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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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§ 23.)
hat Versuche über dieses Metall angestellt, die mit den Sickingischen sehr wohl übereinstimmen. De Morveau, Buffon und de Milly hielten die Platina für eine Mischung von Gold und Eisen; von Sickingen aber hat sie zuerst in ihrer gehörigen Reinigkeit als ein eignes feuerbeständig - dehubares, mithin edles Metall dargestellt.

Nach den vortreflichen Versuchen dieses Chymisten halten die grwöhnlichen Platinakörner auf ein Drittel Eisen, welches sich ungemein schwer abscheiden läßt. Dies verändert die Eigenschaften des Metalls so sehr, daß man dieselben nach den mit solchen Körnern angestellten Versuchen gar nicht beurtheilen kan. Auch findet man darinn bisweilen Goldtheilchen, und etwas Quecksilber, welches vielleicht von der Bearbeitung herrührt. Die Reinigung von Eisen gelang endlich auf dem nassen Wege durch Auflösung in Königswasser, fortgesetzte Niederschlagung des Eisens mit Blutlauge, und Krystallisirung der übrigen Auflösung.

Diese gereinigte Platina ließ sich unter dem Hammer strecken, zu Drath von 1/7 Lin. Durchmesser ziehen, und auf der Plattmaschine platten. Ihre Dehnbarkeit ist also erwiesen, ob man ihr gleich noch keine bestimmte Stelle gegen die Dehnbarkeit anderer Metalle anweisen kan.

Ihre Festigkeit ward durch eine eigne Maschine untersucht, und stärker, als die Festigkeit des Goldes und Silbers, gefunden. Auch ist ihre Härte sehr beträchtlich, und fast der des Eisens gleich. In Absicht des Glanzes und der Polltur übertrift sie alle Metalle; daher der Graf von Sickingen eine Composition von Platina, Eisen und Gold zu Metallspiegeln vorschlägt.

Ihr eigenthümliches Gewicht übertrift nach eben diesen Versuchen das Gewicht des Goldes, das man sonst für die schwerste aller Materien hielt. Es beträgt 20 bis 21,061 mal so viel, als das Gewicht des destillirten Wassers. Die gewöhnlichen Körner aber sind nur 11, und die schwersten 15mal so schwer, als Wasser.

Im gewöhnlichen Feuer ist die reine Platina in so hohem Grade unschmelzbar, daß in Oefen, die mit Blasebälgen


§ 23.)
hat Verſuche uͤber dieſes Metall angeſtellt, die mit den Sickingiſchen ſehr wohl uͤbereinſtimmen. De Morveau, Buffon und de Milly hielten die Platina fuͤr eine Miſchung von Gold und Eiſen; von Sickingen aber hat ſie zuerſt in ihrer gehoͤrigen Reinigkeit als ein eignes feuerbeſtaͤndig - dehubares, mithin edles Metall dargeſtellt.

Nach den vortreflichen Verſuchen dieſes Chymiſten halten die grwoͤhnlichen Platinakoͤrner auf ein Drittel Eiſen, welches ſich ungemein ſchwer abſcheiden laͤßt. Dies veraͤndert die Eigenſchaften des Metalls ſo ſehr, daß man dieſelben nach den mit ſolchen Koͤrnern angeſtellten Verſuchen gar nicht beurtheilen kan. Auch findet man darinn bisweilen Goldtheilchen, und etwas Queckſilber, welches vielleicht von der Bearbeitung herruͤhrt. Die Reinigung von Eiſen gelang endlich auf dem naſſen Wege durch Aufloͤſung in Koͤnigswaſſer, fortgeſetzte Niederſchlagung des Eiſens mit Blutlauge, und Kryſtalliſirung der uͤbrigen Aufloͤſung.

Dieſe gereinigte Platina ließ ſich unter dem Hammer ſtrecken, zu Drath von 1/7 Lin. Durchmeſſer ziehen, und auf der Plattmaſchine platten. Ihre Dehnbarkeit iſt alſo erwieſen, ob man ihr gleich noch keine beſtimmte Stelle gegen die Dehnbarkeit anderer Metalle anweiſen kan.

Ihre Feſtigkeit ward durch eine eigne Maſchine unterſucht, und ſtaͤrker, als die Feſtigkeit des Goldes und Silbers, gefunden. Auch iſt ihre Haͤrte ſehr betraͤchtlich, und faſt der des Eiſens gleich. In Abſicht des Glanzes und der Polltur uͤbertrift ſie alle Metalle; daher der Graf von Sickingen eine Compoſition von Platina, Eiſen und Gold zu Metallſpiegeln vorſchlaͤgt.

Ihr eigenthuͤmliches Gewicht uͤbertrift nach eben dieſen Verſuchen das Gewicht des Goldes, das man ſonſt fuͤr die ſchwerſte aller Materien hielt. Es betraͤgt 20 bis 21,061 mal ſo viel, als das Gewicht des deſtillirten Waſſers. Die gewoͤhnlichen Koͤrner aber ſind nur 11, und die ſchwerſten 15mal ſo ſchwer, als Waſſer.

Im gewoͤhnlichen Feuer iſt die reine Platina in ſo hohem Grade unſchmelzbar, daß in Oefen, die mit Blaſebaͤlgen

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[519/0525] § 23.) hat Verſuche uͤber dieſes Metall angeſtellt, die mit den Sickingiſchen ſehr wohl uͤbereinſtimmen. De Morveau, Buffon und de Milly hielten die Platina fuͤr eine Miſchung von Gold und Eiſen; von Sickingen aber hat ſie zuerſt in ihrer gehoͤrigen Reinigkeit als ein eignes feuerbeſtaͤndig - dehubares, mithin edles Metall dargeſtellt. Nach den vortreflichen Verſuchen dieſes Chymiſten halten die grwoͤhnlichen Platinakoͤrner auf ein Drittel Eiſen, welches ſich ungemein ſchwer abſcheiden laͤßt. Dies veraͤndert die Eigenſchaften des Metalls ſo ſehr, daß man dieſelben nach den mit ſolchen Koͤrnern angeſtellten Verſuchen gar nicht beurtheilen kan. Auch findet man darinn bisweilen Goldtheilchen, und etwas Queckſilber, welches vielleicht von der Bearbeitung herruͤhrt. Die Reinigung von Eiſen gelang endlich auf dem naſſen Wege durch Aufloͤſung in Koͤnigswaſſer, fortgeſetzte Niederſchlagung des Eiſens mit Blutlauge, und Kryſtalliſirung der uͤbrigen Aufloͤſung. Dieſe gereinigte Platina ließ ſich unter dem Hammer ſtrecken, zu Drath von 1/7 Lin. Durchmeſſer ziehen, und auf der Plattmaſchine platten. Ihre Dehnbarkeit iſt alſo erwieſen, ob man ihr gleich noch keine beſtimmte Stelle gegen die Dehnbarkeit anderer Metalle anweiſen kan. Ihre Feſtigkeit ward durch eine eigne Maſchine unterſucht, und ſtaͤrker, als die Feſtigkeit des Goldes und Silbers, gefunden. Auch iſt ihre Haͤrte ſehr betraͤchtlich, und faſt der des Eiſens gleich. In Abſicht des Glanzes und der Polltur uͤbertrift ſie alle Metalle; daher der Graf von Sickingen eine Compoſition von Platina, Eiſen und Gold zu Metallſpiegeln vorſchlaͤgt. Ihr eigenthuͤmliches Gewicht uͤbertrift nach eben dieſen Verſuchen das Gewicht des Goldes, das man ſonſt fuͤr die ſchwerſte aller Materien hielt. Es betraͤgt 20 bis 21,061 mal ſo viel, als das Gewicht des deſtillirten Waſſers. Die gewoͤhnlichen Koͤrner aber ſind nur 11, und die ſchwerſten 15mal ſo ſchwer, als Waſſer. Im gewoͤhnlichen Feuer iſt die reine Platina in ſo hohem Grade unſchmelzbar, daß in Oefen, die mit Blaſebaͤlgen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/525>, abgerufen am 16.07.2024.