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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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nun denselben nach seiner ganzen Länge mehreremale von einem Ende bis zum andern; bey Endigung des Streichens aber muß man den Magnet nicht an einem Ende des Stabs abheben, sondern vorher nach C zurückführen und daselbst abnehmen. Dadurch erhält jedes Ende des Stabs dasjenige M, welches dem M des Pols, der ihm beym Streichen der nächste war, entgegengesetzt ist.

Man pflegt an diesen künstlichen Magneten das Ende, welches + M hat, oder den Noropol, durch einen Strich mit der Feile kenntlich zu machen. Gewöhnlich werden sie paarweise verfertiget, und so aufbewahret, wie AB und CD Taf. XVI. Fig. 32., daß die gezeichneten Nordpole A und D sich von einander kehren. An ihre Enden legt man Anker von weichem Eisen E und F, welche die +/- M beschäftigen und ihre Trennung unterhalten, in die Mitte kömmtein Holz G, um die Stäbe aus einander zu halten; und-alles liegt in einem hölzernen Kästchen.

Sehr oft giebt man ihnen auch die Gestalt eines Hufeisens, damit an die Enden ein Anker mit Gewichten angebracht werden könne. Solche Hufeisen werden, wie die geraden Stäbe, durch den Doppelstrich magnetisirt, indem man beyde Pole auf die Mitte der Krümmung auffetzt, bis an das eine Ende, dann immer von einem Ende zum andern, und endlich wieder in die Mitte führt und abhebt.

Die erwähnten Bestreichungen geben keinen stärkern Magnetismus, als der dazu gebrauchte Magnet selbst besitzt. Man hat aber seit etwa 60 Jahren vielerlev Verstärkungsmethoden erfunden, welche so wirfsam sind, daß man selbst ohne Zuthun eines andern Magnets, durch bloßes Streichen unmagnetischer Stäbe, künstliche Magnete von ganz ungemeiner Stärke verfertigen kan. Es wäre zu weitläuftig, alle diese Methoden anzuführen, welche darinn übereinkommen, daß man entweder durch einen andern Magnet, oder durch den Magnetismus der Erdkugel 1) die beyden M in stählernen Stäben immer genauer trennet und 2) in dieser Trennung erhäit. Es wird genug seyn, einige der vornehmsten Verfahrungsarten anzuführen, wodurch


nun denſelben nach ſeiner ganzen Laͤnge mehreremale von einem Ende bis zum andern; bey Endigung des Streichens aber muß man den Magnet nicht an einem Ende des Stabs abheben, ſondern vorher nach C zuruͤckfuͤhren und daſelbſt abnehmen. Dadurch erhaͤlt jedes Ende des Stabs dasjenige M, welches dem M des Pols, der ihm beym Streichen der naͤchſte war, entgegengeſetzt iſt.

Man pflegt an dieſen kuͤnſtlichen Magneten das Ende, welches + M hat, oder den Noropol, durch einen Strich mit der Feile kenntlich zu machen. Gewoͤhnlich werden ſie paarweiſe verfertiget, und ſo aufbewahret, wie AB und CD Taf. XVI. Fig. 32., daß die gezeichneten Nordpole A und D ſich von einander kehren. An ihre Enden legt man Anker von weichem Eiſen E und F, welche die ± M beſchaͤftigen und ihre Trennung unterhalten, in die Mitte koͤmmtein Holz G, um die Staͤbe aus einander zu halten; und-alles liegt in einem hoͤlzernen Kaͤſtchen.

Sehr oft giebt man ihnen auch die Geſtalt eines Hufeiſens, damit an die Enden ein Anker mit Gewichten angebracht werden koͤnne. Solche Hufeiſen werden, wie die geraden Staͤbe, durch den Doppelſtrich magnetiſirt, indem man beyde Pole auf die Mitte der Kruͤmmung auffetzt, bis an das eine Ende, dann immer von einem Ende zum andern, und endlich wieder in die Mitte fuͤhrt und abhebt.

Die erwaͤhnten Beſtreichungen geben keinen ſtaͤrkern Magnetismus, als der dazu gebrauchte Magnet ſelbſt beſitzt. Man hat aber ſeit etwa 60 Jahren vielerlev Verſtaͤrkungsmethoden erfunden, welche ſo wirfſam ſind, daß man ſelbſt ohne Zuthun eines andern Magnets, durch bloßes Streichen unmagnetiſcher Staͤbe, kuͤnſtliche Magnete von ganz ungemeiner Staͤrke verfertigen kan. Es waͤre zu weitlaͤuftig, alle dieſe Methoden anzufuͤhren, welche darinn uͤbereinkommen, daß man entweder durch einen andern Magnet, oder durch den Magnetismus der Erdkugel 1) die beyden M in ſtaͤhlernen Staͤben immer genauer trennet und 2) in dieſer Trennung erhaͤit. Es wird genug ſeyn, einige der vornehmſten Verfahrungsarten anzufuͤhren, wodurch

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[110/0116] nun denſelben nach ſeiner ganzen Laͤnge mehreremale von einem Ende bis zum andern; bey Endigung des Streichens aber muß man den Magnet nicht an einem Ende des Stabs abheben, ſondern vorher nach C zuruͤckfuͤhren und daſelbſt abnehmen. Dadurch erhaͤlt jedes Ende des Stabs dasjenige M, welches dem M des Pols, der ihm beym Streichen der naͤchſte war, entgegengeſetzt iſt. Man pflegt an dieſen kuͤnſtlichen Magneten das Ende, welches + M hat, oder den Noropol, durch einen Strich mit der Feile kenntlich zu machen. Gewoͤhnlich werden ſie paarweiſe verfertiget, und ſo aufbewahret, wie AB und CD Taf. XVI. Fig. 32., daß die gezeichneten Nordpole A und D ſich von einander kehren. An ihre Enden legt man Anker von weichem Eiſen E und F, welche die ± M beſchaͤftigen und ihre Trennung unterhalten, in die Mitte koͤmmtein Holz G, um die Staͤbe aus einander zu halten; und-alles liegt in einem hoͤlzernen Kaͤſtchen. Sehr oft giebt man ihnen auch die Geſtalt eines Hufeiſens, damit an die Enden ein Anker mit Gewichten angebracht werden koͤnne. Solche Hufeiſen werden, wie die geraden Staͤbe, durch den Doppelſtrich magnetiſirt, indem man beyde Pole auf die Mitte der Kruͤmmung auffetzt, bis an das eine Ende, dann immer von einem Ende zum andern, und endlich wieder in die Mitte fuͤhrt und abhebt. Die erwaͤhnten Beſtreichungen geben keinen ſtaͤrkern Magnetismus, als der dazu gebrauchte Magnet ſelbſt beſitzt. Man hat aber ſeit etwa 60 Jahren vielerlev Verſtaͤrkungsmethoden erfunden, welche ſo wirfſam ſind, daß man ſelbſt ohne Zuthun eines andern Magnets, durch bloßes Streichen unmagnetiſcher Staͤbe, kuͤnſtliche Magnete von ganz ungemeiner Staͤrke verfertigen kan. Es waͤre zu weitlaͤuftig, alle dieſe Methoden anzufuͤhren, welche darinn uͤbereinkommen, daß man entweder durch einen andern Magnet, oder durch den Magnetismus der Erdkugel 1) die beyden M in ſtaͤhlernen Staͤben immer genauer trennet und 2) in dieſer Trennung erhaͤit. Es wird genug ſeyn, einige der vornehmſten Verfahrungsarten anzufuͤhren, wodurch

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/116>, abgerufen am 27.04.2024.