Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


noch von Bewegung, richtige mit der Erfahrung übereinstimmende Begriffe zum Grunde gelegt. Ich habe seine Erklärungen in diesem Wörterbuche so häufig angeführt, daß es überflüßig wäre, hier Beyspiele davon zu geben. Man s. vornehmlich die Artikel: Materie, Leere, Stoß, Aether, Licht, Brechung, Magnet, Erdkugel, Wirbel. Unter seinen Werken, welche zu Amsterdam (1692 -- 1701.4.) gesammelt herausgekommen sind, gehören zur Physik die Principia philosophiae, die Dioptrik, eine Schrist von den Meteoren und eine vom Menschen. Der philosophische Geist, der in seinen Schriften herrscht, erwarb ihm, besonders in Frankreich, viele, eifrige Verehrer. Le Roy und le Grand haben sein System in kurze Lehrbegriffe gebracht, und du Hamel (Philosophia vetus et nova. Paris, 1681. 4.) vergleicht es mit der scholastischen Physik, mit Erwähnung der wichtigsten damaligen Entdeckungen.

Inzwischen ward die Erperimentaluntersuchung von Andern immer eifriger fortgesetzt. Boyle und D. Hook in England, Grimaldi und Borelli in Italien, Pascal, Mariotte und Picard in Frankreich, machten auf diesem Wege eine Menge wichtiger Entdeckungen. Man begnügte sich nicht mit dem Fleiße einzelner Gelehrten, sondern errichtete Gesellschaften, welche zum Theil durch die Freygebigkeit der Großen mit den nöthigen Hülfsmitteln versehen wurden. So entstanden in der Mitte des vorigen Jahrhunderts die londner Societ<*>t, die florentiner Academia del cimento, und die pariser Akademie der Wissenschaften; Institute, welchen die Naturlehre unglaublich viel zu verdanken, hat. Von den Mitgliedern der erstern verdienen Wallis, Wrenn und Huygens eine besondere Erwähnung. Sie entdeckten die wahren Gesetze des Stoßes, und Huygens erweiterte durch seine Erfindungen der Pendeluhr, der Gesetze des Pendels und der Schwungkraft, so wie durch seine dioptrischen und astronomischen Theorien, alle Theile der angewandten Mathematik.

Während der letzten Helfte des vorigen Jahrhunderts gewann das System der Naturlehre eine neue Gestalt unter


noch von Bewegung, richtige mit der Erfahrung uͤbereinſtimmende Begriffe zum Grunde gelegt. Ich habe ſeine Erklaͤrungen in dieſem Woͤrterbuche ſo haͤufig angefuͤhrt, daß es uͤberfluͤßig waͤre, hier Beyſpiele davon zu geben. Man ſ. vornehmlich die Artikel: Materie, Leere, Stoß, Aether, Licht, Brechung, Magnet, Erdkugel, Wirbel. Unter ſeinen Werken, welche zu Amſterdam (1692 — 1701.4.) geſammelt herausgekommen ſind, gehoͤren zur Phyſik die Principia philoſophiae, die Dioptrik, eine Schriſt von den Meteoren und eine vom Menſchen. Der philoſophiſche Geiſt, der in ſeinen Schriften herrſcht, erwarb ihm, beſonders in Frankreich, viele, eifrige Verehrer. Le Roy und le Grand haben ſein Syſtem in kurze Lehrbegriffe gebracht, und du Hamel (Philoſophia vetus et nova. Paris, 1681. 4.) vergleicht es mit der ſcholaſtiſchen Phyſik, mit Erwaͤhnung der wichtigſten damaligen Entdeckungen.

Inzwiſchen ward die Erperimentalunterſuchung von Andern immer eifriger fortgeſetzt. Boyle und D. Hook in England, Grimaldi und Borelli in Italien, Paſcal, Mariotte und Picard in Frankreich, machten auf dieſem Wege eine Menge wichtiger Entdeckungen. Man begnuͤgte ſich nicht mit dem Fleiße einzelner Gelehrten, ſondern errichtete Geſellſchaften, welche zum Theil durch die Freygebigkeit der Großen mit den noͤthigen Huͤlfsmitteln verſehen wurden. So entſtanden in der Mitte des vorigen Jahrhunderts die londner Societ<*>t, die florentiner Academia del cimento, und die pariſer Akademie der Wiſſenſchaften; Inſtitute, welchen die Naturlehre unglaublich viel zu verdanken, hat. Von den Mitgliedern der erſtern verdienen Wallis, Wrenn und Huygens eine beſondere Erwaͤhnung. Sie entdeckten die wahren Geſetze des Stoßes, und Huygens erweiterte durch ſeine Erfindungen der Pendeluhr, der Geſetze des Pendels und der Schwungkraft, ſo wie durch ſeine dioptriſchen und aſtronomiſchen Theorien, alle Theile der angewandten Mathematik.

Waͤhrend der letzten Helfte des vorigen Jahrhunderts gewann das Syſtem der Naturlehre eine neue Geſtalt unter

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0508" xml:id="P.3.502" n="502"/><lb/>
noch von Bewegung, richtige mit der Erfahrung u&#x0364;berein&#x017F;timmende Begriffe zum Grunde gelegt. Ich habe &#x017F;eine Erkla&#x0364;rungen in die&#x017F;em Wo&#x0364;rterbuche &#x017F;o ha&#x0364;ufig angefu&#x0364;hrt, daß es u&#x0364;berflu&#x0364;ßig wa&#x0364;re, hier Bey&#x017F;piele davon zu geben. Man &#x017F;. vornehmlich die Artikel: <hi rendition="#b">Materie, Leere, Stoß, Aether, Licht, Brechung, Magnet, Erdkugel, Wirbel.</hi> Unter &#x017F;einen Werken, welche zu Am&#x017F;terdam (1692 &#x2014; 1701.4.) ge&#x017F;ammelt herausgekommen &#x017F;ind, geho&#x0364;ren zur Phy&#x017F;ik die <hi rendition="#aq">Principia philo&#x017F;ophiae,</hi> die Dioptrik, eine Schri&#x017F;t von den Meteoren und eine vom Men&#x017F;chen. Der philo&#x017F;ophi&#x017F;che Gei&#x017F;t, der in &#x017F;einen Schriften herr&#x017F;cht, erwarb ihm, be&#x017F;onders in Frankreich, viele, eifrige Verehrer. <hi rendition="#b">Le Roy</hi> und le <hi rendition="#b">Grand</hi> haben &#x017F;ein Sy&#x017F;tem in kurze Lehrbegriffe gebracht, und <hi rendition="#b">du Hamel</hi> <hi rendition="#aq">(Philo&#x017F;ophia vetus et nova. Paris, 1681. 4.)</hi> vergleicht es mit der &#x017F;chola&#x017F;ti&#x017F;chen Phy&#x017F;ik, mit Erwa&#x0364;hnung der wichtig&#x017F;ten damaligen Entdeckungen.</p>
            <p>Inzwi&#x017F;chen ward die Erperimentalunter&#x017F;uchung von Andern immer eifriger fortge&#x017F;etzt. <hi rendition="#b">Boyle</hi> und <hi rendition="#b">D. Hook</hi> in England, <hi rendition="#b">Grimaldi</hi> und <hi rendition="#b">Borelli</hi> in Italien, <hi rendition="#b">Pa&#x017F;cal, Mariotte</hi> und <hi rendition="#b">Picard</hi> in Frankreich, machten auf die&#x017F;em Wege eine Menge wichtiger Entdeckungen. Man begnu&#x0364;gte &#x017F;ich nicht mit dem Fleiße einzelner Gelehrten, &#x017F;ondern errichtete Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften, welche zum Theil durch die Freygebigkeit der Großen mit den no&#x0364;thigen Hu&#x0364;lfsmitteln ver&#x017F;ehen wurden. So ent&#x017F;tanden in der Mitte des vorigen Jahrhunderts die londner Societ&lt;*&gt;t, die florentiner <hi rendition="#aq">Academia del cimento,</hi> und die pari&#x017F;er Akademie der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften; In&#x017F;titute, welchen die Naturlehre unglaublich viel zu verdanken, hat. Von den Mitgliedern der er&#x017F;tern verdienen <hi rendition="#b">Wallis, Wrenn</hi> und <hi rendition="#b">Huygens</hi> eine be&#x017F;ondere Erwa&#x0364;hnung. Sie entdeckten die wahren Ge&#x017F;etze des Stoßes, und Huygens erweiterte durch &#x017F;eine Erfindungen der Pendeluhr, der Ge&#x017F;etze des Pendels und der Schwungkraft, &#x017F;o wie durch &#x017F;eine dioptri&#x017F;chen und a&#x017F;tronomi&#x017F;chen Theorien, alle Theile der angewandten Mathematik.</p>
            <p>Wa&#x0364;hrend der letzten Helfte des vorigen Jahrhunderts gewann das Sy&#x017F;tem der Naturlehre eine neue Ge&#x017F;talt unter<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[502/0508] noch von Bewegung, richtige mit der Erfahrung uͤbereinſtimmende Begriffe zum Grunde gelegt. Ich habe ſeine Erklaͤrungen in dieſem Woͤrterbuche ſo haͤufig angefuͤhrt, daß es uͤberfluͤßig waͤre, hier Beyſpiele davon zu geben. Man ſ. vornehmlich die Artikel: Materie, Leere, Stoß, Aether, Licht, Brechung, Magnet, Erdkugel, Wirbel. Unter ſeinen Werken, welche zu Amſterdam (1692 — 1701.4.) geſammelt herausgekommen ſind, gehoͤren zur Phyſik die Principia philoſophiae, die Dioptrik, eine Schriſt von den Meteoren und eine vom Menſchen. Der philoſophiſche Geiſt, der in ſeinen Schriften herrſcht, erwarb ihm, beſonders in Frankreich, viele, eifrige Verehrer. Le Roy und le Grand haben ſein Syſtem in kurze Lehrbegriffe gebracht, und du Hamel (Philoſophia vetus et nova. Paris, 1681. 4.) vergleicht es mit der ſcholaſtiſchen Phyſik, mit Erwaͤhnung der wichtigſten damaligen Entdeckungen. Inzwiſchen ward die Erperimentalunterſuchung von Andern immer eifriger fortgeſetzt. Boyle und D. Hook in England, Grimaldi und Borelli in Italien, Paſcal, Mariotte und Picard in Frankreich, machten auf dieſem Wege eine Menge wichtiger Entdeckungen. Man begnuͤgte ſich nicht mit dem Fleiße einzelner Gelehrten, ſondern errichtete Geſellſchaften, welche zum Theil durch die Freygebigkeit der Großen mit den noͤthigen Huͤlfsmitteln verſehen wurden. So entſtanden in der Mitte des vorigen Jahrhunderts die londner Societ<*>t, die florentiner Academia del cimento, und die pariſer Akademie der Wiſſenſchaften; Inſtitute, welchen die Naturlehre unglaublich viel zu verdanken, hat. Von den Mitgliedern der erſtern verdienen Wallis, Wrenn und Huygens eine beſondere Erwaͤhnung. Sie entdeckten die wahren Geſetze des Stoßes, und Huygens erweiterte durch ſeine Erfindungen der Pendeluhr, der Geſetze des Pendels und der Schwungkraft, ſo wie durch ſeine dioptriſchen und aſtronomiſchen Theorien, alle Theile der angewandten Mathematik. Waͤhrend der letzten Helfte des vorigen Jahrhunderts gewann das Syſtem der Naturlehre eine neue Geſtalt unter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/508
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/508>, abgerufen am 28.05.2024.