Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Er nimmt hiebey zwar den reinen elastischen Dampf des Herrn de Saussüre an, läugnet aber dessen chymische Auflösung in der Luft, und die Sättigung der Luft mit demselben, gänzlich. Ich habe beym Worte Dünste (Th. I. S. 621 -- 624.) angeführt, daß de Lüc schon ehedem die Dünste nicht für eine Auflösung des Wassers in der Luft gehalten habe. Man findet dort (S. 623 u. 624.) einige von de Saussüre gemachte Einwendungen gegen die Beweise dieser Behauptung, die mir damals sehr stark schienen, weil sie wirklich zeigen, daß sich alle diese Beweise auch erklären lassen, wenn man gleich die Auflösung des Wassers in Luft annimmt. Seitdem aber hat Herr de Lüc in den Ideen über die Meteorologie die Unzulänglichkeit des bloßen Auflösungs - und Präcipitationssystems zur Erklärung der Wolken und des Regens weit deutlicher gezeigt, und ich muß hievon etwas weniges anführen, obgleich das vornehmste erst dem Artikel Wolken zugehört. Herrn de S. Beweis für die Auflösung der Dünste in Luft ist das Hellbleiben oder die Durchsichtigkeit der Luft, in der sich Nebel zerstreuen (s. Th. I. S. 624.). Aber dieser Beweis ist nicht direct. Wenn der reine Dunst an sich, oder die Luftgattung, in die er sich nach de Lüc verwandelt, auch durchsichtig ist, so erklärt sich dieses Hellbleiben ohne Auflösung; und Verschwinden der Nebel durch die Wärme ist nicht Verschwinden des Dampfes selbst, sondern der Bläschen, welche aufs neue verdünsten. Es ist, wie sich de Lüc schon ehedem ausdrückte, eine neue Verdünstung der sichtbaren Dünste.
Er nimmt hiebey zwar den reinen elaſtiſchen Dampf des Herrn de Sauſſuͤre an, laͤugnet aber deſſen chymiſche Aufloͤſung in der Luft, und die Saͤttigung der Luft mit demſelben, gaͤnzlich. Ich habe beym Worte Duͤnſte (Th. I. S. 621 — 624.) angefuͤhrt, daß de Luͤc ſchon ehedem die Duͤnſte nicht fuͤr eine Aufloͤſung des Waſſers in der Luft gehalten habe. Man findet dort (S. 623 u. 624.) einige von de Sauſſuͤre gemachte Einwendungen gegen die Beweiſe dieſer Behauptung, die mir damals ſehr ſtark ſchienen, weil ſie wirklich zeigen, daß ſich alle dieſe Beweiſe auch erklaͤren laſſen, wenn man gleich die Aufloͤſung des Waſſers in Luft annimmt. Seitdem aber hat Herr de Luͤc in den Ideen uͤber die Meteorologie die Unzulaͤnglichkeit des bloßen Aufloͤſungs - und Praͤcipitationsſyſtems zur Erklaͤrung der Wolken und des Regens weit deutlicher gezeigt, und ich muß hievon etwas weniges anfuͤhren, obgleich das vornehmſte erſt dem Artikel Wolken zugehoͤrt. Herrn de S. Beweis fuͤr die Aufloͤſung der Duͤnſte in Luft iſt das Hellbleiben oder die Durchſichtigkeit der Luft, in der ſich Nebel zerſtreuen (ſ. Th. I. S. 624.). Aber dieſer Beweis iſt nicht direct. Wenn der reine Dunſt an ſich, oder die Luftgattung, in die er ſich nach de Luͤc verwandelt, auch durchſichtig iſt, ſo erklaͤrt ſich dieſes Hellbleiben ohne Aufloͤſung; und Verſchwinden der Nebel durch die Waͤrme iſt nicht Verſchwinden des Dampfes ſelbſt, ſondern der Blaͤschen, welche aufs neue verduͤnſten. Es iſt, wie ſich de Luͤc ſchon ehedem ausdruͤckte, eine neue Verduͤnſtung der ſichtbaren Duͤnſte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0666" xml:id="P.3.660" n="660"/><lb/> unbekannten Urſache in einer gewiſſen Luftſchicht die vorige Geſtalt des tropfbaren Waſſers wieder, und bilde dadurch Wolken, deren Blaͤschen in dem Falle, wenn ſie zu ploͤtzlich und allzuhaͤufig erzengt werden, zur Beruͤhrung unter einander kommen, zuſammenfließen und ihr Waſſer tropfenweiſe herabgießen. Er hat dieſe ſinnreiche Hypotheſe mit ſtarken Gruͤnden unterſtuͤtzt, welche faſt den ganzen Inhalt des zweyten Theils ſeiner Ideen uͤber die Meteorologie ausmachen.</p> <p>Er nimmt hiebey zwar den <hi rendition="#b">reinen elaſtiſchen</hi> Dampf des Herrn <hi rendition="#b">de Sauſſuͤre</hi> an, laͤugnet aber deſſen chymiſche Aufloͤſung in der Luft, und die Saͤttigung der Luft mit demſelben, gaͤnzlich. Ich habe beym Worte <hi rendition="#b">Duͤnſte</hi> (Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 621 — 624.) angefuͤhrt, daß <hi rendition="#b">de Luͤc</hi> ſchon ehedem die Duͤnſte nicht fuͤr eine Aufloͤſung des Waſſers in der Luft gehalten habe. Man findet dort (S. 623 u. 624.) einige von <hi rendition="#b">de Sauſſuͤre</hi> gemachte Einwendungen gegen die Beweiſe dieſer Behauptung, die mir damals ſehr ſtark ſchienen, weil ſie wirklich zeigen, daß ſich alle dieſe Beweiſe auch erklaͤren laſſen, wenn man gleich die Aufloͤſung des Waſſers in Luft annimmt. Seitdem aber hat Herr <hi rendition="#b">de Luͤc</hi> in den Ideen uͤber die Meteorologie die Unzulaͤnglichkeit des bloßen Aufloͤſungs - und Praͤcipitationsſyſtems zur Erklaͤrung der Wolken und des Regens weit deutlicher gezeigt, und ich muß hievon etwas weniges anfuͤhren, obgleich das vornehmſte erſt dem Artikel <hi rendition="#b">Wolken</hi> zugehoͤrt.</p> <p>Herrn de S. Beweis fuͤr die Aufloͤſung der Duͤnſte in Luft iſt das <hi rendition="#b">Hellbleiben</hi> oder die Durchſichtigkeit der Luft, in der ſich Nebel zerſtreuen (ſ. Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 624.). Aber dieſer Beweis iſt nicht direct. Wenn der reine Dunſt an ſich, oder die Luftgattung, in die er ſich nach de Luͤc verwandelt, auch durchſichtig iſt, ſo erklaͤrt ſich dieſes Hellbleiben ohne Aufloͤſung; und Verſchwinden der Nebel durch die Waͤrme iſt nicht Verſchwinden des Dampfes ſelbſt, ſondern der Blaͤschen, welche aufs neue verduͤnſten. Es iſt, wie ſich de Luͤc ſchon ehedem ausdruͤckte, eine neue Verduͤnſtung der ſichtbaren Duͤnſte.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [660/0666]
unbekannten Urſache in einer gewiſſen Luftſchicht die vorige Geſtalt des tropfbaren Waſſers wieder, und bilde dadurch Wolken, deren Blaͤschen in dem Falle, wenn ſie zu ploͤtzlich und allzuhaͤufig erzengt werden, zur Beruͤhrung unter einander kommen, zuſammenfließen und ihr Waſſer tropfenweiſe herabgießen. Er hat dieſe ſinnreiche Hypotheſe mit ſtarken Gruͤnden unterſtuͤtzt, welche faſt den ganzen Inhalt des zweyten Theils ſeiner Ideen uͤber die Meteorologie ausmachen.
Er nimmt hiebey zwar den reinen elaſtiſchen Dampf des Herrn de Sauſſuͤre an, laͤugnet aber deſſen chymiſche Aufloͤſung in der Luft, und die Saͤttigung der Luft mit demſelben, gaͤnzlich. Ich habe beym Worte Duͤnſte (Th. I. S. 621 — 624.) angefuͤhrt, daß de Luͤc ſchon ehedem die Duͤnſte nicht fuͤr eine Aufloͤſung des Waſſers in der Luft gehalten habe. Man findet dort (S. 623 u. 624.) einige von de Sauſſuͤre gemachte Einwendungen gegen die Beweiſe dieſer Behauptung, die mir damals ſehr ſtark ſchienen, weil ſie wirklich zeigen, daß ſich alle dieſe Beweiſe auch erklaͤren laſſen, wenn man gleich die Aufloͤſung des Waſſers in Luft annimmt. Seitdem aber hat Herr de Luͤc in den Ideen uͤber die Meteorologie die Unzulaͤnglichkeit des bloßen Aufloͤſungs - und Praͤcipitationsſyſtems zur Erklaͤrung der Wolken und des Regens weit deutlicher gezeigt, und ich muß hievon etwas weniges anfuͤhren, obgleich das vornehmſte erſt dem Artikel Wolken zugehoͤrt.
Herrn de S. Beweis fuͤr die Aufloͤſung der Duͤnſte in Luft iſt das Hellbleiben oder die Durchſichtigkeit der Luft, in der ſich Nebel zerſtreuen (ſ. Th. I. S. 624.). Aber dieſer Beweis iſt nicht direct. Wenn der reine Dunſt an ſich, oder die Luftgattung, in die er ſich nach de Luͤc verwandelt, auch durchſichtig iſt, ſo erklaͤrt ſich dieſes Hellbleiben ohne Aufloͤſung; und Verſchwinden der Nebel durch die Waͤrme iſt nicht Verſchwinden des Dampfes ſelbſt, ſondern der Blaͤschen, welche aufs neue verduͤnſten. Es iſt, wie ſich de Luͤc ſchon ehedem ausdruͤckte, eine neue Verduͤnſtung der ſichtbaren Duͤnſte.
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