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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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der das Wasser von der Quelle ab an einen andern Ort führt, so kan dieselbe bey trocknem Wetter fließen, und beym Regen vertrocknen, s. Heber (Th. II. S. 582.) Einige Quellen, welche stoßweise springen, lassen sich anch durch Ausbrüche unterirdischer Dämpfe erklären, wie z. B. einige von Bergmann angeführte in Island.

Es giebt Quellen, welche Ebbe und Fluth mit dem Meere gemein haben, wenn man anders den Berichten des Plinius (H. N. II. 103.) und Varenius (Geogr. gen. Cap. XVII. Prop. 17.) glauben darf. Astruc führt eine auf dem Montmerveille im Palatinate von Cracau an, die sehr hell und mit starkem Getöse hervorbricht, im Vollmonde aber allezeit weit stärker, als im Neumonde, ist. Dagegen wird eine bey Brest (Mem. de Paris, 1717.) erwähnt, die bey der Ebbe des angrenzenden Meeres steigt, und bey der Fluth fällt. Dies wird ganz gut daraus erklärt, daß der Boden der Quelle höher liege, als die Meeresfläche bey der Ebbe, daher das Wasser so lange fortfahre zu fallen, bis es der steigenden Fläche des Meeres gleich stehe, und so lange zu steigen, bis sich der Zufluß aus der benachbarten Gegend völlig hineingezogen habe.

Die Temperatur der Quellen ist gewöhnlich von der Temperatur der äußern Luft verschieden. Die meisten Wasser quellen aus der Erde weit kälter und frischer hervor. Charas (Mem. de Paris 1693. p. 71 sqq.) giebt einige Beyspiele von Quellen in Frankreich, welche im heißesten Sommer eiskalt sind, obgleich ihr Wasser dem Sonnenscheine ausgesetzt ist. Bergmann gedenkt auch schwedischer Quellen, deren Temperatur nur wenig über den Eispunkt (6 Grade nach der Scale von 100 Grad; d.i. 4--5 Grad nach Reaumür), und in der Tiefe noch kälter ist. Von heißen Quellen s. den Artikel Bäder, warme.

Die feuerfangenden Quellen, wovon Lulofs viele Beyspiele gesammelt hat, als die des dodonäischen Jupiters (Plin. H. N. II. 103.), die auf dem Montmerveille in Polen, die Porretta Nova in Italien (Comment. Bonon. p. 119 sqq.), verschiedene in England (Philos. Trans. Num. 26. p. 482. Num. 334. p. 475.) sind, wie man aus den Beschreibungen


der das Waſſer von der Quelle ab an einen andern Ort fuͤhrt, ſo kan dieſelbe bey trocknem Wetter fließen, und beym Regen vertrocknen, ſ. Heber (Th. II. S. 582.) Einige Quellen, welche ſtoßweiſe ſpringen, laſſen ſich anch durch Ausbruͤche unterirdiſcher Daͤmpfe erklaͤren, wie z. B. einige von Bergmann angefuͤhrte in Island.

Es giebt Quellen, welche Ebbe und Fluth mit dem Meere gemein haben, wenn man anders den Berichten des Plinius (H. N. II. 103.) und Varenius (Geogr. gen. Cap. XVII. Prop. 17.) glauben darf. Aſtruc fuͤhrt eine auf dem Montmerveille im Palatinate von Cracau an, die ſehr hell und mit ſtarkem Getoͤſe hervorbricht, im Vollmonde aber allezeit weit ſtaͤrker, als im Neumonde, iſt. Dagegen wird eine bey Breſt (Mém. de Paris, 1717.) erwaͤhnt, die bey der Ebbe des angrenzenden Meeres ſteigt, und bey der Fluth faͤllt. Dies wird ganz gut daraus erklaͤrt, daß der Boden der Quelle hoͤher liege, als die Meeresflaͤche bey der Ebbe, daher das Waſſer ſo lange fortfahre zu fallen, bis es der ſteigenden Flaͤche des Meeres gleich ſtehe, und ſo lange zu ſteigen, bis ſich der Zufluß aus der benachbarten Gegend voͤllig hineingezogen habe.

Die Temperatur der Quellen iſt gewoͤhnlich von der Temperatur der aͤußern Luft verſchieden. Die meiſten Waſſer quellen aus der Erde weit kaͤlter und friſcher hervor. Charas (Mém. de Paris 1693. p. 71 ſqq.) giebt einige Beyſpiele von Quellen in Frankreich, welche im heißeſten Sommer eiskalt ſind, obgleich ihr Waſſer dem Sonnenſcheine ausgeſetzt iſt. Bergmann gedenkt auch ſchwediſcher Quellen, deren Temperatur nur wenig uͤber den Eispunkt (6 Grade nach der Scale von 100 Grad; d.i. 4—5 Grad nach Reaumuͤr), und in der Tiefe noch kaͤlter iſt. Von heißen Quellen ſ. den Artikel Baͤder, warme.

Die feuerfangenden Quellen, wovon Lulofs viele Beyſpiele geſammelt hat, als die des dodonaͤiſchen Jupiters (Plin. H. N. II. 103.), die auf dem Montmerveille in Polen, die Porretta Nova in Italien (Comment. Bonon. p. 119 ſqq.), verſchiedene in England (Philoſ. Trans. Num. 26. p. 482. Num. 334. p. 475.) ſind, wie man aus den Beſchreibungen

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[616/0622] der das Waſſer von der Quelle ab an einen andern Ort fuͤhrt, ſo kan dieſelbe bey trocknem Wetter fließen, und beym Regen vertrocknen, ſ. Heber (Th. II. S. 582.) Einige Quellen, welche ſtoßweiſe ſpringen, laſſen ſich anch durch Ausbruͤche unterirdiſcher Daͤmpfe erklaͤren, wie z. B. einige von Bergmann angefuͤhrte in Island. Es giebt Quellen, welche Ebbe und Fluth mit dem Meere gemein haben, wenn man anders den Berichten des Plinius (H. N. II. 103.) und Varenius (Geogr. gen. Cap. XVII. Prop. 17.) glauben darf. Aſtruc fuͤhrt eine auf dem Montmerveille im Palatinate von Cracau an, die ſehr hell und mit ſtarkem Getoͤſe hervorbricht, im Vollmonde aber allezeit weit ſtaͤrker, als im Neumonde, iſt. Dagegen wird eine bey Breſt (Mém. de Paris, 1717.) erwaͤhnt, die bey der Ebbe des angrenzenden Meeres ſteigt, und bey der Fluth faͤllt. Dies wird ganz gut daraus erklaͤrt, daß der Boden der Quelle hoͤher liege, als die Meeresflaͤche bey der Ebbe, daher das Waſſer ſo lange fortfahre zu fallen, bis es der ſteigenden Flaͤche des Meeres gleich ſtehe, und ſo lange zu ſteigen, bis ſich der Zufluß aus der benachbarten Gegend voͤllig hineingezogen habe. Die Temperatur der Quellen iſt gewoͤhnlich von der Temperatur der aͤußern Luft verſchieden. Die meiſten Waſſer quellen aus der Erde weit kaͤlter und friſcher hervor. Charas (Mém. de Paris 1693. p. 71 ſqq.) giebt einige Beyſpiele von Quellen in Frankreich, welche im heißeſten Sommer eiskalt ſind, obgleich ihr Waſſer dem Sonnenſcheine ausgeſetzt iſt. Bergmann gedenkt auch ſchwediſcher Quellen, deren Temperatur nur wenig uͤber den Eispunkt (6 Grade nach der Scale von 100 Grad; d.i. 4—5 Grad nach Reaumuͤr), und in der Tiefe noch kaͤlter iſt. Von heißen Quellen ſ. den Artikel Baͤder, warme. Die feuerfangenden Quellen, wovon Lulofs viele Beyſpiele geſammelt hat, als die des dodonaͤiſchen Jupiters (Plin. H. N. II. 103.), die auf dem Montmerveille in Polen, die Porretta Nova in Italien (Comment. Bonon. p. 119 ſqq.), verſchiedene in England (Philoſ. Trans. Num. 26. p. 482. Num. 334. p. 475.) ſind, wie man aus den Beſchreibungen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 616. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/622>, abgerufen am 20.05.2024.