diese Phase, die der Mond in den Viertein zeigt, die Dichotomie(Dichotomia, luna dichotoma). Eilf Tage nach dem Neumond wird des Monds Abstand von der Sonne 145°=AI, und sein Queersinus AH. Die elliptische Erleuchtungsgrenze geht also durch DHE, und der helle Theil bekömmt die ovale Gestalt ADHE. Im Vollmonde endlich wird der Queersinus von 180° dem ganzen Durchmesser AB gleich, und man sieht die ganze Scheibe hell, Nach dem Vollmonde kehren diese Erscheinungen in umgekehrter Ordnung wieder, so wie der Abstand des Monds von der Sonne, von Abend gegen Morgen gerechnet, nach und nach den Bogen ADBK, ADBE u. s. w. gleich wird.
Bey jeder Mondphase ist der Theil des Mondrands, der die sichtbare Helfte von der unsichtbaren scheidet, ein Halbkreis, wie DE, die Erleuchtungsgrenze aber erscheint elliptisch, und ist unr in den Vierteln eine gerade Linie, im Voll - und Neumonde aber ein völliger Kreis. Ihre elliptische Gestalt führt Scipio Claramonti(De phasibus lunae in Opusc. var. Bonon. 1653.) als etwas Neuentdecktes an. Durch Fernröhre sieht man den halbkreisförmigen Mondrand glatt abgeschnitten, die Erleuchtungsgrenze aber, wo sie nicht durch dunkle Mondflecken geht, höckricht und auf vielerley Art gebogen. Hevel hat mit uubeschreiblicher Mühe 36 Mondphasen von 10 zu 10 Grad Elongation, nach wirklichen Beobachtungen gezeichnet, die er alle mit besondern Namen (luna prima, juvenis, adulta etc.) unterscheidet.
Wenn der helle Theil der Mondscheibe klein ist, d. i. einige Tage vor und nach dem Neumonde, oder in der Gegend von 315° bis 45° Taf. XVII. Fig. 58., sieht man durch Fernröhre und oft mit bloßen Augen auch den dunkeln Theil der Mondscheibe, aber nur blaß, und mit einem aschfarbigen Lichre (lumen secundarium) erleuchtet. Dieses schwache Licht kannten schon die Alten, und schrieben es theils einem eignen Lichte des Monds, theils seiner Durchsichtigkeit zu. Tycho leiter es von der Venus her. Möstlin aber (s. Kepler Astr. pars optica in Paralipom. ad Vitellion. p. 254.) lehrte zuerst, daß es die Erleuchtung ist, welche der Mond von der
dieſe Phaſe, die der Mond in den Viertein zeigt, die Dichotomie(Dichotomia, luna dichotoma). Eilf Tage nach dem Neumond wird des Monds Abſtand von der Sonne 145°=AI, und ſein Queerſinus AH. Die elliptiſche Erleuchtungsgrenze geht alſo durch DHE, und der helle Theil bekoͤmmt die ovale Geſtalt ADHE. Im Vollmonde endlich wird der Queerſinus von 180° dem ganzen Durchmeſſer AB gleich, und man ſieht die ganze Scheibe hell, Nach dem Vollmonde kehren dieſe Erſcheinungen in umgekehrter Ordnung wieder, ſo wie der Abſtand des Monds von der Sonne, von Abend gegen Morgen gerechnet, nach und nach den Bogen ADBK, ADBE u. ſ. w. gleich wird.
Bey jeder Mondphaſe iſt der Theil des Mondrands, der die ſichtbare Helfte von der unſichtbaren ſcheidet, ein Halbkreis, wie DE, die Erleuchtungsgrenze aber erſcheint elliptiſch, und iſt unr in den Vierteln eine gerade Linie, im Voll - und Neumonde aber ein voͤlliger Kreis. Ihre elliptiſche Geſtalt fuͤhrt Scipio Claramonti(De phaſibus lunae in Opuſc. var. Bonon. 1653.) als etwas Neuentdecktes an. Durch Fernroͤhre ſieht man den halbkreisfoͤrmigen Mondrand glatt abgeſchnitten, die Erleuchtungsgrenze aber, wo ſie nicht durch dunkle Mondflecken geht, hoͤckricht und auf vielerley Art gebogen. Hevel hat mit uubeſchreiblicher Muͤhe 36 Mondphaſen von 10 zu 10 Grad Elongation, nach wirklichen Beobachtungen gezeichnet, die er alle mit beſondern Namen (luna prima, juvenis, adulta etc.) unterſcheidet.
Wenn der helle Theil der Mondſcheibe klein iſt, d. i. einige Tage vor und nach dem Neumonde, oder in der Gegend von 315° bis 45° Taf. XVII. Fig. 58., ſieht man durch Fernroͤhre und oft mit bloßen Augen auch den dunkeln Theil der Mondſcheibe, aber nur blaß, und mit einem aſchfarbigen Lichre (lumen ſecundarium) erleuchtet. Dieſes ſchwache Licht kannten ſchon die Alten, und ſchrieben es theils einem eignen Lichte des Monds, theils ſeiner Durchſichtigkeit zu. Tycho leiter es von der Venus her. Moͤſtlin aber (ſ. Kepler Aſtr. pars optica in Paralipom. ad Vitellion. p. 254.) lehrte zuerſt, daß es die Erleuchtung iſt, welche der Mond von der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0298"xml:id="P.3.292"n="292"/><lb/>
dieſe Phaſe, die der Mond in den Viertein zeigt, die <hirendition="#b">Dichotomie</hi><hirendition="#aq">(Dichotomia, luna dichotoma).</hi> Eilf Tage nach dem Neumond wird des Monds Abſtand von der Sonne 145°=<hirendition="#aq">AI,</hi> und ſein Queerſinus <hirendition="#aq">AH.</hi> Die elliptiſche Erleuchtungsgrenze geht alſo durch <hirendition="#aq">DHE,</hi> und der helle Theil bekoͤmmt die ovale Geſtalt <hirendition="#aq">ADHE.</hi> Im Vollmonde endlich wird der Queerſinus von 180° dem ganzen Durchmeſſer <hirendition="#aq">AB</hi> gleich, und man ſieht die ganze Scheibe hell, Nach dem Vollmonde kehren dieſe Erſcheinungen in umgekehrter Ordnung wieder, ſo wie der Abſtand des Monds von der Sonne, von Abend gegen Morgen gerechnet, nach und nach den Bogen <hirendition="#aq">ADBK, ADBE</hi> u. ſ. w. gleich wird.</p><p>Bey jeder Mondphaſe iſt der Theil des Mondrands, der die ſichtbare Helfte von der unſichtbaren ſcheidet, ein Halbkreis, wie <hirendition="#aq">DE,</hi> die Erleuchtungsgrenze aber erſcheint elliptiſch, und iſt unr in den Vierteln eine gerade Linie, im Voll - und Neumonde aber ein voͤlliger Kreis. Ihre elliptiſche Geſtalt fuͤhrt <hirendition="#b">Scipio Claramonti</hi><hirendition="#aq">(De phaſibus lunae in Opuſc. var. Bonon. 1653.)</hi> als etwas Neuentdecktes an. Durch Fernroͤhre ſieht man den halbkreisfoͤrmigen Mondrand glatt abgeſchnitten, die Erleuchtungsgrenze aber, wo ſie nicht durch dunkle Mondflecken geht, hoͤckricht und auf vielerley Art gebogen. <hirendition="#b">Hevel</hi> hat mit uubeſchreiblicher Muͤhe 36 Mondphaſen von 10 zu 10 Grad Elongation, nach wirklichen Beobachtungen gezeichnet, die er alle mit beſondern Namen <hirendition="#aq">(luna prima, juvenis, adulta etc.)</hi> unterſcheidet.</p><p>Wenn der helle Theil der Mondſcheibe klein iſt, d. i. einige Tage vor und nach dem Neumonde, oder in der Gegend von 315° bis 45° Taf. <hirendition="#aq">XVII.</hi> Fig. 58., ſieht man durch Fernroͤhre und oft mit bloßen Augen auch den dunkeln Theil der Mondſcheibe, aber nur blaß, und mit einem aſchfarbigen Lichre <hirendition="#aq">(lumen ſecundarium)</hi> erleuchtet. Dieſes ſchwache Licht kannten ſchon die Alten, und ſchrieben es theils einem eignen Lichte des Monds, theils ſeiner Durchſichtigkeit zu. <hirendition="#b">Tycho</hi> leiter es von der Venus her. <hirendition="#b">Moͤſtlin</hi> aber (ſ. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Kepler</hi> Aſtr. pars optica in Paralipom. ad Vitellion. p. 254.</hi>) lehrte zuerſt, daß es die Erleuchtung iſt, welche der Mond von der<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[292/0298]
dieſe Phaſe, die der Mond in den Viertein zeigt, die Dichotomie (Dichotomia, luna dichotoma). Eilf Tage nach dem Neumond wird des Monds Abſtand von der Sonne 145°=AI, und ſein Queerſinus AH. Die elliptiſche Erleuchtungsgrenze geht alſo durch DHE, und der helle Theil bekoͤmmt die ovale Geſtalt ADHE. Im Vollmonde endlich wird der Queerſinus von 180° dem ganzen Durchmeſſer AB gleich, und man ſieht die ganze Scheibe hell, Nach dem Vollmonde kehren dieſe Erſcheinungen in umgekehrter Ordnung wieder, ſo wie der Abſtand des Monds von der Sonne, von Abend gegen Morgen gerechnet, nach und nach den Bogen ADBK, ADBE u. ſ. w. gleich wird.
Bey jeder Mondphaſe iſt der Theil des Mondrands, der die ſichtbare Helfte von der unſichtbaren ſcheidet, ein Halbkreis, wie DE, die Erleuchtungsgrenze aber erſcheint elliptiſch, und iſt unr in den Vierteln eine gerade Linie, im Voll - und Neumonde aber ein voͤlliger Kreis. Ihre elliptiſche Geſtalt fuͤhrt Scipio Claramonti (De phaſibus lunae in Opuſc. var. Bonon. 1653.) als etwas Neuentdecktes an. Durch Fernroͤhre ſieht man den halbkreisfoͤrmigen Mondrand glatt abgeſchnitten, die Erleuchtungsgrenze aber, wo ſie nicht durch dunkle Mondflecken geht, hoͤckricht und auf vielerley Art gebogen. Hevel hat mit uubeſchreiblicher Muͤhe 36 Mondphaſen von 10 zu 10 Grad Elongation, nach wirklichen Beobachtungen gezeichnet, die er alle mit beſondern Namen (luna prima, juvenis, adulta etc.) unterſcheidet.
Wenn der helle Theil der Mondſcheibe klein iſt, d. i. einige Tage vor und nach dem Neumonde, oder in der Gegend von 315° bis 45° Taf. XVII. Fig. 58., ſieht man durch Fernroͤhre und oft mit bloßen Augen auch den dunkeln Theil der Mondſcheibe, aber nur blaß, und mit einem aſchfarbigen Lichre (lumen ſecundarium) erleuchtet. Dieſes ſchwache Licht kannten ſchon die Alten, und ſchrieben es theils einem eignen Lichte des Monds, theils ſeiner Durchſichtigkeit zu. Tycho leiter es von der Venus her. Moͤſtlin aber (ſ. Kepler Aſtr. pars optica in Paralipom. ad Vitellion. p. 254.) lehrte zuerſt, daß es die Erleuchtung iſt, welche der Mond von der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/298>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.