Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Nähert man einander zween Magnete, so ziehen sich ihre Pole nicht ohne Unterschied an, sondern es sinder nur zwischen den ungleichnamigen (dem Nordpole des einen und dem Südpole des andern) Anziehung, zwischen gleichnamigen hingegen vielmehr ein Zurückstoßen statt. Man kan sich davon sehr leicht überzeugen, wenn man die Pole eines Magnets gegen eine Magnetnadel bringt. Der Nordpol der Nadel wird nur vom Südpole des Magnets gezogen; er flieht hingegen vor dem Nordpole des letztern. Wenn man einen Magnet an der Wage ins Gleichgewicht bringt, und einen andern so darunter hält, daß die ungleichnamigen Pole zusammen kommen, so wird jener herabgezogen: treffen aber die gleichnamigen Pole auf einander, so wird er in die Höhe gestoßen, und die Wagschaale steigt. Deswegen heissen die ungleichnamigen Pole auch einige oder freundschaftliche (amici), die gleichnamigen hingegen uneinige oder feindliche (inimici). Schon Aepinus (Tentamen theoriae Electric. et Magn. Petrop. 1759.4. p. 92.) war der Meinung, daß es keinen Magnetismus ohne Polarität, oder keine Anziehung des Eisens gebe, bey der man nicht zugleich Pole bemerke. Neuere Beobachtungen (s. Brugmans Philos. Vers. 12. Satz, S. 127.) haben dies vollkommen bestätigzt. Sie zeigen auch, daß der Einfluß des Nordpols den Einfluß des Südpols schwäche, daß nördliche Polarität durch Null in südliche übergehe, s. Indifferenzpunkt u. s. w. Man ist daher berechtiget, wenigstens zur Bezeichnung der Phänomene, die Wirkungen beyder Pole als Wirkungen entagegengesetzter Magnetismen anzusehen, deren einen man den nördlichen, den andern den südlichen nennen kan. Dies alles hat viel Aehnlichkeit mit den entgegengesetzten Elektricitäten, der positiven und negativen, welche sich nach eben dem Gesetze anziehen und abstoßen, und es ist gar nicht unbequem, diese Magnetismen mit Herrn Lichtenberg (Errlebens Naturl. §.
Naͤhert man einander zween Magnete, ſo ziehen ſich ihre Pole nicht ohne Unterſchied an, ſondern es ſinder nur zwiſchen den ungleichnamigen (dem Nordpole des einen und dem Suͤdpole des andern) Anziehung, zwiſchen gleichnamigen hingegen vielmehr ein Zuruͤckſtoßen ſtatt. Man kan ſich davon ſehr leicht uͤberzeugen, wenn man die Pole eines Magnets gegen eine Magnetnadel bringt. Der Nordpol der Nadel wird nur vom Suͤdpole des Magnets gezogen; er flieht hingegen vor dem Nordpole des letztern. Wenn man einen Magnet an der Wage ins Gleichgewicht bringt, und einen andern ſo darunter haͤlt, daß die ungleichnamigen Pole zuſammen kommen, ſo wird jener herabgezogen: treffen aber die gleichnamigen Pole auf einander, ſo wird er in die Hoͤhe geſtoßen, und die Wagſchaale ſteigt. Deswegen heiſſen die ungleichnamigen Pole auch einige oder freundſchaftliche (amici), die gleichnamigen hingegen uneinige oder feindliche (inimici). Schon Aepinus (Tentamen theoriae Electric. et Magn. Petrop. 1759.4. p. 92.) war der Meinung, daß es keinen Magnetismus ohne Polaritaͤt, oder keine Anziehung des Eiſens gebe, bey der man nicht zugleich Pole bemerke. Neuere Beobachtungen (ſ. Brugmans Philoſ. Verſ. 12. Satz, S. 127.) haben dies vollkommen beſtaͤtigzt. Sie zeigen auch, daß der Einfluß des Nordpols den Einfluß des Suͤdpols ſchwaͤche, daß noͤrdliche Polaritaͤt durch Null in ſuͤdliche uͤbergehe, ſ. Indifferenzpunkt u. ſ. w. Man iſt daher berechtiget, wenigſtens zur Bezeichnung der Phaͤnomene, die Wirkungen beyder Pole als Wirkungen entagegengeſetzter Magnetismen anzuſehen, deren einen man den noͤrdlichen, den andern den ſuͤdlichen nennen kan. Dies alles hat viel Aehnlichkeit mit den entgegengeſetzten Elektricitaͤten, der poſitiven und negativen, welche ſich nach eben dem Geſetze anziehen und abſtoßen, und es iſt gar nicht unbequem, dieſe Magnetismen mit Herrn Lichtenberg (Errlebens Naturl. §. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0105" xml:id="P.3.99" n="99"/><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Entgegengeſetzte Magnetismen.</hi> </hi> </p> <p>Naͤhert man einander zween Magnete, ſo ziehen ſich ihre Pole nicht ohne Unterſchied an, ſondern es ſinder nur zwiſchen den <hi rendition="#b">ungleichnamigen</hi> (dem Nordpole des einen und dem Suͤdpole des andern) <hi rendition="#b">Anziehung,</hi> zwiſchen <hi rendition="#b">gleichnamigen</hi> hingegen vielmehr ein <hi rendition="#b">Zuruͤckſtoßen</hi> ſtatt. Man kan ſich davon ſehr leicht uͤberzeugen, wenn man die Pole eines Magnets gegen eine Magnetnadel bringt. Der Nordpol der Nadel wird nur vom Suͤdpole des Magnets gezogen; er flieht hingegen vor dem Nordpole des letztern. Wenn man einen Magnet an der Wage ins Gleichgewicht bringt, und einen andern ſo darunter haͤlt, daß die ungleichnamigen Pole zuſammen kommen, ſo wird jener herabgezogen: treffen aber die gleichnamigen Pole auf einander, ſo wird er in die Hoͤhe geſtoßen, und die Wagſchaale ſteigt. Deswegen heiſſen die ungleichnamigen Pole auch <hi rendition="#b">einige</hi> oder <hi rendition="#b">freundſchaftliche</hi> <hi rendition="#aq">(amici),</hi> die gleichnamigen hingegen <hi rendition="#b">uneinige</hi> oder <hi rendition="#b">feindliche</hi> <hi rendition="#aq">(inimici).</hi></p> <p>Schon <hi rendition="#b">Aepinus</hi> <hi rendition="#aq">(Tentamen theoriae Electric. et Magn. Petrop. 1759.4. p. 92.)</hi> war der Meinung, daß es keinen Magnetismus ohne Polaritaͤt, oder keine Anziehung des Eiſens gebe, bey der man nicht zugleich Pole bemerke. Neuere Beobachtungen (ſ. <hi rendition="#b">Brugmans</hi> Philoſ. Verſ. 12. Satz, S. 127.) haben dies vollkommen beſtaͤtigzt. Sie zeigen auch, daß der Einfluß des Nordpols den Einfluß des Suͤdpols ſchwaͤche, daß noͤrdliche Polaritaͤt durch <hi rendition="#b">Null</hi> in ſuͤdliche uͤbergehe, ſ. <hi rendition="#b">Indifferenzpunkt</hi> u. ſ. w. Man iſt daher berechtiget, wenigſtens zur Bezeichnung der Phaͤnomene, die Wirkungen beyder Pole als Wirkungen <hi rendition="#b">entagegengeſetzter Magnetismen</hi> anzuſehen, deren einen man den <hi rendition="#b">noͤrdlichen,</hi> den andern den <hi rendition="#b">ſuͤdlichen</hi> nennen kan. Dies alles hat viel Aehnlichkeit mit den entgegengeſetzten Elektricitaͤten, der poſitiven und negativen, welche ſich nach eben dem Geſetze anziehen und abſtoßen, und es iſt gar nicht unbequem, dieſe Magnetismen mit <hi rendition="#b">Herrn Lichtenberg</hi> (Errlebens Naturl. §.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [99/0105]
Entgegengeſetzte Magnetismen.
Naͤhert man einander zween Magnete, ſo ziehen ſich ihre Pole nicht ohne Unterſchied an, ſondern es ſinder nur zwiſchen den ungleichnamigen (dem Nordpole des einen und dem Suͤdpole des andern) Anziehung, zwiſchen gleichnamigen hingegen vielmehr ein Zuruͤckſtoßen ſtatt. Man kan ſich davon ſehr leicht uͤberzeugen, wenn man die Pole eines Magnets gegen eine Magnetnadel bringt. Der Nordpol der Nadel wird nur vom Suͤdpole des Magnets gezogen; er flieht hingegen vor dem Nordpole des letztern. Wenn man einen Magnet an der Wage ins Gleichgewicht bringt, und einen andern ſo darunter haͤlt, daß die ungleichnamigen Pole zuſammen kommen, ſo wird jener herabgezogen: treffen aber die gleichnamigen Pole auf einander, ſo wird er in die Hoͤhe geſtoßen, und die Wagſchaale ſteigt. Deswegen heiſſen die ungleichnamigen Pole auch einige oder freundſchaftliche (amici), die gleichnamigen hingegen uneinige oder feindliche (inimici).
Schon Aepinus (Tentamen theoriae Electric. et Magn. Petrop. 1759.4. p. 92.) war der Meinung, daß es keinen Magnetismus ohne Polaritaͤt, oder keine Anziehung des Eiſens gebe, bey der man nicht zugleich Pole bemerke. Neuere Beobachtungen (ſ. Brugmans Philoſ. Verſ. 12. Satz, S. 127.) haben dies vollkommen beſtaͤtigzt. Sie zeigen auch, daß der Einfluß des Nordpols den Einfluß des Suͤdpols ſchwaͤche, daß noͤrdliche Polaritaͤt durch Null in ſuͤdliche uͤbergehe, ſ. Indifferenzpunkt u. ſ. w. Man iſt daher berechtiget, wenigſtens zur Bezeichnung der Phaͤnomene, die Wirkungen beyder Pole als Wirkungen entagegengeſetzter Magnetismen anzuſehen, deren einen man den noͤrdlichen, den andern den ſuͤdlichen nennen kan. Dies alles hat viel Aehnlichkeit mit den entgegengeſetzten Elektricitaͤten, der poſitiven und negativen, welche ſich nach eben dem Geſetze anziehen und abſtoßen, und es iſt gar nicht unbequem, dieſe Magnetismen mit Herrn Lichtenberg (Errlebens Naturl. §.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |