bis er bey der ohne seine Schuld erfolgten Eroberung im I. 212. vor C. G. das Leben verlohr. Unter den alerandrinischen Mathematikern haben sich besonders Ctesibius und Heron um die Mechanik verdient gemacht. Der Letztere brachte nach dem Berichte des Pappus(Collect. Math. L. VIII.) alle Rüstzeuge auf die Theorie des Hebels, setzte sie auf verschiedene Art zum praktischen Gebrauch zusammen, und erfand eine Maschine aus bezahnten Rädern ([fremdsprachliches Material]baroulkon) zu Fortschaffung großer Lasten. Außer seinem vornehmsten Werke über die Wassermaschinen hat man von ihm eine Schrift von Verfertigung der Wurfspieße ([fremdsprachliches Material]*belopoihka) s. Telofactiua gr. et lat. ex inter pr. Bern. Baldi, Aug. Vind. 1616. 4.). In spätern Zeiten haben sich noch Isidorus von Milet, Anthemius und der jüngere Heron durch Erfindung von Kriegsmaschinen hervorgethan. Im mittlern Zeitalter aber scheinen die mechanischen Wissenschaften gänzlich in Vergessenheit gelegen zu haben; man finder weder bey den Arabern, noch im Occident, Spuren mechanischer Kenntnisse, einige Erzählungen von künstlichen Avtomaten ausgenommen, deren Verfertigung dem Roger Baco und Albert Grot zugeschrieben wird, welche beyde in diesen finstern Zeiten für Zauberer galten.
Selbst im sechszehnten Jahrhunderte nach C. G. waren die Fortschritte der mechanischen Theorie noch unbedeutend. Man commentirte über die Quästionen des Aristoteles, glaubte, die bewegten Körper würden durch die hinter ihnen zusammenfahrende Luft fortgetrieben, nahm Bewegungen an, die ihrer Natur nach kreissörmig wären, theilte überhaupt die Bewegung in natürliche und gewaltsame, und behauptete in Absicht auf die Gesetze derselben die sonderbarsten Irrthümer. Doch ward die Statik von Guido Ubaldi, Marchese del Monte(Mechanicorum libri VI. 1577.) mit ziemlichem Glück bearbeitet, und ganz auf das Gesetz des Hebels gebracht; auch fand Cartalea einige richtige Sätze der Lehre von geworfenen Körpern. Simon Stevin(Beghinselen der Weghkonst, Amst. 1596. 4.) entdeckte endlich das wahre Gesetz des
bis er bey der ohne ſeine Schuld erfolgten Eroberung im I. 212. vor C. G. das Leben verlohr. Unter den alerandriniſchen Mathematikern haben ſich beſonders Cteſibius und Heron um die Mechanik verdient gemacht. Der Letztere brachte nach dem Berichte des Pappus(Collect. Math. L. VIII.) alle Ruͤſtzeuge auf die Theorie des Hebels, ſetzte ſie auf verſchiedene Art zum praktiſchen Gebrauch zuſammen, und erfand eine Maſchine aus bezahnten Raͤdern ([fremdsprachliches Material]baroulkon) zu Fortſchaffung großer Laſten. Außer ſeinem vornehmſten Werke uͤber die Waſſermaſchinen hat man von ihm eine Schrift von Verfertigung der Wurfſpieße ([fremdsprachliches Material]*belopoihka) ſ. Telofactiua gr. et lat. ex inter pr. Bern. Baldi, Aug. Vind. 1616. 4.). In ſpaͤtern Zeiten haben ſich noch Iſidorus von Milet, Anthemius und der juͤngere Heron durch Erfindung von Kriegsmaſchinen hervorgethan. Im mittlern Zeitalter aber ſcheinen die mechaniſchen Wiſſenſchaften gaͤnzlich in Vergeſſenheit gelegen zu haben; man finder weder bey den Arabern, noch im Occident, Spuren mechaniſcher Kenntniſſe, einige Erzaͤhlungen von kuͤnſtlichen Avtomaten ausgenommen, deren Verfertigung dem Roger Baco und Albert Grot zugeſchrieben wird, welche beyde in dieſen finſtern Zeiten fuͤr Zauberer galten.
Selbſt im ſechszehnten Jahrhunderte nach C. G. waren die Fortſchritte der mechaniſchen Theorie noch unbedeutend. Man commentirte uͤber die Quaͤſtionen des Ariſtoteles, glaubte, die bewegten Koͤrper wuͤrden durch die hinter ihnen zuſammenfahrende Luft fortgetrieben, nahm Bewegungen an, die ihrer Natur nach kreisſoͤrmig waͤren, theilte uͤberhaupt die Bewegung in natuͤrliche und gewaltſame, und behauptete in Abſicht auf die Geſetze derſelben die ſonderbarſten Irrthuͤmer. Doch ward die Statik von Guido Ubaldi, Marcheſe del Monte(Mechanicorum libri VI. 1577.) mit ziemlichem Gluͤck bearbeitet, und ganz auf das Geſetz des Hebels gebracht; auch fand Cartalea einige richtige Saͤtze der Lehre von geworfenen Koͤrpern. Simon Stevin(Beghinſelen der Weghkonſt, Amſt. 1596. 4.) entdeckte endlich das wahre Geſetz des
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0175"xml:id="P.3.169"n="169"/><lb/>
bis er bey der ohne ſeine Schuld erfolgten Eroberung im I. 212. vor C. G. das Leben verlohr. Unter den alerandriniſchen Mathematikern haben ſich beſonders <hirendition="#b">Cteſibius</hi> und <hirendition="#b">Heron</hi> um die Mechanik verdient gemacht. Der Letztere brachte nach dem Berichte des <hirendition="#b">Pappus</hi><hirendition="#aq">(Collect. Math. L. VIII.)</hi> alle Ruͤſtzeuge auf die Theorie des Hebels, ſetzte ſie auf verſchiedene Art zum praktiſchen Gebrauch zuſammen, und erfand eine Maſchine aus bezahnten Raͤdern (<foreignxml:lang="grc"><gapreason="fm"/><notetype="editorial">baroulkon</note></foreign>) zu Fortſchaffung großer Laſten. Außer ſeinem vornehmſten Werke uͤber die Waſſermaſchinen hat man von ihm eine Schrift von Verfertigung der Wurfſpieße (<foreignxml:lang="grc"><gapreason="fm"/><notetype="editorial">*belopoihka</note></foreign>) <hirendition="#aq">ſ. Telofactiua gr. et lat. ex inter pr. <hirendition="#i">Bern. Baldi,</hi> Aug. Vind. 1616. 4.</hi>). In ſpaͤtern Zeiten haben ſich noch <hirendition="#b">Iſidorus</hi> von Milet, <hirendition="#b">Anthemius</hi> und der juͤngere <hirendition="#b">Heron</hi> durch Erfindung von Kriegsmaſchinen hervorgethan. Im mittlern Zeitalter aber ſcheinen die mechaniſchen Wiſſenſchaften gaͤnzlich in Vergeſſenheit gelegen zu haben; man finder weder bey den Arabern, noch im Occident, Spuren mechaniſcher Kenntniſſe, einige Erzaͤhlungen von kuͤnſtlichen Avtomaten ausgenommen, deren Verfertigung dem <hirendition="#b">Roger Baco</hi> und <hirendition="#b">Albert Grot</hi> zugeſchrieben wird, welche beyde in dieſen finſtern Zeiten fuͤr Zauberer galten.</p><p>Selbſt im ſechszehnten Jahrhunderte nach C. G. waren die Fortſchritte der mechaniſchen Theorie noch unbedeutend. Man commentirte uͤber die Quaͤſtionen des Ariſtoteles, glaubte, die bewegten Koͤrper wuͤrden durch die hinter ihnen zuſammenfahrende Luft fortgetrieben, nahm Bewegungen an, die ihrer Natur nach kreisſoͤrmig waͤren, theilte uͤberhaupt die Bewegung in natuͤrliche und gewaltſame, und behauptete in Abſicht auf die Geſetze derſelben die ſonderbarſten Irrthuͤmer. Doch ward die Statik von <hirendition="#b">Guido Ubaldi, Marcheſe del Monte</hi><hirendition="#aq">(Mechanicorum libri VI. 1577.)</hi> mit ziemlichem Gluͤck bearbeitet, und ganz auf das Geſetz des Hebels gebracht; auch fand <hirendition="#b">Cartalea</hi> einige richtige Saͤtze der Lehre von geworfenen Koͤrpern. <hirendition="#b">Simon Stevin</hi><hirendition="#aq">(Beghinſelen der Weghkonſt, Amſt. 1596. 4.)</hi> entdeckte endlich das wahre Geſetz des<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[169/0175]
bis er bey der ohne ſeine Schuld erfolgten Eroberung im I. 212. vor C. G. das Leben verlohr. Unter den alerandriniſchen Mathematikern haben ſich beſonders Cteſibius und Heron um die Mechanik verdient gemacht. Der Letztere brachte nach dem Berichte des Pappus (Collect. Math. L. VIII.) alle Ruͤſtzeuge auf die Theorie des Hebels, ſetzte ſie auf verſchiedene Art zum praktiſchen Gebrauch zuſammen, und erfand eine Maſchine aus bezahnten Raͤdern (_ ) zu Fortſchaffung großer Laſten. Außer ſeinem vornehmſten Werke uͤber die Waſſermaſchinen hat man von ihm eine Schrift von Verfertigung der Wurfſpieße (_ ) ſ. Telofactiua gr. et lat. ex inter pr. Bern. Baldi, Aug. Vind. 1616. 4.). In ſpaͤtern Zeiten haben ſich noch Iſidorus von Milet, Anthemius und der juͤngere Heron durch Erfindung von Kriegsmaſchinen hervorgethan. Im mittlern Zeitalter aber ſcheinen die mechaniſchen Wiſſenſchaften gaͤnzlich in Vergeſſenheit gelegen zu haben; man finder weder bey den Arabern, noch im Occident, Spuren mechaniſcher Kenntniſſe, einige Erzaͤhlungen von kuͤnſtlichen Avtomaten ausgenommen, deren Verfertigung dem Roger Baco und Albert Grot zugeſchrieben wird, welche beyde in dieſen finſtern Zeiten fuͤr Zauberer galten.
Selbſt im ſechszehnten Jahrhunderte nach C. G. waren die Fortſchritte der mechaniſchen Theorie noch unbedeutend. Man commentirte uͤber die Quaͤſtionen des Ariſtoteles, glaubte, die bewegten Koͤrper wuͤrden durch die hinter ihnen zuſammenfahrende Luft fortgetrieben, nahm Bewegungen an, die ihrer Natur nach kreisſoͤrmig waͤren, theilte uͤberhaupt die Bewegung in natuͤrliche und gewaltſame, und behauptete in Abſicht auf die Geſetze derſelben die ſonderbarſten Irrthuͤmer. Doch ward die Statik von Guido Ubaldi, Marcheſe del Monte (Mechanicorum libri VI. 1577.) mit ziemlichem Gluͤck bearbeitet, und ganz auf das Geſetz des Hebels gebracht; auch fand Cartalea einige richtige Saͤtze der Lehre von geworfenen Koͤrpern. Simon Stevin (Beghinſelen der Weghkonſt, Amſt. 1596. 4.) entdeckte endlich das wahre Geſetz des
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/175>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.