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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Halley erlaubte sich ähnliche Muthmaßungen über die Kometen von 1532 und 1661 aus den Beobachtungen des Apianus und Hevel, schloß daraus eine Umlaufszeit von 129 Jahren, und setzte die Wiedererscheinung auf 1790; es wird sich also in den nächsten Jahren zeigen, ob diese Vorhersagung richtig sey; woran jedoch manche Astronomen zweifeln, weil sie in Apians Beobachtungen von 1532 ein Mißtrauen setzen, und die Elemente der Bahnen bey den Kometen der angeführten Jahre nicht übereinstimmend genug finden.

Endlich schrieb auch Halley dem großen Kometen von 1680 eine Periode von 575 Jahren zu, und glaubte dadurch zu finden, daß er 46 Jahre v. C. G. gleich nach dem Tode des|Iulius Cäsar, und um die Zeit der Sündfluth erschienen seyn müsse. Er hielt diesen Kometen für die Ursache der Sündfluth, welchen Gedanken Whiston weiter ausgeführt hat, s. Erdkugel.

Die newtonische Theorie des Kometenlaufs ist durch alle seitdem erschienene Kometen bestätiget worden. Der vom Jahre 1729 gieng sehr langsam und in großer Entfernung von der Sonne, zwischen den Bahnen des Mars und Iupiter durch sein Perihelium. Der von 1744 zeigte bey seiner ersten Erscheinung keinen Schweif, bekam aber einen, der sich während seiner Annäherung an die Sonne bis auf 40° verlängerte. Als er von der Sonne zurückgieng, war nur der Schweif allein sichtbar, aber sehr groß, und in 5 Streifen zertheilt. Der 1769 erschienene zeigte sich im September nach Mitternacht am größten, und mit einem Schweife von 40°. Am 7 Oct. gieng er innerhalb der Merkursbahn, 8mal näher als die Erde, bey der Sonne vorüber. Nach seiner Zurückkunft von derselben, wo er im November Abends wieder sichtbar war, fand ihn Lambert (Beytr. zum Gebrauch der Mathem. Th. III. Num. 7.) sehr verändert, und wendet auf ihn Virgils Stelle an: -- quantum mutatus ab illo!

Squallentem barbam et concretos sanguine crines Vulneraque illa gerena, quae circum plurima Solem Accepit --


Halley erlaubte ſich aͤhnliche Muthmaßungen uͤber die Kometen von 1532 und 1661 aus den Beobachtungen des Apianus und Hevel, ſchloß daraus eine Umlaufszeit von 129 Jahren, und ſetzte die Wiedererſcheinung auf 1790; es wird ſich alſo in den naͤchſten Jahren zeigen, ob dieſe Vorherſagung richtig ſey; woran jedoch manche Aſtronomen zweifeln, weil ſie in Apians Beobachtungen von 1532 ein Mißtrauen ſetzen, und die Elemente der Bahnen bey den Kometen der angefuͤhrten Jahre nicht uͤbereinſtimmend genug finden.

Endlich ſchrieb auch Halley dem großen Kometen von 1680 eine Periode von 575 Jahren zu, und glaubte dadurch zu finden, daß er 46 Jahre v. C. G. gleich nach dem Tode des|Iulius Caͤſar, und um die Zeit der Suͤndfluth erſchienen ſeyn muͤſſe. Er hielt dieſen Kometen fuͤr die Urſache der Suͤndfluth, welchen Gedanken Whiſton weiter ausgefuͤhrt hat, ſ. Erdkugel.

Die newtoniſche Theorie des Kometenlaufs iſt durch alle ſeitdem erſchienene Kometen beſtaͤtiget worden. Der vom Jahre 1729 gieng ſehr langſam und in großer Entfernung von der Sonne, zwiſchen den Bahnen des Mars und Iupiter durch ſein Perihelium. Der von 1744 zeigte bey ſeiner erſten Erſcheinung keinen Schweif, bekam aber einen, der ſich waͤhrend ſeiner Annaͤherung an die Sonne bis auf 40° verlaͤngerte. Als er von der Sonne zuruͤckgieng, war nur der Schweif allein ſichtbar, aber ſehr groß, und in 5 Streifen zertheilt. Der 1769 erſchienene zeigte ſich im September nach Mitternacht am groͤßten, und mit einem Schweife von 40°. Am 7 Oct. gieng er innerhalb der Merkursbahn, 8mal naͤher als die Erde, bey der Sonne voruͤber. Nach ſeiner Zuruͤckkunft von derſelben, wo er im November Abends wieder ſichtbar war, fand ihn Lambert (Beytr. zum Gebrauch der Mathem. Th. III. Num. 7.) ſehr veraͤndert, und wendet auf ihn Virgils Stelle an: — quantum mutatus ab illo!

Squallentem barbam et concretos ſanguine crines Vulneraque illa gerena, quae circum plurima Solem Accepit —

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[790/0796] Halley erlaubte ſich aͤhnliche Muthmaßungen uͤber die Kometen von 1532 und 1661 aus den Beobachtungen des Apianus und Hevel, ſchloß daraus eine Umlaufszeit von 129 Jahren, und ſetzte die Wiedererſcheinung auf 1790; es wird ſich alſo in den naͤchſten Jahren zeigen, ob dieſe Vorherſagung richtig ſey; woran jedoch manche Aſtronomen zweifeln, weil ſie in Apians Beobachtungen von 1532 ein Mißtrauen ſetzen, und die Elemente der Bahnen bey den Kometen der angefuͤhrten Jahre nicht uͤbereinſtimmend genug finden. Endlich ſchrieb auch Halley dem großen Kometen von 1680 eine Periode von 575 Jahren zu, und glaubte dadurch zu finden, daß er 46 Jahre v. C. G. gleich nach dem Tode des|Iulius Caͤſar, und um die Zeit der Suͤndfluth erſchienen ſeyn muͤſſe. Er hielt dieſen Kometen fuͤr die Urſache der Suͤndfluth, welchen Gedanken Whiſton weiter ausgefuͤhrt hat, ſ. Erdkugel. Die newtoniſche Theorie des Kometenlaufs iſt durch alle ſeitdem erſchienene Kometen beſtaͤtiget worden. Der vom Jahre 1729 gieng ſehr langſam und in großer Entfernung von der Sonne, zwiſchen den Bahnen des Mars und Iupiter durch ſein Perihelium. Der von 1744 zeigte bey ſeiner erſten Erſcheinung keinen Schweif, bekam aber einen, der ſich waͤhrend ſeiner Annaͤherung an die Sonne bis auf 40° verlaͤngerte. Als er von der Sonne zuruͤckgieng, war nur der Schweif allein ſichtbar, aber ſehr groß, und in 5 Streifen zertheilt. Der 1769 erſchienene zeigte ſich im September nach Mitternacht am groͤßten, und mit einem Schweife von 40°. Am 7 Oct. gieng er innerhalb der Merkursbahn, 8mal naͤher als die Erde, bey der Sonne voruͤber. Nach ſeiner Zuruͤckkunft von derſelben, wo er im November Abends wieder ſichtbar war, fand ihn Lambert (Beytr. zum Gebrauch der Mathem. Th. III. Num. 7.) ſehr veraͤndert, und wendet auf ihn Virgils Stelle an: — quantum mutatus ab illo! Squallentem barbam et concretos ſanguine crines Vulneraque illa gerena, quae circum plurima Solem Accepit —

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 790. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/796>, abgerufen am 18.05.2024.