Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Daß diese Erscheinung, und besonders das Aussteigen der Lichtsäulen, mit einem Geräusch, wie das Sausen eines entfernten Windes, begleiter sey, hat man in Schweden behaupten wollen. Dies würde anzeigen, daß der Stof des Nordlichts nicht so weit von uns wäre, oder sich zuweilen bis in den Luftkreis erstreckte. Musschenbroek sührt hierüber die Zeugnisse der grönländischen Wallfischfahrer an, und Wargentin (Schwed. Abhdl. für 1753. deutsch. Uebers. S. 86.) beruft sich auf D. Gißlers Beobachtungen im nördlichen Schweden. Bergmann aber hat nichts hievon wahrnehmen können, und bemerkt, die beständige Bewegung mache den Zuschauer geneigt, jedes Säusein, das er etwa aus andern Ursachen höre, dem Nordlichte zuzuschreiben. Es bleibt mir nun noch übrig, die Meinungen der Naturforscher über die Ursache dieses sonderbaren Phänomens anzuführen. Man suchte sie anfänglich in dem, was sich am ersten darbietet, in entzündlichen oder wenigstens phosphore scirenden Ausdünstungen der Erde. Diese Erklärung findet man bey den meisten ältern Physikern, nur mit dem Unterschiede, daß sie diese Ausdünstungen bald für Schwefel und Salpeter, bald nur überhaupt für etwas Entzündliches oder Leuchtendes ausgeben, aber doch einstimmig innerhalb der Grenzen unsers Luftkreises setzen. Auch Musschenbroek kan sich hievon nicht losreißen. Er nimmt für bewiesen an, daß das Nordlicht mit zur Atmosphäre gehöre, weil das Segment wie eine gewöhnliche Wolke aussehe, der Bewegung der Erde folge, bisweilen eine sehr große Parallare zeige, und ein Geräusch hören lasse. Aber unter diesen Entscheidungs gründen mangelt es einigen an Wahrheit oder Gewißheit, andern an Beweiskraft. Maitan zeigt dagegen sehr gründlich, daß das Nordlicht nicht von irdischen Dünsten herrühren könne 1) aus seiner großen Höhe, 2) aus den langen Unterbrechungen, denen doch Regen, Donner, Höfe, Nebensonnen u. dgl. nicht ausgesetzt sind,
Daß dieſe Erſcheinung, und beſonders das Auſſteigen der Lichtſaͤulen, mit einem Geraͤuſch, wie das Sauſen eines entfernten Windes, begleiter ſey, hat man in Schweden behaupten wollen. Dies wuͤrde anzeigen, daß der Stof des Nordlichts nicht ſo weit von uns waͤre, oder ſich zuweilen bis in den Luftkreis erſtreckte. Muſſchenbroek ſuͤhrt hieruͤber die Zeugniſſe der groͤnlaͤndiſchen Wallfiſchfahrer an, und Wargentin (Schwed. Abhdl. fuͤr 1753. deutſch. Ueberſ. S. 86.) beruft ſich auf D. Gißlers Beobachtungen im noͤrdlichen Schweden. Bergmann aber hat nichts hievon wahrnehmen koͤnnen, und bemerkt, die beſtaͤndige Bewegung mache den Zuſchauer geneigt, jedes Saͤuſein, das er etwa aus andern Urſachen hoͤre, dem Nordlichte zuzuſchreiben. Es bleibt mir nun noch uͤbrig, die Meinungen der Naturforſcher uͤber die Urſache dieſes ſonderbaren Phaͤnomens anzufuͤhren. Man ſuchte ſie anfaͤnglich in dem, was ſich am erſten darbietet, in entzuͤndlichen oder wenigſtens phoſphore ſcirenden Ausduͤnſtungen der Erde. Dieſe Erklaͤrung findet man bey den meiſten aͤltern Phyſikern, nur mit dem Unterſchiede, daß ſie dieſe Ausduͤnſtungen bald fuͤr Schwefel und Salpeter, bald nur uͤberhaupt fuͤr etwas Entzuͤndliches oder Leuchtendes ausgeben, aber doch einſtimmig innerhalb der Grenzen unſers Luftkreiſes ſetzen. Auch Muſſchenbroek kan ſich hievon nicht losreißen. Er nimmt fuͤr bewieſen an, daß das Nordlicht mit zur Atmoſphaͤre gehoͤre, weil das Segment wie eine gewoͤhnliche Wolke ausſehe, der Bewegung der Erde folge, bisweilen eine ſehr große Parallare zeige, und ein Geraͤuſch hoͤren laſſe. Aber unter dieſen Entſcheidungs gruͤnden mangelt es einigen an Wahrheit oder Gewißheit, andern an Beweiskraft. Maitan zeigt dagegen ſehr gruͤndlich, daß das Nordlicht nicht von irdiſchen Duͤnſten herruͤhren koͤnne 1) aus ſeiner großen Hoͤhe, 2) aus den langen Unterbrechungen, denen doch Regen, Donner, Hoͤfe, Nebenſonnen u. dgl. nicht ausgeſetzt ſind, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0376" xml:id="P.3.370" n="370"/><lb/> ſur l'analogie de l'électr. et du magnetisme. à la Haye 1784. III. Vol. 8.)</hi> aͤhnliche Bewegungen beym Nordlichte auch an meſſingnen Nadeln, die alſo nicht magnetiſch waren, bemerkt hat.</p> <p>Daß dieſe Erſcheinung, und beſonders das Auſſteigen der Lichtſaͤulen, mit einem Geraͤuſch, wie das Sauſen eines entfernten Windes, begleiter ſey, hat man in Schweden behaupten wollen. Dies wuͤrde anzeigen, daß der Stof des Nordlichts nicht ſo weit von uns waͤre, oder ſich zuweilen bis in den Luftkreis erſtreckte. <hi rendition="#b">Muſſchenbroek</hi> ſuͤhrt hieruͤber die Zeugniſſe der groͤnlaͤndiſchen Wallfiſchfahrer an, und <hi rendition="#b">Wargentin</hi> (Schwed. Abhdl. fuͤr 1753. deutſch. Ueberſ. S. 86.) beruft ſich auf <hi rendition="#b">D. Gißlers</hi> Beobachtungen im noͤrdlichen Schweden. <hi rendition="#b">Bergmann</hi> aber hat nichts hievon wahrnehmen koͤnnen, und bemerkt, die beſtaͤndige Bewegung mache den Zuſchauer geneigt, jedes Saͤuſein, das er etwa aus andern Urſachen hoͤre, dem Nordlichte zuzuſchreiben.</p> <p>Es bleibt mir nun noch uͤbrig, die Meinungen der Naturforſcher uͤber die Urſache dieſes ſonderbaren Phaͤnomens anzufuͤhren. Man ſuchte ſie anfaͤnglich in dem, was ſich am erſten darbietet, in entzuͤndlichen oder wenigſtens phoſphore ſcirenden Ausduͤnſtungen der Erde. Dieſe Erklaͤrung findet man bey den meiſten aͤltern Phyſikern, nur mit dem Unterſchiede, daß ſie dieſe Ausduͤnſtungen bald fuͤr Schwefel und Salpeter, bald nur uͤberhaupt fuͤr etwas Entzuͤndliches oder Leuchtendes ausgeben, aber doch einſtimmig innerhalb der Grenzen unſers Luftkreiſes ſetzen. Auch <hi rendition="#b">Muſſchenbroek</hi> kan ſich hievon nicht losreißen. Er nimmt fuͤr bewieſen an, daß das Nordlicht mit zur Atmoſphaͤre gehoͤre, weil das Segment wie eine gewoͤhnliche Wolke ausſehe, der Bewegung der Erde folge, bisweilen eine ſehr große Parallare zeige, und ein Geraͤuſch hoͤren laſſe. Aber unter dieſen Entſcheidungs gruͤnden mangelt es einigen an Wahrheit oder Gewißheit, andern an Beweiskraft. <hi rendition="#b">Maitan</hi> zeigt dagegen ſehr gruͤndlich, daß das Nordlicht nicht von irdiſchen Duͤnſten herruͤhren koͤnne 1) aus ſeiner großen Hoͤhe, 2) aus den langen Unterbrechungen, denen doch Regen, Donner, Hoͤfe, Nebenſonnen u. dgl. nicht ausgeſetzt ſind,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [370/0376]
ſur l'analogie de l'électr. et du magnetisme. à la Haye 1784. III. Vol. 8.) aͤhnliche Bewegungen beym Nordlichte auch an meſſingnen Nadeln, die alſo nicht magnetiſch waren, bemerkt hat.
Daß dieſe Erſcheinung, und beſonders das Auſſteigen der Lichtſaͤulen, mit einem Geraͤuſch, wie das Sauſen eines entfernten Windes, begleiter ſey, hat man in Schweden behaupten wollen. Dies wuͤrde anzeigen, daß der Stof des Nordlichts nicht ſo weit von uns waͤre, oder ſich zuweilen bis in den Luftkreis erſtreckte. Muſſchenbroek ſuͤhrt hieruͤber die Zeugniſſe der groͤnlaͤndiſchen Wallfiſchfahrer an, und Wargentin (Schwed. Abhdl. fuͤr 1753. deutſch. Ueberſ. S. 86.) beruft ſich auf D. Gißlers Beobachtungen im noͤrdlichen Schweden. Bergmann aber hat nichts hievon wahrnehmen koͤnnen, und bemerkt, die beſtaͤndige Bewegung mache den Zuſchauer geneigt, jedes Saͤuſein, das er etwa aus andern Urſachen hoͤre, dem Nordlichte zuzuſchreiben.
Es bleibt mir nun noch uͤbrig, die Meinungen der Naturforſcher uͤber die Urſache dieſes ſonderbaren Phaͤnomens anzufuͤhren. Man ſuchte ſie anfaͤnglich in dem, was ſich am erſten darbietet, in entzuͤndlichen oder wenigſtens phoſphore ſcirenden Ausduͤnſtungen der Erde. Dieſe Erklaͤrung findet man bey den meiſten aͤltern Phyſikern, nur mit dem Unterſchiede, daß ſie dieſe Ausduͤnſtungen bald fuͤr Schwefel und Salpeter, bald nur uͤberhaupt fuͤr etwas Entzuͤndliches oder Leuchtendes ausgeben, aber doch einſtimmig innerhalb der Grenzen unſers Luftkreiſes ſetzen. Auch Muſſchenbroek kan ſich hievon nicht losreißen. Er nimmt fuͤr bewieſen an, daß das Nordlicht mit zur Atmoſphaͤre gehoͤre, weil das Segment wie eine gewoͤhnliche Wolke ausſehe, der Bewegung der Erde folge, bisweilen eine ſehr große Parallare zeige, und ein Geraͤuſch hoͤren laſſe. Aber unter dieſen Entſcheidungs gruͤnden mangelt es einigen an Wahrheit oder Gewißheit, andern an Beweiskraft. Maitan zeigt dagegen ſehr gruͤndlich, daß das Nordlicht nicht von irdiſchen Duͤnſten herruͤhren koͤnne 1) aus ſeiner großen Hoͤhe, 2) aus den langen Unterbrechungen, denen doch Regen, Donner, Hoͤfe, Nebenſonnen u. dgl. nicht ausgeſetzt ſind,
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