oder sortzustoßen. Aber das Reiben des Körpers an der Fläche, macht zum Fortbringen desselben noch eine beträchtliche Krast nöthig, auf deren Untersuchung die ganze Theorie des Reibens beruht. So haben die Pferde auf wagrechtem Boden nicht die Last des Wagens zu überwinden; sie verwenden ihre Krast blos gegen das Reiben der Theile des Fuhrwerks. Wenn ein hölzernes oder metallnes Parallelepipedum auf einer ebnen wagrechten Tafel ruht, so kan man an die Vorderfläche desselden einen Faden befestigen, über eine Rolle ziehen, und mit Gewichten beschweren. Kleine Gewichte werden den Körper noch nicht bewegen; legt man aber nach und nach mehr hinzu, so wird endlich Bewegung ersolgen, und man wird dadurch die Kraft, welche das Reiben überwindet, d. i. die Größe des Reibens selbst, bestimmen oder doch in sehr enge Grenzen einschließen können. Wäre es möglich, den Raum, durch den das Gewicht in einer gegebnen Zeit sinkt, genau abzumessen, so würde sich hieraus die Größe des Reibens noch schärfer bestimmen lassen.
Durch solche Mittel hat Amontons(Hist. de l'acad. roy. des sc. 1699. p. 104.) das Reiben untersucht, und ohngefähr einem Drittel des Drucks gleich gefunden, daß man also, um 6 Pfund Holz auf wagrechtem Boden fortzuziehen, 2 Pfund Krast nöthig hätte. Leupold(Theatr. machin. gener. Cap. XVI. §. 217.) fand eben dies durch Versuche mit hölzernen Brettern, und Belidor(Architect. hydraul. Liv. I. ch. 2. §. 122.) stimmt seinen Ersahrungen gemäß diesem Satze gleichfalls bey.
Hiebey scheint es sonderbar, daß sich das Reiben blos nach dem Drucke richten soll. Da der Widerstand von den eingreifenden Erhöhungen und Vertiefungen herkömmt, deren es desto mehr giebt, je größer die in Berührung gebrachten Flächen sind, so sollte man vielmehr erwarten, das Reiben werde sich hauptsächlich nach der Größe der Flächen richten. Dies war auch bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts die allgemeine Meinung. Nichts desto weniger sand Amontons das Reiben noch eben so groß, wenn er sein Parallelepipedum auf die kleinere Seitenfläche setzte,
oder ſortzuſtoßen. Aber das Reiben des Koͤrpers an der Flaͤche, macht zum Fortbringen deſſelben noch eine betraͤchtliche Kraſt noͤthig, auf deren Unterſuchung die ganze Theorie des Reibens beruht. So haben die Pferde auf wagrechtem Boden nicht die Laſt des Wagens zu uͤberwinden; ſie verwenden ihre Kraſt blos gegen das Reiben der Theile des Fuhrwerks. Wenn ein hoͤlzernes oder metallnes Parallelepipedum auf einer ebnen wagrechten Tafel ruht, ſo kan man an die Vorderflaͤche deſſelden einen Faden befeſtigen, uͤber eine Rolle ziehen, und mit Gewichten beſchweren. Kleine Gewichte werden den Koͤrper noch nicht bewegen; legt man aber nach und nach mehr hinzu, ſo wird endlich Bewegung erſolgen, und man wird dadurch die Kraft, welche das Reiben uͤberwindet, d. i. die Groͤße des Reibens ſelbſt, beſtimmen oder doch in ſehr enge Grenzen einſchließen koͤnnen. Waͤre es moͤglich, den Raum, durch den das Gewicht in einer gegebnen Zeit ſinkt, genau abzumeſſen, ſo wuͤrde ſich hieraus die Groͤße des Reibens noch ſchaͤrfer beſtimmen laſſen.
Durch ſolche Mittel hat Amontons(Hiſt. de l'acad. roy. des ſc. 1699. p. 104.) das Reiben unterſucht, und ohngefaͤhr einem Drittel des Drucks gleich gefunden, daß man alſo, um 6 Pfund Holz auf wagrechtem Boden fortzuziehen, 2 Pfund Kraſt noͤthig haͤtte. Leupold(Theatr. machin. gener. Cap. XVI. §. 217.) fand eben dies durch Verſuche mit hoͤlzernen Brettern, und Belidor(Architect. hydraul. Liv. I. ch. 2. §. 122.) ſtimmt ſeinen Erſahrungen gemaͤß dieſem Satze gleichfalls bey.
Hiebey ſcheint es ſonderbar, daß ſich das Reiben blos nach dem Drucke richten ſoll. Da der Widerſtand von den eingreifenden Erhoͤhungen und Vertiefungen herkoͤmmt, deren es deſto mehr giebt, je groͤßer die in Beruͤhrung gebrachten Flaͤchen ſind, ſo ſollte man vielmehr erwarten, das Reiben werde ſich hauptſaͤchlich nach der Groͤße der Flaͤchen richten. Dies war auch bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts die allgemeine Meinung. Nichts deſto weniger ſand Amontons das Reiben noch eben ſo groß, wenn er ſein Parallelepipedum auf die kleinere Seitenflaͤche ſetzte,
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oder ſortzuſtoßen. Aber das Reiben des Koͤrpers an der Flaͤche, macht zum Fortbringen deſſelben noch eine betraͤchtliche Kraſt noͤthig, auf deren Unterſuchung die ganze Theorie des Reibens beruht. So haben die Pferde auf wagrechtem Boden nicht die Laſt des Wagens zu uͤberwinden; ſie verwenden ihre Kraſt blos gegen das Reiben der Theile des Fuhrwerks. Wenn ein hoͤlzernes oder metallnes Parallelepipedum auf einer ebnen wagrechten Tafel ruht, ſo kan man an die Vorderflaͤche deſſelden einen Faden befeſtigen, uͤber eine Rolle ziehen, und mit Gewichten beſchweren. Kleine Gewichte werden den Koͤrper noch nicht bewegen; legt man aber nach und nach mehr hinzu, ſo wird endlich Bewegung erſolgen, und man wird dadurch die Kraft, welche das Reiben uͤberwindet, d. i. die Groͤße des Reibens ſelbſt, beſtimmen oder doch in ſehr enge Grenzen einſchließen koͤnnen. Waͤre es moͤglich, den Raum, durch den das Gewicht in einer gegebnen Zeit ſinkt, genau abzumeſſen, ſo wuͤrde ſich hieraus die Groͤße des Reibens noch ſchaͤrfer beſtimmen laſſen.
Durch ſolche Mittel hat Amontons (Hiſt. de l'acad. roy. des ſc. 1699. p. 104.) das Reiben unterſucht, und ohngefaͤhr einem Drittel des Drucks gleich gefunden, daß man alſo, um 6 Pfund Holz auf wagrechtem Boden fortzuziehen, 2 Pfund Kraſt noͤthig haͤtte. Leupold (Theatr. machin. gener. Cap. XVI. §. 217.) fand eben dies durch Verſuche mit hoͤlzernen Brettern, und Belidor (Architect. hydraul. Liv. I. ch. 2. §. 122.) ſtimmt ſeinen Erſahrungen gemaͤß dieſem Satze gleichfalls bey.
Hiebey ſcheint es ſonderbar, daß ſich das Reiben blos nach dem Drucke richten ſoll. Da der Widerſtand von den eingreifenden Erhoͤhungen und Vertiefungen herkoͤmmt, deren es deſto mehr giebt, je groͤßer die in Beruͤhrung gebrachten Flaͤchen ſind, ſo ſollte man vielmehr erwarten, das Reiben werde ſich hauptſaͤchlich nach der Groͤße der Flaͤchen richten. Dies war auch bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts die allgemeine Meinung. Nichts deſto weniger ſand Amontons das Reiben noch eben ſo groß, wenn er ſein Parallelepipedum auf die kleinere Seitenflaͤche ſetzte,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 692. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/698>, abgerufen am 22.11.2024.
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