Gleichgewichts auf der schiefen Ebne, erfand die sinnreiche Methode, die Größe der Kräfte durch gerade mit ihrer Richtung parallel laufende Linien auszudrücken, und kam dadurch auf den Satz des Gleichgewichts zwischen drey Kräften, der zum allgemeinen Grundsatze der Statik dienen kan, s. Gleichgewicht.
Die glänzende Epoche der Mechanik aber fängt erst von den Zeiten des Galilei an, dessen wichtige Entdeckung der Gesetze fallender Körper bey dem Worte: Fall der Rörper erzählt worden ist. Hiedurch ward der erste Grund zur höhern Mechanik gelegt, von der schon Galilei selbst einige Lehren, z. B. vom parabolischen Wege geworfener Körper, von der Bewegung der Pendel, vom Widerstande fester Körper 2c. weiter entwickelte. Ihm gehört auch der Satz, daß einerley Kraft stets einerley Zeit braucht, um eine gegebne Last durch einen gegebnen Raum zu führen, und daß daher bey allen Maschinen eben so viel an Raum oder Zeit verlohren, als an Kraft gewonnen wird. Diese Entdeckungen wurden von ihm schon gegen das Ende des sechszehnten Jahrhunderts gemacht, aber erst später in seinen mechanischen Abhandlungen (Discorsi e dimostrazione matematiche intorno a due nuove scienze attenenti alla Mecanica ed i muovimenti locali. Leid. 1638. 4.) vorgetragen. Von den darüber entstandnen Streitigkeiten s. den Art. Fall der Rörper.
Aus diesen Erfindungen des Galilei entsprang in der ersten Helfte des siebzehnten Jahrhunderts die höhere Mechanik durch Torricelli, Baliani, Borelli in Italien, so wie durch Roberval und Descartes in Frankreich. Der P. Mersenne, durch dessen ausgebreiteten Briefwechsel damals die Gelehrten mehrerer Länder in Verbindung standen, veranlaßte durch vorgelegte Fragen und Aufgaben eine Menge hieher gehöriger Untersuchungen, die man in seiner Harmonia universali, und seiner Abhandlung de mechanica findet. Descartes(Tract. de Mechanica, ed. in Opusc. posth. Amst. 1701. 4.) lehrte die Eigenschaften der Bewegung noch deutlicher, als Galilei,
Gleichgewichts auf der ſchiefen Ebne, erfand die ſinnreiche Methode, die Groͤße der Kraͤfte durch gerade mit ihrer Richtung parallel laufende Linien auszudruͤcken, und kam dadurch auf den Satz des Gleichgewichts zwiſchen drey Kraͤften, der zum allgemeinen Grundſatze der Statik dienen kan, ſ. Gleichgewicht.
Die glaͤnzende Epoche der Mechanik aber faͤngt erſt von den Zeiten des Galilei an, deſſen wichtige Entdeckung der Geſetze fallender Koͤrper bey dem Worte: Fall der Roͤrper erzaͤhlt worden iſt. Hiedurch ward der erſte Grund zur hoͤhern Mechanik gelegt, von der ſchon Galilei ſelbſt einige Lehren, z. B. vom paraboliſchen Wege geworfener Koͤrper, von der Bewegung der Pendel, vom Widerſtande feſter Koͤrper 2c. weiter entwickelte. Ihm gehoͤrt auch der Satz, daß einerley Kraft ſtets einerley Zeit braucht, um eine gegebne Laſt durch einen gegebnen Raum zu fuͤhren, und daß daher bey allen Maſchinen eben ſo viel an Raum oder Zeit verlohren, als an Kraft gewonnen wird. Dieſe Entdeckungen wurden von ihm ſchon gegen das Ende des ſechszehnten Jahrhunderts gemacht, aber erſt ſpaͤter in ſeinen mechaniſchen Abhandlungen (Diſcorſi e dimoſtrazione matematiche intorno a due nuove ſcienze attenenti alla Mecanica ed i muovimenti locali. Leid. 1638. 4.) vorgetragen. Von den daruͤber entſtandnen Streitigkeiten ſ. den Art. Fall der Roͤrper.
Aus dieſen Erfindungen des Galilei entſprang in der erſten Helfte des ſiebzehnten Jahrhunderts die hoͤhere Mechanik durch Torricelli, Baliani, Borelli in Italien, ſo wie durch Roberval und Descartes in Frankreich. Der P. Merſenne, durch deſſen ausgebreiteten Briefwechſel damals die Gelehrten mehrerer Laͤnder in Verbindung ſtanden, veranlaßte durch vorgelegte Fragen und Aufgaben eine Menge hieher gehoͤriger Unterſuchungen, die man in ſeiner Harmonia univerſali, und ſeiner Abhandlung de mechanica findet. Descartes(Tract. de Mechanica, ed. in Opuſc. poſth. Amſt. 1701. 4.) lehrte die Eigenſchaften der Bewegung noch deutlicher, als Galilei,
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Gleichgewichts auf der ſchiefen Ebne, erfand die ſinnreiche Methode, die Groͤße der Kraͤfte durch gerade mit ihrer Richtung parallel laufende Linien auszudruͤcken, und kam dadurch auf den Satz des Gleichgewichts zwiſchen drey Kraͤften, der zum allgemeinen Grundſatze der Statik dienen kan, ſ. Gleichgewicht.
Die glaͤnzende Epoche der Mechanik aber faͤngt erſt von den Zeiten des Galilei an, deſſen wichtige Entdeckung der Geſetze fallender Koͤrper bey dem Worte: Fall der Roͤrper erzaͤhlt worden iſt. Hiedurch ward der erſte Grund zur hoͤhern Mechanik gelegt, von der ſchon Galilei ſelbſt einige Lehren, z. B. vom paraboliſchen Wege geworfener Koͤrper, von der Bewegung der Pendel, vom Widerſtande feſter Koͤrper 2c. weiter entwickelte. Ihm gehoͤrt auch der Satz, daß einerley Kraft ſtets einerley Zeit braucht, um eine gegebne Laſt durch einen gegebnen Raum zu fuͤhren, und daß daher bey allen Maſchinen eben ſo viel an Raum oder Zeit verlohren, als an Kraft gewonnen wird. Dieſe Entdeckungen wurden von ihm ſchon gegen das Ende des ſechszehnten Jahrhunderts gemacht, aber erſt ſpaͤter in ſeinen mechaniſchen Abhandlungen (Diſcorſi e dimoſtrazione matematiche intorno a due nuove ſcienze attenenti alla Mecanica ed i muovimenti locali. Leid. 1638. 4.) vorgetragen. Von den daruͤber entſtandnen Streitigkeiten ſ. den Art. Fall der Roͤrper.
Aus dieſen Erfindungen des Galilei entſprang in der erſten Helfte des ſiebzehnten Jahrhunderts die hoͤhere Mechanik durch Torricelli, Baliani, Borelli in Italien, ſo wie durch Roberval und Descartes in Frankreich. Der P. Merſenne, durch deſſen ausgebreiteten Briefwechſel damals die Gelehrten mehrerer Laͤnder in Verbindung ſtanden, veranlaßte durch vorgelegte Fragen und Aufgaben eine Menge hieher gehoͤriger Unterſuchungen, die man in ſeiner Harmonia univerſali, und ſeiner Abhandlung de mechanica findet. Descartes (Tract. de Mechanica, ed. in Opuſc. poſth. Amſt. 1701. 4.) lehrte die Eigenſchaften der Bewegung noch deutlicher, als Galilei,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/176>, abgerufen am 16.07.2024.
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