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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Die merkwürdigste Beobachtung dieser Art machte Don Anton Ulloa (Philos. Trans. Vol. LXIX. P. I. no. 11.) bey der Finsterniß am 24. Jun. 1778, die er auf dem Schiffe zwischen Cap. St. Vincent und Tercera, total mit Dauer sahe. Ungefähr 1 1/4 Min. vor dem Austritte des Sonnenrands aus der gänzlichen Verfinsterung ward er nebst seinen Gefährten einen kleinen hellen Punkt auf der dunkeln Mondscheibe gewahr, der einem Sterne vierter Größe gleich schien, und an Licht zunahm. Als er etwa so groß, wie ein Stern der zweyten Größe geworden war, trat der Sonnenrand hervor. Der Punkt sahe röthlich aus, und befand sich am nordwestlichen Rande der Mondscheibe, ein wenig nordwärts von der Stelle, an welcher die Emersion erfolgte. Die übrigen Beobachter sahen ihn ebenfalls, und durch andere Fernröhre. Don Ulloa ist sehr geneigt zu glauben, daß an dieser Stelle ein Loch durch den Mond gehe, und das Wachsen des Lichts von dem dahinter weggehenden Sonnenrande hergerührt habe. Man könnte aber auch dieses seltene Phänomen zu den hellen Punkten rechnen, welche neuerlich auf der Mondscheibe entdeckt worden sind, und für Vulkane gehalten werden, s. Mondflecken. Die röthliche Farbe desselben scheint dieser Vermuthung nicht entgegen zu seyn.

Mit mehr Zuverläßigkeit läßt sich bestimmen, wie einem im Monde befindlichen Auge der Himmel mit den übrigen Weltkörpern erscheinen müsse. Die Sonne erscheint den Seleniten eben so groß, als uns, und giebt ihnen durch ihren Auf- und Untergang Tag und Nacht, deren Zeitraum aber 29 1/2mal länger, als bey uns, dauert. Die Firsterne vollenden ihren Umlauf um den Himmel in einer Zeit, welche 27 1/3 von unsern Tagen gleich ist. Die Erde erscheint nur der einen Helfte des Monds, als eine helle Scheibe von 2° Durchmesser, steht aber fast unbeweglich am Himmel, und verrückt ihre Stelle nur wegen des Schwankens um 6 -- 8 Grade. Die festen Länder und Inseln der Erde erscheinen auf dieser Scheibe, als dunkle Flecken, und man bemerkt ihre 24 stündige Umwälzung um die Erdpole. Diese Erdscheibe zeigt auch alle die Lichtabwechselungen, die


Die merkwuͤrdigſte Beobachtung dieſer Art machte Don Anton Ulloa (Philoſ. Trans. Vol. LXIX. P. I. no. 11.) bey der Finſterniß am 24. Jun. 1778, die er auf dem Schiffe zwiſchen Cap. St. Vincent und Tercera, total mit Dauer ſahe. Ungefaͤhr 1 1/4 Min. vor dem Austritte des Sonnenrands aus der gaͤnzlichen Verfinſterung ward er nebſt ſeinen Gefaͤhrten einen kleinen hellen Punkt auf der dunkeln Mondſcheibe gewahr, der einem Sterne vierter Groͤße gleich ſchien, und an Licht zunahm. Als er etwa ſo groß, wie ein Stern der zweyten Groͤße geworden war, trat der Sonnenrand hervor. Der Punkt ſahe roͤthlich aus, und befand ſich am nordweſtlichen Rande der Mondſcheibe, ein wenig nordwaͤrts von der Stelle, an welcher die Emerſion erfolgte. Die uͤbrigen Beobachter ſahen ihn ebenfalls, und durch andere Fernroͤhre. Don Ulloa iſt ſehr geneigt zu glauben, daß an dieſer Stelle ein Loch durch den Mond gehe, und das Wachſen des Lichts von dem dahinter weggehenden Sonnenrande hergeruͤhrt habe. Man koͤnnte aber auch dieſes ſeltene Phaͤnomen zu den hellen Punkten rechnen, welche neuerlich auf der Mondſcheibe entdeckt worden ſind, und fuͤr Vulkane gehalten werden, ſ. Mondflecken. Die roͤthliche Farbe deſſelben ſcheint dieſer Vermuthung nicht entgegen zu ſeyn.

Mit mehr Zuverlaͤßigkeit laͤßt ſich beſtimmen, wie einem im Monde befindlichen Auge der Himmel mit den uͤbrigen Weltkoͤrpern erſcheinen muͤſſe. Die Sonne erſcheint den Seleniten eben ſo groß, als uns, und giebt ihnen durch ihren Auf- und Untergang Tag und Nacht, deren Zeitraum aber 29 1/2mal laͤnger, als bey uns, dauert. Die Firſterne vollenden ihren Umlauf um den Himmel in einer Zeit, welche 27 1/3 von unſern Tagen gleich iſt. Die Erde erſcheint nur der einen Helfte des Monds, als eine helle Scheibe von 2° Durchmeſſer, ſteht aber faſt unbeweglich am Himmel, und verruͤckt ihre Stelle nur wegen des Schwankens um 6 — 8 Grade. Die feſten Laͤnder und Inſeln der Erde erſcheinen auf dieſer Scheibe, als dunkle Flecken, und man bemerkt ihre 24 ſtuͤndige Umwaͤlzung um die Erdpole. Dieſe Erdſcheibe zeigt auch alle die Lichtabwechſelungen, die

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[281/0287] Die merkwuͤrdigſte Beobachtung dieſer Art machte Don Anton Ulloa (Philoſ. Trans. Vol. LXIX. P. I. no. 11.) bey der Finſterniß am 24. Jun. 1778, die er auf dem Schiffe zwiſchen Cap. St. Vincent und Tercera, total mit Dauer ſahe. Ungefaͤhr 1 1/4 Min. vor dem Austritte des Sonnenrands aus der gaͤnzlichen Verfinſterung ward er nebſt ſeinen Gefaͤhrten einen kleinen hellen Punkt auf der dunkeln Mondſcheibe gewahr, der einem Sterne vierter Groͤße gleich ſchien, und an Licht zunahm. Als er etwa ſo groß, wie ein Stern der zweyten Groͤße geworden war, trat der Sonnenrand hervor. Der Punkt ſahe roͤthlich aus, und befand ſich am nordweſtlichen Rande der Mondſcheibe, ein wenig nordwaͤrts von der Stelle, an welcher die Emerſion erfolgte. Die uͤbrigen Beobachter ſahen ihn ebenfalls, und durch andere Fernroͤhre. Don Ulloa iſt ſehr geneigt zu glauben, daß an dieſer Stelle ein Loch durch den Mond gehe, und das Wachſen des Lichts von dem dahinter weggehenden Sonnenrande hergeruͤhrt habe. Man koͤnnte aber auch dieſes ſeltene Phaͤnomen zu den hellen Punkten rechnen, welche neuerlich auf der Mondſcheibe entdeckt worden ſind, und fuͤr Vulkane gehalten werden, ſ. Mondflecken. Die roͤthliche Farbe deſſelben ſcheint dieſer Vermuthung nicht entgegen zu ſeyn. Mit mehr Zuverlaͤßigkeit laͤßt ſich beſtimmen, wie einem im Monde befindlichen Auge der Himmel mit den uͤbrigen Weltkoͤrpern erſcheinen muͤſſe. Die Sonne erſcheint den Seleniten eben ſo groß, als uns, und giebt ihnen durch ihren Auf- und Untergang Tag und Nacht, deren Zeitraum aber 29 1/2mal laͤnger, als bey uns, dauert. Die Firſterne vollenden ihren Umlauf um den Himmel in einer Zeit, welche 27 1/3 von unſern Tagen gleich iſt. Die Erde erſcheint nur der einen Helfte des Monds, als eine helle Scheibe von 2° Durchmeſſer, ſteht aber faſt unbeweglich am Himmel, und verruͤckt ihre Stelle nur wegen des Schwankens um 6 — 8 Grade. Die feſten Laͤnder und Inſeln der Erde erſcheinen auf dieſer Scheibe, als dunkle Flecken, und man bemerkt ihre 24 ſtuͤndige Umwaͤlzung um die Erdpole. Dieſe Erdſcheibe zeigt auch alle die Lichtabwechſelungen, die

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/287>, abgerufen am 25.11.2024.