Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Zur Aussammlung und Aufbewahrung der entwickelten Luftarten gebraucht man allerley gläserne Gefäße, vorzüglich Glocken und Cylinder, die am obern Ende entweder ganz zu, oder mit einem eingeschliffenen Glasstöpsel versehen, am untern ganz offen sind. Die Glocken bekommen auch wohl oben einen Knopf, um sie bequemer aufzuheben. Man muß deren von 9 -- 15 Zoll Höhe, und von 6 -- 10 Zoll Durchmesser haben. Ihre Höhe richtet sich nach der Tiefe der Wanne, um sie ganz darinn untertauchen zu können. Die Cylinder müssen so genau als möglich gearbeitet seyn, damit man aus der Höhe der darinn stehenden Flüßigkeiten ohne merklichen Fehler auf den körperlichen Inhalt schließen könne. Um nun ein solches Gefäß in den Stand zu setzen, in welchem es eine entwickelte Luftart aufnehmen kan, muß man es zuvor ganz mit Wasser anfüllen. Zu dem Ende wird es ganz in das Wasser der Wanne untergetaucht, und so gewendet, daß sich die untere Oefnung oberwärts kehrt. Läßt man es eine kurze Zeit in dieser Lage, so geht die darinn befindliche atmosphärische Luft in Blasen heraus, und das Wasser der Wanne tritt an ihre Stelle. Man kehrt nunmehr das ofne Ende des Gefäßes unter dem Wasser wieder unterwärts, und hebt das obere aus der Wanne hervor, bis der untere Rand des Glases an den Rand des Gesimses ef kömmt. Alsdann schiebt man das Gefäß seitwärts über das Gesimse efg, und setzt es auf demselben nieder. Man muß sich dabey nur hüten, daß kein Theil vom untern Rande des Glascylinders über die Wasserfläche hervorkomme, welche noch 1 1/2 -- 2 Zoll hoch über der Fläche efg steht; sonst würde die atmosphärische Luft ins Gefäß dringen, und das Wasser heraustreiben. Hat man aber diese Berührung der Luft verhütet, so bleibt der umgekehrte Glascylinder ganz mit Wasser gefüllt auf efg stehen. Denn da das Wasser der Wanne den Druck der Atmosphäre trägt, so kan die im Gefäße stehende Wassersäule nicht fallen, und einen leeren Raum über sich lassen, wofern sie nicht über 30 Fuß
Zur Auſſammlung und Aufbewahrung der entwickelten Luftarten gebraucht man allerley glaͤſerne Gefaͤße, vorzuͤglich Glocken und Cylinder, die am obern Ende entweder ganz zu, oder mit einem eingeſchliffenen Glasſtoͤpſel verſehen, am untern ganz offen ſind. Die Glocken bekommen auch wohl oben einen Knopf, um ſie bequemer aufzuheben. Man muß deren von 9 — 15 Zoll Hoͤhe, und von 6 — 10 Zoll Durchmeſſer haben. Ihre Hoͤhe richtet ſich nach der Tiefe der Wanne, um ſie ganz darinn untertauchen zu koͤnnen. Die Cylinder muͤſſen ſo genau als moͤglich gearbeitet ſeyn, damit man aus der Hoͤhe der darinn ſtehenden Fluͤßigkeiten ohne merklichen Fehler auf den koͤrperlichen Inhalt ſchließen koͤnne. Um nun ein ſolches Gefaͤß in den Stand zu ſetzen, in welchem es eine entwickelte Luftart aufnehmen kan, muß man es zuvor ganz mit Waſſer anfuͤllen. Zu dem Ende wird es ganz in das Waſſer der Wanne untergetaucht, und ſo gewendet, daß ſich die untere Oefnung oberwaͤrts kehrt. Laͤßt man es eine kurze Zeit in dieſer Lage, ſo geht die darinn befindliche atmoſphaͤriſche Luft in Blaſen heraus, und das Waſſer der Wanne tritt an ihre Stelle. Man kehrt nunmehr das ofne Ende des Gefaͤßes unter dem Waſſer wieder unterwaͤrts, und hebt das obere aus der Wanne hervor, bis der untere Rand des Glaſes an den Rand des Geſimſes ef koͤmmt. Alsdann ſchiebt man das Gefaͤß ſeitwaͤrts uͤber das Geſimſe efg, und ſetzt es auf demſelben nieder. Man muß ſich dabey nur huͤten, daß kein Theil vom untern Rande des Glascylinders uͤber die Waſſerflaͤche hervorkomme, welche noch 1 1/2 — 2 Zoll hoch uͤber der Flaͤche efg ſteht; ſonſt wuͤrde die atmoſphaͤriſche Luft ins Gefaͤß dringen, und das Waſſer heraustreiben. Hat man aber dieſe Beruͤhrung der Luft verhuͤtet, ſo bleibt der umgekehrte Glascylinder ganz mit Waſſer gefuͤllt auf efg ſtehen. Denn da das Waſſer der Wanne den Druck der Atmoſphaͤre traͤgt, ſo kan die im Gefaͤße ſtehende Waſſerſaͤule nicht fallen, und einen leeren Raum uͤber ſich laſſen, wofern ſie nicht uͤber 30 Fuß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0530" xml:id="P.3.524" n="524"/><lb/> an, daß das Geſimſe <hi rendition="#aq">efg 1 1/2 — 2</hi> Zoll hoch davon bedeckt wird.</p> <p>Zur Auſſammlung und Aufbewahrung der entwickelten Luftarten gebraucht man allerley glaͤſerne Gefaͤße, vorzuͤglich <hi rendition="#b">Glocken</hi> und <hi rendition="#b">Cylinder,</hi> die am obern Ende entweder ganz zu, oder mit einem eingeſchliffenen Glasſtoͤpſel verſehen, am untern ganz offen ſind. Die Glocken bekommen auch wohl oben einen Knopf, um ſie bequemer aufzuheben. Man muß deren von 9 — 15 Zoll Hoͤhe, und von 6 — 10 Zoll Durchmeſſer haben. Ihre Hoͤhe richtet ſich nach der Tiefe der Wanne, um ſie ganz darinn untertauchen zu koͤnnen. Die Cylinder muͤſſen ſo genau als moͤglich gearbeitet ſeyn, damit man aus der Hoͤhe der darinn ſtehenden Fluͤßigkeiten ohne merklichen Fehler auf den koͤrperlichen Inhalt ſchließen koͤnne.</p> <p>Um nun ein ſolches Gefaͤß in den Stand zu ſetzen, in welchem es eine entwickelte Luftart aufnehmen kan, muß man es zuvor ganz mit Waſſer anfuͤllen. Zu dem Ende wird es ganz in das Waſſer der Wanne untergetaucht, und ſo gewendet, daß ſich die untere Oefnung oberwaͤrts kehrt. Laͤßt man es eine kurze Zeit in dieſer Lage, ſo geht die darinn befindliche atmoſphaͤriſche Luft in Blaſen heraus, und das Waſſer der Wanne tritt an ihre Stelle. Man kehrt nunmehr das ofne Ende des Gefaͤßes unter dem Waſſer wieder unterwaͤrts, und hebt das obere aus der Wanne hervor, bis der untere Rand des Glaſes an den Rand des Geſimſes <hi rendition="#aq">ef</hi> koͤmmt. Alsdann ſchiebt man das Gefaͤß ſeitwaͤrts uͤber das Geſimſe <hi rendition="#aq">efg,</hi> und ſetzt es auf demſelben nieder. Man muß ſich dabey nur huͤten, daß kein Theil vom untern Rande des Glascylinders uͤber die Waſſerflaͤche hervorkomme, welche noch 1 1/2 — 2 Zoll hoch uͤber der Flaͤche <hi rendition="#aq">efg</hi> ſteht; ſonſt wuͤrde die atmoſphaͤriſche Luft ins Gefaͤß dringen, und das Waſſer heraustreiben. Hat man aber dieſe Beruͤhrung der Luft verhuͤtet, ſo bleibt der umgekehrte Glascylinder ganz <hi rendition="#b">mit Waſſer gefuͤllt</hi> auf <hi rendition="#aq">efg</hi> ſtehen. Denn da das Waſſer der Wanne den Druck der Atmoſphaͤre traͤgt, ſo kan die im Gefaͤße ſtehende Waſſerſaͤule nicht fallen, und einen leeren Raum uͤber ſich laſſen, wofern ſie nicht uͤber 30 Fuß<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [524/0530]
an, daß das Geſimſe efg 1 1/2 — 2 Zoll hoch davon bedeckt wird.
Zur Auſſammlung und Aufbewahrung der entwickelten Luftarten gebraucht man allerley glaͤſerne Gefaͤße, vorzuͤglich Glocken und Cylinder, die am obern Ende entweder ganz zu, oder mit einem eingeſchliffenen Glasſtoͤpſel verſehen, am untern ganz offen ſind. Die Glocken bekommen auch wohl oben einen Knopf, um ſie bequemer aufzuheben. Man muß deren von 9 — 15 Zoll Hoͤhe, und von 6 — 10 Zoll Durchmeſſer haben. Ihre Hoͤhe richtet ſich nach der Tiefe der Wanne, um ſie ganz darinn untertauchen zu koͤnnen. Die Cylinder muͤſſen ſo genau als moͤglich gearbeitet ſeyn, damit man aus der Hoͤhe der darinn ſtehenden Fluͤßigkeiten ohne merklichen Fehler auf den koͤrperlichen Inhalt ſchließen koͤnne.
Um nun ein ſolches Gefaͤß in den Stand zu ſetzen, in welchem es eine entwickelte Luftart aufnehmen kan, muß man es zuvor ganz mit Waſſer anfuͤllen. Zu dem Ende wird es ganz in das Waſſer der Wanne untergetaucht, und ſo gewendet, daß ſich die untere Oefnung oberwaͤrts kehrt. Laͤßt man es eine kurze Zeit in dieſer Lage, ſo geht die darinn befindliche atmoſphaͤriſche Luft in Blaſen heraus, und das Waſſer der Wanne tritt an ihre Stelle. Man kehrt nunmehr das ofne Ende des Gefaͤßes unter dem Waſſer wieder unterwaͤrts, und hebt das obere aus der Wanne hervor, bis der untere Rand des Glaſes an den Rand des Geſimſes ef koͤmmt. Alsdann ſchiebt man das Gefaͤß ſeitwaͤrts uͤber das Geſimſe efg, und ſetzt es auf demſelben nieder. Man muß ſich dabey nur huͤten, daß kein Theil vom untern Rande des Glascylinders uͤber die Waſſerflaͤche hervorkomme, welche noch 1 1/2 — 2 Zoll hoch uͤber der Flaͤche efg ſteht; ſonſt wuͤrde die atmoſphaͤriſche Luft ins Gefaͤß dringen, und das Waſſer heraustreiben. Hat man aber dieſe Beruͤhrung der Luft verhuͤtet, ſo bleibt der umgekehrte Glascylinder ganz mit Waſſer gefuͤllt auf efg ſtehen. Denn da das Waſſer der Wanne den Druck der Atmoſphaͤre traͤgt, ſo kan die im Gefaͤße ſtehende Waſſerſaͤule nicht fallen, und einen leeren Raum uͤber ſich laſſen, wofern ſie nicht uͤber 30 Fuß
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