haben ihre Beobachtungen nach dieser Zeitrechnung angegeben, und sie stimmt mit dem bey uns angenommenen Mondcykel völlig überein. Dennoch ist die Abweichung vom Sonnenlaufe, ob sie sich gleich in der ganzen Periode aufhebt, in einzelnen Jahren derselben sehr beträchtlich. Das erste Jahr z. B. hat nur 354 Tage, und ist gegen den Sonnenlauf um 11 Tage zu kurz. Mithin fängt das zweyte Jahr 11 Tage zu früh an, und wird die Nachtgleiche erst den 31sten März haben, wenn dieselbe im ersten Jahre auf den 20sten März fiel. Das dritte Jahr hat sie noch 11 Tage später; durch den am Ende desselben eingeschalteten Monat aber wird sie wieder um 19 Tage vorwärts auf den 23sten März gebracht u. s. w., daß also der Anfang der Jahrszeiten nie einen festen Standpunkt hat, und erst nach 76 Jahren genau wieder auf den vorigen Tag zurück kömmt.
Bey den Römern hatte Romulus anfänglich ein Jahr von 304 Tagen eingeführt, und in 10 Monate abgetheilt, deren vier aus 31, sechs aus 30 Tagen bestanden (Macrob. Saturn. L. I. cap. 14.). Da aber dies weder mit der Sonne, noch mit dem Monde übereinstimmt, so setzte Numa noch 50 Tage hinzu, nahm auch, der ungeraden Zahl halber, der man eine gute Vorbedeutung beylegte, jedem der sechs Monate von 30 Tagen, einen Tag ab, und vertheilte diese 56 Tage zu gleichen Theilen unter zween neue Monate von 28 Tagen, welche die Namen Januar und Februar erhielten. Endlich setzte er, ebenfalls der ungeraden Zahl halber, dem Jahre selbst noch einen Tag zu, der dem Januar beygelegt wurde, so daß der einzige den Gottheiten der Unterwelt (Diis inferis) heilige Februar eine gerade Anzahl von Tagen, nemlich 28 behielt. Dieses Jahr von 355 Tagen enthielt nun etwas über 12 Mondwechsel, und sollte durch Einschaltungen mit dem Sonnenlaufe übereinstimmend gemacht werden. Man wählte dazu die Methode der Griechen, in 8 Jahren 90 Tage einzuschalten, wobey man Schaltjahre und gemeine Jahre, und Einschaltungen von 22 und 23 Tagen abwechseln ließ. Diese Octaeteride der Griechen aber setzt ein Jahr von 354 Tagen voraus,
haben ihre Beobachtungen nach dieſer Zeitrechnung angegeben, und ſie ſtimmt mit dem bey uns angenommenen Mondcykel voͤllig uͤberein. Dennoch iſt die Abweichung vom Sonnenlaufe, ob ſie ſich gleich in der ganzen Periode aufhebt, in einzelnen Jahren derſelben ſehr betraͤchtlich. Das erſte Jahr z. B. hat nur 354 Tage, und iſt gegen den Sonnenlauf um 11 Tage zu kurz. Mithin faͤngt das zweyte Jahr 11 Tage zu fruͤh an, und wird die Nachtgleiche erſt den 31ſten Maͤrz haben, wenn dieſelbe im erſten Jahre auf den 20ſten Maͤrz fiel. Das dritte Jahr hat ſie noch 11 Tage ſpaͤter; durch den am Ende deſſelben eingeſchalteten Monat aber wird ſie wieder um 19 Tage vorwaͤrts auf den 23ſten Maͤrz gebracht u. ſ. w., daß alſo der Anfang der Jahrszeiten nie einen feſten Standpunkt hat, und erſt nach 76 Jahren genau wieder auf den vorigen Tag zuruͤck koͤmmt.
Bey den Roͤmern hatte Romulus anfaͤnglich ein Jahr von 304 Tagen eingefuͤhrt, und in 10 Monate abgetheilt, deren vier aus 31, ſechs aus 30 Tagen beſtanden (Macrob. Saturn. L. I. cap. 14.). Da aber dies weder mit der Sonne, noch mit dem Monde uͤbereinſtimmt, ſo ſetzte Numa noch 50 Tage hinzu, nahm auch, der ungeraden Zahl halber, der man eine gute Vorbedeutung beylegte, jedem der ſechs Monate von 30 Tagen, einen Tag ab, und vertheilte dieſe 56 Tage zu gleichen Theilen unter zween neue Monate von 28 Tagen, welche die Namen Januar und Februar erhielten. Endlich ſetzte er, ebenfalls der ungeraden Zahl halber, dem Jahre ſelbſt noch einen Tag zu, der dem Januar beygelegt wurde, ſo daß der einzige den Gottheiten der Unterwelt (Diis inferis) heilige Februar eine gerade Anzahl von Tagen, nemlich 28 behielt. Dieſes Jahr von 355 Tagen enthielt nun etwas uͤber 12 Mondwechſel, und ſollte durch Einſchaltungen mit dem Sonnenlaufe uͤbereinſtimmend gemacht werden. Man waͤhlte dazu die Methode der Griechen, in 8 Jahren 90 Tage einzuſchalten, wobey man Schaltjahre und gemeine Jahre, und Einſchaltungen von 22 und 23 Tagen abwechſeln ließ. Dieſe Octaeteride der Griechen aber ſetzt ein Jahr von 354 Tagen voraus,
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haben ihre Beobachtungen nach dieſer Zeitrechnung angegeben, und ſie ſtimmt mit dem bey uns angenommenen Mondcykel voͤllig uͤberein. Dennoch iſt die Abweichung vom Sonnenlaufe, ob ſie ſich gleich in der ganzen Periode aufhebt, in einzelnen Jahren derſelben ſehr betraͤchtlich. Das erſte Jahr z. B. hat nur 354 Tage, und iſt gegen den Sonnenlauf um 11 Tage zu kurz. Mithin faͤngt das zweyte Jahr 11 Tage zu fruͤh an, und wird die Nachtgleiche erſt den 31ſten Maͤrz haben, wenn dieſelbe im erſten Jahre auf den 20ſten Maͤrz fiel. Das dritte Jahr hat ſie noch 11 Tage ſpaͤter; durch den am Ende deſſelben eingeſchalteten Monat aber wird ſie wieder um 19 Tage vorwaͤrts auf den 23ſten Maͤrz gebracht u. ſ. w., daß alſo der Anfang der Jahrszeiten nie einen feſten Standpunkt hat, und erſt nach 76 Jahren genau wieder auf den vorigen Tag zuruͤck koͤmmt.</p><p>Bey den Roͤmern hatte <hirendition="#b">Romulus</hi> anfaͤnglich ein Jahr von 304 Tagen eingefuͤhrt, und in 10 Monate abgetheilt, deren vier aus 31, ſechs aus 30 Tagen beſtanden <hirendition="#aq">(<hirendition="#i">Macrob.</hi> Saturn. L. I. cap. 14.).</hi> Da aber dies weder mit der Sonne, noch mit dem Monde uͤbereinſtimmt, ſo ſetzte <hirendition="#b">Numa</hi> noch 50 Tage hinzu, nahm auch, der ungeraden Zahl halber, der man eine gute Vorbedeutung beylegte, jedem der ſechs Monate von 30 Tagen, einen Tag ab, und vertheilte dieſe 56 Tage zu gleichen Theilen unter zween neue Monate von 28 Tagen, welche die Namen Januar und Februar erhielten. Endlich ſetzte er, ebenfalls der ungeraden Zahl halber, dem Jahre ſelbſt noch einen Tag zu, der dem Januar beygelegt wurde, ſo daß der einzige den Gottheiten der Unterwelt <hirendition="#aq">(Diis inferis)</hi> heilige Februar eine gerade Anzahl von Tagen, nemlich 28 behielt. Dieſes Jahr von 355 Tagen enthielt nun etwas uͤber 12 Mondwechſel, und ſollte durch Einſchaltungen mit dem Sonnenlaufe uͤbereinſtimmend gemacht werden. Man waͤhlte dazu die Methode der Griechen, in 8 Jahren 90 Tage einzuſchalten, wobey man Schaltjahre und gemeine Jahre, und Einſchaltungen von 22 und 23 Tagen abwechſeln ließ. Dieſe Octaeteride der Griechen aber ſetzt ein Jahr von 354 Tagen voraus,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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haben ihre Beobachtungen nach dieſer Zeitrechnung angegeben, und ſie ſtimmt mit dem bey uns angenommenen Mondcykel voͤllig uͤberein. Dennoch iſt die Abweichung vom Sonnenlaufe, ob ſie ſich gleich in der ganzen Periode aufhebt, in einzelnen Jahren derſelben ſehr betraͤchtlich. Das erſte Jahr z. B. hat nur 354 Tage, und iſt gegen den Sonnenlauf um 11 Tage zu kurz. Mithin faͤngt das zweyte Jahr 11 Tage zu fruͤh an, und wird die Nachtgleiche erſt den 31ſten Maͤrz haben, wenn dieſelbe im erſten Jahre auf den 20ſten Maͤrz fiel. Das dritte Jahr hat ſie noch 11 Tage ſpaͤter; durch den am Ende deſſelben eingeſchalteten Monat aber wird ſie wieder um 19 Tage vorwaͤrts auf den 23ſten Maͤrz gebracht u. ſ. w., daß alſo der Anfang der Jahrszeiten nie einen feſten Standpunkt hat, und erſt nach 76 Jahren genau wieder auf den vorigen Tag zuruͤck koͤmmt.
Bey den Roͤmern hatte Romulus anfaͤnglich ein Jahr von 304 Tagen eingefuͤhrt, und in 10 Monate abgetheilt, deren vier aus 31, ſechs aus 30 Tagen beſtanden (Macrob. Saturn. L. I. cap. 14.). Da aber dies weder mit der Sonne, noch mit dem Monde uͤbereinſtimmt, ſo ſetzte Numa noch 50 Tage hinzu, nahm auch, der ungeraden Zahl halber, der man eine gute Vorbedeutung beylegte, jedem der ſechs Monate von 30 Tagen, einen Tag ab, und vertheilte dieſe 56 Tage zu gleichen Theilen unter zween neue Monate von 28 Tagen, welche die Namen Januar und Februar erhielten. Endlich ſetzte er, ebenfalls der ungeraden Zahl halber, dem Jahre ſelbſt noch einen Tag zu, der dem Januar beygelegt wurde, ſo daß der einzige den Gottheiten der Unterwelt (Diis inferis) heilige Februar eine gerade Anzahl von Tagen, nemlich 28 behielt. Dieſes Jahr von 355 Tagen enthielt nun etwas uͤber 12 Mondwechſel, und ſollte durch Einſchaltungen mit dem Sonnenlaufe uͤbereinſtimmend gemacht werden. Man waͤhlte dazu die Methode der Griechen, in 8 Jahren 90 Tage einzuſchalten, wobey man Schaltjahre und gemeine Jahre, und Einſchaltungen von 22 und 23 Tagen abwechſeln ließ. Dieſe Octaeteride der Griechen aber ſetzt ein Jahr von 354 Tagen voraus,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 715. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/721>, abgerufen am 22.11.2024.
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