Theil entgegenwirkende Kraft, heißt eine retardirende, ſ. Kraft, retardirende (Th. II. S. 816.).
In der Mechanik laſſen ſich außer den eigentlichen einer Bewegung entgegenwirkenden Kraͤften, auch die uͤbrigen Hinderniſſe der Bewegung, z. B. das Reiben, der Widerſtand der Mittel, die Steife der Seile u. ſ. w. als retardirende Kraͤfte betrachten. Dieſe Hinderniſſe verurſachen gewoͤhnlich, daß jede Bewegung, die nicht immer neue Zuſaͤtze durch beſchleunigende Kraͤfte erhaͤlt, nach und nach ſchwaͤcher werden, und endlich ganz aufhoͤren muß. So wird die Bewegung des Pendels durch Reibung und Widerſtand der Luft allmaͤhlig aufgehoben, ſ. Pendel, und ſo wuͤrde ſelbſt die Bewegung der Planeten um die Sonne merklich ſchwaͤcher werden, wenn ſie ſich in einem betraͤchelich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |