Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Um die Luftarten bequem aus einem Gefäße in ein anderes zu bringen, hat auch Herr Göttling (Beschreibung verschiedener Blasenmaschinen. Erfurt, 1784. 4.) eine Vorrichtung angegeben.

Tib. Cavallo Abhdl. über die Natur und Eigenschaften der Luft rc.; a. d. Engl. Leipz. 1783. gr. 8. Th. II. Cap. 5.

Gren systemat. Handbuch der Chemie, erster Theil, Halle, 1787. gr. 8. §. 163. u. f.

Magazin für das Neuste aus der Physit u. Naturg. v. Lichtenberg, III. B. 4. St. S. 106. u. f.

Polarität, Polaritas, Directio magnetica, Polarite, Direction de l'aimant.

Die Eigenschaft des Magnets und der mit demselben bestrichenen Nadeln, sich, wenn sie frey schweben, mit gewissen Punkten nach den magnetischen Polen der Erde zu richten. Wenn man nemlich einen Magnet frey an einem Faden aufhängt, oder mit untergelegtem Kork, Holz rc. auf Wasser oder Quecksilber schwimmen läßt, so sindet man an ihm zween entgegengesetzte Punkte, deren einen er immer der Mitternachtsgegend, den andern der Mittagsgegend zuwendet. Eben dies sind die Punkte, an welche sich die meiste Stahlfeile anlegt, wenn man dergleichen an den Magnet bringt, und an welchen sich ein kleiner stählerner Stift auf die Oberfläche des Magnets von selbst senkrecht stellt. Man nennt sie den Nord- und den Südpol des Magnets, s. Magnet. Eben so verhält es sich auch mit den künstlichen Magneten und Nadeln, die man gehörig bestrichen hat; diese haben die Pole an ihren beyden Enden, s. Magnetnadel.

Die Polarität des Magnets war den Alten gänzlich unbekannt, ob sie gleich die nützlichste unter allen magnetischen Eigenschaften ist. Ihre Entdeckung fällt in die dunkelste Periode des mittlern Zeitalters, s. Compaß. Die damals erfundnen Magnetnadeln und Seecompasse gaben auf einmal der Schiffahrt, und mit der Zeit auch der Geographie, eine ganz andere Gestalt. Dabey mußte man bald entdecken, daß die Gegend, nach welcher die Nadeln wiesen, nicht genau die Mitternachtsgegend war, wiewohl sich die


Um die Luftarten bequem aus einem Gefaͤße in ein anderes zu bringen, hat auch Herr Goͤttling (Beſchreibung verſchiedener Blaſenmaſchinen. Erfurt, 1784. 4.) eine Vorrichtung angegeben.

Tib. Cavallo Abhdl. uͤber die Natur und Eigenſchaften der Luft rc.; a. d. Engl. Leipz. 1783. gr. 8. Th. II. Cap. 5.

Gren ſyſtemat. Handbuch der Chemie, erſter Theil, Halle, 1787. gr. 8. §. 163. u. f.

Magazin fuͤr das Neuſte aus der Phyſit u. Naturg. v. Lichtenberg, III. B. 4. St. S. 106. u. f.

Polaritaͤt, Polaritas, Directio magnetica, Polarité, Direction de l'aimant.

Die Eigenſchaft des Magnets und der mit demſelben beſtrichenen Nadeln, ſich, wenn ſie frey ſchweben, mit gewiſſen Punkten nach den magnetiſchen Polen der Erde zu richten. Wenn man nemlich einen Magnet frey an einem Faden aufhaͤngt, oder mit untergelegtem Kork, Holz rc. auf Waſſer oder Queckſilber ſchwimmen laͤßt, ſo ſindet man an ihm zween entgegengeſetzte Punkte, deren einen er immer der Mitternachtsgegend, den andern der Mittagsgegend zuwendet. Eben dies ſind die Punkte, an welche ſich die meiſte Stahlfeile anlegt, wenn man dergleichen an den Magnet bringt, und an welchen ſich ein kleiner ſtaͤhlerner Stift auf die Oberflaͤche des Magnets von ſelbſt ſenkrecht ſtellt. Man nennt ſie den Nord- und den Suͤdpol des Magnets, ſ. Magnet. Eben ſo verhaͤlt es ſich auch mit den kuͤnſtlichen Magneten und Nadeln, die man gehoͤrig beſtrichen hat; dieſe haben die Pole an ihren beyden Enden, ſ. Magnetnadel.

Die Polaritaͤt des Magnets war den Alten gaͤnzlich unbekannt, ob ſie gleich die nuͤtzlichſte unter allen magnetiſchen Eigenſchaften iſt. Ihre Entdeckung faͤllt in die dunkelſte Periode des mittlern Zeitalters, ſ. Compaß. Die damals erfundnen Magnetnadeln und Seecompaſſe gaben auf einmal der Schiffahrt, und mit der Zeit auch der Geographie, eine ganz andere Geſtalt. Dabey mußte man bald entdecken, daß die Gegend, nach welcher die Nadeln wieſen, nicht genau die Mitternachtsgegend war, wiewohl ſich die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0536" xml:id="P.3.530" n="530"/><lb/>
            </p>
            <p>Um die Luftarten bequem aus einem Gefa&#x0364;ße in ein anderes zu bringen, hat auch Herr <hi rendition="#b">Go&#x0364;ttling</hi> (Be&#x017F;chreibung ver&#x017F;chiedener Bla&#x017F;enma&#x017F;chinen. Erfurt, 1784. 4.) eine Vorrichtung angegeben.</p>
            <p>Tib. Cavallo Abhdl. u&#x0364;ber die Natur und Eigen&#x017F;chaften der Luft rc.; a. d. Engl. Leipz. 1783. gr. 8. Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> Cap. 5.</p>
            <p>Gren &#x017F;y&#x017F;temat. Handbuch der Chemie, er&#x017F;ter Theil, Halle, 1787. gr. 8. §. 163. u. f.</p>
            <p>Magazin fu&#x0364;r das Neu&#x017F;te aus der Phy&#x017F;it u. Naturg. v. Lichtenberg, <hi rendition="#aq">III.</hi> B. 4. St. S. 106. u. f.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Polarita&#x0364;t, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Polaritas, Directio magnetica</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Polarité, Direction de l'aimant</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Die Eigen&#x017F;chaft des Magnets und der mit dem&#x017F;elben be&#x017F;trichenen Nadeln, &#x017F;ich, wenn &#x017F;ie frey &#x017F;chweben, mit gewi&#x017F;&#x017F;en Punkten nach den magneti&#x017F;chen Polen der Erde zu richten. Wenn man nemlich einen Magnet frey an einem Faden aufha&#x0364;ngt, oder mit untergelegtem Kork, Holz rc. auf Wa&#x017F;&#x017F;er oder Queck&#x017F;ilber &#x017F;chwimmen la&#x0364;ßt, &#x017F;o &#x017F;indet man an ihm zween entgegenge&#x017F;etzte Punkte, deren einen er immer der Mitternachtsgegend, den andern der Mittagsgegend zuwendet. Eben dies &#x017F;ind die Punkte, an welche &#x017F;ich die mei&#x017F;te Stahlfeile anlegt, wenn man dergleichen an den Magnet bringt, und an welchen &#x017F;ich ein kleiner &#x017F;ta&#x0364;hlerner Stift auf die Oberfla&#x0364;che des Magnets von &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;enkrecht &#x017F;tellt. Man nennt &#x017F;ie den <hi rendition="#b">Nord</hi>- und den <hi rendition="#b">Su&#x0364;dpol</hi> des Magnets, &#x017F;. <hi rendition="#b">Magnet.</hi> Eben &#x017F;o verha&#x0364;lt es &#x017F;ich auch mit den ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Magneten und Nadeln, die man geho&#x0364;rig be&#x017F;trichen hat; die&#x017F;e haben die Pole an ihren beyden Enden, &#x017F;. <hi rendition="#b">Magnetnadel.</hi></p>
            <p>Die Polarita&#x0364;t des Magnets war den Alten ga&#x0364;nzlich unbekannt, ob &#x017F;ie gleich die nu&#x0364;tzlich&#x017F;te unter allen magneti&#x017F;chen Eigen&#x017F;chaften i&#x017F;t. Ihre Entdeckung fa&#x0364;llt in die dunkel&#x017F;te Periode des mittlern Zeitalters, &#x017F;. <hi rendition="#b">Compaß.</hi> Die damals erfundnen Magnetnadeln und Seecompa&#x017F;&#x017F;e gaben auf einmal der Schiffahrt, und mit der Zeit auch der Geographie, eine ganz andere Ge&#x017F;talt. Dabey mußte man bald entdecken, daß die Gegend, nach welcher die Nadeln wie&#x017F;en, nicht genau die Mitternachtsgegend war, wiewohl &#x017F;ich die<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[530/0536] Um die Luftarten bequem aus einem Gefaͤße in ein anderes zu bringen, hat auch Herr Goͤttling (Beſchreibung verſchiedener Blaſenmaſchinen. Erfurt, 1784. 4.) eine Vorrichtung angegeben. Tib. Cavallo Abhdl. uͤber die Natur und Eigenſchaften der Luft rc.; a. d. Engl. Leipz. 1783. gr. 8. Th. II. Cap. 5. Gren ſyſtemat. Handbuch der Chemie, erſter Theil, Halle, 1787. gr. 8. §. 163. u. f. Magazin fuͤr das Neuſte aus der Phyſit u. Naturg. v. Lichtenberg, III. B. 4. St. S. 106. u. f. Polaritaͤt, Polaritas, Directio magnetica, Polarité, Direction de l'aimant. Die Eigenſchaft des Magnets und der mit demſelben beſtrichenen Nadeln, ſich, wenn ſie frey ſchweben, mit gewiſſen Punkten nach den magnetiſchen Polen der Erde zu richten. Wenn man nemlich einen Magnet frey an einem Faden aufhaͤngt, oder mit untergelegtem Kork, Holz rc. auf Waſſer oder Queckſilber ſchwimmen laͤßt, ſo ſindet man an ihm zween entgegengeſetzte Punkte, deren einen er immer der Mitternachtsgegend, den andern der Mittagsgegend zuwendet. Eben dies ſind die Punkte, an welche ſich die meiſte Stahlfeile anlegt, wenn man dergleichen an den Magnet bringt, und an welchen ſich ein kleiner ſtaͤhlerner Stift auf die Oberflaͤche des Magnets von ſelbſt ſenkrecht ſtellt. Man nennt ſie den Nord- und den Suͤdpol des Magnets, ſ. Magnet. Eben ſo verhaͤlt es ſich auch mit den kuͤnſtlichen Magneten und Nadeln, die man gehoͤrig beſtrichen hat; dieſe haben die Pole an ihren beyden Enden, ſ. Magnetnadel. Die Polaritaͤt des Magnets war den Alten gaͤnzlich unbekannt, ob ſie gleich die nuͤtzlichſte unter allen magnetiſchen Eigenſchaften iſt. Ihre Entdeckung faͤllt in die dunkelſte Periode des mittlern Zeitalters, ſ. Compaß. Die damals erfundnen Magnetnadeln und Seecompaſſe gaben auf einmal der Schiffahrt, und mit der Zeit auch der Geographie, eine ganz andere Geſtalt. Dabey mußte man bald entdecken, daß die Gegend, nach welcher die Nadeln wieſen, nicht genau die Mitternachtsgegend war, wiewohl ſich die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/536
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/536>, abgerufen am 28.05.2024.