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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Vergleichung, so ist auch die Schwere während des Falles veränderlich, und in den tiefern Stellen stärker, als in den höhern. Wenn f unveränderlich ist, läßt sich die Formel dv=2gfdt an sich integriren, und giebt v=2gft, und (weil vdt=ds mithin 2gftdt=ds) s=gft, woraus alles so folgt, wie für die gleichförmig beschleunigte Bewegung (Th. I. S. 336. 337.). Daher heißen die unveränderlichen Kräfte auch gleichförmig beschleunigende (uniformiter s. aequabiliter accelerantes).

Zurückstoßende Krast, s. Repulsion.

Zusammengesetzte Kraft, mittlere Kraft, Vis composita, Force resultante. Diejenige Kraft, welche aus der Vereinigung zwoer oder mehrerer nach verschiedenen Richtungen wirkender Kräfte entspringt. Diese verschiedenen Kräfte selbst werden die äußern Kräfte genannt. Aus der Größe und Richtung der äußern Kräfte findet man die mittlere eben so, wie man aus der Größe und Richtung mehrerer zusammenkommenden Bewegungen die zusammengesetzte Bewegung findet, s. Zusammensetzung der Kräfte.

Krystall, Crystallus, Crystal.

So nennt man überhaupt eine jede Substanz, deren Theile so geordnet sind, daß sie regelmäßig gebildete feste Massen ausmachen. Anfänglich ward dieser Name blos dem natürlichen Krystall oder Bergkrystall (Crystallus nativa s. montana, Crystal de roche) beygelegt, einem harten durchsichtigen Steine, der die Gestalt eines sechsseitigen Prisma hat, auf dessen Grundflächen zwo sechsseitige Pyramiden aufgesetzt sind. Dieser Bergkrystall wird bisweilen ganz rein und ungefärbt, bisweilen farbigt gefunden, und macht dasjenige aus, was man insgemein unächte Edelsteine nennt. Er besitzt alle Eigenschaften der Kieselerde, und Bergmann hat aus der Auflösung dieser Erde in Flußspathsäure durchs Anschießen künstlichen Bergkrystall erlangt. Dieser Stein ward schon von den Alten sehr hoch geschätzt, und zu allerley Gefäßen von großem Werthe verarbeitet. Wegen seiner Aehnlichkeit mit dem Eise


Vergleichung, ſo iſt auch die Schwere waͤhrend des Falles veraͤnderlich, und in den tiefern Stellen ſtaͤrker, als in den hoͤhern. Wenn f unveraͤnderlich iſt, laͤßt ſich die Formel dv=2gfdt an ſich integriren, und giebt v=2gft, und (weil vdt=ds mithin 2gftdt=ds) s=gft, woraus alles ſo folgt, wie fuͤr die gleichfoͤrmig beſchleunigte Bewegung (Th. I. S. 336. 337.). Daher heißen die unveraͤnderlichen Kraͤfte auch gleichfoͤrmig beſchleunigende (uniformiter ſ. aequabiliter accelerantes).

Zuruͤckſtoßende Kraſt, ſ. Repulſion.

Zuſammengeſetzte Kraft, mittlere Kraft, Vis compoſita, Force reſultante. Diejenige Kraft, welche aus der Vereinigung zwoer oder mehrerer nach verſchiedenen Richtungen wirkender Kraͤfte entſpringt. Dieſe verſchiedenen Kraͤfte ſelbſt werden die aͤußern Kraͤfte genannt. Aus der Groͤße und Richtung der aͤußern Kraͤfte findet man die mittlere eben ſo, wie man aus der Groͤße und Richtung mehrerer zuſammenkommenden Bewegungen die zuſammengeſetzte Bewegung findet, ſ. Zuſammenſetzung der Kraͤfte.

Kryſtall, Cryſtallus, Cryſtal.

So nennt man uͤberhaupt eine jede Subſtanz, deren Theile ſo geordnet ſind, daß ſie regelmaͤßig gebildete feſte Maſſen ausmachen. Anfaͤnglich ward dieſer Name blos dem natuͤrlichen Kryſtall oder Bergkryſtall (Cryſtallus nativa ſ. montana, Cryſtal de roche) beygelegt, einem harten durchſichtigen Steine, der die Geſtalt eines ſechsſeitigen Prisma hat, auf deſſen Grundflaͤchen zwo ſechsſeitige Pyramiden aufgeſetzt ſind. Dieſer Bergkryſtall wird bisweilen ganz rein und ungefaͤrbt, bisweilen farbigt gefunden, und macht dasjenige aus, was man insgemein unaͤchte Edelſteine nennt. Er beſitzt alle Eigenſchaften der Kieſelerde, und Bergmann hat aus der Aufloͤſung dieſer Erde in Flußſpathſaͤure durchs Anſchießen kuͤnſtlichen Bergkryſtall erlangt. Dieſer Stein ward ſchon von den Alten ſehr hoch geſchaͤtzt, und zu allerley Gefaͤßen von großem Werthe verarbeitet. Wegen ſeiner Aehnlichkeit mit dem Eiſe

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[819/0825] Vergleichung, ſo iſt auch die Schwere waͤhrend des Falles veraͤnderlich, und in den tiefern Stellen ſtaͤrker, als in den hoͤhern. Wenn f unveraͤnderlich iſt, laͤßt ſich die Formel dv=2gfdt an ſich integriren, und giebt v=2gft, und (weil vdt=ds mithin 2gftdt=ds) s=gft, woraus alles ſo folgt, wie fuͤr die gleichfoͤrmig beſchleunigte Bewegung (Th. I. S. 336. 337.). Daher heißen die unveraͤnderlichen Kraͤfte auch gleichfoͤrmig beſchleunigende (uniformiter ſ. aequabiliter accelerantes). Zuruͤckſtoßende Kraſt, ſ. Repulſion. Zuſammengeſetzte Kraft, mittlere Kraft, Vis compoſita, Force reſultante. Diejenige Kraft, welche aus der Vereinigung zwoer oder mehrerer nach verſchiedenen Richtungen wirkender Kraͤfte entſpringt. Dieſe verſchiedenen Kraͤfte ſelbſt werden die aͤußern Kraͤfte genannt. Aus der Groͤße und Richtung der aͤußern Kraͤfte findet man die mittlere eben ſo, wie man aus der Groͤße und Richtung mehrerer zuſammenkommenden Bewegungen die zuſammengeſetzte Bewegung findet, ſ. Zuſammenſetzung der Kraͤfte. Kryſtall, Cryſtallus, Cryſtal. So nennt man uͤberhaupt eine jede Subſtanz, deren Theile ſo geordnet ſind, daß ſie regelmaͤßig gebildete feſte Maſſen ausmachen. Anfaͤnglich ward dieſer Name blos dem natuͤrlichen Kryſtall oder Bergkryſtall (Cryſtallus nativa ſ. montana, Cryſtal de roche) beygelegt, einem harten durchſichtigen Steine, der die Geſtalt eines ſechsſeitigen Prisma hat, auf deſſen Grundflaͤchen zwo ſechsſeitige Pyramiden aufgeſetzt ſind. Dieſer Bergkryſtall wird bisweilen ganz rein und ungefaͤrbt, bisweilen farbigt gefunden, und macht dasjenige aus, was man insgemein unaͤchte Edelſteine nennt. Er beſitzt alle Eigenſchaften der Kieſelerde, und Bergmann hat aus der Aufloͤſung dieſer Erde in Flußſpathſaͤure durchs Anſchießen kuͤnſtlichen Bergkryſtall erlangt. Dieſer Stein ward ſchon von den Alten ſehr hoch geſchaͤtzt, und zu allerley Gefaͤßen von großem Werthe verarbeitet. Wegen ſeiner Aehnlichkeit mit dem Eiſe

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 819. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/825>, abgerufen am 18.05.2024.