Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Methoden der Verfertigung künstlicher Magnete immer gewisser bestätiget ward, fieng man an, die Neigung der Nadel als eine nothwendige Folge dieses Magnetismus der Erdkugel zu betrachten, und darauf den Versuch anzuwenden, bey dem eine freyschwebende Nadel ab Taf. XVI. Fig. 31., an einem Magnerstabe AB hingeführt, verschiedene schiefe Stellungen annimmt, bey den Polen A und B in die Richtung der Axe kömmt, und beym Aequator des Magnetstabs sich flach aus<*>egt, s. Magnet (oben S. 107.).

Man stelle sich nemlich statt des Magnetstabs eine magnetische Kugel oder Terrelle ACB, Taf. XVIII. Fig. 64. vor, die ihre Pole in A und B hat, um welche in der Richtung eines größten Kreises durch AB, oder eines magnerischen Meridians, eine Magnetnadel ab durch 1, 2, 3 rc. herumgeführt wird. Man nehme zugleich an, daß diese Nadel durch die Richtung der Schwere überall nach dem Mittelpunkte C getrieben werde, und sich also, wenn sie im Gleichgewichte hienge, aller Orten mit der Tangente der Kugel parallel stellen würde. Kömmt nun hiezu die Polarität der Nadel ab und die Wirkung der Pole A und B, wobey die gleichnamigen Pole A und a rc. sich abstoßen, die ungleichnamigen A und b sich anziehen, so wird es deutlich, daß die Nadel bey diesem Herumführet: nach und nach die in der Figur verzeichneten Lagen annehmen muß.

Sie wird nemlich bey dey Polen A und B vertikal stehen, weil z. B. bey 1 das Ende b von A so stark angezogen, hingegen a so stark abgestoßen wird, daß der andere sehr entfernte Pol B darinn nichts ändern kan. Beym Aequator, oder in den Stellen 4 und 10 wird sie ganz wagrecht liegen, weil hier beyde Pole gleich stark wirken, also blos a gegen B, und b gegen A gekehrt wird. In den zwischenliegenden Stellen aber wird sie eine schiefe Lage annehmen Bey 3 z. B. würde ihre natürliche Lage mit der Tangenke an 3 parallel, oder auf C 3 senkrecht seyn: weil aber hier das Ende b stärker gegen A gezogen, und a stärker von A abgestoßen wird, als der andere entfernte Pol B das Ende a anzieht und b abstößt, so bleibt ein Ueberfluß der Wirkungen des


Methoden der Verfertigung kuͤnſtlicher Magnete immer gewiſſer beſtaͤtiget ward, fieng man an, die Neigung der Nadel als eine nothwendige Folge dieſes Magnetismus der Erdkugel zu betrachten, und darauf den Verſuch anzuwenden, bey dem eine freyſchwebende Nadel ab Taf. XVI. Fig. 31., an einem Magnerſtabe AB hingefuͤhrt, verſchiedene ſchiefe Stellungen annimmt, bey den Polen A und B in die Richtung der Axe koͤmmt, und beym Aequator des Magnetſtabs ſich flach auſ<*>egt, ſ. Magnet (oben S. 107.).

Man ſtelle ſich nemlich ſtatt des Magnetſtabs eine magnetiſche Kugel oder Terrelle ACB, Taf. XVIII. Fig. 64. vor, die ihre Pole in A und B hat, um welche in der Richtung eines groͤßten Kreiſes durch AB, oder eines magneriſchen Meridians, eine Magnetnadel ab durch 1, 2, 3 rc. herumgefuͤhrt wird. Man nehme zugleich an, daß dieſe Nadel durch die Richtung der Schwere uͤberall nach dem Mittelpunkte C getrieben werde, und ſich alſo, wenn ſie im Gleichgewichte hienge, aller Orten mit der Tangente der Kugel parallel ſtellen wuͤrde. Koͤmmt nun hiezu die Polaritaͤt der Nadel ab und die Wirkung der Pole A und B, wobey die gleichnamigen Pole A und a rc. ſich abſtoßen, die ungleichnamigen A und b ſich anziehen, ſo wird es deutlich, daß die Nadel bey dieſem Herumfuͤhret: nach und nach die in der Figur verzeichneten Lagen annehmen muß.

Sie wird nemlich bey dey Polen A und B vertikal ſtehen, weil z. B. bey 1 das Ende b von A ſo ſtark angezogen, hingegen a ſo ſtark abgeſtoßen wird, daß der andere ſehr entfernte Pol B darinn nichts aͤndern kan. Beym Aequator, oder in den Stellen 4 und 10 wird ſie ganz wagrecht liegen, weil hier beyde Pole gleich ſtark wirken, alſo blos a gegen B, und b gegen A gekehrt wird. In den zwiſchenliegenden Stellen aber wird ſie eine ſchiefe Lage annehmen Bey 3 z. B. wuͤrde ihre natuͤrliche Lage mit der Tangenke an 3 parallel, oder auf C 3 ſenkrecht ſeyn: weil aber hier das Ende b ſtaͤrker gegen A gezogen, und a ſtaͤrker von A abgeſtoßen wird, als der andere entfernte Pol B das Ende a anzieht und b abſtoͤßt, ſo bleibt ein Ueberfluß der Wirkungen des

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0357" xml:id="P.3.351" n="351"/><lb/>
Methoden der Verfertigung ku&#x0364;n&#x017F;tlicher Magnete immer gewi&#x017F;&#x017F;er be&#x017F;ta&#x0364;tiget ward, fieng man an, die Neigung der Nadel als eine nothwendige Folge die&#x017F;es Magnetismus der Erdkugel zu betrachten, und darauf den Ver&#x017F;uch anzuwenden, bey dem eine frey&#x017F;chwebende Nadel <hi rendition="#aq">ab</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Fig. 31., an einem Magner&#x017F;tabe <hi rendition="#aq">AB</hi> hingefu&#x0364;hrt, ver&#x017F;chiedene &#x017F;chiefe Stellungen annimmt, bey den Polen <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> in die Richtung der Axe ko&#x0364;mmt, und beym Aequator des Magnet&#x017F;tabs &#x017F;ich flach au&#x017F;&lt;*&gt;egt, &#x017F;. <hi rendition="#b">Magnet</hi> (oben S. 107.).</p>
            <p>Man &#x017F;telle &#x017F;ich nemlich &#x017F;tatt des Magnet&#x017F;tabs eine magneti&#x017F;che Kugel oder Terrelle <hi rendition="#aq">ACB,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XVIII.</hi> Fig. 64. vor, die ihre Pole in <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> hat, um welche in der Richtung eines gro&#x0364;ßten Krei&#x017F;es durch <hi rendition="#aq">AB,</hi> oder eines magneri&#x017F;chen Meridians, eine Magnetnadel <hi rendition="#aq">ab</hi> durch 1, 2, 3 rc. herumgefu&#x0364;hrt wird. Man nehme zugleich an, daß die&#x017F;e Nadel durch die Richtung der Schwere u&#x0364;berall nach dem Mittelpunkte <hi rendition="#aq">C</hi> getrieben werde, und &#x017F;ich al&#x017F;o, wenn &#x017F;ie im Gleichgewichte hienge, aller Orten mit der Tangente der Kugel parallel &#x017F;tellen wu&#x0364;rde. Ko&#x0364;mmt nun hiezu die Polarita&#x0364;t der Nadel <hi rendition="#aq">ab</hi> und die Wirkung der Pole <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B,</hi> wobey die gleichnamigen Pole <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">a</hi> rc. &#x017F;ich ab&#x017F;toßen, die ungleichnamigen <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">b</hi> &#x017F;ich anziehen, &#x017F;o wird es deutlich, daß die Nadel bey die&#x017F;em Herumfu&#x0364;hret: nach und nach die in der Figur verzeichneten Lagen annehmen muß.</p>
            <p>Sie wird nemlich bey dey Polen <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> vertikal &#x017F;tehen, weil z. B. bey 1 das Ende <hi rendition="#aq">b</hi> von <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;o &#x017F;tark angezogen, hingegen a &#x017F;o &#x017F;tark abge&#x017F;toßen wird, daß der andere &#x017F;ehr entfernte Pol <hi rendition="#aq">B</hi> darinn nichts a&#x0364;ndern kan. Beym Aequator, oder in den Stellen 4 und 10 wird &#x017F;ie ganz wagrecht liegen, weil hier beyde Pole gleich &#x017F;tark wirken, al&#x017F;o blos <hi rendition="#aq">a</hi> gegen <hi rendition="#aq">B,</hi> und <hi rendition="#aq">b</hi> gegen <hi rendition="#aq">A</hi> gekehrt wird. In den zwi&#x017F;chenliegenden Stellen aber wird &#x017F;ie eine &#x017F;chiefe Lage annehmen Bey 3 z. B. wu&#x0364;rde ihre natu&#x0364;rliche Lage mit der Tangenke an 3 parallel, oder auf <hi rendition="#aq">C 3</hi> &#x017F;enkrecht &#x017F;eyn: weil aber hier das Ende <hi rendition="#aq">b</hi> &#x017F;ta&#x0364;rker gegen <hi rendition="#aq">A</hi> gezogen, und <hi rendition="#aq">a</hi> &#x017F;ta&#x0364;rker von <hi rendition="#aq">A</hi> abge&#x017F;toßen wird, als der andere entfernte Pol <hi rendition="#aq">B</hi> das Ende <hi rendition="#aq">a</hi> anzieht und <hi rendition="#aq">b</hi> ab&#x017F;to&#x0364;ßt, &#x017F;o bleibt ein Ueberfluß der Wirkungen des<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[351/0357] Methoden der Verfertigung kuͤnſtlicher Magnete immer gewiſſer beſtaͤtiget ward, fieng man an, die Neigung der Nadel als eine nothwendige Folge dieſes Magnetismus der Erdkugel zu betrachten, und darauf den Verſuch anzuwenden, bey dem eine freyſchwebende Nadel ab Taf. XVI. Fig. 31., an einem Magnerſtabe AB hingefuͤhrt, verſchiedene ſchiefe Stellungen annimmt, bey den Polen A und B in die Richtung der Axe koͤmmt, und beym Aequator des Magnetſtabs ſich flach auſ<*>egt, ſ. Magnet (oben S. 107.). Man ſtelle ſich nemlich ſtatt des Magnetſtabs eine magnetiſche Kugel oder Terrelle ACB, Taf. XVIII. Fig. 64. vor, die ihre Pole in A und B hat, um welche in der Richtung eines groͤßten Kreiſes durch AB, oder eines magneriſchen Meridians, eine Magnetnadel ab durch 1, 2, 3 rc. herumgefuͤhrt wird. Man nehme zugleich an, daß dieſe Nadel durch die Richtung der Schwere uͤberall nach dem Mittelpunkte C getrieben werde, und ſich alſo, wenn ſie im Gleichgewichte hienge, aller Orten mit der Tangente der Kugel parallel ſtellen wuͤrde. Koͤmmt nun hiezu die Polaritaͤt der Nadel ab und die Wirkung der Pole A und B, wobey die gleichnamigen Pole A und a rc. ſich abſtoßen, die ungleichnamigen A und b ſich anziehen, ſo wird es deutlich, daß die Nadel bey dieſem Herumfuͤhret: nach und nach die in der Figur verzeichneten Lagen annehmen muß. Sie wird nemlich bey dey Polen A und B vertikal ſtehen, weil z. B. bey 1 das Ende b von A ſo ſtark angezogen, hingegen a ſo ſtark abgeſtoßen wird, daß der andere ſehr entfernte Pol B darinn nichts aͤndern kan. Beym Aequator, oder in den Stellen 4 und 10 wird ſie ganz wagrecht liegen, weil hier beyde Pole gleich ſtark wirken, alſo blos a gegen B, und b gegen A gekehrt wird. In den zwiſchenliegenden Stellen aber wird ſie eine ſchiefe Lage annehmen Bey 3 z. B. wuͤrde ihre natuͤrliche Lage mit der Tangenke an 3 parallel, oder auf C 3 ſenkrecht ſeyn: weil aber hier das Ende b ſtaͤrker gegen A gezogen, und a ſtaͤrker von A abgeſtoßen wird, als der andere entfernte Pol B das Ende a anzieht und b abſtoͤßt, ſo bleibt ein Ueberfluß der Wirkungen des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/357
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/357>, abgerufen am 17.05.2024.