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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Die optischen Schriftsteller aus der ersten Helfte des siebzehnten Jahrhunderts erwähnen diese färbende Eigenschaft des Prisma häufig, und Descartes (Meteor. c. 8.) gebraucht sie auch zu Erklärung der Farben des Regenbogens. Er bedeckte eine Seitenfläche des Prisma mit einem dunkeln Körper, in dem er ein Loch ließ, und fieng die Sonnenstralen mit der andern Seitenfläche senkrecht auf. Die durchgehenden Stralen zeigten auf einem weißen Papiere alle Regenbogenfarben, die rothe unten, die violette oben. Hieraus folgert er richtig, daß zur Entstehung der Farben des Regenbogens weder die sphärische Figur des durchsichtigen Körpers, noch eine Zurückwerfung, noch eine doppelte Brechung nothwendig sey. Er erfordert blos eine einfache Brechung, und einen Schatten oder eine Einschränkung des Lichts, weil alle Farben verschwinden, wenn man den dunkeln Körper mit dem Loche wegnimmt, und die Seitenfläche ganz offen läßt. Anstatt aber die Beobachtung genauer zu untersuchen, wendet er sich sogleich zur Erklärung der Ursachen der Farben, s. Farben, Regenbogen.

Das Prisma und das dadurch entstehende Farbenbild war also längst vor Newton bekannt. Traber, Zahn u. a., die noch nichts von Newtons Entdeckungen haben, lehren die Verfertigung der Prismen, und die Kunststücke mit denselben in eignen Capiteln. Grimaldi war der Erste, der die längliche Gestalt dieses Farbenbilds in Erwägung zog, und daraus vermuthete, daß bey der Brechung die beyden Seiten des Lichtstrals aus einander gezogen würden, s. Farbenbild, priematisches.

Seit dem Jahre 1666 aber ward das Prisma unter den Händen Newtons ein Werkzeug von äußerster Wichtigkeit. Man findet seine merkwürdigen Entdeckungen über die verschiedne Brechbarkeit des Lichts, und die Versuche mit dem Prisma, worauf sie sich gründen, bey den Worten Brechbarkeit, Farben, Farbenbild. Da es unnöthig ist, dies alles zu wiederhohlen, so habe ich hier nur noch eine kurze Theorie der Brechung durchs Prisma mittheilen wollen.


Die optiſchen Schriftſteller aus der erſten Helfte des ſiebzehnten Jahrhunderts erwaͤhnen dieſe faͤrbende Eigenſchaft des Prisma haͤufig, und Descartes (Meteor. c. 8.) gebraucht ſie auch zu Erklaͤrung der Farben des Regenbogens. Er bedeckte eine Seitenflaͤche des Prisma mit einem dunkeln Koͤrper, in dem er ein Loch ließ, und fieng die Sonnenſtralen mit der andern Seitenflaͤche ſenkrecht auf. Die durchgehenden Stralen zeigten auf einem weißen Papiere alle Regenbogenfarben, die rothe unten, die violette oben. Hieraus folgert er richtig, daß zur Entſtehung der Farben des Regenbogens weder die ſphaͤriſche Figur des durchſichtigen Koͤrpers, noch eine Zuruͤckwerfung, noch eine doppelte Brechung nothwendig ſey. Er erfordert blos eine einfache Brechung, und einen Schatten oder eine Einſchraͤnkung des Lichts, weil alle Farben verſchwinden, wenn man den dunkeln Koͤrper mit dem Loche wegnimmt, und die Seitenflaͤche ganz offen laͤßt. Anſtatt aber die Beobachtung genauer zu unterſuchen, wendet er ſich ſogleich zur Erklaͤrung der Urſachen der Farben, ſ. Farben, Regenbogen.

Das Prisma und das dadurch entſtehende Farbenbild war alſo laͤngſt vor Newton bekannt. Traber, Zahn u. a., die noch nichts von Newtons Entdeckungen haben, lehren die Verfertigung der Prismen, und die Kunſtſtuͤcke mit denſelben in eignen Capiteln. Grimaldi war der Erſte, der die laͤngliche Geſtalt dieſes Farbenbilds in Erwaͤgung zog, und daraus vermuthete, daß bey der Brechung die beyden Seiten des Lichtſtrals aus einander gezogen wuͤrden, ſ. Farbenbild, priematiſches.

Seit dem Jahre 1666 aber ward das Prisma unter den Haͤnden Newtons ein Werkzeug von aͤußerſter Wichtigkeit. Man findet ſeine merkwuͤrdigen Entdeckungen uͤber die verſchiedne Brechbarkeit des Lichts, und die Verſuche mit dem Prisma, worauf ſie ſich gruͤnden, bey den Worten Brechbarkeit, Farben, Farbenbild. Da es unnoͤthig iſt, dies alles zu wiederhohlen, ſo habe ich hier nur noch eine kurze Theorie der Brechung durchs Prisma mittheilen wollen.

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[552/0558] Die optiſchen Schriftſteller aus der erſten Helfte des ſiebzehnten Jahrhunderts erwaͤhnen dieſe faͤrbende Eigenſchaft des Prisma haͤufig, und Descartes (Meteor. c. 8.) gebraucht ſie auch zu Erklaͤrung der Farben des Regenbogens. Er bedeckte eine Seitenflaͤche des Prisma mit einem dunkeln Koͤrper, in dem er ein Loch ließ, und fieng die Sonnenſtralen mit der andern Seitenflaͤche ſenkrecht auf. Die durchgehenden Stralen zeigten auf einem weißen Papiere alle Regenbogenfarben, die rothe unten, die violette oben. Hieraus folgert er richtig, daß zur Entſtehung der Farben des Regenbogens weder die ſphaͤriſche Figur des durchſichtigen Koͤrpers, noch eine Zuruͤckwerfung, noch eine doppelte Brechung nothwendig ſey. Er erfordert blos eine einfache Brechung, und einen Schatten oder eine Einſchraͤnkung des Lichts, weil alle Farben verſchwinden, wenn man den dunkeln Koͤrper mit dem Loche wegnimmt, und die Seitenflaͤche ganz offen laͤßt. Anſtatt aber die Beobachtung genauer zu unterſuchen, wendet er ſich ſogleich zur Erklaͤrung der Urſachen der Farben, ſ. Farben, Regenbogen. Das Prisma und das dadurch entſtehende Farbenbild war alſo laͤngſt vor Newton bekannt. Traber, Zahn u. a., die noch nichts von Newtons Entdeckungen haben, lehren die Verfertigung der Prismen, und die Kunſtſtuͤcke mit denſelben in eignen Capiteln. Grimaldi war der Erſte, der die laͤngliche Geſtalt dieſes Farbenbilds in Erwaͤgung zog, und daraus vermuthete, daß bey der Brechung die beyden Seiten des Lichtſtrals aus einander gezogen wuͤrden, ſ. Farbenbild, priematiſches. Seit dem Jahre 1666 aber ward das Prisma unter den Haͤnden Newtons ein Werkzeug von aͤußerſter Wichtigkeit. Man findet ſeine merkwuͤrdigen Entdeckungen uͤber die verſchiedne Brechbarkeit des Lichts, und die Verſuche mit dem Prisma, worauf ſie ſich gruͤnden, bey den Worten Brechbarkeit, Farben, Farbenbild. Da es unnoͤthig iſt, dies alles zu wiederhohlen, ſo habe ich hier nur noch eine kurze Theorie der Brechung durchs Prisma mittheilen wollen.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/558>, abgerufen am 22.11.2024.