Farben hervor, die bald entstehen, bald vergehen, und ihren Ort bald plötzlich, bald allmählig ändern, so daß in der Erscheinung beständige Bewegung wahrzunehmen ist. Dabey wird das Phänomen immer stärker, und man bemerkt, so oft es zunehmen oder sich ausbreiten will, eine allgemeine Unruhe der ganzen Lichtmasse, wobey nicht nur im dunkeln Segmente und im Bogen die hellern Stellen häufig abwechseln, sondern auch das Hervorschießen der Stralen häufiger wird, und bisweilen der ganze Himmel mit einem flockigen und zitternden Lichte angefüllt scheint.
In diesem Zeitpunkte sieht mon bisweilen am Zenith eine Art von Krone, die aus der Vereinigung der von allen Seiten daselbst zusammenstoßenden Stralen und Lichtbewegungen entsteht, und gleichsam die Laterne einer Kuppel, oder den Gipfel eines Zelts vorstellt. In diesem Augenblicke erscheint das Schauspiel am prächtigsten, sowohl wegen Mannigfaltigkeit der Gegenstände, als auch wegen der Schönheit der Farben.
Hierauf wird gewöhnlich die Erscheinung schwächer und ruhiger, jedoch geschieht dies nicht auf einmal, sondern mit häufigen Abwechselungen, wobey sich fast alle vorige Umstände, Lichtsäulen, zitternder Schimmer, Krone und Farben wieder erneuern. Endlich aber hört die Bewegung allmählig auf, das Licht zieht sich mehr gegen den nördlichen Horizont zusammen, und bleibt daselbst ruhig; das dunkle Segment zerstreut sich, und zuletzt bleibt nur noch eine starke Helligkeit am mitternächtlichen Horizonte übrig, welche nach und nach auch verschwindet, oder sich in die Morgendämmerung verliert.
Diese Beschreibung eines vollständigen Nordlichts ist aus des Herrn von Mairan Beobachtung des vom 19. Oct. 1726 entlehnt, welches sich zu Paris in seiner ganzen Pracht zeigte. Sehr oft aber, und die meistenmale, sieht man nur einige einzelne Theile des Phänomens, obgleich das dunkle Segment, der helle Bogen, und die aufsteigenden Lichtsäulen fast allemal wahrzunehmen sind. Mehrere Beschreibungen dieses schönen Phänomens findet man beym Musschenbroek(Introd. ad phil. nat. §. 2496. sq.).
Farben hervor, die bald entſtehen, bald vergehen, und ihren Ort bald ploͤtzlich, bald allmaͤhlig aͤndern, ſo daß in der Erſcheinung beſtaͤndige Bewegung wahrzunehmen iſt. Dabey wird das Phaͤnomen immer ſtaͤrker, und man bemerkt, ſo oft es zunehmen oder ſich ausbreiten will, eine allgemeine Unruhe der ganzen Lichtmaſſe, wobey nicht nur im dunkeln Segmente und im Bogen die hellern Stellen haͤufig abwechſeln, ſondern auch das Hervorſchießen der Stralen haͤufiger wird, und bisweilen der ganze Himmel mit einem flockigen und zitternden Lichte angefuͤllt ſcheint.
In dieſem Zeitpunkte ſieht mon bisweilen am Zenith eine Art von Krone, die aus der Vereinigung der von allen Seiten daſelbſt zuſammenſtoßenden Stralen und Lichtbewegungen entſteht, und gleichſam die Laterne einer Kuppel, oder den Gipfel eines Zelts vorſtellt. In dieſem Augenblicke erſcheint das Schauſpiel am praͤchtigſten, ſowohl wegen Mannigfaltigkeit der Gegenſtaͤnde, als auch wegen der Schoͤnheit der Farben.
Hierauf wird gewoͤhnlich die Erſcheinung ſchwaͤcher und ruhiger, jedoch geſchieht dies nicht auf einmal, ſondern mit haͤufigen Abwechſelungen, wobey ſich faſt alle vorige Umſtaͤnde, Lichtſaͤulen, zitternder Schimmer, Krone und Farben wieder erneuern. Endlich aber hoͤrt die Bewegung allmaͤhlig auf, das Licht zieht ſich mehr gegen den noͤrdlichen Horizont zuſammen, und bleibt daſelbſt ruhig; das dunkle Segment zerſtreut ſich, und zuletzt bleibt nur noch eine ſtarke Helligkeit am mitternaͤchtlichen Horizonte uͤbrig, welche nach und nach auch verſchwindet, oder ſich in die Morgendaͤmmerung verliert.
Dieſe Beſchreibung eines vollſtaͤndigen Nordlichts iſt aus des Herrn von Mairan Beobachtung des vom 19. Oct. 1726 entlehnt, welches ſich zu Paris in ſeiner ganzen Pracht zeigte. Sehr oft aber, und die meiſtenmale, ſieht man nur einige einzelne Theile des Phaͤnomens, obgleich das dunkle Segment, der helle Bogen, und die aufſteigenden Lichtſaͤulen faſt allemal wahrzunehmen ſind. Mehrere Beſchreibungen dieſes ſchoͤnen Phaͤnomens findet man beym Muſſchenbroek(Introd. ad phil. nat. §. 2496. ſq.).
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0370"xml:id="P.3.364"n="364"/><lb/>
Farben hervor, die bald entſtehen, bald vergehen, und ihren Ort bald ploͤtzlich, bald allmaͤhlig aͤndern, ſo daß in der Erſcheinung beſtaͤndige Bewegung wahrzunehmen iſt. Dabey wird das Phaͤnomen immer ſtaͤrker, und man bemerkt, ſo oft es zunehmen oder ſich ausbreiten will, eine allgemeine Unruhe der ganzen Lichtmaſſe, wobey nicht nur im dunkeln Segmente und im Bogen die hellern Stellen haͤufig abwechſeln, ſondern auch das Hervorſchießen der Stralen haͤufiger wird, und bisweilen der ganze Himmel mit einem flockigen und zitternden Lichte angefuͤllt ſcheint.</p><p>In dieſem Zeitpunkte ſieht mon bisweilen am Zenith eine Art von Krone, die aus der Vereinigung der von allen Seiten daſelbſt zuſammenſtoßenden Stralen und Lichtbewegungen entſteht, und gleichſam die Laterne einer Kuppel, oder den Gipfel eines Zelts vorſtellt. In dieſem Augenblicke erſcheint das Schauſpiel am praͤchtigſten, ſowohl wegen Mannigfaltigkeit der Gegenſtaͤnde, als auch wegen der Schoͤnheit der Farben.</p><p>Hierauf wird gewoͤhnlich die Erſcheinung ſchwaͤcher und ruhiger, jedoch geſchieht dies nicht auf einmal, ſondern mit haͤufigen Abwechſelungen, wobey ſich faſt alle vorige Umſtaͤnde, Lichtſaͤulen, zitternder Schimmer, Krone und Farben wieder erneuern. Endlich aber hoͤrt die Bewegung allmaͤhlig auf, das Licht zieht ſich mehr gegen den noͤrdlichen Horizont zuſammen, und bleibt daſelbſt ruhig; das dunkle Segment zerſtreut ſich, und zuletzt bleibt nur noch eine ſtarke Helligkeit am mitternaͤchtlichen Horizonte uͤbrig, welche nach und nach auch verſchwindet, oder ſich in die Morgendaͤmmerung verliert.</p><p>Dieſe Beſchreibung eines vollſtaͤndigen Nordlichts iſt aus des Herrn <hirendition="#b">von Mairan</hi> Beobachtung des vom 19. Oct. 1726 entlehnt, welches ſich zu Paris in ſeiner ganzen Pracht zeigte. Sehr oft aber, und die meiſtenmale, ſieht man nur einige einzelne Theile des Phaͤnomens, obgleich das dunkle Segment, der helle Bogen, und die aufſteigenden Lichtſaͤulen faſt allemal wahrzunehmen ſind. Mehrere Beſchreibungen dieſes ſchoͤnen Phaͤnomens findet man beym <hirendition="#b">Muſſchenbroek</hi><hirendition="#aq">(Introd. ad phil. nat. §. 2496. ſq.).</hi><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[364/0370]
Farben hervor, die bald entſtehen, bald vergehen, und ihren Ort bald ploͤtzlich, bald allmaͤhlig aͤndern, ſo daß in der Erſcheinung beſtaͤndige Bewegung wahrzunehmen iſt. Dabey wird das Phaͤnomen immer ſtaͤrker, und man bemerkt, ſo oft es zunehmen oder ſich ausbreiten will, eine allgemeine Unruhe der ganzen Lichtmaſſe, wobey nicht nur im dunkeln Segmente und im Bogen die hellern Stellen haͤufig abwechſeln, ſondern auch das Hervorſchießen der Stralen haͤufiger wird, und bisweilen der ganze Himmel mit einem flockigen und zitternden Lichte angefuͤllt ſcheint.
In dieſem Zeitpunkte ſieht mon bisweilen am Zenith eine Art von Krone, die aus der Vereinigung der von allen Seiten daſelbſt zuſammenſtoßenden Stralen und Lichtbewegungen entſteht, und gleichſam die Laterne einer Kuppel, oder den Gipfel eines Zelts vorſtellt. In dieſem Augenblicke erſcheint das Schauſpiel am praͤchtigſten, ſowohl wegen Mannigfaltigkeit der Gegenſtaͤnde, als auch wegen der Schoͤnheit der Farben.
Hierauf wird gewoͤhnlich die Erſcheinung ſchwaͤcher und ruhiger, jedoch geſchieht dies nicht auf einmal, ſondern mit haͤufigen Abwechſelungen, wobey ſich faſt alle vorige Umſtaͤnde, Lichtſaͤulen, zitternder Schimmer, Krone und Farben wieder erneuern. Endlich aber hoͤrt die Bewegung allmaͤhlig auf, das Licht zieht ſich mehr gegen den noͤrdlichen Horizont zuſammen, und bleibt daſelbſt ruhig; das dunkle Segment zerſtreut ſich, und zuletzt bleibt nur noch eine ſtarke Helligkeit am mitternaͤchtlichen Horizonte uͤbrig, welche nach und nach auch verſchwindet, oder ſich in die Morgendaͤmmerung verliert.
Dieſe Beſchreibung eines vollſtaͤndigen Nordlichts iſt aus des Herrn von Mairan Beobachtung des vom 19. Oct. 1726 entlehnt, welches ſich zu Paris in ſeiner ganzen Pracht zeigte. Sehr oft aber, und die meiſtenmale, ſieht man nur einige einzelne Theile des Phaͤnomens, obgleich das dunkle Segment, der helle Bogen, und die aufſteigenden Lichtſaͤulen faſt allemal wahrzunehmen ſind. Mehrere Beſchreibungen dieſes ſchoͤnen Phaͤnomens findet man beym Muſſchenbroek (Introd. ad phil. nat. §. 2496. ſq.).
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/370>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.