Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.Was höhere Grade der Hitze wirken, läßt sich auf folgende Art untersuchen. Man erhitzt ein Gefäß mit enger Oefnung bis auf einen gewissen Grad, so dehnt sich die Luft darin stark aus, und geht großentheils durch die Oefnung aus dem Gefäße. Man hält alsdann die Oefnung unter Wasser, so zieht sich beym Abkühlen die Luft wieder zusammen, und der Druck der äußern Luft treibt Wasser ins Gefäß, aus dessen Menge man alsdann auf die Größe der Ausdehnung schließen kan. So hat Robins (Neue Grundsätze der Artillerie, durch Euler, Berlin 1745. 8. S. 963. f.) gefunden, daß die Hitze eines weißglühenden Eisens die Luft in einen 4mal größern Raum ausdehne, als den sie kalt einnimmt. Wie stark Dünste oder Seuchtigkeit auf die specifische Federkraft der Luft wirken, ist noch weniger genau bestimmt. Lambert (Abhandl. von den Barometerhöhen und ihren Veränd., in den Abhandl. der churbayr. Akad, der Wiss. III. B. 2. Th.) hat hieher gehörige Untersuchungen angestellt, und dabey das Barometer mit dem Luftthermometer des Bernoulli zu verbinden vergeschlagen. Er nimmt an, daß die Dünste die Federkraft der Luft aus zwoen Ursachen verstärken, weil sie die Lufttheilchen zusammenpressen, und weil sie das Gewicht der obern Luft vergrößern. Auf diese Grundsätze baut er eine Merhode, die Menge der Dünste zu erfahren, und also die gedachten Werkzeuge als Hygrometer zu gebrauchen. Aber dieser sinnreiche Gedanke, wovon man auch Karsten (Lehrbegrif der ges. Math. III. Th. Aerostatik, VIII. Abschn. §. 110 u. f.) nachlesen kan, würde in der Ausführung großen Schwierigkeiten unterworfen seyn. Man muß vielmehr die Menge der Dünste oder den Grad der Feuchtigkeit vorher kennen, ehe man aus Beobachtungen bestimmen kan, wie groß der Einfluß derselben auf die Federkraft der Luft sey. Daher gehört zu diesen Bestimmungen eine genauere Hygrometrie, als wir noch bis jetzt haben, s. Hygrometer. Herr de Saussüre (Essais sur l'hygrometrie, §. 110.) fand, daß die absolute Elasticität der eingeschloßnen Luft, bey einer Temperatur von 14 - 15 Grad nach Reaumür, durch den Uebergang von der größten Was hoͤhere Grade der Hitze wirken, laͤßt ſich auf folgende Art unterſuchen. Man erhitzt ein Gefaͤß mit enger Oefnung bis auf einen gewiſſen Grad, ſo dehnt ſich die Luft darin ſtark aus, und geht großentheils durch die Oefnung aus dem Gefaͤße. Man haͤlt alsdann die Oefnung unter Waſſer, ſo zieht ſich beym Abkuͤhlen die Luft wieder zuſammen, und der Druck der aͤußern Luft treibt Waſſer ins Gefaͤß, aus deſſen Menge man alsdann auf die Groͤße der Ausdehnung ſchließen kan. So hat Robins (Neue Grundſaͤtze der Artillerie, durch Euler, Berlin 1745. 8. S. 963. f.) gefunden, daß die Hitze eines weißgluͤhenden Eiſens die Luft in einen 4mal groͤßern Raum ausdehne, als den ſie kalt einnimmt. Wie ſtark Duͤnſte oder Seuchtigkeit auf die ſpecifiſche Federkraft der Luft wirken, iſt noch weniger genau beſtimmt. Lambert (Abhandl. von den Barometerhoͤhen und ihren Veraͤnd., in den Abhandl. der churbayr. Akad, der Wiſſ. III. B. 2. Th.) hat hiëher gehoͤrige Unterſuchungen angeſtellt, und dabey das Barometer mit dem Luftthermometer des Bernoulli zu verbinden vergeſchlagen. Er nimmt an, daß die Duͤnſte die Federkraft der Luft aus zwoen Urſachen verſtaͤrken, weil ſie die Lufttheilchen zuſammenpreſſen, und weil ſie das Gewicht der obern Luft vergroͤßern. Auf dieſe Grundſaͤtze baut er eine Merhode, die Menge der Duͤnſte zu erfahren, und alſo die gedachten Werkzeuge als Hygrometer zu gebrauchen. Aber dieſer ſinnreiche Gedanke, wovon man auch Karſten (Lehrbegrif der geſ. Math. III. Th. Aeroſtatik, VIII. Abſchn. §. 110 u. f.) nachleſen kan, wuͤrde in der Ausfuͤhrung großen Schwierigkeiten unterworfen ſeyn. Man muß vielmehr die Menge der Duͤnſte oder den Grad der Feuchtigkeit vorher kennen, ehe man aus Beobachtungen beſtimmen kan, wie groß der Einfluß derſelben auf die Federkraft der Luft ſey. Daher gehoͤrt zu dieſen Beſtimmungen eine genauere Hygrometrie, als wir noch bis jetzt haben, ſ. Hygrometer. Herr de Sauſſuͤre (Eſſais ſur l'hygrometrie, §. 110.) fand, daß die abſolute Elaſticitaͤt der eingeſchloßnen Luft, bey einer Temperatur von 14 - 15 Grad nach Reaumuͤr, durch den Uebergang von der groͤßten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0027" xml:id="P.3.21" n="21"/><lb/> </p> <p>Was hoͤhere Grade der Hitze wirken, laͤßt ſich auf folgende Art unterſuchen. Man erhitzt ein Gefaͤß mit enger Oefnung bis auf einen gewiſſen Grad, ſo dehnt ſich die Luft darin ſtark aus, und geht großentheils durch die Oefnung aus dem Gefaͤße. 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Was hoͤhere Grade der Hitze wirken, laͤßt ſich auf folgende Art unterſuchen. Man erhitzt ein Gefaͤß mit enger Oefnung bis auf einen gewiſſen Grad, ſo dehnt ſich die Luft darin ſtark aus, und geht großentheils durch die Oefnung aus dem Gefaͤße. Man haͤlt alsdann die Oefnung unter Waſſer, ſo zieht ſich beym Abkuͤhlen die Luft wieder zuſammen, und der Druck der aͤußern Luft treibt Waſſer ins Gefaͤß, aus deſſen Menge man alsdann auf die Groͤße der Ausdehnung ſchließen kan. So hat Robins (Neue Grundſaͤtze der Artillerie, durch Euler, Berlin 1745. 8. S. 963. f.) gefunden, daß die Hitze eines weißgluͤhenden Eiſens die Luft in einen 4mal groͤßern Raum ausdehne, als den ſie kalt einnimmt.
Wie ſtark Duͤnſte oder Seuchtigkeit auf die ſpecifiſche Federkraft der Luft wirken, iſt noch weniger genau beſtimmt. Lambert (Abhandl. von den Barometerhoͤhen und ihren Veraͤnd., in den Abhandl. der churbayr. Akad, der Wiſſ. III. B. 2. Th.) hat hiëher gehoͤrige Unterſuchungen angeſtellt, und dabey das Barometer mit dem Luftthermometer des Bernoulli zu verbinden vergeſchlagen. Er nimmt an, daß die Duͤnſte die Federkraft der Luft aus zwoen Urſachen verſtaͤrken, weil ſie die Lufttheilchen zuſammenpreſſen, und weil ſie das Gewicht der obern Luft vergroͤßern. Auf dieſe Grundſaͤtze baut er eine Merhode, die Menge der Duͤnſte zu erfahren, und alſo die gedachten Werkzeuge als Hygrometer zu gebrauchen. Aber dieſer ſinnreiche Gedanke, wovon man auch Karſten (Lehrbegrif der geſ. Math. III. Th. Aeroſtatik, VIII. Abſchn. §. 110 u. f.) nachleſen kan, wuͤrde in der Ausfuͤhrung großen Schwierigkeiten unterworfen ſeyn.
Man muß vielmehr die Menge der Duͤnſte oder den Grad der Feuchtigkeit vorher kennen, ehe man aus Beobachtungen beſtimmen kan, wie groß der Einfluß derſelben auf die Federkraft der Luft ſey. Daher gehoͤrt zu dieſen Beſtimmungen eine genauere Hygrometrie, als wir noch bis jetzt haben, ſ. Hygrometer. Herr de Sauſſuͤre (Eſſais ſur l'hygrometrie, §. 110.) fand, daß die abſolute Elaſticitaͤt der eingeſchloßnen Luft, bey einer Temperatur von 14 - 15 Grad nach Reaumuͤr, durch den Uebergang von der groͤßten
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