und zum Wachsthum in den kältern Himmelschen hört die Bewegung des Safts im Winter auf, die Blätter fallen ab, und die Pflanze schläft: einige schlafen auch täglich zu gewissen Stunden. Gewisse Pflanzen zeigen Reizbarkeit, wenn sie berührt werden, oder andere Bewegungen, aber nie willkührliche.
Die Fortpflanzung der Körper des Gewächsreichs geschieht entweder durch Einstecken, Ablegen und Absenken der Zweige, oder durch Einpfropfen und Einlegen der Augen und Zwiebeln, oder am gewöhnlichsten mittelst der Blüthe, in welcher sich bey allen Pflanzen die Staubwege (pistilla) und Staubfäden (stamina), als Geschlechtstheile befinden. Der Staubweg enthält in den Fruchtknoten die noch unbefruchteten Saamenkörner; die Staubfäden tragen einen mit dem Blumenstaube überzognen Staubbeutel. Wenn der Blumenstaub in die Narbe des Staubwegs fällt, so dringt sein feinerer Theil bis in den Fruchtknoten und befruchtet die Saamenkörner. Bey den meisten Gewächsen fallen alsdann die übrigen Theile der Blüthe ab, der Fruchtknoten aber schwillt auf, und reift zu einer Frucht, in welcher die Saamenkörner, oft in erstaunlicher Menge, eingeschlossen sind. Diese Saamenkörner treiben in der Erde neue Wurzelfäserchen und Blattkeime, und keimen dadurch zu einer neuen Pflanze von der nemlichen Art auf. Bey den eigentlichen Moosen ist die Art der Fortpflanzung und die Gestalt der Befruchtungstheile nach Herrn D. Hedwigs Entdeckung der gewöhnlichen sehr ähnlich, bey den Aftermoosen hingegen, so wie bey den Pilzen, Trüffeln u. a. noch sehr räthselhaft und zu wenig untersucht.
Das Alter der Pflanzen ist sehr verschieden; die Eiche dauert Jahrtausende, da sich hingegen einige Arten des Schimmels nur wenige Stunden erhalten. Ueberhaupt aber werden die Pflanzen in perennirende und Sommetgewächse abgetheilt, welche letztern mit dem Ende ihres ersten Sommers absterben.
Linne hat die zahllose Menge der Körper des Gewächsreichs sehr glücklich nach einem Serualsystem geordnet, das seitdem von den meisten Naturkundigen angenommen wird.
und zum Wachsthum in den kaͤltern Himmelschen hoͤrt die Bewegung des Safts im Winter auf, die Blaͤtter fallen ab, und die Pflanze ſchlaͤft: einige ſchlafen auch taͤglich zu gewiſſen Stunden. Gewiſſe Pflanzen zeigen Reizbarkeit, wenn ſie beruͤhrt werden, oder andere Bewegungen, aber nie willkuͤhrliche.
Die Fortpflanzung der Koͤrper des Gewaͤchsreichs geſchieht entweder durch Einſtecken, Ablegen und Abſenken der Zweige, oder durch Einpfropfen und Einlegen der Augen und Zwiebeln, oder am gewoͤhnlichſten mittelſt der Bluͤthe, in welcher ſich bey allen Pflanzen die Staubwege (piſtilla) und Staubfaͤden (ſtamina), als Geſchlechtstheile befinden. Der Staubweg enthaͤlt in den Fruchtknoten die noch unbefruchteten Saamenkoͤrner; die Staubfaͤden tragen einen mit dem Blumenſtaube uͤberzognen Staubbeutel. Wenn der Blumenſtaub in die Narbe des Staubwegs faͤllt, ſo dringt ſein feinerer Theil bis in den Fruchtknoten und befruchtet die Saamenkoͤrner. Bey den meiſten Gewaͤchſen fallen alsdann die uͤbrigen Theile der Bluͤthe ab, der Fruchtknoten aber ſchwillt auf, und reift zu einer Frucht, in welcher die Saamenkoͤrner, oft in erſtaunlicher Menge, eingeſchloſſen ſind. Dieſe Saamenkoͤrner treiben in der Erde neue Wurzelfaͤſerchen und Blattkeime, und keimen dadurch zu einer neuen Pflanze von der nemlichen Art auf. Bey den eigentlichen Mooſen iſt die Art der Fortpflanzung und die Geſtalt der Befruchtungstheile nach Herrn D. Hedwigs Entdeckung der gewoͤhnlichen ſehr aͤhnlich, bey den Aftermooſen hingegen, ſo wie bey den Pilzen, Truͤffeln u. a. noch ſehr raͤthſelhaft und zu wenig unterſucht.
Das Alter der Pflanzen iſt ſehr verſchieden; die Eiche dauert Jahrtauſende, da ſich hingegen einige Arten des Schimmels nur wenige Stunden erhalten. Ueberhaupt aber werden die Pflanzen in perennirende und Sommetgewaͤchſe abgetheilt, welche letztern mit dem Ende ihres erſten Sommers abſterben.
Linné hat die zahlloſe Menge der Koͤrper des Gewaͤchsreichs ſehr gluͤcklich nach einem Serualſyſtem geordnet, das ſeitdem von den meiſten Naturkundigen angenommen wird.
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und zum Wachsthum in den kaͤltern Himmelschen hoͤrt die Bewegung des Safts im Winter auf, die Blaͤtter fallen ab, und die Pflanze ſchlaͤft: einige ſchlafen auch taͤglich zu gewiſſen Stunden. Gewiſſe Pflanzen zeigen Reizbarkeit, wenn ſie beruͤhrt werden, oder andere Bewegungen, aber nie willkuͤhrliche.
Die Fortpflanzung der Koͤrper des Gewaͤchsreichs geſchieht entweder durch Einſtecken, Ablegen und Abſenken der Zweige, oder durch Einpfropfen und Einlegen der Augen und Zwiebeln, oder am gewoͤhnlichſten mittelſt der Bluͤthe, in welcher ſich bey allen Pflanzen die Staubwege (piſtilla) und Staubfaͤden (ſtamina), als Geſchlechtstheile befinden. Der Staubweg enthaͤlt in den Fruchtknoten die noch unbefruchteten Saamenkoͤrner; die Staubfaͤden tragen einen mit dem Blumenſtaube uͤberzognen Staubbeutel. Wenn der Blumenſtaub in die Narbe des Staubwegs faͤllt, ſo dringt ſein feinerer Theil bis in den Fruchtknoten und befruchtet die Saamenkoͤrner. Bey den meiſten Gewaͤchſen fallen alsdann die uͤbrigen Theile der Bluͤthe ab, der Fruchtknoten aber ſchwillt auf, und reift zu einer Frucht, in welcher die Saamenkoͤrner, oft in erſtaunlicher Menge, eingeſchloſſen ſind. Dieſe Saamenkoͤrner treiben in der Erde neue Wurzelfaͤſerchen und Blattkeime, und keimen dadurch zu einer neuen Pflanze von der nemlichen Art auf. Bey den eigentlichen Mooſen iſt die Art der Fortpflanzung und die Geſtalt der Befruchtungstheile nach Herrn D. Hedwigs Entdeckung der gewoͤhnlichen ſehr aͤhnlich, bey den Aftermooſen hingegen, ſo wie bey den Pilzen, Truͤffeln u. a. noch ſehr raͤthſelhaft und zu wenig unterſucht.
Das Alter der Pflanzen iſt ſehr verſchieden; die Eiche dauert Jahrtauſende, da ſich hingegen einige Arten des Schimmels nur wenige Stunden erhalten. Ueberhaupt aber werden die Pflanzen in perennirende und Sommetgewaͤchſe abgetheilt, welche letztern mit dem Ende ihres erſten Sommers abſterben.
Linné hat die zahlloſe Menge der Koͤrper des Gewaͤchsreichs ſehr gluͤcklich nach einem Serualſyſtem geordnet, das ſeitdem von den meiſten Naturkundigen angenommen wird.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/454>, abgerufen am 20.07.2024.
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