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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Phlogistisirte Luft, s. Gas, phlogistisirtes.

Phonischer Mittelpunkt, s. Mittelpunkt.

Phonokamptischer Mittelpunkt, s. Mittelpunkt.

Phoronomie, Phoronomia, Phoronomie.

Die Lehre von der Bewegung und ihren Gesetzen. Da der größte Theil dieser Lehre Kenntnisse voraussetzt, welche über die Grenzen der Elementarmathematik hinausgehen, so rechnet man sie zur höhern Mechanik, in welcher besonders die Berrachtungen der Bewegung allein, wobey auf die hervorbringenden Kräfte, nicht gesehen wird, zur Phoronomie gehören. Bisweilen heißt auch wohl die ganze höhere Mechanik überhaupt Phoronomie. Jacob Hermann aus Basel hat unter diesem Namen (Phoronomia, s. de viribus et motibus corporum solidorum et fluidorum libri II. Amstelaed. 1716. 4.) die höhere Mechanik und Hydrodynamik nach synthetischer Methode vorgetragen.

Phosphorus, Lichtträger, Phosphorus, Phosphore.

Der Name Phosphorus (Lichtträger) kömmt seiner etymologischen Bedeutung nach jedem im Dunkeln leuchtenden Körper zu. Man nimmt jedoch die Sonne, die Firsterne, und die brennenden oder glühenden Körper aus, deren Leuchten ein alltägliches Phänomen ist, und belegt mit dem Namen der Phosphoren nur die übrigen für sich leuchtenden Substanzen, deren Licht im Dunkeln ehedem zu den seltnern und unerwarteten Erscheinungen gezählt wurde. Dieses sind nun entweder natürliche oder künstliche Phosphoren. Von einigen natürlichen ist bey dem Worte Leuchrende Körper geredet worden; daher werden nur die künstlichen Phosphoren den Hauptgegenstand dieses Artikels ausmachen.

Um das Jahr 1630 entdeckte Vincenz Cascariolo, ein Schuhmacher in Bologna, in der Nachbarschaft dieser Stadt am Fuße des Berges Paterno einen Stein, der im Dunkeln durch seinen eignen Glanz sichtbar ward, wenn er eine Zeitlang im Lichte gelegen hatte. Fortunio Liceti, Professor zu Bologna (Litheosphorus s. de lapide Bono-


Phlogiſtiſirte Luft, ſ. Gas, phlogiſtiſirtes.

Phoniſcher Mittelpunkt, ſ. Mittelpunkt.

Phonokamptiſcher Mittelpunkt, ſ. Mittelpunkt.

Phoronomie, Phoronomia, Phoronomie.

Die Lehre von der Bewegung und ihren Geſetzen. Da der groͤßte Theil dieſer Lehre Kenntniſſe vorausſetzt, welche uͤber die Grenzen der Elementarmathematik hinausgehen, ſo rechnet man ſie zur hoͤhern Mechanik, in welcher beſonders die Berrachtungen der Bewegung allein, wobey auf die hervorbringenden Kraͤfte, nicht geſehen wird, zur Phoronomie gehoͤren. Bisweilen heißt auch wohl die ganze hoͤhere Mechanik uͤberhaupt Phoronomie. Jacob Hermann aus Baſel hat unter dieſem Namen (Phoronomia, ſ. de viribus et motibus corporum ſolidorum et fluidorum libri II. Amſtelaed. 1716. 4.) die hoͤhere Mechanik und Hydrodynamik nach ſynthetiſcher Methode vorgetragen.

Phosphorus, Lichttraͤger, Phosphorus, Phoſphore.

Der Name Phosphorus (Lichttraͤger) koͤmmt ſeiner etymologiſchen Bedeutung nach jedem im Dunkeln leuchtenden Koͤrper zu. Man nimmt jedoch die Sonne, die Firſterne, und die brennenden oder gluͤhenden Koͤrper aus, deren Leuchten ein alltaͤgliches Phaͤnomen iſt, und belegt mit dem Namen der Phosphoren nur die uͤbrigen fuͤr ſich leuchtenden Subſtanzen, deren Licht im Dunkeln ehedem zu den ſeltnern und unerwarteten Erſcheinungen gezaͤhlt wurde. Dieſes ſind nun entweder natuͤrliche oder kuͤnſtliche Phosphoren. Von einigen natuͤrlichen iſt bey dem Worte Leuchrende Koͤrper geredet worden; daher werden nur die kuͤnſtlichen Phosphoren den Hauptgegenſtand dieſes Artikels ausmachen.

Um das Jahr 1630 entdeckte Vincenz Caſcariolo, ein Schuhmacher in Bologna, in der Nachbarſchaft dieſer Stadt am Fuße des Berges Paterno einen Stein, der im Dunkeln durch ſeinen eignen Glanz ſichtbar ward, wenn er eine Zeitlang im Lichte gelegen hatte. Fortunio Liceti, Profeſſor zu Bologna (Litheoſphorus ſ. de lapide Bono-

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[475/0481] Phlogiſtiſirte Luft, ſ. Gas, phlogiſtiſirtes. Phoniſcher Mittelpunkt, ſ. Mittelpunkt. Phonokamptiſcher Mittelpunkt, ſ. Mittelpunkt. Phoronomie, Phoronomia, Phoronomie. Die Lehre von der Bewegung und ihren Geſetzen. Da der groͤßte Theil dieſer Lehre Kenntniſſe vorausſetzt, welche uͤber die Grenzen der Elementarmathematik hinausgehen, ſo rechnet man ſie zur hoͤhern Mechanik, in welcher beſonders die Berrachtungen der Bewegung allein, wobey auf die hervorbringenden Kraͤfte, nicht geſehen wird, zur Phoronomie gehoͤren. Bisweilen heißt auch wohl die ganze hoͤhere Mechanik uͤberhaupt Phoronomie. Jacob Hermann aus Baſel hat unter dieſem Namen (Phoronomia, ſ. de viribus et motibus corporum ſolidorum et fluidorum libri II. Amſtelaed. 1716. 4.) die hoͤhere Mechanik und Hydrodynamik nach ſynthetiſcher Methode vorgetragen. Phosphorus, Lichttraͤger, Phosphorus, Phoſphore. Der Name Phosphorus (Lichttraͤger) koͤmmt ſeiner etymologiſchen Bedeutung nach jedem im Dunkeln leuchtenden Koͤrper zu. Man nimmt jedoch die Sonne, die Firſterne, und die brennenden oder gluͤhenden Koͤrper aus, deren Leuchten ein alltaͤgliches Phaͤnomen iſt, und belegt mit dem Namen der Phosphoren nur die uͤbrigen fuͤr ſich leuchtenden Subſtanzen, deren Licht im Dunkeln ehedem zu den ſeltnern und unerwarteten Erſcheinungen gezaͤhlt wurde. Dieſes ſind nun entweder natuͤrliche oder kuͤnſtliche Phosphoren. Von einigen natuͤrlichen iſt bey dem Worte Leuchrende Koͤrper geredet worden; daher werden nur die kuͤnſtlichen Phosphoren den Hauptgegenſtand dieſes Artikels ausmachen. Um das Jahr 1630 entdeckte Vincenz Caſcariolo, ein Schuhmacher in Bologna, in der Nachbarſchaft dieſer Stadt am Fuße des Berges Paterno einen Stein, der im Dunkeln durch ſeinen eignen Glanz ſichtbar ward, wenn er eine Zeitlang im Lichte gelegen hatte. Fortunio Liceti, Profeſſor zu Bologna (Litheoſphorus ſ. de lapide Bono-

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/481>, abgerufen am 23.11.2024.