Cäsar den römischen Kalender verbesserte, führte das Jahr, das sie voraussetzt, auch bey den Römern ein. Seit dieser Zeit ist es unter dem Namen des julianischen Jahres bekannt geblieben.
Hipparch zu Alexandrien beobachtete nach den Nachrichten des Prolemäus(Almagest. L. III.) die Zeitpunkte der Nachtgleichen und Sonnenwenden mit vieler Sorgfalt. Er verglich seine Beobachtungen mit denen, welche Aristarch von Samos 145 Jahre vor ihm angestellt hatte, und fand, daß die Sonnenwenden seit dieser Zeit um 12 Stunden früher einfielen. Dieser Bestimmung nach schien ihm die wahre Länge des Jahres (12/145) oder beynahe (1/12) Stunde, d.i. 5 Minuten kürzer, als die kallippische Periode annahm, mithin nur 365 T. 5 St. 55 Min. zu seyn. Weil diese (12/145) Stunden in 4X76 Jahren 25 St. 9 Min. ausmachen, so schlug er vor, vier kallippische Perioden zusammenzunehmen, und einen Tag daraus hinwegzulassen, wobey 304 Jahre von eben so viel Umläufen der Sonne nur um 1 Stunde 9 Min. abweichen würden. Es ist aber dieser Vorschlag ohne Anwendung geblieben.
Die neuern Astronomen haben von der vortreflichen Methode des Hipparch, alte und neue Beobachtungen zu vergleichen, häufigen Gebrauch gemacht. So hatte Walther zu Nürnberg im Jahre 1488 die Nachtgleiche den 10ten März um 15 Uhr 40 Min. beobachtet, welches auf den Meridian von Uranienburg (der um 15 Min. Zeit weiter ostwärts liegt) reducirt, die Nachtgleiche
1488
d. 10 März
15 St.
55 Min.
giebt.
Tycho fand sie 1588
d. 9 März
21 St.
10 Min.
Unterschied auf 100 Jahr 18 St. 45 M.=1125 M.
div. mit 100)
auf 1 Jahr -- -- 11 Min. 15 Sec.
Nach dieser Rechnung ist das wahre Sonnenjahr um 11 Min. 15 Sec. kürzer, als das julianische v. 365 T. 6 Stunden, mithin beträgt es 365 T. 5 St. 48 Min. 45 Sec. (s. Tychonis de Brahe Progymnasm. Astr. p. 51.). Aehnliche Vergleichungen findet man beym Riccioli(Almagest.
Caͤſar den roͤmiſchen Kalender verbeſſerte, fuͤhrte das Jahr, das ſie vorausſetzt, auch bey den Roͤmern ein. Seit dieſer Zeit iſt es unter dem Namen des julianiſchen Jahres bekannt geblieben.
Hipparch zu Alexandrien beobachtete nach den Nachrichten des Prolemaͤus(Almageſt. L. III.) die Zeitpunkte der Nachtgleichen und Sonnenwenden mit vieler Sorgfalt. Er verglich ſeine Beobachtungen mit denen, welche Ariſtarch von Samos 145 Jahre vor ihm angeſtellt hatte, und fand, daß die Sonnenwenden ſeit dieſer Zeit um 12 Stunden fruͤher einfielen. Dieſer Beſtimmung nach ſchien ihm die wahre Laͤnge des Jahres (12/145) oder beynahe (1/12) Stunde, d.i. 5 Minuten kuͤrzer, als die kallippiſche Periode annahm, mithin nur 365 T. 5 St. 55 Min. zu ſeyn. Weil dieſe (12/145) Stunden in 4X76 Jahren 25 St. 9 Min. ausmachen, ſo ſchlug er vor, vier kallippiſche Perioden zuſammenzunehmen, und einen Tag daraus hinwegzulaſſen, wobey 304 Jahre von eben ſo viel Umlaͤufen der Sonne nur um 1 Stunde 9 Min. abweichen wuͤrden. Es iſt aber dieſer Vorſchlag ohne Anwendung geblieben.
Die neuern Aſtronomen haben von der vortreflichen Methode des Hipparch, alte und neue Beobachtungen zu vergleichen, haͤufigen Gebrauch gemacht. So hatte Walther zu Nuͤrnberg im Jahre 1488 die Nachtgleiche den 10ten Maͤrz um 15 Uhr 40 Min. beobachtet, welches auf den Meridian von Uranienburg (der um 15 Min. Zeit weiter oſtwaͤrts liegt) reducirt, die Nachtgleiche
1488
d. 10 Maͤrz
15 St.
55 Min.
giebt.
Tycho fand ſie 1588
d. 9 Maͤrz
21 St.
10 Min.
Unterſchied auf 100 Jahr 18 St. 45 M.=1125 M.
div. mit 100)
auf 1 Jahr — — 11 Min. 15 Sec.
Nach dieſer Rechnung iſt das wahre Sonnenjahr um 11 Min. 15 Sec. kuͤrzer, als das julianiſche v. 365 T. 6 Stunden, mithin betraͤgt es 365 T. 5 St. 48 Min. 45 Sec. (ſ. Tychonis de Brahe Progymnaſm. Aſtr. p. 51.). Aehnliche Vergleichungen findet man beym Riccioli(Almageſt.
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Caͤſar den roͤmiſchen Kalender verbeſſerte, fuͤhrte das Jahr, das ſie vorausſetzt, auch bey den Roͤmern ein. Seit dieſer Zeit iſt es unter dem Namen des julianiſchen Jahres bekannt geblieben.
Hipparch zu Alexandrien beobachtete nach den Nachrichten des Prolemaͤus (Almageſt. L. III.) die Zeitpunkte der Nachtgleichen und Sonnenwenden mit vieler Sorgfalt. Er verglich ſeine Beobachtungen mit denen, welche Ariſtarch von Samos 145 Jahre vor ihm angeſtellt hatte, und fand, daß die Sonnenwenden ſeit dieſer Zeit um 12 Stunden fruͤher einfielen. Dieſer Beſtimmung nach ſchien ihm die wahre Laͤnge des Jahres (12/145) oder beynahe (1/12) Stunde, d.i. 5 Minuten kuͤrzer, als die kallippiſche Periode annahm, mithin nur 365 T. 5 St. 55 Min. zu ſeyn. Weil dieſe (12/145) Stunden in 4X76 Jahren 25 St. 9 Min. ausmachen, ſo ſchlug er vor, vier kallippiſche Perioden zuſammenzunehmen, und einen Tag daraus hinwegzulaſſen, wobey 304 Jahre von eben ſo viel Umlaͤufen der Sonne nur um 1 Stunde 9 Min. abweichen wuͤrden. Es iſt aber dieſer Vorſchlag ohne Anwendung geblieben.
Die neuern Aſtronomen haben von der vortreflichen Methode des Hipparch, alte und neue Beobachtungen zu vergleichen, haͤufigen Gebrauch gemacht. So hatte Walther zu Nuͤrnberg im Jahre 1488 die Nachtgleiche den 10ten Maͤrz um 15 Uhr 40 Min. beobachtet, welches auf den Meridian von Uranienburg (der um 15 Min. Zeit weiter oſtwaͤrts liegt) reducirt, die Nachtgleiche 1488 d. 10 Maͤrz 15 St. 55 Min. giebt.
Tycho fand ſie 1588 d. 9 Maͤrz 21 St. 10 Min.
Unterſchied auf 100 Jahr 18 St. 45 M.=1125 M.
div. mit 100)
auf 1 Jahr — — 11 Min. 15 Sec.
Nach dieſer Rechnung iſt das wahre Sonnenjahr um 11 Min. 15 Sec. kuͤrzer, als das julianiſche v. 365 T. 6 Stunden, mithin betraͤgt es 365 T. 5 St. 48 Min. 45 Sec. (ſ. Tychonis de Brahe Progymnaſm. Aſtr. p. 51.). Aehnliche Vergleichungen findet man beym Riccioli (Almageſt.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 681. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/687>, abgerufen am 22.11.2024.
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