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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Platte den Pol -- M eines andern Magnets darunter hält. Hält man aber einen Pol + M darunter, so fällt das Eisen sogleich ab.

Bringt man zween Magnete von gleicher Stärke mit ihren ungleichnamigen Polen zusammen, so ziehen sie einander selbst stark an. Weil sich aber jetzt ihre +/- M vollkommen binden, so ziehen sie in diesem Zustande weiter kein Eisen, und was vorher an ihnen hieng, fällt ab. Bringt man sie hingegen mit den gleichnamigen Polen zusammen, so stoßen sie zwar einander selbst ab, wirken aber desto stärker auf Eisen, und zeigen alle magnetische Erscheinungen mit desto größerer Intensität.

Sind aber solche zusammengebrachte Magnete von ungleicher Stärke, so werden die Phänomene weit mannigfaltiger. Sind die genäherten Pole gleichnamig, so wird das schwächere +/- M schon = o, noch ehe es das stärkere +/- M berührt, und zeigt in diesem Zustande gar keinen Magnetismus. Bringt man den schwächern Magnet noch näher an den stärkern, so erhält er gar das entgegengesetzte -+ M, und wird nun vom stärkern +/- M angezogen. Nähert man aber die Magnete mit ihren ungleichnamigen Polen an einander, so wird das schwächere +/- M immer stärker, je mehr es an das stärkere -+ M herankömmt, und die Anziehung beyder Magnete wächst immerfort bis zur Berührung.

Der Pol eines Magnets wirkt stärker, wenn man den entgegengesetzten Pol ebenfalls beschäftiget, oder das + M an einem Ende wird freyer, wenn mehr -- M an das andere Ende gelockt wird. Hieraus erklären sich die Vortheile, welche man durch Armatur und Anker erhält.

Wenn man den Pol + M eines starken Magnets auf das Ende A eines unmagnetischen Eisenstobs AC aussetzt, (Taf. XVI. Fig. 30.), so erhält in diesem Augenblicke A den Magnetismus -- M, C hingegen den + M. In der Mitte des Stabs liegen Punkte, die gar kein M zeigen. Streicht man mit dem Pole des Magnets von A gegen


Platte den Pol — M eines andern Magnets darunter haͤlt. Haͤlt man aber einen Pol + M darunter, ſo faͤllt das Eiſen ſogleich ab.

Bringt man zween Magnete von gleicher Staͤrke mit ihren ungleichnamigen Polen zuſammen, ſo ziehen ſie einander ſelbſt ſtark an. Weil ſich aber jetzt ihre ± M vollkommen binden, ſo ziehen ſie in dieſem Zuſtande weiter kein Eiſen, und was vorher an ihnen hieng, faͤllt ab. Bringt man ſie hingegen mit den gleichnamigen Polen zuſammen, ſo ſtoßen ſie zwar einander ſelbſt ab, wirken aber deſto ſtaͤrker auf Eiſen, und zeigen alle magnetiſche Erſcheinungen mit deſto groͤßerer Intenſitaͤt.

Sind aber ſolche zuſammengebrachte Magnete von ungleicher Staͤrke, ſo werden die Phaͤnomene weit mannigfaltiger. Sind die genaͤherten Pole gleichnamig, ſo wird das ſchwaͤchere ± M ſchon = o, noch ehe es das ſtaͤrkere ± M beruͤhrt, und zeigt in dieſem Zuſtande gar keinen Magnetismus. Bringt man den ſchwaͤchern Magnet noch naͤher an den ſtaͤrkern, ſo erhaͤlt er gar das entgegengeſetzte -+ M, und wird nun vom ſtaͤrkern ± M angezogen. Naͤhert man aber die Magnete mit ihren ungleichnamigen Polen an einander, ſo wird das ſchwaͤchere ± M immer ſtaͤrker, je mehr es an das ſtaͤrkere -+ M herankoͤmmt, und die Anziehung beyder Magnete waͤchſt immerfort bis zur Beruͤhrung.

Der Pol eines Magnets wirkt ſtaͤrker, wenn man den entgegengeſetzten Pol ebenfalls beſchaͤftiget, oder das + M an einem Ende wird freyer, wenn mehr — M an das andere Ende gelockt wird. Hieraus erklaͤren ſich die Vortheile, welche man durch Armatur und Anker erhaͤlt.

Wenn man den Pol + M eines ſtarken Magnets auf das Ende A eines unmagnetiſchen Eiſenſtobs AC auſſetzt, (Taf. XVI. Fig. 30.), ſo erhaͤlt in dieſem Augenblicke A den Magnetismus — M, C hingegen den + M. In der Mitte des Stabs liegen Punkte, die gar kein M zeigen. Streicht man mit dem Pole des Magnets von A gegen

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[105/0111] Platte den Pol — M eines andern Magnets darunter haͤlt. Haͤlt man aber einen Pol + M darunter, ſo faͤllt das Eiſen ſogleich ab. Bringt man zween Magnete von gleicher Staͤrke mit ihren ungleichnamigen Polen zuſammen, ſo ziehen ſie einander ſelbſt ſtark an. Weil ſich aber jetzt ihre ± M vollkommen binden, ſo ziehen ſie in dieſem Zuſtande weiter kein Eiſen, und was vorher an ihnen hieng, faͤllt ab. Bringt man ſie hingegen mit den gleichnamigen Polen zuſammen, ſo ſtoßen ſie zwar einander ſelbſt ab, wirken aber deſto ſtaͤrker auf Eiſen, und zeigen alle magnetiſche Erſcheinungen mit deſto groͤßerer Intenſitaͤt. Sind aber ſolche zuſammengebrachte Magnete von ungleicher Staͤrke, ſo werden die Phaͤnomene weit mannigfaltiger. Sind die genaͤherten Pole gleichnamig, ſo wird das ſchwaͤchere ± M ſchon = o, noch ehe es das ſtaͤrkere ± M beruͤhrt, und zeigt in dieſem Zuſtande gar keinen Magnetismus. Bringt man den ſchwaͤchern Magnet noch naͤher an den ſtaͤrkern, ſo erhaͤlt er gar das entgegengeſetzte -+ M, und wird nun vom ſtaͤrkern ± M angezogen. Naͤhert man aber die Magnete mit ihren ungleichnamigen Polen an einander, ſo wird das ſchwaͤchere ± M immer ſtaͤrker, je mehr es an das ſtaͤrkere -+ M herankoͤmmt, und die Anziehung beyder Magnete waͤchſt immerfort bis zur Beruͤhrung. Der Pol eines Magnets wirkt ſtaͤrker, wenn man den entgegengeſetzten Pol ebenfalls beſchaͤftiget, oder das + M an einem Ende wird freyer, wenn mehr — M an das andere Ende gelockt wird. Hieraus erklaͤren ſich die Vortheile, welche man durch Armatur und Anker erhaͤlt. Wenn man den Pol + M eines ſtarken Magnets auf das Ende A eines unmagnetiſchen Eiſenſtobs AC auſſetzt, (Taf. XVI. Fig. 30.), ſo erhaͤlt in dieſem Augenblicke A den Magnetismus — M, C hingegen den + M. In der Mitte des Stabs liegen Punkte, die gar kein M zeigen. Streicht man mit dem Pole des Magnets von A gegen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/111>, abgerufen am 28.04.2024.