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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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auzuwenden, daher es auch sonst zu den undehnbaren oder Halbmetallen gerechnet ward. Seitdem man es im festen Zustande beobachtet, und unter dem Hammer streckbar gefunden hat, wird es allgemein zu den Metallen gerechnet.

Das Quecksilber ist unter allen Metallen nächst der Platina und dem Golde das schwerste. Sein eigenthümliches Gewicht ist 13,590 -- 14mal größer. als das Gewicht des Wassers: Quecksilber, welches Boerhaave durch 511 Destillationen gereinigt hatte, soll nach Musschenbroek sogar ein eigenthümliches Gewicht von 14,110 gezeigt haben. Es ist also die schwerste flüßige Materie, mit welcher sich bey der gewöhnlichen Wärme der Luft Versuche anstellen lassen.

Die ungemeine Leichtflüßigkeit oder Schmelzbarkeit bieses Metalls, vermöge welcher es auch bey großer Kälte noch flüßig bleibt, verleitete sonst zu glauben, es sey wesentlich flüßig, und lasse sich im metallischen Zustande nie als ein fester Körper darstellen. Endlich lehrten die im Jahre 1759 angestellten Versuche der Akademisten zu Petersburg, besonders des Professors Braun, das Gegentheil, indem sie bewiesen, daß zum Festwerden des Quecksilbers nichts weiter, als ein hinreichender Grad der Kälte gehöre. Die Umstände dieser Versuche sind bey dem Worte Gefrierung angeführt. Man irrte sich jedoch damals über den hiezu nöthigen Grad der Kälte, indem man diesen Grad aus der Zusammenziehung des Quecksilbers selbst schloß, welche im Augenblicke des Festwerdens ungewöhnlich stark wird, ohne darum eine größere Kälte anzuzeigen. Dieser Umstand veranlaßte die Bestimmung des Gefrierpunkts vom Quecksilber auf 500 Grad der delislischen oder -- 352 der fahrenheitischen Scale. Neuere Versuche aber, welche bey dem Worte Gefrierung nachzusehen sind, haben gezeigt, daß das Quecksilber schon bey einer Kälte fest werde, welche durch -- 39 Grad der fahrenheitischen Scale (d. i. 32 Grad nach Reaumür, und 210 Grad nach de l'Isle) ausgedrückt wird.

In diesem festen Zustande gleicht das Quecksilber dem feinsten polirten Silber, läßt sich hämmern und mit dem


auzuwenden, daher es auch ſonſt zu den undehnbaren oder Halbmetallen gerechnet ward. Seitdem man es im feſten Zuſtande beobachtet, und unter dem Hammer ſtreckbar gefunden hat, wird es allgemein zu den Metallen gerechnet.

Das Queckſilber iſt unter allen Metallen naͤchſt der Platina und dem Golde das ſchwerſte. Sein eigenthuͤmliches Gewicht iſt 13,590 — 14mal groͤßer. als das Gewicht des Waſſers: Queckſilber, welches Boerhaave durch 511 Deſtillationen gereinigt hatte, ſoll nach Muſſchenbroek ſogar ein eigenthuͤmliches Gewicht von 14,110 gezeigt haben. Es iſt alſo die ſchwerſte fluͤßige Materie, mit welcher ſich bey der gewoͤhnlichen Waͤrme der Luft Verſuche anſtellen laſſen.

Die ungemeine Leichtfluͤßigkeit oder Schmelzbarkeit bieſes Metalls, vermoͤge welcher es auch bey großer Kaͤlte noch fluͤßig bleibt, verleitete ſonſt zu glauben, es ſey weſentlich fluͤßig, und laſſe ſich im metalliſchen Zuſtande nie als ein feſter Koͤrper darſtellen. Endlich lehrten die im Jahre 1759 angeſtellten Verſuche der Akademiſten zu Petersburg, beſonders des Profeſſors Braun, das Gegentheil, indem ſie bewieſen, daß zum Feſtwerden des Queckſilbers nichts weiter, als ein hinreichender Grad der Kaͤlte gehoͤre. Die Umſtaͤnde dieſer Verſuche ſind bey dem Worte Gefrierung angefuͤhrt. Man irrte ſich jedoch damals uͤber den hiezu noͤthigen Grad der Kaͤlte, indem man dieſen Grad aus der Zuſammenziehung des Queckſilbers ſelbſt ſchloß, welche im Augenblicke des Feſtwerdens ungewoͤhnlich ſtark wird, ohne darum eine groͤßere Kaͤlte anzuzeigen. Dieſer Umſtand veranlaßte die Beſtimmung des Gefrierpunkts vom Queckſilber auf 500 Grad der delisliſchen oder — 352 der fahrenheitiſchen Scale. Neuere Verſuche aber, welche bey dem Worte Gefrierung nachzuſehen ſind, haben gezeigt, daß das Queckſilber ſchon bey einer Kaͤlte feſt werde, welche durch — 39 Grad der fahrenheitiſchen Scale (d. i. 32 Grad nach Reaumuͤr, und 210 Grad nach de l'Isle) ausgedruͤckt wird.

In dieſem feſten Zuſtande gleicht das Queckſilber dem feinſten polirten Silber, laͤßt ſich haͤmmern und mit dem

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[595/0601] auzuwenden, daher es auch ſonſt zu den undehnbaren oder Halbmetallen gerechnet ward. Seitdem man es im feſten Zuſtande beobachtet, und unter dem Hammer ſtreckbar gefunden hat, wird es allgemein zu den Metallen gerechnet. Das Queckſilber iſt unter allen Metallen naͤchſt der Platina und dem Golde das ſchwerſte. Sein eigenthuͤmliches Gewicht iſt 13,590 — 14mal groͤßer. als das Gewicht des Waſſers: Queckſilber, welches Boerhaave durch 511 Deſtillationen gereinigt hatte, ſoll nach Muſſchenbroek ſogar ein eigenthuͤmliches Gewicht von 14,110 gezeigt haben. Es iſt alſo die ſchwerſte fluͤßige Materie, mit welcher ſich bey der gewoͤhnlichen Waͤrme der Luft Verſuche anſtellen laſſen. Die ungemeine Leichtfluͤßigkeit oder Schmelzbarkeit bieſes Metalls, vermoͤge welcher es auch bey großer Kaͤlte noch fluͤßig bleibt, verleitete ſonſt zu glauben, es ſey weſentlich fluͤßig, und laſſe ſich im metalliſchen Zuſtande nie als ein feſter Koͤrper darſtellen. Endlich lehrten die im Jahre 1759 angeſtellten Verſuche der Akademiſten zu Petersburg, beſonders des Profeſſors Braun, das Gegentheil, indem ſie bewieſen, daß zum Feſtwerden des Queckſilbers nichts weiter, als ein hinreichender Grad der Kaͤlte gehoͤre. Die Umſtaͤnde dieſer Verſuche ſind bey dem Worte Gefrierung angefuͤhrt. Man irrte ſich jedoch damals uͤber den hiezu noͤthigen Grad der Kaͤlte, indem man dieſen Grad aus der Zuſammenziehung des Queckſilbers ſelbſt ſchloß, welche im Augenblicke des Feſtwerdens ungewoͤhnlich ſtark wird, ohne darum eine groͤßere Kaͤlte anzuzeigen. Dieſer Umſtand veranlaßte die Beſtimmung des Gefrierpunkts vom Queckſilber auf 500 Grad der delisliſchen oder — 352 der fahrenheitiſchen Scale. Neuere Verſuche aber, welche bey dem Worte Gefrierung nachzuſehen ſind, haben gezeigt, daß das Queckſilber ſchon bey einer Kaͤlte feſt werde, welche durch — 39 Grad der fahrenheitiſchen Scale (d. i. 32 Grad nach Reaumuͤr, und 210 Grad nach de l'Isle) ausgedruͤckt wird. In dieſem feſten Zuſtande gleicht das Queckſilber dem feinſten polirten Silber, laͤßt ſich haͤmmern und mit dem

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/601>, abgerufen am 22.11.2024.