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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Sonne oder der Firsterne, mittelst der Quadranten beobachten.

Von dem Gebrauch der Mittagslinie zu astronomischen Beobachtungen s. den Artikel: Culmination. Zu Abmessung der Grade auf der Erdkugel und überhaupt zu Verbesserung der geographischen Ortsbestimmungen sind Mittagslinien durch ganze Länder hindurch verlängert worden, Die berühmteste Unternehmung dieser Art ist die Verlängerung der Mittagslinie der pariser Sternwarte, welche von Picard angefangen, von Johann Dominicus Cassini in den Jahren 1700 und 1701 südwärts bis Collioure an den Pyrenäen, und von Jacob Cassini, Maraldi und de la Hire 1718 nordwärts bis Dünkirchen, zusammen durch einen Bogen von 8° 31' 6 1/2" des Mittagskreises der Erde, fortgesetzt ward (s. Jaques Cassini Tr. de la figure et de la grandeur de la terre, in der Suite des Mem. de l'Acad. roy. des Sc. 1718., auch besonders herausgegeben Amst. 1723. 8.). Um diese Mittagslinie auf der Sternwarte selbst kennbar zu machen, sind Obelisken gesetzt, die von da aus am Gesichtskreise den wahren Mittags- und Mitternachtspunkt bezeichnen (s. le Monnier in Mem. de l'acad. des sc. 1743.).

Unter den zu astronomischen Beobachtungen bestimmten Mittagslinien sind mehrere mit einem Gnomon, d. i. mit einer Veranstaltung versehen, durch welche um die Zeit des Mittags ein Bild der Sonne auf die Mittagslinie fällt. Eine der ältesten Vorrichtungen dieser Art ist der von Egnaz Dante zu Bologna 1575 errichtete, vom ältern Cassini 1655 wiederhergestellte, 1695 aufs neue geprüfte, und durch ein vortrefliches Werk des Manfredi (De gnomone Bononiensi. Bonon. 1736. 4.) berühmt gewordene Gnomon. Ein anderer ist in der Kirche St. Sulpice in Paris von Sully errichtet, und von le Monnier (Mem. de l'acad. de Paris, 1743.) verbessert worden. Die Oefnung, wodurch das Sonnenlicht einfällt, hat zu Bologna 1000 Zoll, zu Paris 70 Fuß Höhe. Bey dem großen Abstande des Bildes von der Oefnung, unter welcher die Mittagslinie anfängt, kan man die geringsten Veränderungen


Sonne oder der Firſterne, mittelſt der Quadranten beobachten.

Von dem Gebrauch der Mittagslinie zu aſtronomiſchen Beobachtungen ſ. den Artikel: Culmination. Zu Abmeſſung der Grade auf der Erdkugel und uͤberhaupt zu Verbeſſerung der geographiſchen Ortsbeſtimmungen ſind Mittagslinien durch ganze Laͤnder hindurch verlaͤngert worden, Die beruͤhmteſte Unternehmung dieſer Art iſt die Verlaͤngerung der Mittagslinie der pariſer Sternwarte, welche von Picard angefangen, von Johann Dominicus Caſſini in den Jahren 1700 und 1701 ſuͤdwaͤrts bis Collioure an den Pyrenaͤen, und von Jacob Caſſini, Maraldi und de la Hire 1718 nordwaͤrts bis Duͤnkirchen, zuſammen durch einen Bogen von 8° 31′ 6 1/2″ des Mittagskreiſes der Erde, fortgeſetzt ward (ſ. Jaques Caſſini Tr. de la figure et de la grandeur de la terre, in der Suite des Mém. de l'Acad. roy. des Sc. 1718., auch beſonders herausgegeben Amſt. 1723. 8.). Um dieſe Mittagslinie auf der Sternwarte ſelbſt kennbar zu machen, ſind Obeliſken geſetzt, die von da aus am Geſichtskreiſe den wahren Mittags- und Mitternachtspunkt bezeichnen (ſ. le Monnier in Mém. de l'acad. des ſc. 1743.).

Unter den zu aſtronomiſchen Beobachtungen beſtimmten Mittagslinien ſind mehrere mit einem Gnomon, d. i. mit einer Veranſtaltung verſehen, durch welche um die Zeit des Mittags ein Bild der Sonne auf die Mittagslinie faͤllt. Eine der aͤlteſten Vorrichtungen dieſer Art iſt der von Egnaz Dante zu Bologna 1575 errichtete, vom aͤltern Caſſini 1655 wiederhergeſtellte, 1695 aufs neue gepruͤfte, und durch ein vortrefliches Werk des Manfredi (De gnomone Bononienſi. Bonon. 1736. 4.) beruͤhmt gewordene Gnomon. Ein anderer iſt in der Kirche St. Sulpice in Paris von Sully errichtet, und von le Monnier (Mém. de l'acad. de Paris, 1743.) verbeſſert worden. Die Oefnung, wodurch das Sonnenlicht einfaͤllt, hat zu Bologna 1000 Zoll, zu Paris 70 Fuß Hoͤhe. Bey dem großen Abſtande des Bildes von der Oefnung, unter welcher die Mittagslinie anfaͤngt, kan man die geringſten Veraͤnderungen

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[250/0256] Sonne oder der Firſterne, mittelſt der Quadranten beobachten. Von dem Gebrauch der Mittagslinie zu aſtronomiſchen Beobachtungen ſ. den Artikel: Culmination. Zu Abmeſſung der Grade auf der Erdkugel und uͤberhaupt zu Verbeſſerung der geographiſchen Ortsbeſtimmungen ſind Mittagslinien durch ganze Laͤnder hindurch verlaͤngert worden, Die beruͤhmteſte Unternehmung dieſer Art iſt die Verlaͤngerung der Mittagslinie der pariſer Sternwarte, welche von Picard angefangen, von Johann Dominicus Caſſini in den Jahren 1700 und 1701 ſuͤdwaͤrts bis Collioure an den Pyrenaͤen, und von Jacob Caſſini, Maraldi und de la Hire 1718 nordwaͤrts bis Duͤnkirchen, zuſammen durch einen Bogen von 8° 31′ 6 1/2″ des Mittagskreiſes der Erde, fortgeſetzt ward (ſ. Jaques Caſſini Tr. de la figure et de la grandeur de la terre, in der Suite des Mém. de l'Acad. roy. des Sc. 1718., auch beſonders herausgegeben Amſt. 1723. 8.). Um dieſe Mittagslinie auf der Sternwarte ſelbſt kennbar zu machen, ſind Obeliſken geſetzt, die von da aus am Geſichtskreiſe den wahren Mittags- und Mitternachtspunkt bezeichnen (ſ. le Monnier in Mém. de l'acad. des ſc. 1743.). Unter den zu aſtronomiſchen Beobachtungen beſtimmten Mittagslinien ſind mehrere mit einem Gnomon, d. i. mit einer Veranſtaltung verſehen, durch welche um die Zeit des Mittags ein Bild der Sonne auf die Mittagslinie faͤllt. Eine der aͤlteſten Vorrichtungen dieſer Art iſt der von Egnaz Dante zu Bologna 1575 errichtete, vom aͤltern Caſſini 1655 wiederhergeſtellte, 1695 aufs neue gepruͤfte, und durch ein vortrefliches Werk des Manfredi (De gnomone Bononienſi. Bonon. 1736. 4.) beruͤhmt gewordene Gnomon. Ein anderer iſt in der Kirche St. Sulpice in Paris von Sully errichtet, und von le Monnier (Mém. de l'acad. de Paris, 1743.) verbeſſert worden. Die Oefnung, wodurch das Sonnenlicht einfaͤllt, hat zu Bologna 1000 Zoll, zu Paris 70 Fuß Hoͤhe. Bey dem großen Abſtande des Bildes von der Oefnung, unter welcher die Mittagslinie anfaͤngt, kan man die geringſten Veraͤnderungen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/256>, abgerufen am 25.11.2024.