endlich einen Grad, auf dem sie stehen bleibt, bis die Sonne bald untergehen will. Alsdann aber nimmt diese tägliche Elektricität desto mehr ab, je feuchter die Luft ist. In den kühlern Jahrszeiten entsteht, wenn der Himmel heiter ist, ein wenig Wind wehet und die Trockenheit stark zunimmt, nach Sonnenuntergang mit Anfang des Thaues eine Elektricität von beträchtlicher Stärke, welche sich im Apparat beym Funkenziehen sehr schnell wieder ersetzt, und langsam vergehet. In gemäßigten oder warmen Jahrszeiten zeigt sich diese Elektricität sogleich mit Sonnenuntergang; sie fängt mit größerer Geschwindigkeit an, vergeht aber auch früher.
Bey Gewittern bewirken die Blitze schnelle Veränderungen der Luftelektricität. Oft wird dieselbe dadurch weiter verbreitet, bisweilen vermindert, bald verstärkt, bald sogar in die entgegengesetzte verwandelt; bisweilen kömmt sie, wenn vorher gar keine da war, mit einem Blitze plötzlich zum Vorschein. Empfindliche Elektrometer, z. B. das Bennetsche, zeigen schon Veränderungen, wenn es nur von weitem am Horizonte blitzt.
Diese Elektricität der Atmosphäre theilt sich nun den Wolken mit, und häuft sich in ihnen, als in isolirten Leitern, an. Dies ist unstreitig die Ursache der Gewitterelektricität. Woher aber die Luftelektricität selbst ihren Ursprung nehme, läßt sich nicht zuverläßig bestimmen. Man giebt insgemein die Reibung der Wolken und Lufttheilchen an einander, durch Winde und Luftströme, zur Ursache an: allein es hat schon Wilke (Anm. zu Franklins Briefen über die Elektr. Leipz. 1758. 8. S. 299.) sehr richtig erinnert, daß die Erregung der Elektricität durch Reiben allemal verschiedene Körper voraussetze, deren einer positiv, der andere negativ elektrisirt wird, welches in der Luft keine andere Folge, als diese, haben könnte, daß die positiven und negativen Theilchen einander anzögen, und die erregte Elektricität wieder verlöhren. Auch zeigen die Beobachtungen, daß starke Winde die Lustelektricität vielmehr schwächen. Franklin nahm daher an, die Wasserdünste, aus welchen die Wolken bestehen, würden durch ihre starke
endlich einen Grad, auf dem ſie ſtehen bleibt, bis die Sonne bald untergehen will. Alsdann aber nimmt dieſe taͤgliche Elektricitaͤt deſto mehr ab, je feuchter die Luft iſt. In den kuͤhlern Jahrszeiten entſteht, wenn der Himmel heiter iſt, ein wenig Wind wehet und die Trockenheit ſtark zunimmt, nach Sonnenuntergang mit Anfang des Thaues eine Elektricitaͤt von betraͤchtlicher Staͤrke, welche ſich im Apparat beym Funkenziehen ſehr ſchnell wieder erſetzt, und langſam vergehet. In gemaͤßigten oder warmen Jahrszeiten zeigt ſich dieſe Elektricitaͤt ſogleich mit Sonnenuntergang; ſie faͤngt mit groͤßerer Geſchwindigkeit an, vergeht aber auch fruͤher.
Bey Gewittern bewirken die Blitze ſchnelle Veraͤnderungen der Luftelektricitaͤt. Oft wird dieſelbe dadurch weiter verbreitet, bisweilen vermindert, bald verſtaͤrkt, bald ſogar in die entgegengeſetzte verwandelt; bisweilen koͤmmt ſie, wenn vorher gar keine da war, mit einem Blitze ploͤtzlich zum Vorſchein. Empfindliche Elektrometer, z. B. das Bennetſche, zeigen ſchon Veraͤnderungen, wenn es nur von weitem am Horizonte blitzt.
Dieſe Elektricitaͤt der Atmoſphaͤre theilt ſich nun den Wolken mit, und haͤuft ſich in ihnen, als in iſolirten Leitern, an. Dies iſt unſtreitig die Urſache der Gewitterelektricitaͤt. Woher aber die Luftelektricitaͤt ſelbſt ihren Urſprung nehme, laͤßt ſich nicht zuverlaͤßig beſtimmen. Man giebt insgemein die Reibung der Wolken und Lufttheilchen an einander, durch Winde und Luftſtroͤme, zur Urſache an: allein es hat ſchon Wilke (Anm. zu Franklins Briefen uͤber die Elektr. Leipz. 1758. 8. S. 299.) ſehr richtig erinnert, daß die Erregung der Elektricitaͤt durch Reiben allemal verſchiedene Koͤrper vorausſetze, deren einer poſitiv, der andere negativ elektriſirt wird, welches in der Luft keine andere Folge, als dieſe, haben koͤnnte, daß die poſitiven und negativen Theilchen einander anzoͤgen, und die erregte Elektricitaͤt wieder verloͤhren. Auch zeigen die Beobachtungen, daß ſtarke Winde die Luſtelektricitaͤt vielmehr ſchwaͤchen. Franklin nahm daher an, die Waſſerduͤnſte, aus welchen die Wolken beſtehen, wuͤrden durch ihre ſtarke
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endlich einen Grad, auf dem ſie ſtehen bleibt, bis die Sonne bald untergehen will. Alsdann aber nimmt dieſe taͤgliche Elektricitaͤt deſto mehr ab, je feuchter die Luft iſt. In den kuͤhlern Jahrszeiten entſteht, wenn der Himmel heiter iſt, ein wenig Wind wehet und die Trockenheit ſtark zunimmt, nach Sonnenuntergang mit Anfang des Thaues eine Elektricitaͤt von betraͤchtlicher Staͤrke, welche ſich im Apparat beym Funkenziehen ſehr ſchnell wieder erſetzt, und langſam vergehet. In gemaͤßigten oder warmen Jahrszeiten zeigt ſich dieſe Elektricitaͤt ſogleich mit Sonnenuntergang; ſie faͤngt mit groͤßerer Geſchwindigkeit an, vergeht aber auch fruͤher.</p><p>Bey Gewittern bewirken die Blitze ſchnelle Veraͤnderungen der Luftelektricitaͤt. Oft wird dieſelbe dadurch weiter verbreitet, bisweilen vermindert, bald verſtaͤrkt, bald ſogar in die entgegengeſetzte verwandelt; bisweilen koͤmmt ſie, wenn vorher gar keine da war, mit einem Blitze ploͤtzlich zum Vorſchein. Empfindliche Elektrometer, z. B. das Bennetſche, zeigen ſchon Veraͤnderungen, wenn es nur von weitem am Horizonte blitzt.</p><p>Dieſe Elektricitaͤt der Atmoſphaͤre theilt ſich nun den Wolken mit, und haͤuft ſich in ihnen, als in iſolirten Leitern, an. Dies iſt unſtreitig die Urſache der Gewitterelektricitaͤt. Woher aber die Luftelektricitaͤt ſelbſt ihren Urſprung nehme, laͤßt ſich nicht zuverlaͤßig beſtimmen. Man giebt insgemein die Reibung der Wolken und Lufttheilchen an einander, durch Winde und Luftſtroͤme, zur Urſache an: allein es hat ſchon <hirendition="#b">Wilke</hi> (Anm. zu Franklins Briefen uͤber die Elektr. Leipz. 1758. 8. S. 299.) ſehr richtig erinnert, daß die Erregung der Elektricitaͤt durch Reiben allemal <hirendition="#b">verſchiedene</hi> Koͤrper vorausſetze, deren einer poſitiv, der andere negativ elektriſirt wird, welches in der Luft keine andere Folge, als dieſe, haben koͤnnte, daß die poſitiven und negativen Theilchen einander anzoͤgen, und die erregte Elektricitaͤt wieder verloͤhren. Auch zeigen die Beobachtungen, daß ſtarke Winde die Luſtelektricitaͤt vielmehr ſchwaͤchen. <hirendition="#b">Franklin</hi> nahm daher an, die Waſſerduͤnſte, aus welchen die Wolken beſtehen, wuͤrden durch ihre ſtarke<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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endlich einen Grad, auf dem ſie ſtehen bleibt, bis die Sonne bald untergehen will. Alsdann aber nimmt dieſe taͤgliche Elektricitaͤt deſto mehr ab, je feuchter die Luft iſt. In den kuͤhlern Jahrszeiten entſteht, wenn der Himmel heiter iſt, ein wenig Wind wehet und die Trockenheit ſtark zunimmt, nach Sonnenuntergang mit Anfang des Thaues eine Elektricitaͤt von betraͤchtlicher Staͤrke, welche ſich im Apparat beym Funkenziehen ſehr ſchnell wieder erſetzt, und langſam vergehet. In gemaͤßigten oder warmen Jahrszeiten zeigt ſich dieſe Elektricitaͤt ſogleich mit Sonnenuntergang; ſie faͤngt mit groͤßerer Geſchwindigkeit an, vergeht aber auch fruͤher.
Bey Gewittern bewirken die Blitze ſchnelle Veraͤnderungen der Luftelektricitaͤt. Oft wird dieſelbe dadurch weiter verbreitet, bisweilen vermindert, bald verſtaͤrkt, bald ſogar in die entgegengeſetzte verwandelt; bisweilen koͤmmt ſie, wenn vorher gar keine da war, mit einem Blitze ploͤtzlich zum Vorſchein. Empfindliche Elektrometer, z. B. das Bennetſche, zeigen ſchon Veraͤnderungen, wenn es nur von weitem am Horizonte blitzt.
Dieſe Elektricitaͤt der Atmoſphaͤre theilt ſich nun den Wolken mit, und haͤuft ſich in ihnen, als in iſolirten Leitern, an. Dies iſt unſtreitig die Urſache der Gewitterelektricitaͤt. Woher aber die Luftelektricitaͤt ſelbſt ihren Urſprung nehme, laͤßt ſich nicht zuverlaͤßig beſtimmen. Man giebt insgemein die Reibung der Wolken und Lufttheilchen an einander, durch Winde und Luftſtroͤme, zur Urſache an: allein es hat ſchon Wilke (Anm. zu Franklins Briefen uͤber die Elektr. Leipz. 1758. 8. S. 299.) ſehr richtig erinnert, daß die Erregung der Elektricitaͤt durch Reiben allemal verſchiedene Koͤrper vorausſetze, deren einer poſitiv, der andere negativ elektriſirt wird, welches in der Luft keine andere Folge, als dieſe, haben koͤnnte, daß die poſitiven und negativen Theilchen einander anzoͤgen, und die erregte Elektricitaͤt wieder verloͤhren. Auch zeigen die Beobachtungen, daß ſtarke Winde die Luſtelektricitaͤt vielmehr ſchwaͤchen. Franklin nahm daher an, die Waſſerduͤnſte, aus welchen die Wolken beſtehen, wuͤrden durch ihre ſtarke
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/39>, abgerufen am 25.11.2024.
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